Die Kämpfertypen/Stile im Boxen (Schläger bis Konterboxer)


Die Kämpfertypen /Stile im Boxen

Die Welt wäre langweilig, wären wir alle gleich. Einen Teil der Faszination des Boxsports und Kampfsports allgemein, macht auch aus, wie Sportler mit unterschiedlichen Talenten, das Beste aus ihren Möglichkeiten herausholen.

So haben sich verschiedene Kämpfertypen und Stile, die ihnen quasi auf den Leib geschneidert sind, herausgebildet.

Die Kämpfertypen /Stile im Boxen sind der Nahkämpfer, der Schläger, der Out-Boxer und der technische Boxer. Jeder Typ verfügt über charakteristische Stärken und Schwächen, mit Ausnahme des „Technikers“, der aufgrund seiner Erfahrung und seines Talents, über viele taktischen Möglichkeiten verfügt.

Styles make fights – Stile machen Kämpfe!

Der Nahkämpfer/Wühler/Infighter/Swarmer

Der Nahkämpfer oder Infighter sucht die Nähe zum Mann, wo er seine Stärken ausspielen kann. Er ist in der Regel kleiner als seine Gegner, baut kontinuierlich Druck auf und ist hart im Nehmen. Er riskiert bewusst, beim Schließen der Distanz getroffen zu werden, um die Chance zu bekommen, selbst hart auszuteilen.

Der „Wühler“, wie er auch genannt wird, verfügt über eine herausragende Kondition. Tiefe Abtauch- und Meidbewegungen gehören zu seiner Art zu kämpfen. Sie erlauben ihm Schlagkraft zu generieren, Haken aus allen Winkeln zu schlagen und sind fixer Teil seiner Verteidigungsstrategie.

Aufgrund der hohen Anforderungen an die körperlichen Fähigkeiten, der Nahkämpfer muss extrem ausdauernd sein und über eine hohe Kraftausdauerfähigkeit verfügen, bleiben die „Infighter“ nicht lange im Boxgeschäft.

Es ist kein Stil, der sich auch im höheren Boxalter mit Erfolg umsetzen lässt.

Wer Mike Tyson in seiner besten Zeit gesehen hat, kann das leicht nachvollziehen. Tyson verfügte, neben herausragenden boxerischen Fähigkeiten, über einen extrem hohen Fitnesslevel. Zu seinem Training zählten, täglich mehrere hundert Liegestütze und Kniebeugen, neben dem „regulären“ Training.

Mike Tyson, als der bekannteste Vertreter des Peek a Boo Boxstils, von Cus D`Amato, gehört in die Kategorie Nahkämpfer/Wühler. So suchte Tyson, gegen seine größeren und meist schwereren Gegner, die Mittel und Nahdistanz. Eine nahezu perfekte Verteidigung und Beinarbeit machte es ihm möglich, das relativ sicher zu tun.

Joe Frazier, der mit Muhammad Ali, George Foreman, Sonny Liston und anderen in der Blütezeit des Schwergewichtsboxens, in den 1970ern aktiv war, ist ein klassischer Vertreter des „Swarmers“, wie der Kämpfertyp im Englischen genannt wird.

Frazier war ein klassischer Infighter, der mit seinem linken Haken, auch noch über einen sehr harten, absolut K.o. gefährlichen Schlag verfügte.

  • Jake La Motta
  • Rocky Marciano
  • Joe Frazier

Der Schläger/Brawler/Slugger

Der „Schläger“ ist ein Kämpfertyp im Boxen, der bereit ist einzustecken, um auszuteilen. Er verfügt über eine enorme Schlaghärte und ist bereit, zum offenen Schlagabtausch, den er aufgrund seiner Härte und Kraft zu gewinnen sucht. Der Schläger, ist in der Regel, groß, schwer und äußerst stark, was Körperkraft und Schlaghärte betrifft und verfügt über gute Nehmerfähigkeiten.

Er ist in der Lage seine Gegner mit einzelnen Schlägen K.o. zu schlagen und verfügt oft über zwei ähnlich schlagstarke Hände. Zu den Boxern, die diese Art zu kämpfen perfektionierten, gehören beispielsweise, George Foreman, Jack Dempsey, Deontay Wilder

Ein Klassiker im Boxen war der Kampf von George Foreman gegen Joe Frazier. Der „Schläger“ Foreman vernichtete geradezu den gefürchteten Infighter Joe Frazier. Die Kombination der beiden Kämpfertypen kommt oft dem Schläger entgegen. Der Nahkämpfer sucht den Infight und wird dort zum Ziel, des körperlich überlegenen Gegners.

