Armbrust zur Selbstverteidigung? (Technik, Recht, Einsatzgebiet)


Armbrust zur Selbstverteidigung

In Deutschland zählt die Armbrust neben dem Bogen zu den Distanzwaffen, die ab 18 Jahren frei erworben werden können. Obwohl der Bogen nicht unter das Waffengesetz fällt, wird die Armbrust als Waffe eingestuft und unterliegt damit strengen gesetzlichen Regelungen. In einer Notwehrsituation ist sie durchaus in der Lage, einen Angreifer außer Gefecht zu setzen. Zudem ist der Umgang mit der Armbrust relativ einfach zu erlernen.

Eine robuste und kompakte Armbrust mit Magazin und Zielvorrichtung ist für die Selbstverteidigung am besten geeignet. Sie sollte nicht länger als 70 cm, nicht breiter als 50 cm und nicht schwerer als 2 kg sein. Eine Schusskraft von 15 bis 20 Joule ist ausreichend.

Für die Selbstverteidigung gibt es speziell entwickelte, taktische Armbrüste. Sie sind für den Selbstschutz auf kurze Distanz konzipiert und eignen sich gut für die Selbstverteidigung zu Hause und den Einsatz in engen Räumen.

Sie zeichnen sich durch einfache Handhabung und Zuverlässigkeit beim Spannen und Schießen, mit mehr als ausreichender Schussleistung bei hoher Kadenz, aus. Eine zu hohe Schusskraft würde die Gefahr gefährlicher Querschläger an Wänden und Gegenständen erhöhen.

Optische Zieleinrichtungen mit Lasern und Lampen können helfen, die Trefferwahrscheinlichkeit mit der Armbrust zu erhöhen. Allerdings gibt es, was Laser und Lampen betrifft, in Deutschland erhebliche gesetzliche Einschränkungen für die Montage und teilweise auch für den Besitz bestimmter Zielvorrichtungen.

Auf dem Markt sind Armbrüste mit hoher Präzision und Durchschlagskraft auf weite Entfernungen erhältlich. Der Einsatz modernster Technologien und Materialien macht moderne Armbrüste zu Hochleistungswaffen und Sportgeräten.

Diese Armbrüste sind aber auch sehr fehleranfällig und empfindlich. Ihre Größe und ihr Gewicht machen sie zudem unhandlich, was für eine Selbstverteidigungswaffe, die intuitiv auf engstem Raum eingesetzt werden soll, nicht optimal ist.

Als Armbrustmunition werden Pfeile, Bolzen und bei einigen Modellen Kugeln verwendet.

Der folgende Artikel gibt weitere Informationen über die verschiedenen Armbrusttypen, ihren Einsatz im Rahmen der Selbstverteidigung und wichtige technische Details, die man kennen sollte.

Welche Arten von Armbrüsten gibt es? (Vor- und Nachteile)

Armbrüste werden nach Verwendungszweck und Bauart unterschieden. Die wichtigsten Kategorien sind Jagd-, Compound-, Recurvearmbrüste, historische Armbrüste und kompakte Armbrustpistolen. Letztere sind besonders handlich, aber nicht so präzise und durchschlagskräftig wie Schulterarmbrüste.

Recurve-Armbrust

Die Recurve-Armbrust zeichnet sich durch nach vorne gebogene Bogenenden aus. Diese Konstruktion verleiht der Waffe im Vergleich zur klassischen Bogenform (Flachbogen-Armbrüsten) mehr Schusskraft bei gleicher Bogenlänge. Recurve-Armbrüste sind zuverlässig, wenig fehleranfällig und eignen sich gut für Anfänger und diejenigen, die ein robustes und wenig fehleranfälliges Gerät suchen.

Auch der Wechsel der Bogensehne ist selbst leicht durchzuführen.

Bei vielen „taktischen“ Armbrüsten, die für den Einsatz in Selbstverteidigungssituationen konzipiert sind, werden Recurve-Wurfarme verwendet.

Compoundarmbrust

Compound-Armbrüste sind besonders leistungsfähig und lassen sich mit geringem Kraftaufwand spannen. Allerdings sind sie bei unsachgemäßer Handhabung auch sehr leicht zu beschädigen. Die Wurfarme der Compoundarmbrust sind in der Lage, sehr viel Schussenergie zu speichern.

