Die Rolle des Trainers im Boxen (Analytiker, Mentor, Motivator)


Boxtrainer

Wer Boxen lernen und sich kontinuierlich verbessern will, braucht einen Trainer. Jemanden, der sein Handwerk versteht und in der Lage ist, die Grundlagen und Feinheiten des Boxens zu vermitteln. Die Fähigkeiten des Boxtrainers sind entscheidend für die Entwicklung seiner Athleten. Viele Wettkampfboxer, wie z.B. Mike Tyson mit Cus D Ámato, entwickeln im Laufe ihrer Karriere eine besondere Bindung zu ihren Trainern, die weit über den normalen sportlichen Rahmen hinausgeht.

Der Boxtrainer ist für die technische, taktische, physische und mentale Entwicklung seiner Boxer verantwortlich. Er plant und individualisiert das Training, ist in der Lage, sein Wissen weiterzugeben und einen Boxer systematisch aufzubauen. Zu seinen Aufgaben gehören auch die Strukturierung des Trainings und die Absprache mit anderen Trainern.

Für Boxer aller Leistungs- und Könnensstufen ist die Wahl des richtigen Boxvereins, Boxclubs oder – bei den Profis – Boxstalls und damit die Wahl des Trainers von entscheidender Bedeutung. Sie ist entscheidend für die sportliche Entwicklung, die Trainingsmotivation, aber auch für die Gesundheit. Gute Trainer verheizen ihre Boxer nicht und sorgen für die nötige Sicherheit im Training.

Die Kernaufgaben eines Boxtrainers

Die Kernaufgabe des Boxtrainers besteht darin, den Boxer physisch und technisch auf den Wettkampf vorzubereiten und seine Fähigkeiten und Fertigkeiten zu verbessern. In enger Zusammenarbeit mit dem Boxer arbeitet der Trainer die individuellen Stärken und Schwächen des Boxers heraus und stimmt die Taktik auf den jeweiligen Gegner ab.

Grundlagen des Boxens vermitteln und verbessern

Die Hauptaufgabe eines Boxtrainers ist es, dem Sportler eine solide technische Basis zu vermitteln, auf der er aufbauen kann. Einmal eingeschliffene Fehler lassen sich nur mit großem Aufwand wieder verlernen. Ein guter Trainer schenkt seinen Schützlingen von Anfang an genügend Aufmerksamkeit, um die notwendigen Korrekturen vorzunehmen.

Er ist dafür verantwortlich, dass seine Boxer die Grundstellung, die Grundschläge, die Beinarbeit, das Deckungsverhalten und die Fußarbeit richtig erlernen. Sie bilden das Fundament, auf dem die Kämpfer ihre sportliche Karriere aufbauen. Ohne sie ist es fast unmöglich, in diesem Sport erfolgreich zu sein.

Ausnahmen wie ein Roy Jones Jr. bestätigen die Regel.

Der berühmte Boxtrainer Kenny Weldon, der unter anderem Evander Holyfield und Viennie Pazienza gecoacht hat, kritisiert immer wieder das schlechte Niveau vieler zeitgenössischer Boxtrainer.

In einer seiner Lehr-DVDs kommt er zu dem Schluss, dass nur wenige moderne Boxer in der Lage seien, sich mit allen Schlägen in alle Richtungen gleich gut zu bewegen. Viele Trainer seien selbst nicht in der Lage, dies ausreichend zu vermitteln. Er macht sie für das sinkende Niveau des amerikanischen Boxsports verantwortlich.

Erkennen und Korrigieren von Fehlern durch den Boxtrainer

Der Boxtrainer muss in der Lage und willens sein, Fehler seiner Schützlinge zu erkennen und sofort zu korrigieren. Auch bei sehr gut ausgebildeten Boxern schleichen sich im Training gelegentlich kleine Flüchtigkeitsfehler ein.

Zum Beispiel die Vernachlässigung der eigenen Deckung, beim Training am Sandsack, an den Geräten oder im freundschaftlichen Sparring. Der Trainer muss dies sofort erkennen und gegensteuern. Ein erfahrener Gegner oder dessen Trainer wird solche Fehler analysieren und ausnutzen. Ganze Karrieren sind durch Nachlässigkeiten wie schlampiges Deckungsverhalten zerstört worden.

