Mike Tyson’s Training (Wettkampfvorbereitung & Krafttraining)


Mike Tyson's Training

Sie nannten ihn den „Gefährlichsten Mann am Planeten“. Mike Tyson, war als Schwergewichtler eine der Furcht einflößendsten Gestalten im Boxsport. Tyson war bzw. ist zweifelsohne ein herausragendes Talent, was seine genetischen Voraussetzungen als Boxer betrifft.

Was aber vielfach unterschätzt wird, ist Tysons Wille zum Erfolg, die Bereitschaft, sich einem knallharten Training auszusetzen, um seine Ziele zu erreichen.

Mike Tysons Training, umfasste 8 bis 10 Stunden täglich, an 6 Tagen in der Woche. Beginnend mit einem Dauerlauf um 4 Uhr früh, gefolgt von 10 -12 Runden Sparring, Techniktraining, regenerativen Maßnahmen und einem Krafttraining, das fast ausschließlich aus Körpergewichtsübungen mit hohem Volumen bestand.

Mike Tyson wurde, von seinem ersten Trainer und Mentor Cus D`Amato, der bereits Boxgrößen, wie Floyd Patterson und José Torres, hervorgebracht hatte, in allen Bereichen, die für den Boxsport relevant sind, trainiert. Dazu gehörten neben, dem weltbekannten Peek A Boo Boxstil, der Tyson geradezu auf den Leib geschneidert war und dem körperlichen Training, auch die mentale und geistige Kampfvorbereitung.

Die Summe, der Trainingsanstrengungen, das in jedem Bereich wohldurchdachte Training, machten Mike Tyson zum jüngsten Weltmeister im Schwergewichtsboxen. Einen Boxer der die Gewichtsklasse, über 10 Jahre lang dominierte.

Mike Tysons typischer Tagesablauf in der Wettkampfvorbereitung

Mikes Trainingsalltag im Catskill Gym, New York, unter seinem Trainer Cus D`Amato, war streng geregelt und erforderte einen täglichen Trainingsaufwand von 8 bis 10 Stunden, an 6 Tagen in der Woche.

  • Der Tag begann für Tyson um 4 Uhr in der Früh mit einem 4 bis 8 Kilometer langen Dauerlauf. Mike gab es ein gutes Gefühl, schon zu trainieren, während seine Gegner noch schliefen. Nach dem Laufen ging es wieder ins Bett.
  • Frühstück um 10 Uhr.
  • 10 bis 12 Runden Sparring, beginnend um 12 Uhr. Das Sparring im Tyson Camp, war sehr speziell. Es wurde, zumindest in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung, tatsächlich mit voller Härte, zugeschlagen. Sparring, in dieser Zeit, bedeutetet Kampf. Nicht wenige von Tysons Sparringspartnern, gingen K.o.
  • Nach dem Sparring führte Mike, einige Durchgänge, seines Krafttrainings aus, die unten detailliert beschrieben ist.
  • Mittagessen gegen 14 Uhr.
  • Um 15 Uhr Boxtraining, Arbeit an den Geräten, Pratzentraining und einige Runden Sparring. Einige Runden seines Krafttrainings und regeneratives Training am Fahrradergometer.
  • 17 Uhr – wiederum einige Sätze des Krafttrainings und Schattenboxen.
  • Abendessen um 19 Uhr.
  • 20 Uhr regenerative Maßnahmen und Videostudium seiner Gegner.

Mikes Krafttraining in der Wettkampfvorbereitung

  • 200 Situps
  • 200 Kniebeugen
  • 50 Dips an der Bank – (alternativ Trizeps Extensions)
  • 50 Liegestütze
  • 50 Shrugs – Schulterheben (mit 30 kg pro Arm)
  • 50 Nackenheben

Diese Übungen führt Mike Tyson in Blöcken 5 bis 10 Mal am Tag, 6 Tage in der Woche, aus. Alternativ auch 5 Mal täglich, wobei das Gesamtvolumen, die Anzahl der Wiederholungen, am Tag gleich blieb.

Großer Wert wurde auf ein sehr intensives Nackentraining im Tyson Camp gelegt. Neben dem Nackenheben, führte Mike bis zu 30 Minuten täglich, die sogenannte Ringerbrücke aus, um seine Hals- und Nackenmuskulatur optimal zu stärken. Ein Nackenumfang von über 50 cm, war das Ergebnis.

Das Training der Nackenmuskulatur, ist für Boxer und Vollkontaktkampfsportler, äußerst wichtig. Es hilft, die Halswirbelsäule und das Gehirn, vor in Verletzungen und K.o.s zu schützen. Für Untrainierte ist die Form des oben gezeigten Trainings gefährlich und sollte durch leichtere, weniger belastende Übungen ersetzt werden.

