Boxweltmeistertitel: Wie viele Gürtel sind zu viel?


Boxen Titel

Die Zeiten, in denen es in jeder Gewichtsklasse einen Boxweltmeister gab, das goldene Zeitalter des Boxsports, sind seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts endgültig vorbei. Die große Zahl an Titelträgern, Weltmeistern und Gürteln, befeuert das Geschäft im Profiboxen. Für den Sport selbst ist die Entwicklung aber alles andere als positiv.

Bis in die 1960er Jahre gab es nur einen Weltmeister pro Gewichtsklasse. Mit der Gründung neuer Boxverbände hat sich die Zahl der Titel erhöht. Sie werden von WBC, WBA, IBF und WBO, aber auch von kleineren Organisationen vergeben. Die besten – mehrfache Titelträger – erhalten den Titel Superchampion.

Allein in den vier großen Profiboxverbänden gibt es 17 Gewichtsklassen, was zu der stolzen Zahl von 68 Weltmeistertiteln führt. Zählt man noch die Weltmeister der weniger renommierten Verbände wie IBO und WBU hinzu, steigt die Zahl der „Weltmeister“ im Profiboxen noch weiter an.

Ein weiterer Box-Weltmeistertitel wird vom Ring Magazine verliehen. Es handelt sich um die ältesten noch existierenden Boxzeitschrift der USA. Das Magazin wurde 1922 gegründet.

Finanzielle Anreize und politische Gründe sind ausschlaggebend für die große Anzahl von Gürteln und Titelträgern im modernen Profiboxen. Neben den Weltmeistertiteln haben sich im Profiboxen weitere Titel bzw. Gürtel etabliert. Sie dienen den Kämpfern als Karrieresprungbrett und lukrative Einnahmequelle.

In diesem Beitrag gehen wir auf die genauen Ursachen, die historische Entwicklung und die Vor- und Nachteile der aktuellen Entwicklungen im Boxsport ein.

Warum gibt es so viele Titel/Gürtel im Boxen?

Im Profiboxen gibt es 16 Gewichtsklassen bei den Männern und 17 Gewichtsklassen bei den Frauen. Mittlerweile vergeben schon mehr als 5 Boxverbände, Titel im Profiboxen. Einschließlich der Titel wie Interimschampion und Superchampion gibt es bereits mehr als 68 Titel im Profiboxsport.

Die Ursache für die hohe Zahl an Titeln im Profiboxen liegt am Fehlen eines Dachverbandes, der von allen anerkannt, die Regulierung übernimmt. Die inflationäre Titelvergabe macht es immer schwerer, die besten Boxer in den jeweiligen Gewichtsklassen zu ermitteln.

Aus finanziellen und politischen Gründen kommen viele interessante Kämpfe nicht mehr zustande. Was aus sportlicher Hinsicht einen Rückschritt darstellt.

Lieber einen Kampf mit einem starken Gegner vermeiden, um weiter Champion eines der großen Boxverbände zu bleiben, als alles zu riskieren und möglicherweise, den eigenen Titel zu verlieren.

Der unbestritten beste Kämpfer seiner Gewichtsklasse ist der unangefochtene Champion (Undisputed Champion). Er besitzt alle vier Gürtel der großen Boxverbände (IBF, WBA, WBC und WBO).

Mit der Verleihung des Titels Superchampion, wurde ein weiter Versuch unternommen, die tatsächlich besten Boxer, in den jeweiligen Gewichtsklassen, auszuzeichnen.

Informationen zu den unterschiedlichen Gewichtsklassen der Profis und Amateure findest du unter:

Die vier wichtigsten Boxverbände und ihre Titel

Boxweltmeister ist nicht gleich Boxweltmeister. Das betrifft die Börsen, die an ihn ausgezahlt werden, aber auch die Einschätzung der Fans und der Fachleute. So spielt die Boxverbände und das unterschiedliche Prestige der von ihnen vergebenen Titel eine wichtige Rolle, wenn es um Verdienst und Ansehen geht.

Zu den wichtigsten Verbänden des Boxsports, geordnet nach ihrem Ansehen, gehören:

BoxverbandGründungsjahrSitz
WBC (World Boxing Council)1963Mexiko-Stadt, Mexiko
IBF (International Boxing Federation)1983Springfield, New Jersey, USA
WBA (World Boxing Association)1921 (1962)Panama-Stadt, Panama
WBO (World Boxing Organization)1988San Juan, Puerto Rico
IBO (International Boxing Organization)1992Coral Gables, Florida, USA
WBU (World Boxing Union)1995Großbritannien

WBC (World Boxing Council)

Die WBC gilt als der renommierteste Boxverband weltweit. Sie wurde 1963 in Mexiko gegründet. Ihre Gürtel wurden von einigen der größten Kämpfer der Sportgeschichte getragen, darunter Muhammad Ali, Sugar Ray Leonard und Floyd Mayweather.

IBF – International Boxing Federation

Die International Boxing Federation (IBF) wurde 1983 von einer Gruppe ehemaliger Boxer, Promoter und Trainer gegründet. Ziel war die Schaffung eines neuen Verbandsmodells, das sich auf mehr Transparenz und Fairness sowie auf den Schutz und die Förderung der Interessen von Boxern, Trainern und Promotern weltweit konzentriert.

Die IBF hat in ihrer Geschichte viele herausragende Boxer hervorgebracht und ist auch im Frauenboxen aktiv. Heute hat die IBF ihren Sitz in Springfield, New Jersey, USA.

Die WBA – World Boxing Association

Die WBA ist der älteste Boxverband der Welt. Ihre Vorgängerorganisation wurde im Jahr 1921, unter dem Namen NBA (National Boxing Association) in den USA gegründet. Mit der Ausrichtung internationaler Kämpfe, in den 1960er Jahren, entwickelte sie sich zu einem der großen und prestigeträchtigsten Boxverbände. Die WBA wurde 1962 gegründet.

