Knüppel und Stöcke sind wohl die ersten Waffen, die Menschen zur Selbstverteidigung genutzt haben. Auch in der Gegenwart erfreuen sich Schlagstöcke großer Beliebtheit und werden von Behörden und Privatpersonen genutzt. Der aus dem asiatischen Raum stammende Tonfa, ist am vielseitigsten verwendbar und gehört bei vielen Polizeieinheiten weltweit, zur Standardwaffe.
Der Tonfa ist ein vielseitig einsetzbarer Schlagstock, bestehend aus einem ca. 50 cm langen Stock mit Quergriff. Ein rechtwinkliger Griff trennt das lange und das kurze Ende der Waffe. Er wird von Sicherheitskräften zum Schlagen, Blockieren, Stoßen, Hebeln und Festhalten verwendet.
Als vielseitig verwendbarer Schlagstock könne mit dem Tonfa eine große Zahl an unterschiedlichen Kampftechniken ausgeführt werden. Die Bandbreite der Techniken reicht von „sanften Mittel“, wie sie von Sicherheitskräften zum Abführen, Festlegen und Fixieren von Straftätern verwendet werden, bis zu lebensgefährlichen Hieben und Stößen.
Der Schlagstock, bei der deutschen Bundespolizei als Mehrzweckeinsatzstock, bezeichnet, eignet sich im Bedarfsfall auch zum Einschlagen von Scheiben und Fenstern. Er wird bei Demos und Großveranstaltungen, auch aufgrund seiner abschreckenden Wirkung geschätzt.
In Deutschland unterliegt der Tonfa einem Führverbot in der Öffentlichkeit nach § 42 a des Waffengesetzes. Er darf aber legal erworben und besessen werden. Somit kommt er für Privatpersonen nur zur Heimverteidigung infrage.
Der Umgang mit dem Tonfa, sollte trainiert werden. Nur wer die Möglichkeiten und Grenzen seiner Waffe kennt, ist in der Lage sie optimal einzusetzen. Im japanischen Kobudo, Krav Maga – Law Enforcement, Ju-Jutsu, einigen Kung-Fu Stilrichtungen und philippinischen Kampfkünsten wird der Umgang mit dem Tonfa gelehrt.
Die Herkunft des Tonfa liegt mit großer Wahrscheinlichkeit im asiatischen Raum. Er wurde ursprünglich als Kurbel, zum Drehen von Mühlsteinen verwendet. Werkzeuge aller Art, aus Not zu Waffen zweckentfremdet, finden in vielen Kampfkünsten Verwendung. Das japanische Kobudo ist eine auf Okinawa entstandene Kampfmethode, die sich ausschließlich dem Thema widmet.
Rechtslage – Tonfa – Besitzen und Führen
Die Kenntnis der aktuellen Rechtslage in deinem Land kann dir sehr viel Ärger ersparen, insbesondere dann, wenn es um Waffen oder waffenähnliche Gegenstände zur Selbstverteidigung geht. Wer, sei es auch nur unwissentlich, gegen Besitz- und Führverbote verstößt, hat mit strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen.
Aktuell wird in Deutschland über weitere Verschärfungen des Waffenrechts nachgedacht. Halte dich auf dem Laufenden!
Tonfa, das Waffenrecht in Deutschland
In Deutschland ist es ab 18 Jahren legal, eine Tonfa zu erwerben und zu besitzen, sofern kein Waffenverbot über den Käufer verhängt wurde. Das Führen der Waffe in der Öffentlichkeit ist nach § 42 a des deutschen Waffengesetzes verboten. Als Ausnahmen gilt ein berechtigtes Interesse, wie Brauchtumspflege, Sport oder der berufliche Einsatz bei Polizei, Sicherheitsdiensten oder Militär.
Selbstverteidigung gilt im Zusammenhang des öffentlichen Führens des Tonfa und anderer Schlagstöcke, nicht als berechtigtes Interesse!
Beim Transport eines Tonfa musst du ihn in einem verschlossenen Behälter befördern. Das gilt auch bei der Lagerung in einem verschlossenen Auto.
Österreich – Tonfa, eine legale Waffe
Der Tonfa gilt in Österreich als erlaubte Waffe und darf ab Vollendung des 18. Lebensjahres legal besessen und geführt werden. Das öffentliche Führen ist bei öffentlichen Veranstaltungen und Demos allerdings untersagt.
Schweiz – Tonfa nur mit Waffenerwerbsschein
In der Schweiz ist zum Erwerb und Besitz eines Tonfa ein Waffenerwerbsschein notwendig. Die gesetzlichen Regelungen findest du unter dem Bundesgesetz über Waffen, Waffenzubehör und Munition.
