Brazilian Jiu-Jitsu – Die Kunst des Bodenkampfes


Brazilian Jiu-Jitsu
Brazilian Jiu-Jitsu

Das Brazilian Jiu-Jitsu (BJJ) hat sich seit den ersten UFCs (Ultimate Fighting Championships), sogenannten „regellosen Käfigkämpfen“ und den großen Erfolgen des Brasilianers Royce Gracie in den 90 Jahren des 20. Jahrhunderts, weltweit verbreitet. Es ist ein äußerst effektives Bodenkampfsystem, das eine fixe Größe in den Mixed Martial Arts darstellt.

Das Brazilian Jiu-Jitsu ist ein auf den Bodenkampf spezialisierter Kampfsport. Das System wurde aus dem japanischen Jiu-Jitsu und dem Judo entwickelt, in realen „regellosen“ Vergleichskämpfen getestet und optimiert. So entstand ein äußerst effektiver Kampfsport, der sich auch im MMA bewährt.

Brazilian Jiu-Jitsu ist durch seine Effektivität im Kampfsport bekannt geworden, bietet neben dem sportlichen Aspekt, zumindest in seiner ursprünglichen Form, auch einen Selbstverteidigungsaspekt an. Mehrere Millionen Sportler trainieren heute Brazilian Jiu-Jitsu weltweit.

Die Geschichte des Brazilian Jiu-Jitsu

Helio Gracie gilt als der Begründer des Brazilian Jiu-Jitsu. Von Natur aus eher klein und schmächtig war er gezwungen, mit Techniken zu arbeiten, die ein geringes Maß an Körperkraft erforderten. Er verfeinerte Techniken aus dem Judo…. und spezialisierte sich besonders auf Hebel und Würgetechniken.

Brazilian Jiu-Jitsu ist ein System, das sich wie kein anderes auf den Bodenkampf spezialisiert hat. In Herausforderungskämpfen, gegen Kämpfer aus unterschiedlichsten Kampfkünsten und Kampfsportarten, testeten Helio und seine Familienmitglieder ihr System immer wieder auf seine praktische Anwendbarkeit. Die Kämpfe wurde Vale Tudo, was übersetzt so viel wie „Alles geht – alles ist erlaubt“genannt.

In den ersten UFCs, den sogenannten Ultimate Fighting Championships, die erstmals 1993 in den USA veranstaltet und im Pay-per-View – Bezahlfernsehen live übertragen wurden, änderte sich die Welt des Kampfsportes maßgeblich.

In den fast regellosen Kämpfen, Fingerstiche in die Augen und beißen waren nicht erlaubt, Kopfstöße, an den Haaren zu ziehen und sogar den Genitalbereich zu attackieren, aber nicht ausdrücklich verboten.

Die für die absolute Mehrheit überraschende Erkenntnis war:

Grappling, also Ringen und besonders das auf den Bodenkampf spezialisierte Brazilian Jiu-Jitsu, erwiesen sich als effektiver als die aufs Schlagen und treten spezialisierten Kampfsportarten.

Karatekas und Boxer wurden vom nur 82 kg schweren Royce Gracie zu Boden gebracht und erwiesen sich dort als hilflos gegen den trainierten Bodenkämpfer. Sie wurden über Würge- und Hebeltechniken zur Aufgabe gezwungen.

Diese Art des Bodenkampfes war damals praktisch unbekannt und die Kämpfer hatten keinerlei Idee, wie gefährlich er für sie werden würde.

Es herrschte keinerlei Grundwissen, über die Vor- und Nachteile grundlegender Positionen am Boden, wie es heute jeder hat, der sich für Brazilian Jiu-Jitsu und die Mixed Martial Arts (MMA) auch nur ansatzweise interessiert.

Damit begann der Siegeszug des Brazilian Jiu-Jitsu in der Welt des Kampfsportes. Aus den modernen Mixed Martial Arts ist das BJJ nicht mehr wegzudenken. Wer keines der auf den Bodenkampf spezialisierten Systeme trainiert, ist praktisch chancenlos.

Alternativen zum Brazilian Jiu-Jitsu wären, das ebenfalls mit dem BJJ eng verwandte brasilianische Luta Livre und das russische Sambo.

Der Ringkampfsport und das japanische Judo stellen ebenso eine gute Grundlage, für den Bodenkampf und den Übergang zwischen Stand und Boden dar.

