Ritterliche Tugenden – Ausbildung – Waffen


Ritterliche Tugenden

Wir kennen sie aus dem Geschichtsunterricht und Sagen wie der Artussage. Die Ritter, die berittene militärische Elitekämpfer im europäischen Mittelalter. Oft idealisiert als Kämpfer für Gerecht und Gerechtigkeit. Beschützer der Witwen, Waisen und der Schwachen, die nicht für sich selbst kämpfen konnten.

Nachdem wir uns im vorhergehenden Beitrag mit dem Bushido, dem Ehrenkodex der Samurai beschäftigt haben, ist es nur logisch wie es mit jenen des Rittertums aussah.

Das Idealbild des Ritters & seine Tugenden

  1. Demut
  2. Würde
  3. Höflichkeit
  4. Treue
  5. Tapferkeit

Die ritterlichen Tugenden machten den entscheidenden Unterschied, zwischen berittenen Soldaten und dem Ritterstand aus.

Entsprungen sind die Tugenden der Treue und Verpflichtung dem Lehensherren gegenüber.

Das Interessante daran ist, wenn wir diese Werte und Tugenden des Ritterstandes mit anderen Werten von Kriegern weltweit vergleichen, verblüffende Ähnlichkeiten zu sehen sind. Unabhängig von Religion, kultureller Prägung und der Zeit in der sie entstanden, bzw. Geltung hatten.

Es scheinen sich gewisse Eigenschaften und Verhaltensregeln unter Kriegern besonders bewährt zu haben. Sie alle sind von Berufs wegen mit Kampf, Gewalt und dem Tod konfrontiert. Das prägt oder fördert offensichtlich, so seltsam es in manchen Ohren klingen mag, gewisse Persönlichkeitseigenschaften.

Inwieweit die Ritterschaft, denen an sie gestellten Idealen gerecht werden konnte, sei dahingestellt. Den edlen Ritter gab es mit Sicherheit, er wird aber wohl die Ausnahme von der Regel gewesen sein. Raubritter (Fehderitter), wie Götz von Berlichhingen haben es nicht umsonst zu Berühmtheit gebracht. So gab es auch in der Ritterschaft, das gesamte Spektrum menschlicher Qualitäten und Fehler.

Ritterliche Tugenden – Christentum – Kreuzzüge

Die ritterlichen Tugenden sind selbstverständlich stark vom Christentum und der europäischen Kultur geprägt und fanden wohl ihre volle Ausprägung im Zuge der Kreuzzüge.

Der Ritterstand, der nun nicht nur mehr weltliche Krieger repräsentierte, sondern auch Krieger Gottes, die aufbrachen, das heilige Land zu erobern und zu schützen. Dazu kann man heute stehen, wie man will, das stellt aber die historische Entwicklung dar.

Liedtext Walther von der Vogelweide

Dichter wie Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach trugen auf deutschem Boden zur Verbreitung der edlen ritterlichen Werte, besonders beim Adel, bei.

Im Jahr 1095 rief Papst Urban II. zum Kreuzzug gegen die Ungläubigen auf. Die Kreuzzüge verbanden Ritter aller Stände, Herkunft und Länder zu einem gemeinsamen Ziel.

Es bildeten sich, ab ca. 1100 auch geistliche Ritterorden wie die Templer oder Malteser heraus, die sich neben den ritterlichen Tugenden auch noch anderen Verhaltensregeln unterworfen. Diese waren bestimmte, durch die jeweiligen Vorschriften ihres Ordens und religiöse Gebote.

Tugenden der geistlichen Ritterorden:

Zu den ritterlichen Tugenden kamen folgende Tugenden in allen geistlichen Orden hinzu:

  • Keuschheit: Sexuelle Enthaltsamkeit war eine der Forderungen an die Mönchskrieger.
  • Armut: Privatbesitz, bis auf Ausrüstung und Waffen, war den einzelnen Rittern nicht gestattet. Vermögen besaß nur der Orden.
  • Gehorsam
  • Askese

Beitrag: Bushido der Ehrenkodex der Samurai

Ritterliche Tugenden in der Literatur

In der zeitgenössischen Literatur fanden sich häufig Werte/Tugenden wie:

  1. „müete“; Mut
  2. „milte“: Mildtätigkeit
  3. „manheit“: Tapferkeit
  4. „mâze“: Mäßigung
  5. „zuht“: Anstand
  6. „êre“: ritterliches Ansehen, Würde

Der Ritter – Elitekämpfer des Christentums

Ritter waren berittene Elitekrieger des europäischen Mittelalters. Sie waren an einen Fürsten gebunden, der ihnen Lehen, also Ländereien zur Bewirtschaftung und Verwaltung in einem System des Feudalismus überließ.

