Wir alle kennen sie, die Samurai. In der TV-Serie Shogun wurden sie, ihre Kultur und ihr strenger Ehrenkodex, das Bushido einer großen Öffentlichkeit bekannt.
Bushido beschreibt den ungeschriebenen Ehrenkodex der Samurai, des Ritterstandes im feudalen Japan. Der Begriff setzt sich auf den Wörtern Bushi (Krieger) und Do (Weg) zusammen. Er definiert sich über die 7 Tugenden. Gerechtigkeit, Mut, Güte, Höflichkeit, Wahrheit, Ehre und Treue.
Bushido bedeutet übersetzt also der Weg des Kriegers. Der Weg geht über die rein körperliche Ausbildung des Bushi hinaus. In seiner Ausbildung und seiner Rolle als Samurai sind es die 7 Tugenden, die den wahren Samurai ausmachen und ihm seine Würde und kriegerischen Wert verleihen.
Bushido – die Seele Japans – 7 Tugenden
- Gi: Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit
- Yu: Mut
- Jin: Güte
- Rei: Höflichkeit
- Makoto/Shin: Wahrheit – Wahrhaftigkeit
- Meiyo: Ehre
- Chugi: Treue und Loyalität
Das Bushido ist ein über Jahrhunderte entstandener Ehrenkodex, bestehend aus 7 Tugenden. Bushido unterliegt zahlreichen Einflüssen.
Der Einfluss von Shintoismus/Buddhismus/Konfuzianismus
Der Ehrenkodex des Bushido unterliegt Einflüssen des Shintoismus, die sich bis ins 12. Jahrhundert zurückführen lassen, sowie des Konfuzianismus und des Zen Buddhismus.
Der Shintoismus stellt die älteste religiöse Richtung in Japan dar. Übersetzt bedeutet der Weg der Götter und verehrt die Naturkräfte. Neben dem Buddhismus ist der die prägendste Religion in Japan, die aufgrund der gemeinsamen Geschichte, nicht immer auf den ersten Blick, zu unterscheiden sind.
Aus dem 1899 in englischer Sprache erschienenem Buch:
Bushido The Soul of Japan von Inazo Nitobe:
„Bushido ist also der Kodex jener moralischen Grundsätze, welche die Ritter beachten sollten. Es ist kein in erster Linie schriftlich fixierter Kodex; er besteht aus Grundsätzen, die mündlich überliefert wurden und nur zuweilen aus der Feder wohlbekannter Ritter oder Gelehrter flossen. Es ist ein Kodex, der wahrhafte Taten heiligspricht, ein Gesetz, das im Herzen geschrieben steht. Bushido gründet sich nicht auf die schöpferische Tätigkeit eines fähigen Gehirnes oder auf das Leben einer berühmten Person. Es ist vielmehr das Produkt organischen Wachsens in Jahrhunderten militärischer Entwicklung.“
Inazo Nitobe
1. Gi: Gerechtigkeit Aufrichtigkeit
Der wichtigste Wert im Ehrenkodex des Bushido. Aufrichtigkeit befähigt den Samurai, vernünftig, in Einklang mit seinen Werten zu handeln. Schnell und entschlossen, ohne wankelmütig zu werden. Unabhängig davon, ob es darum geht, das eigene Leben zu opfern, anzugreifen oder andere schwerwiegende Entscheidungen zu treffen.
Gi beschreibt das Grundgerüst, auf dem die Persönlichkeit des Samurai aufbaut. Ohne Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit kann der Mensch nicht zum wahren Samurai werden.
2. Yu: Mut
Mut bezeichnet die Eigenschaft zu tun, was richtig ist, unabhängig von den drohenden Konsequenzen. Seien es soziale Ächtung, persönliche Nachteile oder sogar Gefahr für Leib und Leben. Mut im Sinne des Bushido setzt Aufrichtigkeit voraus.