Brazilian Jiu-Jitsu als Wettkampfsport

In den Brazilian Jiu-Jitsu Wettkämpfen sind Schläge und Tritte nicht erlaubt. Die Kämpfe beginnen im Stehen und enden sehr schnell am Boden. Würfe und sogenannte Take Downs, Aktionen, die dazu dienen den Gegner zu Boden zu bringen, sind fixer Bestandteil des BJJ.

Ziel der Kämpfer ist es, sich eine vorteilhafte strategische Position zu erarbeiten und von dort aus Hebel- und Würgetechniken anzusetzen. So zwingst du den Gegner zur Aufgabe.

Die Befreiung aus aller Arten von Hebeln und Griffen ist denkbar einfach. Du musst nur am Gegner oder am Boden abklopfen.

Leider gilt das nur für sportliche Wettkämpfe.

Grundlegende Positionen im Brazilian Jiu-Jitsu

  • Mount
  • side Mount
  • half mount
  • Knee on stomack
  • guard position

Welche Gürtel gibt es im Brazilian Jiu-Jitsu?

Die Gürtel zeigen den Kenntnisstand und das Können des Sportlers an. Das Brazilian Jiu-Jitsu ist bekannt dafür, dass die Gürtel nicht verschenkt werden. Du musst dir die entsprechende Graduierung durch kämpferische Leistung erarbeiten.

Ein Schwarzgurt (bzw. jeder Gurt) hat hier noch wirklich Bedeutung und ist an kämpferische Fähigkeiten geknüpft.

Das ist leider nicht bei allen Kampfsportarten so, was dann zu einer Entwertung der Gürtelgrade geführt hat.

  1.  weiß
  2.  blau
  3.  lila
  4.  braun
  5. schwarz

Ist Brazilian Jiu-Jitsu für Frauen geeignet?

Frauen sind im Durchschnitt Männern an Körperkraft, Größe und Gewicht deutlich unterlegen. Im Kampf gegen Männer haben Frauen immer wesentliche Nachteile. Durch entsprechendes Training können körperliche Nachteile aber bis zu einem gewissen Grad allerdings ausgeglichen werden.

Gerade das Brazilian Jiu-Jitsu hat sich diesbezüglich als sehr effektiv erwiesen. Das gilt für die sportliche Auseinandersetzung und, mit wesentlichen Einschränkungen allerdings, auch bei der Selbstverteidigung.

Falls du engen Körperkontakt als unangenehm empfinden solltest, ist Brazilian Jiu-Jitsu, wie du anhand der Videos erkennen kannst, allerdings nichts für dich. Du kommst zwangsläufig mit Schweiß deiner Trainingspartner in Kontakt und wirst in dich immer wieder in „ungewohnten“ Positionen, mit fremden Menschen wiederfinden.

Brazilian Jiu-Jitsu für Kinder

Die Gracie Familie, die „Erfinder“ des Brazilian Jiu-Jitsu trainieren mit ihren Kindern schon im Kleinkindalter, auf spielerische Art und Weise.

Raufen und Rangeln sind natürliche Verhaltensweisen, die dazu dienen ein gutes Körpergefühl zu entwickeln und den Körper zu entwickeln.

Wir können diese Verhaltensweisen auch im Tierreich, zumindest bei den meisten Säugetieren, beobachten.

Es ist eine Möglichkeit, auf spielerische Art und Weise zu kämpfen, Erfahrungen zu sammeln und stärker zu werden. Grundsätzlich ist BJJ also auch schon für kleine Kinder geeignet. Es muss aber ein entsprechend qualifizierter und erfahrener Lehrer das Training anleiten.

Manche Techniken eignen sich aufgrund ihrer Gefährlichkeit nicht für Kinder.

Ihnen fehlt dazu einfach noch die geistige Reife. Das Problem lässt sich aber einfach umgehen, indem diese Techniken weder gezeigt noch trainiert werden.

Grundsätzlich lässt sich sagen: Brazilian Jiu-Jitsu ist unter einem guten Lehrer oder Team von Lehrern, gut für Kinder geeignet.

Es kommt ihrem natürlichen Spieltrieb sehr entgegen und kann dann ohne besondere Gesundheitsrisiken sicher ausgeübt werden.

Ist Brazilian Jiu-Jitsu zur Selbstverteidigung geeignet?

Das japanische Jiu-Jitsu, aus dem auch der Judosport abgeleitet wurde, war ein reines Kampf- und Selbstverteidigungssystem.