Bei der optisch an einen Flaschenzug erinnernden Konstruktion kommt das Hebelgesetz zum Tragen. Zum Wechseln der Bogensehne wird eine Bogenpresse benötigt.

Leerschüsse, also Schüsse ohne Pfeile, Kugeln oder Bolzen, sind grundsätzlich gefährlich und führen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Schäden an der Waffe. Dies gilt insbesondere für Hightech-Waffen wie Compound-Armbrüste. Zur Selbstverteidigung sind sie nicht die erste Wahl.

Pistolenarmbrust

Pistolenarmbrüste erinnern optisch an Faustfeuerwaffen. Wie Pistolen oder Revolver werden sie mit einer Hand geführt. Pistolenarmbrüste sind kleinere und kompaktere Versionen ihrer großen Brüder. Sie sind als Recurve- oder Compound-Versionen erhältlich.

Die Schussleistung ist in der Regel geringer als bei den größeren Modellen, sollte aber keinesfalls unterschätzt werden. Viele Pistolenarmbrüste können sowohl Bolzen als auch Stahlkugeln, mit einem Durchmesser von 6 bis 8 Millimeter verschießen.

Jagdarmbrust

Jagdarmbrüste sind Armbrüste mit hoher Schussenergie, Präzision und Reichweite. Häufig werden Compoundarmbrüste verwendet. Die Jagd mit der Armbrust ist in Deutschland und den meisten europäischen Ländern grundsätzlich verboten. Die Regelungen können sich jedoch von Bundesland zu Bundesland unterscheiden.

In den USA ist die Jagd mit der Armbrust erlaubt.

Die taktische Armbrust

Als taktische Armbrust bezeichnet man eine Armbrust mit Magazin oder Spannhebel, ähnlich dem Repetiergewehr. Sie ermöglicht eine schnelle Schussfolge und eignet sich gut zur Selbstverteidigung. Es handelt sich fast immer um sehr kompakte Waffen, die robust, handlich, zuverlässig und leicht sind.

Taktische Armbrüste sind für bestmögliche Leistung auf geringe bis mittlere Entfernung, von etwa 3 bis 10 Metern, ausgelegt. Diese Armbrüste sind in der Regel leicht auf- und abzubauen. Sie können mit verschiedenen Wurfarmen ausgerüstet werden.

Armbrust – Die wichtigsten technischen Daten im Überblick

ArmbrusttypPfeilgeschwindigkeit (m/s)Pfeilgeschwindigkeit (fps)Zuggewicht (lbs)Schussenergie (Joule)
Recurve-Armbrust70 – 90230 – 295150 – 20050 – 150
Compound-Armbrust80 – 120262 – 393150 – 200100 – 200
Pistolenarmbrust30 – 5098 – 16480 – 12010 – 40
Jagdarmbrust80 – 100262 – 328150 – 250150 – 300
Taktische Armbrust70 – 100230 – 328150 – 20015 – 150
Technische Richtwerte für die verschiedenen Armbrusttypen.

Die Pfeilgeschwindigkeit einer Armbrust hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Zuggewicht, der Auszugslänge, dem Pfeilgewicht, dem Sehnenmaterial und dem Design der Armbrust. Eine höhere Pfeilgeschwindigkeit führt zu einer größeren Durchschlagskraft und einer entsprechend größeren Flugweite des Pfeils.

Die von einer Armbrust abgegebene Schussenergie hängt von Faktoren wie dem Zuggewicht, der Auszugslänge, dem Gewicht des Pfeils und der Konstruktion der Armbrust ab. Sie wird in Joule gemessen. Je höher Zuggewicht, Auszugslänge und Pfeilgewicht, desto höher ist die abgegebene Schussenergie.

Das Zuggewicht bezeichnet die auf den Bogen ausgeübte Kraft, um den Pfeil oder Bolzen zu spannen und abzuschießen. Das Zuggewicht wird in Pfund (lbs) angegeben. Es variiert je nach Armbrusttyp und Verwendungszweck.

