Für Kontaktsportarten und besonders Kampfsportarten ist der Zahnschutz ein unerlässlicher Ausrüstungsgegenstand und kein Accessoire, das man haben kann, oder auch nicht.
Kein “ nice to have“, wie man zu sagen pflegt.
Der Mund- bzw. Zahnschutz, schützt nicht nur Zähne, sondern auch die Lippen, Kiefer und Nacken, durch muskuläre Spannung, vor Schäden durch Schläge und Tritte. Der Schutz sollte individuell angepasst werden und schadstofffrei sein. Meist reicht ein Schutz, der die obere Zahnreihe bedeckt, aus.
Ich selbst bekenne mich schuldig, lange Zeit so gedacht zu haben. Für mich war der Zahnschutz etwas, das in allererster Linie beim Atmen gestört hat. In Situationen, in denen man ohnehin gerne mehr Luft zur Verfügung hätte. Bis irgendwann beim Sparring ein Stück Zahn abgesplittert ist. Es hätte aber durchaus schlimmer kommen können.
In diesem Artikel erfährst du mehr über die Funktion, die Auswahl und die Anpassung eines Mund- und Zahnschutzes.
Wozu dient ein Mundschutz/Zahnschutz?
Der Begriff Mundschutz ist eigentlich treffender als Zahnschutz. Denn der Mundschutz schützt nicht nur die Zähne, sondern den gesamten Bereich um die Zähne herum. Gerade Anfänger unterschätzen oft die Wichtigkeit eines Mundschutzes, der auch bei leichten Partnerübungen getragen werden sollte.
Die Schutzfunktion des Mundschutzes:
- Zahnschutz – schützt gegen direkte Treffer
- Schutz gegen das Aneinanderschlagen der Zähne
- Schutz der Lippen
- des Kiefers
- der Halswirbelsäule
- der Nackenmuskulatur
Durch die Kombination eines gut sitzenden, qualitativ hochwertigen Mundschutzes mit einem geeigneten Kopfschutz kann das Risiko einer Gehirnerschütterung verringert oder sogar vermieden werden. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der Mundschutz richtig getragen wird und der Mund bei einem Treffer geschlossen bleibt.
Bei geschlossenem Mund kann der Mundschutz seine Wirksamkeit optimal entfalten. Die einwirkenden Kräfte können gedämpft und so umgeleitet werden, dass Verletzungen reduziert und in den meisten Fällen verhindert werden.
Die Muskelspannung im Mund-Kiefer-Bereich wirkt sich positiv auf die Halsmuskulatur und damit auf den Schutz der Wirbelsäule aus.
Absolute Sicherheit gibt der Mundschutz aber keine. Mike Tyson hat mehreren Gegnern ihren Mundschutz samt Zähnen und Brücken herausgeschlagen. Das Problem, mit Tyson, oder jemandem in seiner Kategorie um die Boxweltmeisterschaft im Schwergewicht anzutreten, dürfen allerdings die wenigsten von uns haben.
Manche Hersteller geben aber Garantien auf ihre Produkte und bieten Schadenersatz für Zahnschäden an.
Welchen Arten von Mundschützern gibt es?
Medizinischer Mundschutz, oder ärztlich angepasster Mundschutz
Beim medizinischen Mundschutz wird der Schutz dem Gebiss individuell angepasst. Eine aus nachvollziehbaren Gründen teure Variante. Hier zählt man für bessere Qualität deutlich mehr.
Der Arzt hat die Möglichkeit nicht nur auf die individuellen anatomischen Gegebenheiten einzugehen, sondern auch auf Zahnspangen. Zahnspangen Träger sollten darauf zurückgreifen, da es ohne einen entsprechenden Schutz zu gröberen Verletzungen im Mundraum kommen kann.
Mittlerweile gibt es auch schon gute Zahnschützer für Zahnspangenträger. Der Opro, ist unten verlinkt.
Mundschutz für Erwachsene/Kinder
Aufgrund der unterschiedlichen Größen wird hier, abhängig vom Hersteller bis 11,12,14 Jahren und darüber unterschieden. Im Erwachsenenbereich gibt es in der Regel Einheitsgrößen, die per „boil and bite“ individuell angepasst werden können.
„Boil and bite“ bedeutet, dass der Mundschutz erwärmt und dann, Zähnen und Kiefer angepasst wird.
Einfacher/doppelter Zahnschutz
Die meisten Zahnschützer bedecken nur die obere Zahnreihe. Sie schützen aber, wie der Doppelmundschutz, den gesamten Kieferbereich, wenn der Mund fest geschlossen bleibt. Dadurch werden die einwirkenden Kräfte gedämpft und abgeleitet.
Beim doppelten Zahnschutz wird die Atmung zusätzlich erschwert. Der doppelte Zahnschutz bietet etwas mehr Sicherheit, ist aber für Kampfsportler nicht zu empfehlen, da er die Atmung stark erschwert.
Speziell für Kampfsportler gilt:
Neben den Vollkontakt Sportarten, wie Boxen, Kickboxen und Muay Thai, empfiehlt es sich für jede Art von Kampfsport Mundschutz zu tragen.
Auch im Leichtkontakt, denn selbst im Leichtkontakt kann es auch schon durch leichte Schläge, die in ungünstigen Winkeln treffen, zu schweren Verletzungen des Kiefers kommen.