Zu den bekanntesten Boxern, die in der WBA gekämpft haben, gehören Muhammad Ali, Mike Tyson, Marvin Hagler, Sugar Ray Leonard, Roberto Duran, Manny Pacquiao, Floyd Mayweather Jr. und Evander Holyfield.

WBO – World Boxing Organization

Die World Boxing Organization (WBO) ist ein weltweit tätiger Boxverband, der 1988 in San Juan, Puerto Rico, gegründet wurde. Der relativ junge Verband hat sich durch seine Aktivitäten in kurzer Zeit einen guten Ruf erworben.

Weltmeister der WBO waren unter anderen Chris Eubank, Joe Calzaghe, Arthur Abraham, Wladimir Klitschko und Oleksander Usyk.

Welche wichtigen Titel gibt es neben den Weltmeistergürteln?

Superchampion, Interimschampion u.a.

Ein Superchampion ist ein Boxer, der einen bedeutenden Titel in einer Gewichtsklasse hält, der von mehreren Boxverbänden anerkannt wird. Meistens trägt er den Titel der WBA. Der Titel „Superchampion“ wird von den großen Boxverbänden wie WBA, WBC, IBF oder WBO vergeben.

Als „regulärer Weltmeister“ (Regular Champion) wird ein Boxweltmeister bezeichnet, der nur den Titel eines der vier großen Boxverbände hält.

Ein Interimschampion hält vorübergehend den Titel, weil der Champion nicht in der Lage ist, seinen Titel zu verteidigen. Der Interimschampion wird durch einen Kampf der besten Herausforderer ermittelt und tritt so bald als möglich gegen den Champion, um den regulären Titel an.

Die WBC, das World Boxing Council, vergibt den „Emeritus Title“. Bei diesem Titel handelt es sich um eine Auszeichnung, die einigen außergewöhnlichen Champions zuteilwird. Denen es aufgrund außergewöhnlicher Umstände nicht möglich ist, ihre Titel zu verteidigen.

Regionale Champions im Profiboxsport

  • African Champion: Der African Champion ist ein Titel, der einem afrikanischen Boxer verliehen wird. Der Titel wird von der African Boxing Union (ABU) organisiert und sanktioniert.
  • Commonwealth Champion: Der Titel des Commonwealth Champion, zeichnet den besten Boxer im Gebiet des britischen Commonwealth aus. Er ist ein wichtiger regionaler Titel, der es aufstrebenden Boxern erleichtert, ihre Profiboxkarriere voranzutreiben. Sanktioniert wird er vom Commonwealth Boxing Council (CBC) und der Commonwealth Boxing Federation (CBF). Einige Commonwealth Champions werden auch von den großen Boxverbänden anerkannt bzw. sanktioniert.
  • European Champion: Der Titel wird von der European Boxing Union (EBU) organisiert und sanktioniert und geht an einen europäischen Boxer.
  • Latino Champion: Der Latino Champion ist ein Titel, der einem Boxer aus Lateinamerika verliehen wird. Der Titel wird von der World Boxing Association (WBA) organisiert und sanktioniert.
  • Oriental Champion: Der Titel Oriental Champion wird an asiatische Boxer vergeben. Veranstalter ist die Oriental and Pacific Boxing Federation (OPBF).
  • NABA Champion: Der Titel des NABA Champions wird von der North American Boxing Association (NABA) vergeben. Er ist ein wichtiger Titel für die dortigen Profiboxer.

Der Boxsport – Inflation der Titel – Entwicklungen

Vergleicht man den Profiboxsport mit anderen Kampfsportarten, fällt auf, dass in Disziplinen, wie den Mixed Martial Arts oder dem Kickboxen, die Zahl der Meister in den jeweiligen Gewichtsklassen überschaubarer geblieben ist.

Zwar gibt es auch in diesen Sportarten eine große Zahl an Verbänden, wer aber allgemein anerkannt zur absoluten Weltklasse zählen möchte, kommt nicht umhin sich in einigen wenigen Organisationen mit den besten zu messen.

So ist die UFC im Bereich der MMA, die Organisation, deren Champions allgemein am weitesten anerkannt werden. Im Bereich des Vollkontakt-Kickboxens war es zumindest früher das K1. Fallobst oder Aufbaugegner, waren bei den Turnieren nicht zu sehen.

Im Boxsport, gewissen Pflichttitelverteidigungen und Kämpfen, von wenig renommierten Veranstaltern, kann man das leider nicht immer behaupten. Insgesamt schaden solche Veranstaltungen und die inflationäre Zunahme an Titeln dem Boxsport.

Ob und wie sich das sportliche Problem lösen lasst, wird sich zeigen. Finanzielle Interessen und Politik stehen dem wohl entgegen.

Fazit – Weltmeistertitel und Gürtel im Boxsport

Der Titel – Weltmeister im Profiboxen ist heute weniger aussagekräftig als er früher war. Um die Qualitäten eines Weltmeisters abschätzen zu können, muss man nicht nur dessen Kämpfe, sondern auch die den Titel verleihende Organisation näher betrachten.

Das lässt gewisse Rückschlüsse über die Stärke der Gegner, auf dem Weg zur Meisterschaft zu.

Besonders aussagekräftig sind die Titel der vier großen Boxverbände, die Titel der Superchampions, die mehrere Titel halten, und der Titel des unbestrittenen Champions. Sie erlauben am ehesten Vergleiche mit früheren Zeiten, in denen fast jeder Champion unangefochten war.

Viel Spaß beim Training!

Quellen:

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