Techniken und Anwendung in der Selbstverteidigung
Der Tonfa ist aufgrund seiner Konstruktion, der wohl am vielseitigsten einsetzbare Schlagstock überhaupt. Er kann ein oder beidhändig geführt werden und zum Schlagen, Stoßen, Blocken und Festlegen verwendet werden.
- Der im rechten Winkel angebrachte Griff (Sekundärgriff) erlaubt es, den Tonfa effektiv zu manipulieren. Die Position der Waffe und die anzuwendenden Techniken, können so binnen Sekundenbruchteilen, an die Situation angepasst werden.
- Der Tonfa kann als Schlagstock eingesetzt werden. Der kurze im rechten Winkel angebrachte Griff dient dabei als zusätzlicher Handschutz, vergleichbar mit der Parierstange, bei Schwertern. Mit ihm können beispielsweise Stockhiebe abgefangen werden.
- Wird der Tonfa am seitlich angebrachten Griff gehalten, schützt er den gesamten Unterarm. So können auch Stockschläge zuverlässig abgefangen werden. Das hervorstehende Ende der Waffe, der zweite Griff, kann dabei, zum wirkungsvollen Stoßen in der Nahdistanz verwendet werden.
- Der Sekundärgriff kann ebenfalls als Waffe verwendet werden. Der Schlagstock lässt sich, aufgrund seiner besonderen Konstruktion, auch wie eine Axt einsetzen. Das Ende des Sekundärgriffes dient dabei der Kraftübertragung ins Ziel. Die kleine Trefferfläche, gepaart mit entsprechender Wucht, macht diese Technik besonders gefährlich.
- Das zweite Griffstück erlaubt es, Gliedmaßen zu manipulieren, indem es eingehakt wird. So können Arme oder Beine in die gewünschte Richtung bewegt werden. Diese Methode ermöglicht es auch Kontrahenten zu Fall zu bringen.
- Abführ- und Festlegetechniken mit dem Tonfa sind ebenfalls möglich, sind in erster Linie aber für Behörden und Sicherheitskräfte relevant und sollten aus Sicherheitsgründen nur in Teamarbeit verwendet werden.
- Beim Einsatz des Tonfa ist besonders darauf zu achten, dass die Waffe nicht entwendet werden kann. Diese Aufgabe übernimmt, die zweite freie Hand und eine entsprechende Beinarbeit.
- Beim Einsatz des Tonfa zur Selbstverteidigung ist auf den verhältnismäßigen Einsatz zu achten. Du solltest nach Möglichkeit nicht auf den Kopf, Hals und die Wirbelsäule des Angreifers zielen. Die Wahrscheinlichkeit einer unbeabsichtigten Tötung ist in diesem Fall besonders groß.
Für wen ist der Tonfa geeignet?
Die sinnvolle und zweckmäßige Anwendung des Tonfa, setzt ein gewisses Maß an Training voraus. Geeignet ist die Waffe für Menschen, die gelernt haben, mit einem Schlagstock umzugehen und um die Vor- und Nachteile der Waffe wissen. Fähigkeiten im unbewaffneten Nahkampf sind sehr hilfreich.
Waffen dienen seit jeher als Equalizer, sie dienen dazu körperliche Unterlegenheit auszugleichen bzw. zu überkompensieren. Wer gut trainiert im Umgang mit dem Tonfa ist, kann sich auch gegen stärkere und schwerere Angreifer behaupten.
Grundvoraussetzung, um den Tonfa, effektiv einzusetzen ist es gezielt und wenn es notwendig wird, mit entsprechender Härte zu schlagen. Für körperlich schwache und gebrechliche Menschen, eignet sich die Waffe eher nicht, wenngleich sie die Wehrhaftigkeit deutlich erhöhen kann.
Der Umgang mit dem Tonfa wird im Krav Maga, Ju-Jutsu, den philippinischen Kampfkünsten (Arnis, Kali, Escrima), einigen Kung-Fu Stilen und auf Selbstverteidigung bzw. behördliche Bedürfnisse abgestimmte Kampfmethoden unterrichtet.
Welche Ziele greift man mit dem Tonfa an?
Der Tonfa, ist wie andere Schlagstöcke auch, eine absolut ernstzunehmende Waffe. Sie kann durchaus lebensgefährliche und tödliche Verletzungen hervorrufen. Der Tonfa kann aber auch, sehr dosiert eingesetzt werden, ohne das Gegenüber, nachhaltig zu schädigen.
Schläge auf Muskeln, allen voran die großen Muskelgruppen, erzeugen Schmerzen, sind aber relativ harmlos. (Sieht man von Hämatomen und damit verbundenen Gefahren ab) Hiebe auf die Oberschenkelmuskulatur und nicht ganz so wuchtige Hiebe auf die Oberarme, gehören in diese Kategorie.
