Japanische Schwertkampfmethoden erfreuen sich, nicht zuletzt dank vieler Filmproduktionen, wie der letzte Samurai oder Shogun, weltweit großer Beliebtheit. Zu den bekanntesten zählen das Kendo, Kenjutsu und Iaido. Doch wie authentisch sind die heute noch geehrten Schwertkampfkünste? Was unterscheidet sie?
Kenjutsu ist die ältere, auf das Schlachtfeld ausgelegte Schwertkampfmethode Japans. Kendo stellt eine versportlichte Variante des Schwertkampfes dar, in der Wettkämpfe betrieben werden. Iaido versteht sich als die Kunst des Schwertziehens und wird ausschließlich in Formen (Katas) praktiziert.
Kampfkünste unterliegen dem Wandel der Zeit. Sie erfahren Änderungen, Modifikationen und leider nur allzu oft Verschlimmbesserungen, durch die nachfolgenden Meister. Altes Wissen geht aufgrund fehlenden Realitätsbezuges verloren, Verständnis für das Was, Wie und Warum wird durch eigene theoretische Konstrukte, aber auch neue Ideale ersetzt.
Das hat positive und negative Effekte, abhängig von der Warte des Betrachters. So schade es einerseits, um den Verlust, jahrhundertealter Traditionen und Wissens ist, so erfreulich ist es andererseits, dass das gegenseitige Töten, mit Hieb- und Stichwaffen aller Art, aus der Mode gekommen ist.
Unabhängig davon, wie man das sehen mag, ist es unbestritten, dass sich die alten Kampfmethoden zunehmend zu Wegschulen im Sinne des „Do“ (japanisch für Weg) gewandelt haben. So sind sie, zumindest zum Teil über die Zeit erhalten geblieben, dienen der geistigen und körperlichen Entwicklung und nicht mehr dem Kriegshandwerk.
Kenjutsu | Kendo | Iaido | |
Wettkampf | nein | ja | nein |
Kampfkunst | nein | ja | ja |
Kampfsport | nein | ja | nein |
Kriegshandwerk | ja | nein | nein |
Kenjutsu – historische Schwertkampfmethoden der Samurai
Kenjutsu kann als Überbegriff für historische Schwertkampfmethoden Japans begriffen werden, die vor der Meiji-Periode, tatsächlich im Kampf verwendet wurden, um die Gegner am Schlachtfeld zu töten. Mit dem Fall der Samurai, der Ritter- und Kriegerkaste des feudalen Japans, 1868, wurden diese Methoden nicht mehr benötigt.
In den folgenden Jahrzehnten, entwickelten sich daraus, Kampfkünste, bis hin zum modernen Kendo und Iaido.
So werden im Kenjutsu, authentische historische Methoden geübt, soweit diese erhalten geblieben sind. Ein augenscheinlicher Unterschied zum Iaido ist, dass im Kenjutsu mit bereits gezogenem Schwert geübt wird. In beiden Kampfkünsten gibt es keinen Wettkampf.
Partnerübungen und Übungskämpfe gibt es in den meisten, heute praktizierten Stilrichtungen des Kenjutsu, allerdings schon.
Der Name bzw. die Silben – Jutsu – bezeichnen Kampfmethoden, die zum Zwecke der Kriegsführung und der Selbstverteidigung in realen, Auseinandersetzungen entwickelt und geübt wurden. Dem gegenüber steht, das „Do“. Es bezeichnet Kampfkünste, die sich nicht mehr als reine Kriegskünste, sondern als Mittel und Weg zur persönlichen, geistigen und körperlichen Entwicklung verstehen.
Das reine Kriegshandwerk, wird mit einer ethisch, moralischen Grundlage, ergänzt. Was den japanischen Schwertkampf anbelangt, finden wir das heute im Kendo und Iaido.
Kendo sportlicher japanischer Schwertkampf
Kendo ist ein moderner Wettkampfsport, der mit Schutzausrüstung, und stumpfen Übungsschwertern betrieben wird. In Japan selbst wird Kendo sowohl als Kampfsport als auch als Kriegskunst betrachtet, obwohl die versportlichte Schwertkampfmethode, durch das Regelwerk sehr eingeschränkt ist und wenig mit dem ursprünglichen Kenjutsu gemein hat.