Die Deckung ist die letzte Verteidigungslinie und wenn sie versagt, kann es sehr schnell zu einer K.-o.-Niederlage kommen. Die „Deckung hoch“ ist – aus gutem Grund – eine der am häufigsten verwendeten Anweisungen im Boxsport.

Fordern, aber nicht überfordern

Ein guter Trainer versteht es, seine Boxer ihrem Leistungsniveau entsprechend zu fordern. Er kennt den richtigen Punkt, an dem sein Schützling optimal lernt. Unterforderung führt zu keinem Fortschritt, Überforderung zu Frustration und im schlimmsten Fall zum Erlernen kontraproduktiver Verhaltensweisen, vor allem im Sparring.

Man kann es auch sehr gut mit dem Krafttraining vergleichen. Bewegst du dich mit zu leichten Gewichten und forderst deinen Körper nicht heraus, stärker zu werden, stagnierst du oder wirst schlechter. Wer sich mit zu schweren Gewichten überfordert, kann nicht den gewünschten Trainingsreiz setzen und riskiert Verletzungen.

Pratzentraining – Drillen von Bewegungsabläufen und Technik

Das Training an Pratzen und Schlagpolstern ist ein wesentlicher Aspekt des Boxtrainings. Hier können Schlagkombinationen, Ausweich- und Meidbewegungen gezielt, individuell und sicher trainiert werden. Ein kompetenter Trainer kennt mögliche Fehlerquellen und kann sie mit seinem Boxer systematisch verbessern.

Das Pratzentraining mit dem Trainer gehört zu den Privilegien, die sich fortgeschrittene Boxer erarbeitet haben. Kein Trainer wird seine Zeit mit halbherzigen, unregelmäßig trainierenden und unmotivierten Schützlingen verschwenden.

Sparring richtig anleiten durch den Trainer

Sparring ist eine Trainingsform, bei der mit einem nicht kooperativen Partner realitätsnah der Kampf oder spezifische Elemente geübt werden. Es kann sehr individuell und variantenreich gestaltet werden. Beim Aufgabensparring werden bestimmte Rollen definiert, die die Boxer zu erfüllen haben. Beim Wettkampfsparring wird ein Wettkampf unter realistischen Bedingungen simuliert.

Sparring ist eine Lern- und Trainingsmethode. Die Ziele und Rahmenbedingungen des Sparrings müssen klar definiert sein und sollten immer von einem Trainer überwacht werden. Er ist dafür verantwortlich, dass sich seine Boxer an die Vorgaben halten und ihre Lernerfahrungen machen können.

Ein wilder, unkontrollierter Schlagabtausch zweier Boxer, die es „wissen wollen“, ist nicht das Ziel. Gerade im Anfängerbereich ist hier große Umsicht des Trainers gefragt. Sehr schnell kann die Situation außer Kontrolle geraten und sich als unproduktiv und gefährlich erweisen.

Sicherheit im Training gewährleisten – Aufgabe des Boxtrainers

Der Boxtrainer ist für die Sicherheit während des Trainings verantwortlich. Er muss eingreifen, wenn sich seine Schützlinge körperlich überfordern. Nicht jeder, der im Boxclub trainiert, ist fit und kennt seine Grenzen. Er weiß, welche Kampfpaarungen er aus welchem Grund zulässt und ist auch in der Lage, einzelne Boxer direkt oder indirekt zu maßregeln, wenn sie sich nicht an seine Vorgaben halten.

Kämpfer, die kürzlich einen Knockout erlitten haben, werden bestmöglich geschützt und von hartem Sparring abgehalten, das ihre gesundheitlichen Risiken erhöhen würde.

Das taktische Repertoire seiner Boxer entwickeln

Strategie und Taktik spielen eine wesentliche Rolle im fortgeschrittenen Boxen. Die Kämpfer müssen in der Lage sein, mit unterschiedlichen Kämpfertypen umzugehen. Wer nicht weiß, wie er mit einem Konterboxer oder einem besonders aggressiven, körperlich starken Angriffsboxer fertig werden kann und dies unter Anleitung entsprechend trainiert hat, wird im Ring nicht bestehen können.

Der Boxtrainer ist dafür verantwortlich, seine Schützlinge im Umgang mit unterschiedlichen Kämpfertypen zu schulen. Seine Boxer müssen im Wettkampf in der Lage sein, seinen Anweisungen zu folgen und diese sofort umzusetzen.

Der Trainer kennt die Stärken und Schwächen seiner Boxer und kann sie individuell fördern und das Beste aus ihnen herausholen.