Brawler, wie Schläger im Englischen genannt werden, scheitern aber oft an sogenannten Out Fightern, Kämpfern, die bevorzugt in der langen Distanz boxen und über die technischen Mittel verfügen, ihren Kampfstil, gegen den Brawler, durchzusetzen.

  • Sonny Liston
  • Jack Dempsey
  • Deontay Wilder

Boxen aus der weiten Distanz der „Out Fighter“

Eine entsprechende deutsche Übersetzung zu finden, die den „Out Fighter“ beschreibt, konnte ich nicht finden.

Der Out – Fighter kämpft in der langen Distanz. Er verfügt über perfekte Beinarbeit, die es ihm erlaubt den aufgezwungenen Nahkampf zu meiden und die Kampfdistanz zu bestimmen. Dieser Kämpfertyp, kann ein Konterboxer sein, greift aber durchaus mit schnellen, rein – raus Aktionen aktiv an. Den Nahkampf verhindert er durch seine perfekte Fußarbeit und das taktische Clinchen.

Auch, wenn der Kämpfertyp, gerne Aktionen des Gegners provoziert, um ihn auszukontern, kann der Out-Fighter nicht als reiner Konterboxer beschrieben werden. So ist er durchaus in der Lage, aus der weiten Distanz, massiven Druck im Ring zu erzeugen.

Der Kampfstil erfordert ein hohes Niveau an Taktik und Strategie.

Bekannte Beispiele, für diesen Typus sind:

  • Muhammad Ali
  • Floyd Mayweather Jr.
  • Joe Walcutt
  • Klitschkos

Der „technische“ Boxer/ Techniker (Pure Boxer, Boxer-Puncher)

Wie der Name „Techniker“ schon verrät, zeichnet diesen Kämpfertyp, seine technische Vielseitigkeit aus. Er beherrscht ein weites Spektrum an Strategien und Taktiken. Er ist in der Lage unterschiedliche Stile zu boxen und sich intelligent, auf die Stärken und Schwächen seiner Gegner einzustellen.

Der Techniker ist der Kämpfertyp, der gleichermaßen offensiv, wie defensiv wirksam wird und sich in allen Distanzen wohlfühlt. Er verfügt außerdem, über eine zumindest überdurchschnittlich hohe Schlagkraft.

Diese Boxer sind fast ausschließlich bei den Profis zu finden, da es einen enormen Aufwand an Training und Erfahrung, neben einem außergewöhnlichen Talent bedarf, um sich diese boxerischen Fähigkeiten anzueignen.

Diese Box-Techniker sind Ausnahmetalente und kommen dem Idealbild eines Boxers sehr nahe. Die hohe Kunst des Boxens verfolgt ja das Ideal – treffen, ohne selbst getroffen zu werden.

  • Manny Pacquiao
  • Joe Louis
  • Roy Jones Jr.
  • Oscar De La Hoya

Gibt es noch andere Kämpfertypen/ Stile im Boxsport?

Auf der Seite des WBC, des World Boxing Councils, einer der großen Profiboxverbände werden die 4 Kämpfertypen bzw. Stile beschrieben. Der Wühler (Swarmer), Schläger (Brawler, Slugger), Out Fighter, Boxer, die aus der weiten Distanz kämpfen und der Techniker. (Boxer- Puncher, Pure Boxer)

Da es aber keine einheitlich, standardisierten Begrifflichkeiten gibt, im Deutschen fehlen passende und allgemein gebräuchliche Übersetzungen, teilweise zur Gänze, können wir uns ihnen nur annähern.

Der Konterboxer, stellt eine Unterkategorie dar. Er ist besonders häufig unter den Outside Fightern zu finden, aber nicht ausschließlich.

Quellen: WBC

Kämpfertypen – Boxstile – gibt es da Unterschiede?

Auch hier ist oft nicht klar, was gerade mit dem jeweiligen Begriff gemeint wird. So gibt es verschiedene Boxstile – Boxschulen, wie der Peek a Boo Stil oder die Philly Shell (Crab Style) und die hier angesprochenen Kämpfertypen.

Zu den Stilen im Boxen, den unterschiedlichen Schulen, findest du in folgendem Beitrag mehr Informationen.