Um Mike Tysons Krafttraining ranken sich viele Legenden und es ist nicht ganz einfach Wahrheit und Mythos voneinander zu trennen. Auch, weil man davon ausgehen muss, dass bewusst Fehlinformationen zur Verwirrung der Konkurrenz gestreut wurden.

Wir wissen sicher, dass Tyson, das Training mit Gewichten als wenig sinnvoll, für seine Bedürfnisse empfand und Körpergewichtstraining, bevorzugte.

Im Vorfeld seines Kampfes gegen den äußerst muskulösen Briten Frank Bruno, sagte Mike, dass das Heben von Gewichten ungefähr so ??viel Ähnlichkeit mit dem Schlagen hat wie „Käsekuchen“.

Mike Tyson, war genetisch ganz offensichtlich begnadet, was seine Kraft und Schnellkraftfähigkeiten betraf. So soll er als 15-Jähriger schon 225 Pfund (ca. 102 kg) im Bankdrücken geschafft haben.

Abgesehen, von ersten Versuchen im Gewichtstraining als Teenager, bestand der herausragende Anteil seines Krafttrainings aus Körpergewichtsübungen, die er über den Tag verteilt, in sehr hohem Volumen ausführte. Gewichte nutzte er in seiner erfolgreichsten Zeit unter seinem Trainer Cus D’Amato (04.11.1985 gestorben) nur sporadisch.

Nach seinem Gefängnisaufenthalt 1995 änderte Tyson allerdings seinen Zugang zum Krafttraining und begann, weil alle es so machten, schwerpunktmäßig mit Gewichten zu trainieren. Inwieweit diese oder andere Änderungen im Training seine Leistung negativ beeinträchtigten, bleibt umstritten.

Das hohe Trainingsvolumen, die vielen hundert Wiederholungen, die Tyson täglich an Kniebeugen, Liegestützen, Dips, Shrugs und Situps, ergänzt durch ein, 30-minütiges Nackentraining, durchführte, scheint geradezu unmenschlich und es stellt sich die Frage, inwieweit so ein Training realistisch und sinnvoll sein kann.

Wer sich etwas mit historischen Krafttrainingsmethoden beschäftigt hat, stößt aber immer wieder auf Methoden, die schwerpunktmäßig auf Krafttraining mit dem eigenen Körpergewicht setze und gesetzt haben.

Körpergewichtstraining als historisch bewährte Trainingsmethode

Sieht man sich die Inder, die mit dem Kalarippayat über eine, Jahrtausende alte, Kampfkunsttradition verfügen, findet man Körpergewichtstraining, als eine der Haupttrainingsmethoden. Die Hindu-Squats (Kniebeugen) und Liegestütz, werden von Kämpfern, in einem sehr hohen Wiederholungsbereich und Gesamtvolumen, fast täglich trainiert.

The Great Gama, der legendäre indische Ringer, ist eines der bekanntesten Beispiele dafür. Seine außerordentlichen Erfolge im Wettkampf, schrieben er und tausende anderer Ringer und Kämpfer, ihren Körpergewichtsübungen zu, die sie nahezu täglich praktizierten.

Remy Bonjasky mehrfacher K-1 World-Grand-Prix-Gewinner, erzielte seinen ersten Titelgewinn, nach eigenen Aussagen auch ausschließlich mit Körpergewichtstraining. Erst danach, begann er mit Gewichten zu trainieren. Ob das zielführend war, weiß nur er selbst.

Unter dem Aspekt, dass viele Athleten zu allen Zeiten mit Körpergewichtstraining erfolgreich waren, sieht Mike Tysons Bodyweight Training, wieder realistischer und sinnvoller aus, als man im Vorhinein meinen könnte.

Wer Mike Tyson in seiner Blütezeit gesehen hat, kann nur über dessen Schnellkraft und Ausdauer erstaunt sein, die er auch in längeren Kämpfen über viele Runden aufrechterhalten konnte. Diese geradezu wundersamen Fähigkeiten, würden gut zu dem extrem harten Krafttraining, passen.

Ein Restzweifel bleibt allerdings noch, wir wissen ja, dass viele Sportler und Trainer gezielt Fehlinformationen über ihr Training streuen, um der Konkurrenz keine Vorteile zu verschaffen.

Die Verwendung von leistungssteigernden Substanzen aller Art, mag ebenso eine Rolle gespielt haben, wenn es darum ging, erfolgreich zu regenerieren und nicht ins Übertraining zu kommen.