Ähnlich wie bei Feuerwaffen ist eine möglichst hohe Schussenergie bei Armbrüsten nicht immer die beste Wahl für den jeweiligen Einsatzzweck. Insbesondere in Innenräumen, wie zum Beispiel bei Notwehr in den eigenen vier Wänden, steigt mit zunehmender Schussenergie die Gefahr von gefährlichen Querschlägern.

Armbrüste, die Rechtslage in D/A/CH

Der Erwerb und Besitz von Armbrüsten ist im deutschsprachigen Raum sehr unterschiedlich geregelt. Beim Kauf von Armbrüsten sollte man sich unbedingt bei Händlern oder Behörden über die geltende Rechtslage informieren.

§§ Deutschland – Armbrüste fallen unter das Waffengesetz

Wer sich in Deutschland mit dem Erwerb einer Armbrust zur Selbstverteidigung beschäftigt, muss sich neben den waffentechnischen auch mit den rechtlichen Aspekten auseinandersetzen. Armbrüste sind derzeit (noch) ab 18 Jahren frei erhältlich, unterliegen aber strengen gesetzlichen Regelungen.

Armbrüste unterliegen in Deutschland dem Waffengesetz (WaffG). In der Anlage 2 zum Waffengesetz sind Armbrüste als Waffen aufgeführt, für deren Erwerb und Besitz keine Erlaubnis erforderlich ist. Sie gelten als sogenannte freie Waffen, die nach Vollendung des 18. Lebensjahres erworben werden dürfen. Demnach ist für eine Armbrust weder ein (kleiner) Waffenschein noch eine Waffenbesitzkarte erforderlich.

Für die Aufbewahrung einer Armbrust schreibt das Waffengesetz eine sichere und vor fremdem Zugriff geschützte Verwahrung vor. Bolzen und Gerät sind getrennt voneinander in einem verschließbaren Schrank aufzubewahren.

§§ Österreich – Armbrüste

Armbrüste unterliegen in Österreich dem Waffengesetz. Sie gelten jedoch nicht als Schusswaffen, da die Projektile nicht durch einen Lauf verschossen werden. Armbrüste dürfen in Österreich ab dem vollendeten 18. Lebensjahr erworben werden.

Österreichisches Waffengesetz: §1 Waffeneigenschaft, § 2 Schusswaffen

§§ Schweiz – Armbrüste

Die Armbrust gilt in der Schweiz nicht als Waffe und ist frei zu erwerben.

„Armbrust und ein Pfeilbogen sind weder Waffen noch gefährliche Gegenstände. Denn sie fallen nicht unter das Waffen-, sondern unter das Jagdgesetz.“

SRF

Armbrust zur Selbstverteidigung – Kriterien

Häufig wird argumentiert, dass Armbrüste als Distanzwaffen nicht zur Selbstverteidigung geeignet seien. Schließlich würde eine Selbstverteidigungssituation in der Regel auf kurze Distanz stattfinden, was den Einsatz einer solchen Waffe unnötig und möglicherweise sogar rechtswidrig machen würde. In einer solchen Situation gebe es immer noch die Möglichkeit zu fliehen oder Hilfe zu rufen.

Das mag für einige Szenarien zutreffen, aber bei weitem nicht für alle. Was ist, wenn eine Person, gewaltsam in das Haus oder die Wohnung eindringt? In einer solchen Situation kann eine Armbrust durchaus eine wirksame Waffe sein. Vor allem, wenn sie über bestimmte Eigenschaften verfügt.

Eine zur Selbstverteidigung geeignete Armbrust sollte über ein mehrschüssiges Magazin verfügen und leicht zu repetieren sein. Dies ermöglicht eine schnelle Schussfolge. Häufig werden sogenannte Speedloader als Zubehör angeboten. Diese ermöglichen, wie der Name schon sagt, ein schnelles Aufmunitionieren des Magazins.

Eine effektive Schussweite von 10 Metern ist in den meisten Fällen ausreichend. Optische Zieleinrichtungen wie Laser oder Lampe helfen beim Zielen. Die Montage auf einer Armbrust und teilweise sogar der Besitz von entsprechenden Vorrichtungen ist in Deutschland allerdings nicht erlaubt.

