Im Boxsport haben sich einige Geräte, als wertvolle Trainingshilfen erwiesen. Sie ermöglichen es ohne Partner, sehr gezielt und variantenreich zu üben und entwickeln dabei besondere Fähigkeiten beim Trainierenden.
Der an einer horizontalen Plattform befestigte Speedball und der Doppelendball, gehören neben dem klassischen Boxsack zu den besten Geräten, an denen Boxer ihre Fähigkeiten entwickeln können.
Speedball und Doppelendball, eigenen sich zur Verbesserung der Hand-Augen Koordination, Schnelligkeit und des Rhythmusgefühls. Der Doppelendball, erlaubt ein realistischeres Training, das die Anforderungen im Kampf, incl. Meidbewegungen und Beinarbeit simuliert. Er ist im Zweifel, die bessere Wahl.
Wer die Möglichkeit hat, an beiden Geräten zu trainieren, sollte das aber unbedingt tun.
Falls du dich für ein Trainingsgerät entscheiden musst, sehen wir uns in diesem Beitrag konkret die Vor- und Nachteile, von Speed- und Doppelendball an und helfen dir bei der individuellen Entscheidungsfindung.
Diese Vorteile bieten beide Geräte
- Kostengünstig
- relativ geringer Platzbedarf
- Trainieren: Rhythmus, Timing, Präzision, Schnelligkeit, Ausdauer
Speedball und Doppelendball sind relativ kleine Geräte, die sich in vielen Fällen auch zum Heimtraining eigenen. Der Kostenfaktor ist überschaubar. Ein brauchbarer Doppelendball ist schon ab 30 Euro erhältlich, ein Speedball ab ca. 40 Euro. (Stand Juli 2022)
Der Platzbedarf ist relativ gering. Während der Speedball, eine aufwändigere Montage, die horizontale Plattform, an der der Speedball aufgehängt wird, muss in fix montiert werden, erfordert, lässt sich der Doppelendball unkomplizierter aufhängen.
Zur Montage des Doppelendballs benötigst du lediglich einen Haken an der Decke oder eine vergleichbare Aufhängemöglichkeit. Am Boden lässt er sich per Haken oder eines Bodenankers fixieren. Bodenanker können gekauft oder selbst gebastelt werden. Fürs Training selbst benötigt der Doppelendball mehr Raum.
Beide Geräte eigenen sich hervorragend, zum Training der Hand-Augen-Koordination, des Timings, der Genauigkeit beim Schlagen und der Schnelligkeit der Hände. Jedes Gerät hat dabei seine Stärken und Schwächen, bzw. prägt unterschiedliche Aspekte dieser Fähigkeiten aus.
Was sind die Vorteile des Speedball/Boxbirne?
Der Speedball trainiert in besonderem Maß, das Rhythmusgefühl, die Hand-Augen-Koordination, Timing, Schlagschnelligkeit und die Kraftausdauer in den Schultern und Schnelligkeitsausdauer des Trizeps.
Wer sich zum ersten Mal an einen Speedball stellt, wird neben koordinativen Problemen, der Umgang mit dem Gerät muss erst mal erlernt werden, sehr schnell ein Brennen in der Schultermuskulatur spüren.
Für Boxer ist die Kraftausdauer in der Schultermuskulatur, ein ganz wesentlicher Faktor. Sie ermöglicht es dauerhaft, im Kampf, die Deckung oben zu halten und mit hoher Frequenz zu schlagen, ohne frühzeitig zu ermüden.
Die Deckung ist im Kampfsport, die letzte Verteidigungslinie, wenn Schrittarbeit und Meidbewegungen im Oberkörper und Paraden nicht schützen konnten. Sie zu vernachlässigen, der häufigste Grund ist Ermüdung, kann fatal enden.
Das hochfrequente entspannte Schlagen am Speedball, trainiert die Schnellkraft und Ausdauerfähigkeit im Trizeps. Der Muskel ist an geraden Schlägen aller Art immer beteiligt.
Was sind die Nachteile des Speedball/Boxbirne?
Der Speedball, lehrt nicht die korrekte Schlagtechnik. Getroffen wird ja mit dem Faustboden bzw. Handrücken im Gegensatz zur Faust. Die Beinarbeit und Meidbewegungen lassen sich ebenfalls nicht sinnvoll an dem Speedball trainieren. Die Geräuschentwicklung im Training ist hoch.
Die Art, wie im Speedball die Schläge ausgeführt werden, entspricht nicht den korrekten Schlagtechniken, im modernen Boxen. (Wie ich von meinem Lehrer, weiß können und wurden diese Art von Schlägen, früher im Bare Knuckle Boxen, verwendet. Neben „normalen“ Schlägen selbstverständlich. Der Sinn hinter den sogenannten Choppern, war es, Cuts, stark blutende Platzwunden, zu erzeugen.)
Das Training am Speedball erfolgt statisch, es gibt von Auslagen- bzw. Seitenwechsel keine sinnvolle Beinarbeit, die hier geübt werden kann. Meidbewegungen mit dem Oberkörper, lassen sich am Speedball, ebenfalls nicht trainieren.
Für die Montage des Speedballs, bzw. der dafür nötigen Plattform, benötigst du mehr Platz und musst bauliche Veränderungen vornehmen. Die Plattform lässt sich nicht, mal einfach so schnell auf- und abbauen.
Zum Training selbst benötigst, du aber weniger Raum, als am Doppelendball.