Zunächst waren die bewaffneten Reiter kein eigener Stand.

Ab dem 10. Jahrhundert repräsentierten freie Männer, die über Grundbesitz, ein Pferd und die entsprechende Bewaffnung bzw. Rüstung verfügten, zum größten Teil den Ritterstand.

Als Ministeralien wurden jene Krieger bezeichnet, die einerseits unfrei waren, sie waren ihrem Herrn zu Dienst verpflichtet. Sie wurden ab dem 12. Jahrhundert vermehrt in den Ritterstand berufen, hielten eigene Amtslehen und bildeten einen neuen niederen Adelsstand.

Ritter gehörten, sowohl dem hohen als auch niederen Adel an. Die überwiegende Mehrheit gehörte allerdings zum niederen Adel. Im Laufe der Geschichte wurde das Rittertum zunehmend zum Geburtsrecht. Nur Nachkommen eines adeligen Hauses, bzw. des Ritterstandes konnten Ritter werden.

Die Ausbildung des Ritters

Der zukünftige Ritter wurde im Alter von 7 Jahren in befreundete Häuser aufgenommen und erhielt dort seine Ausbildung. Mit 7 Jahren begann die Ausbildung und Arbeit als Page. Der Page reichte zum Beispiel den Gästen das Wasser, damit sie sich vor dem Essen die Hände waschen konnten. Er bediente die Gäste am Tisch und schnitt das Essen in mundgerechte Stücke, bevor er es servierte.

Der künftige Ritter lernte das Lesen und Schreiben, sowie die höfischen Sitten und Gebräuche, dazu zählten der höfische Tanz und die Gebräuche.

Ab dem Alter von 14 Jahren begann seine Ausbildung und Arbeit als Knappe. Er lernte neben dem Umgang mit Waffen und allen anderen Fähigkeiten, die das Rittertum erforderte, die Rüstung seines Herrn zu warten und korrekt anzulegen. Er assistierte ihm in Turnieren und im Gefecht.

Nach 14 Ausbildungsjahren konnte sich der Knappe und angehende Ritter seine Sporen verdienen. Der Ritterschlag war ein Formalakt, der ihn selbst  in den Ritterstand erhob. Dem Ritterschlag ging die Schwertleihe und das Anlegen des Rittergürtels als Zeremonie voraus. Jeder Ritter war dazu verpflichtet, auch wiederum selbst Knappen auszubilden.

Die Ausrüstung des Ritters

Das Kettenhemd

Die einfachere und geschichtlich früher auftretende Form der Rüstung war das Kettenhemd. Es bestand aus metallenen, ineinander verwobenen Ringen. Das Kettenhemd bot guten Schutz gegen Schnitte und nicht allzu kräftige Hiebe. (Kräftige Hiebe konnten die Knochen unter dem Kettenhemd zertrümmern.) Schlechten Schutz bot das Kettenhemd allerdings, gegen Stiche, Stichwaffen und Pfeile. Diese konnten einzelne Kettenglieder sprengen und so das Kettenhemd durchdringen.

Ein meist aus Leder oder Verbundmaterial (Leder und Holz) bestehender Brustpanzer, Arm- und Beinschienen erhöhte die Schutzfunktion des Kettenhemds noch weiter.

Der Plattenharnisch

Im 14. Jahrhundert fand der Plattenharnisch zunehmend Verbreitung.

Die Rüstung des Ritters bestand nicht selten aus 100 und mehr Einzelteilen, die passgenau mittels Lederriemen angelegt wurde und individuell an den Ritter angepasst wurde. Eine Rüstung war äußerst kostspielig, bot aber bestmöglichen Schutz, bei gleichzeitiger Beweglichkeit des Gerüsteten.

In Deutschland verfügten die Rüstungen aus Nürnberg über einen ausgezeichneten Ruf und waren entsprechend teuer. Beim Anlegen der Rüstung halfen Knappen und Diener.

Schwachstelle der Rüstung blieben aber immer die Bereiche um die menschlichen Gelenke. Da eine gute Beweglichkeit gewährleistet bleiben musste, konnten nicht alle Stellen des menschlichen Körpers wirksam geschützt werden. Die Achselhöhle, des Gerüsteten, wurde so zu einem beliebten Angriffsziel.

Die Waffen des Ritters

Grundsätzlich kann man bei den Ritterwaffen zwischen Trutz- und Schutzwaffen unterscheiden. Während die Schutzwaffen der passiven Verteidigung dienten, wie Rüstung, Helm und Schild, waren die Trutzwaffen für den Angriff bestimmt.