Kämpfertypen – englisch – deutsch -Begriffsklärung

  1. Brawler/Slugger (Schläger)
  2. Infighter/Swarmer (Nahkämpfer – Wühler)
  3. Out Boxer/ Outside Fighter (kämpft auf die lange Distanz)
  4. Boxer-Puncher/Pure Boxer (Techniker, technischer Boxer)
  5. Pressure Fighter (Boxer macht ständig Druck)
  6. Volume Puncher (schlägt ein hohes Schlagvolumen)
  7. Counter Puncher (Konterboxer)
  8. Southpaw (Rechtsausleger)
  9. Switch Hitter (Boxer kämpft beide Auslagen, Marvin Hagler war bekannt dafür)

Welcher Kämpfertyp bzw. Kampfstil ist der beste?

Jeder Kämpfertyp hat seine Stärken und Schwächen. Zwar gibt es gewisse Kampfpaarungen, die einen Kämpfertypen im Boxen bevorzugen, es liegt aber am Ende immer an den Fähigkeiten, des einzelnen. Wer seinen Kampfstil durchsetzen kann, gewinnt in der Regel.

Naturgemäß ist jener Boxer der beste, der über die meisten Mittel verfügt. Das bezieht sich auf den technischen-, körperlichen- und taktisch-strategischen Bereich. Es gibt einen alten Spruch, der diese Erkenntnis kurz und prägnante zusammenfasst.

The Strongest with the Mostest is the Bestest! (Der Stärkste, mit den meisten Mitteln, ist der Beste.)

unbekannt

Der Spruch ist grammatikalisch falsch, reimt sich aber und bringt den Sachverhalt, auf den Punkt.

Den eigenen Stil finden?

Entscheidend dafür, sind die eigenen, Gott gegebenen Möglichkeiten, die es bestmöglich zu optimieren und auszunutzen gilt.

Was sind deine körperlichen und charakterlichen Voraussetzungen?

Neben der Größe, Reichweite, spielen körperliche Attribute, wie Schlagkraft, Ausdauer und Schnelligkeit eine wesentliche Rolle. Die sogenannten Nehmerfähigkeiten, was Kopftreffer betrifft, sich aber kaum trainieren lassen, sind mit ein Faktor.

Nehmerfähigkeiten ist ein fürchterlicher Begriff. Sie bezeichnet die Eigenschaft, Gehirnerschütterungen zu erleiden und dabei das Bewusstsein nicht zu verlieren. Sie lassen sich durch Nackentraining etwas verbessern. Das Ziel muss aber immer sein, nicht getroffen zu werden.

Wer über ein sogenanntes Glaskinn verfügt, bei Kopftreffern leicht zu Boden oder K.o. geht, muss das ebenfalls, in seine taktischen Überlegungen, mit einfließen, lassen. Einmal abgesehen, davon, dass Kopftreffer gesundheitsschädlich sind.

Ein guter und engagierter Trainer kann bei der Stilfindung äußerst hilfreich sein. Erfahrungsgemäß werden die sich aber bei durchschnittlichen Boxern oder Hobbyboxern, diese Mühe nicht machen. Falls sie dazu überhaupt in der Lage sein sollten.

Es steht aber jedem Boxer frei, selbst zu denken und seine Talente weiterzuentwickeln. Boxen ist schließlich ein Sport, in dem, zumindest auf höherem Niveau, Intelligenz eine wichtige Rolle spielt und Kämpfer in die Lage versetzte, starke aggressive Gegner zu besiegen.

Fazit – Die Kämpfertypen /Stile im Boxen

Auch, wenn es im Deutschen oft keine den amerikanischen Begrifflichkeiten entsprechenden exakten Übersetzungen, der jeweiligen Kämpfertypen bzw. Boxstile gibt, haben wir uns dem Thema, so gut es geht, angenähert.

Ich habe aus Gründen der Vollständigkeit, neben deutschen Begriffen, die englischen verwendet. Das sollte dir eine gute Übersicht über die verschiedenen Kämpfertypen im Boxsport, ihre Stärken und Schwächen geben.

Am Ende des Tages gibt es keinen Kämpfertyp, keinen Idealtyp, der alle anderen dominiert. Vielmehr geht es darum, die eigenen Stärken und Schwächen in einem persönlichen Kampfstil bestmöglich zur Geltung zu bringen. Weltmeister und Gürtelträger aller Gewichtsklassen lassen sich nicht auf einen – den einzig richtigen – Boxstil festlegen.

Ich kann nur jedem empfehlen, sich die jeweiligen Kämpfer anzusehen. Vielleicht hilft das, die eine oder andere Idee zu übernehmen und falls du aktiv Kampfsport trainierst, in dein Repertoire zu integrieren.

Viel Spaß beim Training!

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