Im Idealfall bringen sie einen Angreifer, aufgrund der erzeugten Schmerzen dazu, den Angriff abzubrechen.
Knöcherne Strukturen können mit dem Tonfa, ebenfalls sehr wirkungsvoll angegriffen werden. Wuchtige Hiebe und Stöße können zu Knochenbrüchen, schweren, aber nicht zwangsläufig lebensbedrohlichen Verletzungen führen. Ziele sind Beine, Arme und das Schlüsselbein.
Ein gebrochenes Schlüsselbein, führt dazu, dass der Getroffene seine Arme nicht mehr effektiv einsetzen kann. In seltenen Fällen kann der gebrochene Knochen, aber Arterien im Körper verletzen, was zum Tode durch Verbluten führen kann.
Potenziell lebensbedrohlich sind wuchtige Hiebe mit dem Tonfa auf, die Wirbelsäule, den Kopf und Hals. Diese Schläge sollten so gut wie möglich vermieden und nur in äußerster Not zur Selbstverteidigung eingesetzt werden.
Das gilt auch für harte Stöße zum Körper mit dem Tonfa. Die Waffe kann durchaus Knochen durchschlagen und Organe schwer verletzen.
Im Selbstverteidigungsfall solltest du im Sinne der Verhältnismäßigkeit der angewandten Gewalt versuchen, besonders gefährliche Angriffe zu unterlassen. In der Realität ist das nicht immer möglich, das zeigt die Erfahrung.
Alternativen zum Tonfa in der Selbstverteidigung
Als Alternative zum Tonfa eignen sich Stöcke aller Art. Alltagsgegenstände, die alternativ verwendet werden können, sind z.B. Regenschirme, Spazierstöcke und lange, besonders robuste Stabtaschenlampen. Die genannten Alltagsgegenstände unterliegen im Gegensatz zum Tonfa, außer bei öffentlichen Veranstaltungen und Demonstrationen, keinem Führverbot.
Für den gesetzestreuen Bürger ist die Wahl geeigneter Alltagsgegenstände, die zur Selbstverteidigung wirksam eingesetzt werden können, grundsätzlich sinnvoller als gesetzlich definierte Waffen.
Fazit der Tonfa zur Selbstverteidigung
Der Tonfa ist eine äußerst vielseitig einsetzbare Waffe. In Deutschland ist er für normale Bürger eine legale Option, um sich zu Hause gegen Angreifer wehren zu können. Da die Waffe, zwar gekauft und besessen werden darf, aber einem Führverbot in der Öffentlichkeit unterliegt.
Der richtige Umgang mit dem Tonfa erfordert viel Übung, will man das gesamte Spektrum an möglichen Techniken, erlernen und anwenden können. Früher wurden Tonfas aus Holz hergestellt. Heute werden Kunststoff, wie Polypropylen oder Aluminium verwendet.
Ich trainiere selbst seit vielen Jahren im Escrima mit unterschiedlichsten Hieb- und Stichwaffen und kann aus Erfahrung sagen, dass es sehr viel Übung erfordert, einen Schlagstock im Kampf effektiv und dosiert zu nutzen.
Wer einen Angreifer nicht schwer verletzen oder gar töten will und sich selbst zurückhält, indem er gewisse Körperpartien nicht attackiert, muss über sehr gute Fähigkeiten verfügen.
Am Schluss noch eine Nachricht an alle „Experten“ da draußen:
Den Tonfa über Rotationsbewegungen und den damit erzielten Schwung zum wirkungsvollen Schlagen verwenden zu können, fällt in die Kategorie, moderner Märchen. Der Sekundärgriff dient in erster Linie der leichteren Manipulation der Waffe oder als Waffe selbst, nicht aber um Schwung zu generieren.
Die dabei frei werdende Energie ist zu gering, um echte Wirkungstreffer zu erzielen. Das lehrt die Erfahrung.
Viel Spaß beim Training!
- Selbstschutzausrüstung + weiterführende Infos
- Legal & effektiv – Selbstverteidigungswaffen im Vergleich
- Stabtaschenlampe – Einsatz in der Selbstverteidigung/Qualitätskriterien
- Taktische Taschenlampe, das ultimative Selbstverteidigungstool?
- Kubotan – Schlagkraftverstärker
Disclaimer
Bitte beachte, dass die Informationen, die hier zur Verfügung gestellt werden, allgemeiner Natur sind und keine Rechtsberatung im eigentlichen Sinne darstellen. Für Schäden, die sich aus der Nutzung oder Nichtnutzung der Informationen ergeben, wird keine Haftung übernommen.