Da Kendo im Rahmen des Regelwerks frei geübt wird und Partnerübung, Übungskämpfe und Wettkämpfe einen wesentlichen Teil der Kampfkunst ausmachen, entwickeln die Kendoka, echte kämpferische Fähigkeiten. Allerdings sind die erlaubten Techniken und Trefferzonen stark eingeschränkt.
So sind die Kämpfe im Kendo, in keinster Weise repräsentativ, für die alten, historischen Kampfmethoden.
Eine sehr ähnliche Entwicklung können wir ja auch beim westlichen Fechten beobachten, das sich aus einem schon sehr stark reglementierten, ritualisiertem und entschärften Duellkampf, damals noch mit scharfen Klingen, entwickelt hat.
Iaido – die Kunst des Schwertziehens
Beim Iaido handelt es sich um eine Kampfkunst mit Schwert, die einen stark meditativen Charakter aufweist. Das Training wird, fast ausschließlich, in Form von Soloübungen als Kata betrieben. Katas, sogenannte Formen, beschreiben in den japanischen Kampfkünsten, den Kampf gegen einen oder mehrere imaginäre Gegner.
Beim Iaido geht es um Konzentration und exakte Bewegungsausführungen. Im Unterschied zum Kendo, ist das Repertoire an Hieben und Sticken im Iaido größer und näher an den ursprünglichen, authentischen japanischen Schwertkampfmethoden.
Die Kunst, das Schwert zu ziehen, war historisch betrachtet, durchaus eine wichtige Fähigkeit, die von den Samurai, durchaus bewusst trainiert wurde. War sie doch im Falle eines unerwarteten Angriffs, lebenswichtig.
Im Iaido wird das Ziehen des Schwerts aus dem Stand, aber auch dem Sitzen und darauffolgende Schnitttechniken praktiziert. Sobald das Schwert gezogen wird, befindet es sich auf dem direkten Weg zum Gegner. Nach erfolgtem (imaginären) Treffer des Gegners, wird in einer rituellen Bewegung, in einem 45 Grad Winkel, von oben nach unten das Blut abgeschüttelt und das Schwert wieder in die Scheide gesteckt.
Es gibt 12 grundlegende Katas im Iaido. Für höhere Graduierungen im Kendo, werden auch Iaido Katas abgeprüft. Das soll zu einem besseren Verständnis der Kendoka führen, was die Handhabung des Schwerts anbelangt.
Beim Iaido fehlt allerdings, im Unterschied zum Kendo, das Wettkampfelement. Es gibt keinerlei Formen von Sparring oder Wettkämpfen im Iaido. So werden Fähigkeiten, wie Timing, Distanzgefühl, das Reagieren und Attackieren eines echten Gegners nicht geübt und entwickelt.
Mit welchen Waffen wird im japanischen Schwertkampf trainiert?
Folgende Schwerter, Trainingswaffen bis hin zum scharfen Schwert, finden in den japanischen Schwertkampfmethoden Verwendung.
- Bokuto bezeichnet übersetzt vom Japanischen ins Deutsche den Begriff Holzschwert.
- Bokken ist der außerhalb Japans meist verwendete Begriff für ein Holzschwert. Es ist aus Hartholz hergestellt und wurde historisch auch als Waffe, im Duell gegen echte Katanas gebraucht.
- Shinai ist ein Bambusschwert, das ausschließlich zum Üben bzw. in Wettkämpfen verwendet wird. Moderne Shinai werden auch aus Karbon hergestellt. Die leichteren und nachgiebigeren Übungswaffen dienen zur Ergänzung und Ersatz des Bokken und sind weniger gefährlich.
- Katana: Ist die Bezeichnung für das japanische Langschwert. Es wird häufig als Überbegriff für japanische Schwerter verwendet.
- Shinken ist der Name für ein scharf geschliffenes Katana. Es ist im Training nur fortgeschrittenen Schwertkämpfern vorbehalten, mit der Waffe zu üben. Die Verletzungsrisiken sind groß, abgesehen von rechtlichen Einschränkungen, beim Besitz bzw. dem Führen scharfer Waffen.
- Wakizashi ist das japanische Kurzschwert, das begleitend zum Langschwert getragen wurde. Historisch gesehen war es eine Sekundärwaffe. In manchen Stilrichtungen des Kenjutsu, wurde es in der linken Hand, begleitend zum einhändig geführten Katana verwendet. Niten Ichiry? ist die vom berühmten Samurai begründete Schwertkampfschule des Miyamoto Musashi, die den Umgang mit den beiden Waffen lehrt.