Diese Unterscheidung ist sinnvoll, aber nicht zu 100 % korrekt. Natürlich wurden Schutzwaffen, wie der Schild, auch zum Angriff benutzt. Diese Erkenntnis hat sich aber bis heute noch nicht bei allen durchgesetzt 😉 (siehe diverse Polizeieinsätze bei Demos)

Ein Kämpfer verwendet jedes Mittel und jeden Gegenstand, der in einer Auseinandersetzung geeignet ist, ihm einen Vorteil zu bringen.

Die Lanze

Die Lanze war, neben dem Schwert, symbolhaft für die Ritterschaft. Die Lanze war eine Art Speer, der vom Pferd aus benutzt wurde. Die schwer gepanzerten Ritter und ihre schweren Pferde waren, wenn sie im Verbund, mit angelegten Lanzen angriffen, kaum zu stoppen.

Sie waren sozusagen die Panzerwaffe des Mittelalters, die (fast) jeden Widerstand hinwegfegte.

Ungünstige Bodenverhältnisse, aber auch klug eingesetzte Fernwaffen, sowie bestimmte Taktiken der Infanterie konnten aber auch solche Angriffe zunichtemachen.

Beispielhaft für die effektive Bekämpfung von Reiterei waren die englischen Langbogenschützen, die fast im Alleingang französischen Ritterheeren vernichtende Niederlagen zufügten. Die Schlacht von Azincourt am 25. Oktober 1415 war das herausragendste Beispiel dafür, wie mittelalterliche Reiterei effektiv bekämpft werden konnte.

Das Schwert

Das Schwert gilt als Symbol des Rittertums. Im Vergleich zu einfachen Waffen wie Speer, Keule oder Pfeil und Bogen war es sehr aufwendig in der Herstellung und teuer in der Anschaffung. Ursprünglich waren die Schwerter zweischneidig und in erster Linie als Hiebwaffen gedacht. Später wurden die Schwertspitzen zunehmend auch zum Stechen verwendet, was vermutlich auf die bessere Metallverarbeitung und die stabileren Spitzen zurückzuführen ist.

Die Ursprungsform des mittelalterlichen Schwerts geht auf das germanische Langschwert zurück, war zweischneidig und verfügte über eine Länge von 80 bis 100 Zentimeter. Die Form der Parierstange änderte sich im Laufe der Zeit. Die Parierstange wurde gerader und länger, als jene der älteren Waffen. Das mag mit der Verbreitung des Christentums zusammenhängen.

Die lange gerade Parierstange symbolisierte in Verbindung mit Griff, Knauf und Klinge das Kreuz.

Der Knauf am Griffende des Schwerts diente dazu, die Waffe auszubalancieren und fungierte als Gegengewicht. Das machte das Schwert führiger und leichter zu handhaben.

Auf dem Schlachtfeld spielten Schwerter eine untergeordnete Rolle. Sie waren, da sehr teuer, nur wohlhabenden Kriegern vorbehalten und grundsätzlich einfachen Langwaffen wie dem Speer an Reichweite und Wirksamkeit unterlegen. Erst im Verbund mit dem Schild im Schildwall und im Nahkampf wurden Schwerter wieder zu wirksamen Waffen.

Sie wurden dann, wie das römische Kurzschwert, dem Gladius zu effektiven Waffen, die überwiegend zum Stoßen verwendet wurden.

Morgenstern und Kriegshämmer

Der Morgenstern war eine reine Hiebwaffe. Der mit Dornen besetzte Kopf war am Ende des Stils fix oder flexibel an einer Kette angebracht. Die Dornen waren bis zu 5 Zentimeter lang. Kriegshämmer gab es ebenfalls in unterschiedlichen Ausführungen. Sie waren geeignet Rüstungen, wie eine Art Dosenöffner zu penetrieren oder aber mit der flachen Seite wuchtige Hiebe auf die Rüstung auszuführen.

Wer schon Faustschläge auf einen Schutzhelm gekommen hat, weiß: Die Erschütterung wirkt sich auch hinter Helm und Rüstung aus. Der Schutz verhindert bestenfalls oberflächliche Verletzungen.

Fazit: Ritterliche Tugenden und die Ausbildung der Ritter

Die ritterlichen Tugenden sind stark geprägt von der Verpflichtung gegenüber dem Lehnsherrn, von christlichen Werten und Idealen, die Kriegern in aller Welt gemeinsam sind. Die Auseinandersetzung mit Kampf und Tod, die Notwendigkeit, sich auf seine Kameraden verlassen zu können, fördert und fordert bestimmte Werte, die sich letztlich als überlebenswichtig erwiesen haben.

Die Ausbildung der Ritter begann im Alter von 7 Jahren und endete nach 14-jähriger Lehrzeit. Vom Pagen zum Knappen und dann zum vollwertigen Mitglied des Ritterstandes.

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