Ganz angesehen davon, dass das Ideal des Leichtkontakts nicht von allen zu jeder Zeit erreicht wird. Im Gerangel, oder Nahkampf kann es zudem durch unbeabsichtigte Aktionen, wie Kopfstößen oder Ellbogenschlägen zu schweren Verletzungen kommen.
Der richtige Sitz des Mundschutzes
Der Mundschutz sollte möglichst eng sitzen, ähnlich wie der Sicherheitsgurt im Auto, um bestmöglichen Schutz zu gewährleisten.
Der einfache, nur am Oberkiefer sitzende Mundschutz, darf bei geöffnetem Mund nicht herunterrutschen. Das wird durch individuelle Anpassung des Mundschutzes erreicht.
Die gängigste Vorgehensweise dabei ist das sogenannte “ boil and bite“. Der Mundschutz wird in heißem Wasser erwärmt und dann in weicher, verformbarer Form den Zähnen und dem Kiefer angepasst.
Die Details sind den Gebrauchsanweisungen der jeweiligen Hersteller zu entnehmen.
Die individuelle Anpassung des Zahnschutzes
Achtung: Die Vorgehensweise unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller. Unbedingt die jeweilige Anleitung lesen, bevor du die Anpassung vornimmst.
Beschaffenheit des Mundschutzes
- Mehrere Komponenten Schutz: Der Zahnschutz besteht aus unterschiedlich harten Komponenten, die für Schutz und Tragekomfort sorgen.
- Nur eine Komponente: Eher im günstigen, wenig hochwertigen Bereich zu finden.
- Nicht anpassbare: Generell nicht zu empfehlen. Manche Naturvölker nutzen zum Schutz Orangenschalen.
Die wichtigsten Qualitätskriterien beim Zahnschutz:
Schadstofffreiheit – Hygiene
Naturgemäß sollte der Zahnschutz keine Chemikalien enthalten, die dann während des Trainings unfreiwillig aufgenommen werden. Eine mitgelieferte Aufbewahrungsbox, die auch groß genug ist für „Übergrößen“, sollte inkludiert sein. (In Österreich mitunter Quadratschädel genannt.)
Manche Hersteller liefern auch spezielle Reinigungstabletten mit. Es gibt auch Modell mit Minzgeschmack.
Konstruktion und Funktion des Mundschutzes
Der Schutz muss eine gewisse Härte besitzen, um einwirkend Kräfte gut leiten zu können. Auf der anderen Seite muss er auch weich genug sein, um einwirkende Kräfte zu absorbieren.
Viele Hersteller verwenden dazu zwei, manche sogar drei unterschiedliche Komponenten. Das kann wiederum bei der Anpassung zu Schwierigkeiten führen, da sich verschiedene Materialien nicht unbedingt gleichmäßig erwärmen und entsprechende Anpassungsfähigkeit erreichen.
Ein weiteres Kriterium ist der Tragekomfort. Dazu gehört der passende Sitz, eine möglichst uneingeschränkte Atmung und ein angenehmes Tragegefühl. Das farbliche Design wäre mir grundsätzlich egal.
Es gilt aber zu beachten, dass sich der Mundschutz im Laufe der Zeit, auch bei guter Pflege verfärben kann. Bei dunkleren Varianten fallen Verfärbungen weniger auf. Natürlich kannst du den Mundschutz dann auch durch einen neuen ersetzen.
Manche Schützer bedecken nicht die Backenzähne. Das Argument ist, die wären ohnehin nicht gefährdet und säßen sehr fest.
Was kostet ein Mundschutz?
Einfache, aber qualitativ durchaus akzeptable Modelle gibt es schon zu verblüffend niedrigen Preisen.
Modelle:
Opro Platinum
Opro ist offizieller Ausstatter der UFC. Die Ultimate Fighting Championship, ist der größte und bekannteste Veranstalter von Mixed Martial Arts Kämpfen.
Ich benutze diesen Mundschutz nicht selbst, er wird aber der nächste sein, den ich mir zulege. Da ich mehrere Boxer kenne, die auf diesen Mundschutz schwören, kann ich ihn guten Gewissens als funktionellen und preiswerten Mundschutz empfehlen.
Fazit – Mund und Zahnschutz für Kampfsportler
Wer die gesundheitlichen Risiken und die geringen Kosten für einen guten Zahnschutz miteinander vergleicht, kann nur zum Schluss kommen, einen Schutz zu benutzen. Mundschutz und Tiefschutz gehören zur Grundausstattung eines jeden Kampfsportlers.
Qualitativ einwandfreie Produkte sind schon um die 10 Euro zu kaufen. Im Zweifelsfall empfehle ich, lieber ein paar Euro mehr, in Markenprodukte zu investieren.
Opro zum Beispiel ist offizieller Ausstatter der UFC, was für sich spricht. Für Zahnspangenträger gibt es bei vielen Herstellern entsprechende Angebote.
Wer einen perfekten Mundschutz haben will und Kosten nicht scheut, ist mit einem vom Zahnarzt angepassten Zahnschutz am besten beraten. Für die große Mehrheit von uns reicht ein durchdachter, hochqualitativer Zahnschutz aus Serienproduktion aber völlig aus.
Viel Spaß beim Training!