3. Jin: Güte
Die Samurai waren gesellschaftlich privilegiert. Sie hatten das Recht, Untergebene, wegen geringster Vergehen, wie tatsächlicher oder empfundener Respektlosigkeit zu töten. Mit solch einer Macht geht, große Verantwortung einher. Güte und Menschlichkeit, verbunden mit Gerechtigkeit, stehen einem Missbrauch solcher Machtbefugnisse entgegen.
Der Samurai musste sich sicher sein, aus den richtigen Gründen zu handeln. Unbarmherzig im Kampf, wenn es sein musste, aber gleichzeitig wohlwollend und großzügig, wenn es die Situation erlaubte.
4. Rei: Höflichkeit/Respekt
Wahre Höflichkeit gibt es nur in Verbund mit Wohlwollen und Güte. Sie muss unterschieden werden von aufgesetztes Höflichkeit, die nicht wahrhaftig, sondern aus vermeintlich nutzbringenden Gründen oder Feigheit vorgespielt wird.
Höflichkeit und Respekt waren in einer Gesellschaft von Kriegern, in der die Ehre eine höhere Bedeutung hatte als das eigene Leben, von herausragender Wichtigkeit.
Ein Mangel an Respekt konnte den Tod bedeuten.
5. Makoto/Shin: Wahrheit – Wahrhaftigkeit
Wahrhaftigkeit ist eine Voraussetzung, um vertrauens- und glaubwürdig zu sein und somit eine wesentliche Voraussetzung für wahre Loyalität. Wahrhaftig zu sein bedeutet auch Dinge zu tun, die man sich vorgenommen oder angekündigt hat und geht einher mit Verlässlichkeit.
6. Meiyo: Ehre
Ehrenhaft zu handeln, machte den wahren Samurai aus. Sein Leben und Sterben war darauf ausgerichtet.
Ein überzogener Ehrbegriff, bzw. sich allzu leicht in seiner Ehre verletzt zu sehen und unbedacht zu handeln, steht anderen Werten, wie Jin, der Güte entgegen. Selbstbeherrschung und bedachtes Handeln mussten hier geübt und praktiziert werden.
7. Chugi: Treue und Loyalität
Treue zum Herrn bis in den Tod, falls erforderlich, waren für den Samurai unabdingbar. Bedingungslose Treue ist Voraussetzung für das erforderliche Vertrauen zueinander und den Zusammenhalt der Gemeinschaft.
Die Vertreter des Bushido – die Samurai
Die Samurai stellten den Schwertadel oder den Ritterstand im feudalen Japan dar und somit Mitglieder der höchsten Gesellschaftsschicht. Sie besetzten häufig die Beamtenschaft und Regierungsstellen. Die Samurai waren einer von 4 Ständen. Ihnen nachrangig waren die Bauern, Handwerker und Kaufleute.
Herrenlose Samurai stellten die Ausnahme dar. Sie wurden Ronin genannt. Miyamoto Musashi, der Verfasser des Buches der fünf Ringe (Gorin no Sho ), das ihm zumindest zugeschrieben wird, war ein Ronin. Musashi hatte im Alter von 28 Jahren bereits über 60 Zweikämpfe bestritten und gewonnen. Er gilt als Begründer der Niten Ichiry?. Schwerkampfschule.
Bushido: Bücher und Filme
Hagakure – Der Weg des Samurai
Tsunetomo Yamamoto selbst ein Samurai zeichnete Anfang des 18. Jahrhunderts, Lektionen, Regeln und Erzählungen in diesem Buch auf.
Nicht länger als 7 Atemzüge!
Soll es dauern, bis man eine Entscheidung getroffen hat.
In Jim Jarmushs Film „Ghost Dog“ mit Forrest Whitaker in der Hauptrolle, spielt das Hagakure eine entscheidende Rolle.
Die fünf Ringe
Miyamoto Musashi, der herrenlose Samurai (Ronin) ist heute eine Legende. Er hat über 60 Duelle mit dem Schwert für sich entschieden. In seinem Buch, die 5 Ringe, bringt er seine Philosophie zum Ausdruck.
Das Ziel eines jeden Duells ist der Sieg. Unter allen Umständen!
Welche Bedeutung hat Bushido heute?