Das Training am Speedball erzeugt viel Lärm, was in vielen Wohnungen, zu Problemen mit den Nachbarn führen dürfte.
Was sind die Vorteile des Doppelendballs?
Der Doppelendball kann mit wenigen Handgriffen auf und abgebaut werden. Er trainiert die Hand-Augen Koordination, Reflexe, Präzision, Rhythmus und im Unterschied zum Speedball, Beinarbeit und Meidbewegungen, sowie die korrekte Schlagtechnik.
Der geringfügig günstigere Doppelendball, benötigt lediglich eine Aufhängung an der Decke und einen Anker am Boden. Wer einen gekauften oder selbst gebastelten Bodenanker verwendet, kann auf Bohrungen am Boden verzichten. Er benötigt, dann nur einen Haken an der Decke, der sich mit wenigen Handgriffen einbauen lässt.
Der Doppelendball, ist leicht zu transportieren und lässt sich ohne viel Aufwand auch im Freien aufhängen. An ihm kannst du, sehr gut, deine sportspezifische Ausdauer, trainieren und ein Sparring simulieren.
Der große Vorteil, was das Techniktraining im Vergleich zum Speedball angeht ist, das viel realistischere Training, das der Doppelendball ermöglicht. An ihm kannst du deine Schlagtechnik verfeinern, Beinarbeit und Meidbewegungen sinnvoll trainieren. Du lernst auf den, auf dich zuschnellenden Ball zu reagieren, ihm auszuweichen, ihn zu blocken oder zu schlagen.
Mit dem Doppelendball kannst du so, einen Kampf simulieren, wie an kaum einem anderen Trainingsgerät. Er schärft deine Reflexe, in Angriff und Verteidigung.
Die Geräuschentwicklung ist minimal.
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Was sind die Nachteile des Doppelendballs?
Zum Training am Doppelendball, benötigst du mehr Platz als für den Speedball. Im Idealfall hast du im Umkreis von 1,5 bis 2 Metern Platz. Die Lernkurve ist steil, du benötigst Geduld und Zeit, um das Gerät sinnvoll nutzen zu können.
Beide oben beschriebenen „Nachteile“, des Geräts können durchaus auch als Vorteile angesehen werden. Der große Platzbedarf, um optimal üben zu können, ermöglicht die ein realistisches Training mit viel Beinarbeit und Bewegung.
Das Training am Doppelendball, kann anfangs frustrierend sein, weil der Ball, in alle Richtungen und scheinbar unberechenbar, auspendelt. Um das zu meistern, ist einfach eine gewisse Frustrationstoleranz im Training und Beständigkeit erforderlich.
Wer die nicht mitbringt, wird auch beim Speedball, wenig Freude haben. Aller Anfang ist schwer.
Speedball oder Doppelendball für Anfänger?
Für Anfänger ist das Training am Speedball, vermutlich geringfügig leichter. Allerdings schult es grundlegende boxerische Fähigkeiten, nicht so gut, wie der Doppelendball. Weniger Aufwand, bei der Montage, erfordert definitiv der Doppelendball.
Für mich persönlich ist der Doppelendball, müsste ich mich für eines der Geräte entscheiden, die bessere Wahl. Das Spektrum an realistischen Trainingsmöglichkeiten ist einfach größer. Der Speedball ermöglicht dafür ein spezielleres Training, besonders was die Entwicklung von Rhythmus und Kraftausdauer in Armen und Schultern betrifft.
Wer die Möglichkeit hat und sinnvoll zu Hause üben möchte, sollte in beide Geräte investieren.
Eine Alternative, für all jene, die davor zurückschrecken ein Gerät aufzuhängen, ist der Punchingball, die stehende Boxbirne. Sie bietet ähnliche Trainingsmöglichkeiten, wie der Doppelendball, ist aber deutlich teurer.
Der Reflexball, ein an einem Stirnband, mittels Gummizug befestigter Ball, ist eine weitere sehr kostengünstige Methode, die Hand-Augen Koordination zu verbessern. Ich nutze folgenden Reflexball:
Wenige Minuten, Training am Tag führen zu sehr starken Verbesserungen. Auch Profiboxer nutzen diese, fast wie Kinderspielzeuge anmutenden, Geräte.
Fazit – Speedball oder Doppelendball fürs Boxen?
Speedball und Doppelendball, sind Trainingsgeräte für Boxer, die definitiv ihr Geld wert sind. Gerade für das Training zu Hause können sie die Motivation deutlich erhöhen und bis zu einem gewissen Grad auch Trainingspartner ersetzen.
Das ist besonders, dann relevant, wenn du nicht regelmäßig ins Training gehen kannst, deine individuellen Fähigkeiten ganz gezielt verbessern möchtest und im Falle, der immer noch drohenden Lockdowns.
Für mich persönlich hat das Solotraining, seit Beginn der Gesundheitskrise einen viel höheren Stellenwert bekommen, notgedrungen. Überraschenderweise, hat es mich aber nicht schlechter gemacht, auch wenn es eine große Umstellung im persönlichen Training erfordert hat.
Mittlerweile nutzte ich regelmäßig den Doppelendball und einen sogenannten Reflexball (an einem Stirnband montiert) für mein Training. Das schärft die Reflexe und verhindert es einzurosten.
Wer seine Fantasie spielen lässt, wird viele Möglichkeiten finden, auch mal ohne Partner sinnvoll zu trainieren. Geräte wie der Doppelendball und der Speedball bieten dazu gute Möglichkeiten.
Viel Spaß beim Training!