Ein weiteres Problem stellt die gesetzliche Verpflichtung nach dem Waffengesetz dar, die Waffe sicher vor fremdem Zugriff und getrennt von der Munition aufzubewahren. Sie muss in einem abschließbaren Schrank verwahrt werden.

So sehr ich solche Sicherheitsvorkehrungen begrüße, so kontraproduktiv sind sie, wenn es darum geht, in einer Notwehrsituation handlungsfähig zu sein. Dieses Problem gilt aber auch für Schusswaffen. Lediglich Tierabwehrgeräte unterliegen nicht den strengen Anforderungen des Waffengesetzes.

Wer eine Armbrust zur Selbstverteidigung in den eigenen vier Wänden einsetzen will, sollte den Umgang mit der Waffe natürlich regelmäßig üben. Alle Handgriffe müssen sitzen, wenn sie im Ernstfall abgerufen werden sollen.

Ein Vorteil der Armbrust gegenüber dem traditionellen Bogen ist die einfachere Handhabung. Während das Bogenschießen viel Übung erfordert, ist das Armbrustschießen vergleichsweise leicht zu erlernen.

Darf man eine Armbrust zur Selbstverteidigung verwenden?

Das Notwehrrecht in Deutschland ist im § 32 StGB verankert. Der Einsatz von Waffen bzw. einer Armbrust in einer Notwehrsituation ist grundsätzlich nicht verboten. Eine Notwehrsituation definiert der Gesetzgeber folgendermaßen: Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden. 

Weiterführende Informationen: Just & Partner Rechtsanwälte

Für den Erwerb einer Armbrust ist in Deutschland derzeit weder eine Waffenbesitzkarte noch ein Waffenschein erforderlich. Lediglich das 18. Lebensjahr muss vollendet sein. Jüngste Gesetzesinitiativen zielen jedoch auf eine Verschärfung des Waffenrechts ab und könnten in Zukunft eine WBK erforderlich machen.

Armbrustalternativen zur Selbstverteidigung

Legale Alternativen zur Armbrust für die Selbstverteidigung sind Schusswaffen und freie Waffen wie Tierabwehrgeräte oder Schreckschusspistolen. Für den legalen Besitz von Schusswaffen ist in Deutschland eine Waffenbesitzkarte (WBK) oder ein Waffenschein erforderlich. Tierabwehr- und Schreckschusspistolen sind für Zwecke der häuslichen Verteidigung nicht erlaubnispflichtig.

Meine persönliche Empfehlung zur Heimverteidigung ist eine Tierabwehrpistole. Die Geräte unterliegen kaum rechtlichen Einschränkungen, sind nicht tödlich und eignen sich auch zur Verteidigung in engen Räumlichkeiten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Pfefferspray sind sie zielgenauer und gefährden, aufgrund der verwendeten Projektile, den Verteidiger weniger.

Bei den Schusswaffen sind Schrotflinten in Kombination mit „weniger tödlicher“ Gummischrotmunition die beste Wahl für die Selbstverteidigung. In Österreich sind sie ab 18 Jahren frei erhältlich, in Deutschland ist eine WBK erforderlich.

Fazit – Die Armbrust zur Selbstverteidigung

Der deutsche Gesetzgeber lässt noch einen gewissen Spielraum, wenn es um den Erwerb und den Umgang mit freien Waffen geht. Jüngste Gesetzesinitiativen zielen jedoch auf eine Verschärfung des Waffenrechts ab. Davon sind auch Armbrüste betroffen. Ihr Erwerb und Besitz soll künftig an eine Waffenbesitzkarte gebunden sein.

Wie weit die Verschärfungen des Waffenrechts gehen werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt (April 2023) schwer abzuschätzen. Selbst Tierabwehrsprays oder -pistolen, die bisher frei erhältlich waren und kaum rechtlichen Beschränkungen unterlagen, könnten betroffen sein.

Die Entwaffnung gesetzestreuer Bürger schreitet voran. Inwieweit das zur Sicherheit der Bundesbürger beiträgt, wird sich zeigen.

Alles Gute!

Disclaimer:

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