Der Ehrenkodex der Samurai, der Kriegerkaste im feudalen Japan, übt auch heute eine besondere Faszination aus. Gerade und besonders für Kampfsportler und Kampfkünstler, die sich vielfach, wie es beim japanischen Aikido der Fall ist, noch in direkter Tradition der Samurai sehen.
Der Weg des Kriegers ist im modernen Japan nicht in Vergessenheit geraten, sondern prägt die Gesellschaft und Kultur bis zum heutigen Tag.
Die Werte des Bushido haben als Wegweiser für ein gutes, ehrenhaftes und nicht nur von materiellen Werten im Übermaß bestimmtes Leben eine hohe Relevanz. Auch, wenn du kein Krieger bist, der körperlich kämpfen muss.
In Zeiten, in denen traditionelle Werte, gezielt zerstört werden, in einer immer dekadenter werdenden, dem Verfall zunehmend preis gegebener Gesellschaft, brauchen wir Werte.
Gerade diese Werte geben Halt in schweren Zeiten, wie sie uns bevorstehen. In Zeiten der Pandemie und der damit einhergehenden politischen Entwicklung.
Bushido – Gelebte Werte im Alltag
Gelebte Werte wie Wahrheit und Wahrhaftigkeit, zu unserer Meinung zu stehen und diese auch nach außen hin zu vertreten, auch gegen Widerstände, kann den Meinungspluralismus stärken und eine echte Stütze für ein demokratisches Gesellschaftssystem sein.
Wer sich wider besseren Wissen in vorauseilendem Gehorsam Regelungen unterwirft, die für ihn spürbar falsch sind, schadet nicht nur sich, sondern auch der Gesellschaft insgesamt.
Dies zu tun, erfordert den Mut, Widrigkeiten und Nachteile bewusst in Kauf zu nehmen. Es erfordert auch Mut, sich nicht in blinde Angst führen zu lassen und dann das eigenständige Denken aufzugeben. In der Hoffnung, die anderen werden es schon richten.
Wer Werte, wie Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit, Mut, Güte, Höflichkeit, Wahrheit – Wahrhaftigkeit, Ehre, Treue und Loyalität wirklich lebt, wird den Respekt von Freunden aber auch Gegnern gewinnen.
Noch viel wichtiger – er wird sich selbst respektieren, weil er tut, was er für richtig hält, ohne sich von Ängsten hindern zu lassen.
Kampfkünste, die den Geist des Bushido pflegen
Die traditionellen japanischen Kampfkünste sind auch heute noch vom Geiste des Bushido geprägt. Es zeigt sich in der Art, wie gedacht, trainiert und gekämpft wird. So gibt es im Aikido, Karate, Judo aber auch dem Kendo, dem sportlichen japanischen Schwertkampf Punktewertungen.
Der volle ganze Punkt der IPPON steht gleichbedeutend für ein Leben. Also für Techniken, die mit größter Entschlossenheit und Härte vorgetragen werden und ihr Ziel finden.
Die japanischen Judoka sind bekannt dafür, ihre Siege durch Ippon erringen zu wollen und weniger zu taktieren, als westliche Sportler, die über kleine Punktewertungen den Sieg im Wettkampf erringen wollen. Diese Vorgehensweise hat schon so manchem großen japanischen Sportler entscheidende Niederlagen, aber auch großartige Siege beschert.
Im Geiste des Bushido gibt es keine Halbherzigkeiten!
Fazit Bushido – der Ehrenkodex der Samurai
Die über Jahrhunderte gewachsene Philosophie des Bushido, der schließlich den ungeschriebenen Ehrenkodex der Samurai des japanischen Schwertadels ausmachte, besteht aus 7 Tugenden. Der Weg des Kriegers ist nicht nur die rein kämpferische Ausbildung, sondern geht darüber weit hinaus.
Er formt und veredelt die Persönlichkeit des Wegschülers.
Die Tugenden des Bushido können uns auch heute im Alltag eine wertvolle Orientierungshilfe sein und zu einer besseren, ehrlicheren und mutigeren Gesellschaft beitragen.
Viel Spaß beim Nachdenken! 😉