Waffe | Kenjutsu | Kendo | Iaido |
Bokken | ja | ja | ja |
Shinai | nein | ja | nein |
Bokuto | ja | ja | ja |
Katana | ja | nein | ja |
Shinken | ja | nein | ja |
Wakizashi | ja | ja | nein |
Im Kendo, das ja auch und vorwiegend als Sport betrieben wird, hat, was den Wettkampf betrifft, Sicherheit die größte Priorität. Aus diesem Grund wird das leichter Shinai dem Bokken oder Bokuto gegenüber bevorzugt. Scharfe Waffen kommen im Kendo nicht zum Einsatz.
Da viele fortgeschrittene Kendoka auch Iaido oder Kenjutsu betreiben, kommen sie in diesen Kampfkünsten allerdings auch mit dem Katana und dem Shinken in Berührung. (Nicht wortwörtlich. 😉 )
Kleidung und Schutzausrüstung in den japanischen Schwertkampfmethoden verwendet?
Es wird in allen drei Schwertkampfmethoden, dem Iaido, Kendo und Kenjutsu, eine traditionelle Baumwolljacke, der Keiko Gi und der Hakama, ein Hosenrock, getragen.
Für Übungskämpfe, wie sie es, im Kendo und in vielen Kenjutsu Stilrichtungen gibt und Kendowettbewerbe wird zusätzlich eine spezielle Schutzausrüstung verwendet. Dabei handelt es sich um einen massiven Helm mit Stahlgitter vor dem Gesicht und einem speziellen Hals- und Nackenschutz.
Zusätzlich werden Handschuhe, ein Brustpanzer (Do) und ein Hüftschutz (Tare) verwendet. Die Rüstung, die im Kendo gebraucht wird, wird als (B?gu) bezeichnet.
Wie realistisch ist der japanische Schwertkampf heute?
Die historischen japanischen Schwertkampfmethoden sind heute wohl nur in Fragmenten erhalten. Schlachten werden heute nicht mehr mit Hieb und Stichwaffen ausgetragen. Die Künste „leben“ von Überlieferungen und den verwendeten Trainingsmethoden. Einen Abgleich mit der Realität des echten Kampfes auf Leben und Tod gibt es nicht mehr.
Wer sich dem ursprünglichen Kenjutsu annähern möchte, ist am besten damit beraten, sich einer Kunst intensiv zu widmen und dann weitere Schwertkampfkünste zu studieren. Das Kendo, auch wenn es als Sport betrieben wird und viele Einschränkungen im Vergleich zu einem realen Kampf gegeben sind, ist dabei unverzichtbar.
Im Kendo ist Schlage, Treten und Ringen verboten, was den Nahkampf, beschränkt und unrealistisch macht.
Nur die Auseinandersetzung mit einem realen Gegner, entwickelt Fähigkeiten, wie Distanzgefühl, Timing und die nötige Entschlossenheit.
Fazit – Japanischer Schwertkampf-Unterschiede Kendo, Iaido, Kenjutsu
Kendo und Iaido, haben sich aus dem Kenjutsu, das als Sammelbegriff für die Schwertkampfmethoden zur Zeit der Samurai, bis hin zum Jahr 1868 gebraucht wird und heutzutage in verschiedene Stile unterteilt wird, entwickelt.
Jede dieser Schwertkampfschulen deckt bestimmte Aspekte der ursprünglichen Kampfmethoden, mehr oder weniger authentisch ab. Viele fortgeschrittene Schüler des japanischen Schwertkampfes trainieren interdisziplinär. Fortgeschrittene Kendoka werden angehalten, auch Iaido zu praktizieren.
Während Kendo und Iaido in Europa relativ weit verbreitet sind, ist es deutlich schwerer, eine Kenjutsu Schule zu finden. Diesbezüglich bieten sich dann Lehrvideos an, um etwas Einblick in die Materie zu bekommen.
Wer europäische historische Schwertkampfkünste erlernen will, findet in den HEMA (Historische & europäische Kampfkunst) möglicherweise eine interessante Alternative. Bei den HEMA wird versucht über alte Schriften, Überlieferungen und Versuch und Irrtum, die mittelalterlichen Kampfmethoden zu neuem Leben zu erwecken.
Viel Spaß beim Training!