Mentales Training und Affirmationen

Gerade im Kampfsport, ist mentale Stärke, der Wille zu gewinnen, egal was es kostet, von elementarer Bedeutung. Hier haben Ausnahmekämpfer, herausragendes geleistet und Millionen Menschen, inspiriert. Nicht zuletzt die Erfolge der Rocky Filme, zu denen Sylvester Stallone, der Hauptdarsteller, in dem Boxkampf, Chuck Wepner gegen Muhammad Ali, inspiriert wurde, zeugen davon.

Mike Tysons väterlicher Trainer Cus D Àmato, war ein Pioneer auf dem Gebiet des Mentaltrainings und sorgte dafür, dass Mike in regelmäßigen Abständen, von einem Psychiater mental eingestellt wurde.

Der mentale Aspekt des Trainings war sehr vielschichtig und verfolgte unterschiedliche Zielsetzungen.

Das Selbstbewusstsein stärkende Affirmationen, die Tyson unzählige Male am Tag wiederholte, war ein Teil. Ein anderer war es, mittels psychologischer Kriegsführung, die Gegner in Angst und Schrecken zu versetzen.

Einige Stare Downs im Ring, das gegenseitige Mustern, unmittelbar vor dem Kampf, während der Ringrichter, noch einmal die Regeln erklärt, zeigen verängstigte Gegner. Diese hatten schon vor Kampfbeginn, verloren.

Das abendliche Studium von anderen Boxern und deren Kämpfen auf Video programmierten auf Erfolg und sorgten für eine noch steilere Lernkurve. Mike war ein großer Bewunderer von Jack Dempsey, dessen Haarschnitt, er sogar kopierte, weil er ihm ein besseres Gefühl gab.

Mangelnde Erfahrung im Ring, verglichen mit älteren, routinierteren Gegnern, konnte so ausgeglichen werden und machten einen 20-jährigen Mike Tyson zum jüngsten Schwergewichtsweltmeister aller Zeiten.

Mike Tyson’s Ernährung im Training

Mikes Ernährung während der Kampfvorbereitung war von Einfachheit geprägt. Sie bestand hauptsächlich aus leichten, schnell verdaulichen Lebensmitteln, die ihm genug Energie für das harte Trainingspensum gaben.

Mike bevorzugte weißen Reis, Hühnchen, Bananen, Orangensaft und Haferflocken, als Grundnahrungsmittel. Ergänzend konsumierte er Proteinshakes und diverse Nahrungsergänzungsmittel, um den enormen Bedarf an Nährstoffen decken zu können.

In der Vorbereitung seines bislang letzten Kampfes gegen Boxlegende Roy Jones Jr., wechselte Mike für einige Zeit zu einer veganen Ernährung, von der er aber wieder abkam. Offenbar gelang es ihm aber mittels veganer Ernährung, bis zu 40 kg abzunehmen.

Neben, einer Ernährungsumstellung, griff Mike Tyson, in der Wettkampfvorbereitung auch auf Stammzellentherapie zurück.

Fazit – Mike Tyson’s Training

Mike Tyson, zweifelsohne ein Ausnahmetalent im Boxsport, verdankt seinen Erfolg, neben seiner Genetik und dem Glück auf Cus D`Amato, als Trainer gestoßen zu sein, vor allem seiner Arbeitsmoral.

Talent und die besten Trainingsmöglichkeiten, alleine sind noch lange keine Erfolgsgaranten, wenn nicht der bedingungslose Wille, hart zu trainieren, gegeben ist. Auch die Arbeitsmoral von Mike Tyson, war Weltklasse, die allerdings nur von wenigen gesehen wurde.

So beklagte, Mike immer wieder, dass die Leute, seinen Erfolg hauptsächlich seinem Talent zuschrieben, aber nicht sehen würden, wie hart er dafür gearbeitet hat.

Über Mikes Training, für den Kampf gegen Roy Jones Jr. im Jahr 2020, existieren nur wenige Informationen. Wir können allerdings davon ausgehen, dass Tyson nach modernsten Erkenntnissen und seinem Alter (54 im Jahr 2020) und der schlechteren Regenerationsfähigkeit, angepassten Methoden trainierte.

Das Trainingsvolumen, das er in seiner besten Zeit, absolvierte, muss dramatisch reduziert worden sein, auch wenn er sogar mit Stammzellentherapie in der Vorbereitung gearbeitet hat. Tyson bleibt, sieht man sich seinen Werdegang und seine Leistungen im Ring an, jedenfalls eine beeindruckende Persönlichkeit. Ein herausragender Sportler, der mit Talent alleine, ohne seine hohe Arbeitsmoral, nie so weit gekommen wäre.

In mancherlei Hinsicht ein Vorbild für uns alle.

Viel Spaß beim Training!

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