Brazilian Jiu-Jitsu wurde auch unter diesen Gesichtspunkten von Helio Gracie weiterentwickelt und geprägt. In den ersten sogenannten Vale Tudo Kämpfen, war fast alles erlaubt. Schläge und Tritte, genauso wie ringen, hebeln und würgen.

Das bedeutet, die ersten Generationen, trainierten im BJJ hauptsächlich noch Inhalte, die sehr relevant für die waffenlose Selbstverteidigung waren.

Die Versportlichung des Brazilian Jiu-Jitsu hat dem Selbstverteidigungsaspekt allerdings wenig Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen. Das wird von führenden Meistern unterschiedlichster Stilrichtungen im Brazilian Jiu-Jitsu auch immer wieder kritisiert.

Ein weiterer Kritikpunkt, was die Eignung des Brazilian Jiu-Jitsu zur Selbstverteidigung anbelangt, ist, dass der Bodenkampf in der Selbstverteidigung eine wichtige, aber untergeordnete Rolle spielt. Schläge und mitunter Tritte, neben grundsätzliches Wissen um Hieb und Stichwaffen spielen eine wichtige Rolle in der Selbstverteidigung. Dieser Aspekt darf nicht vernachlässigt werden, wenn es um Selbstverteidigung geht!

Sträflich vernachlässigt der Waffenaspekt in der Selbstverteidigung.

Die Rolle des Bodenkampfes in der Selbstverteidigung

In einer Notsituation freiwillig auf den Boden zu gehen, um einen Angreifer bewusstlos zu würgen, oder zur Aufgabe zu zwingen, bzw. ihm Gliedmaßen zu brechen ist fast immer eine schlechte Idee.

  • Neben der Bodenbeschaffenheit, die wohl selten die Annehmlichkeiten eines Mattenbodens widerspiegeln werden, sind umstehende Personen, die ja jederzeit eingreifen können, ein großes Problem.
  • Was hilft dir eine dominante Position am Boden, wenn ein Freund deines Gegners beschließt Fußball mit deinem Kopf zu spielen? Du bist dem dann praktisch schutzlos ausgeliefert.
  • Gute Fähigkeiten im Bodenkampf helfen dir auch, ihn zu vermeiden und schnell wieder vom Boden auf die Füße zu kommen.

Waffen und realistische Selbstverteidigung

Ein weiteres Problem stellen Waffen dar. Die bereiten nicht nur am Boden, sondern auch im Stand ein massives Problem. Für jeden Kampfsportler und Kampfkünstler!

  • Grundsätzlich musst du mit Waffen trainieren, um eine Chance gegen sie zu haben. Wer die Funktionsweise von Waffen nicht versteht, hat kaum Chancen.

Was Waffen und Messerabwehr betrifft, haben die Gracies unbestritten Experten auf ihrem Gebiet, nicht immer mit besonderer Weisheit geglänzt.

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum dieses Video noch immer online ist. Vermutlich ist ihnen nicht bewusst, was sie da treiben.

Ich traue mich, das zu beurteilen. Wir trainieren im Escrima, mit allen Arten von Waffen und betreiben einschlägiges Sparring mit ihnen. Ich kann beurteilen, was funktioniert und was nicht. Auch wenn ich kämpferisch noch lange nicht dort bin, wo ich sein möchte. Aber wer ist das schon? 😉

Die oben gezeigten Messerabwehren sind unrealistisch.

Mehr Informationen zur Gefährlichkeit von Messerangriffen.

Fazit –  Brazilian Jiu-Jitsu, die Kunst des Bodenkampfes

  • BJJ ist ein in Wettkämpfen erprobter Kampfsport.
  • Er stellt eine wichtige Grundlage für viele Kämpfer in den Mixed Martial Arts dar.
  • Als waffenloses Selbstverteidigungssystem konzipiert, wurde das BJJ zunehmend versportlicht, was auch führende Meister immer wieder kritisieren.
  • Du wirst aber mit Sicherheit noch gute Lehrer finden, die sich dem Selbstschutzaspekt in ihrem Training widmen.
  • BJJ ist für Kinder gut geeignet.
  • Frauen sollten keine Berührungsängste haben, wenn sie Brazilian Jiu-Jitsu erlernen möchten.

Wer Lust hat, es auszuprobieren, wendet sich an die nächste Schule und vereinbart ein Probetraining. Die sind in der Regel kostenlos und du bekommst einen Einblick ins Training.

Viel Spaß dabei!

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