Die Entwicklung des mentalen Aspekts bei den Boxern

Mentale Stärke ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor im Boxsport. Das haben alle großen Champions bewiesen. Sie hilft ihnen, sich in schwierigsten Situationen zu behaupten, sich von Niederschlägen zu erholen oder nach einem Punkterückstand alles auf eine Karte zu setzen und den Knockout anzustreben.

Wer sich in dieser Hinsicht inspirieren lassen möchte, sollte sich die Kämpfe Ali vs. Frazier oder Ray Shugar Leonard vs. Roberto Duran und Thomas Hearns ansehen.

Der weltberühmte Boxtrainer Cus D’Amato, der Mike Tyson mit seinem Peek a Boo Boxstil zum jüngsten Schwergewichtsweltmeister aller Zeiten machte, war ein Meister der angewandten Psychologie. Er verstand es meisterhaft, aus Mike das Mindset eines Weltmeisters zu entwickeln. Er stützte sich dabei auf das Studium der Geschichte, großer Feldherren und Eroberer und auf die Hilfe eines Psychiaters, der Mike half, sich mental „einzustellen“.

In vielen Fällen, zumindest im Bereich des Profiboxens, entwickeln Boxer und Trainer ein extrem enges Verhältnis – verbunden durch Erfolg und Niederlage. Die Trainer können zwar nur bedingt ihre Erfahrungen weitergeben, aber sie können ein geeignetes Umfeld im Training und im Wettkampf schaffen, um ihre Kämpfer stetig weiterzuentwickeln.

Die Boxer für Wettkämpfe vorbereiten

Die Wettkampfvorbereitung ist eine weitere Schlüsselaufgabe eines Boxtrainers. Betreuen die Trainer im Amateurbereich ganze Mannschaften, so sind es im Profiboxen nur mehr wenige Boxer, die vom Trainer intensiv betreut werden und die volle Aufmerksamkeit genießen.

Profiboxtrainer analysieren mit ihren Schützlingen sehr intensiv, kommende Gegner. Sehen sich dabei, all ihre Stärken und Schwächen an und erarbeiten Strategien gegen sie. Dabei werden ganze Kampfverläufe geplant.

Im Profiboxen bzw. Kadern arbeitet der Cheftrainer eng mit den anderen Coaches und Teammitgliedern (Mentaltrainer, Ernährungsberater, Krafttrainer, Physiotherapeuten, Ärzten) und dem Management zusammen. Gemeinsam mit dem Management werden die nächsten Gegner ausgesucht und die Karriere geplant.

Woran erkennt man einen guten Trainer?

Ein guter Boxtrainer zeichnet sich nicht nur durch sein Fachwissen aus. Er muss in der Lage sein, zu unterrichten, zu motivieren, individuelle Trainingspläne zu erstellen, gut mit dem Boxer und den anderen Teammitgliedern zu kommunizieren und sich in deren Situation hineinzuversetzen. Er muss flexibel genug sein, um sein Training an die Lernbedürfnisse der einzelnen Boxer anzupassen.

Um dies zu erreichen, bemühen sich die Boxverbände weltweit um eine möglichst gute und standardisierte Ausbildung der Trainer. Zertifizierte Boxtrainer verfügen über ein fundiertes Fachwissen und sind in der Trainingsgestaltung nach modernen sportwissenschaftlichen Gesichtspunkten geschult.

Aber auch unter den Boxtrainern gibt es herausragende Talente und Autodidakten. Einige mit einer spezifischen Trainerausbildung, andere ohne.

Eine anerkannte Trainerausbildung ist aber in jedem Fall ein Qualitätsmerkmal, das die Einhaltung eines gewissen Mindeststandards garantieren sollte.

Was auf jeden Fall vorhanden sein sollte, ist ein gutes Verhältnis zum Trainer. Nur bei gegenseitigem Respekt und Sympathie ist eine enge Zusammenarbeit auf Dauer möglich. Die Zusammenarbeit kann nicht nur auf die rein technische Ebene des Boxens reduziert werden.

Ausbildung zum Boxtrainer in Deutschland

In Deutschland gibt es mit der Ausbildung zum Trainer des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV), Trainerausbildungen an Sportschulen und privaten Trainerausbildungen verschiedene Möglichkeiten, sich zum Boxtrainer ausbilden zu lassen.

Es ist vorgeschrieben, dass das Training in den Boxsportvereinen von lizenzierten Trainer des Deutschen Boxsport-Verbandes geleitet werden muss und nur lizenzierte Trainer die Athleten bei Wettkämpfen in der Ringecke coachen dürfen.

Der Deutsche Boxsport-Verband bildet und prüft Trainer/innen nach den Richtlinien des vierstufigen Lizenzierungsmodell des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), welcher die quantitativen und inhaltlichen Rahmenbedingungen der Trainer vorgibt. Der Boxsport-Verband ergänzt die Ausbildung um boxsportspezifische Inhalte.

Quelle: DBV

Bekannte deutsche Boxtrainer

  • Zu den bekanntesten deutschen Boxtrainern zählen Ulli Wegner, Fritz Sdunek, Manfred Wolke und Michael Timm.
  • Wegner hat zahlreiche Weltmeister trainiert, darunter Sven Ottke, Markus Beyer und Arthur Abraham.
  • Manfred Wolke war der Trainer von Henry Maske. Er war einer der erfolgreichsten deutschen Boxtrainer und hat auch andere bekannte Boxer wie Markus Bott und Axel Schulz gecoacht.
  • Sdunek war Trainer der Klitschko-Brüder Vitali und Wladimir, sowie von Ruslan Chagayev und Dariusz Michalczewski.
  • Timm hat u.a. Felix Sturm und Jürgen Brähmer trainiert.

Bekannte amerikanische Boxtrainer

  • Cus D’Amato: D’Amato war Trainer von Boxlegenden wie Mike Tyson, José Torres und Floyd Patterson.
  • Angelo Dundee: Dundee war ein bekannter Trainer, der u.a. Muhammad Ali, Sugar Ray Leonard und George Foreman gegen Michael Moorer, coachte.
  • Freddie Roach: Der erfolgreiche Trainer trainierte mehrere Weltmeister, darunter Manny Pacquiao, Miguel Cotto, Oscar De La Hoya und James Toney.
  • Teddy Atlas war Trainer zahlreicher Boxgrößen, darunter Mike Tyson, Michael Moorer und Timothy Bradley.
  • Eddie Futch: Futch war Trainer einer Reihe von Weltmeistern, darunter Joe Frazier, Ken Norton, Riddick Bowe, Michael Spinks und Larry Holmes. Futch war Trainer und Mentor von Freddy Roach.
  • Emanuel Steward: Steward trainierte Boxlegenden wie Lennox Lewis, Wladimir Klitschko und Thomas Hearns.
  • Kenny Weldon: Weldon galt als einer der besten Trainer der Welt. Während seiner Karriere trainierte er viele bekannte Boxer, darunter Evander Holyfield, Pernell Whitaker und Michael Moorer.

Fazit – Die Rolle des Trainers im Boxsport

Die Aufgaben eines Boxtrainers sind vielfältig. Während der C-Trainer im Boxverein das Gruppentraining plant und den Anfängern und mäßig fortgeschrittenen Boxern erste technische Grundlagen vermittelt, sind die Cheftrainer im Olympia- und Profiboxen mit weitaus mehr Aufgaben konfrontiert.

Die Cheftrainer müssen ihr Team koordinieren, dafür sorgen, dass engagierte Talente und Wettkampfboxer die nötige Aufmerksamkeit der Trainer erfahren und optimal vorbereitet werden. Sie arbeiten persönlich mit ihren Schützlingen, übernehmen aber auch Managementaufgaben, um ein gutes Trainingsumfeld zu gewährleisten.

Nicht jeder gute Boxer eignet sich als Trainer und nicht jeder gute Boxtrainer muss selbst ein erfolgreicher Boxer gewesen sein.

Von Tysons Boxtrainer Cus D Ámato ist bekannt, dass er selbst kaum Boxerfahrung als Aktiver hatte. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er den Boxsport nie wettkampfmäßig betreiben. Dennoch hat er legendäre Kämpfer hervorgebracht und mit dem Peek a Boo einen einzigartigen Boxstil entwickelt, der weltweit bekannt ist.

Wer im Boxsport erfolgreich sein will, braucht einen Trainer. Jemanden, der den Weg kennt und vorbereitet. Denn Talent allein, ohne qualifizierte Anleitung, ist zu wenig. Harte Arbeit mit einem Trainer, der dich systematisch aufbaut, ist wichtiger.

Viel Spaß beim Training!

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