Psychologie und Mentaltraining im Boxen – Optimal nutzen!


Psychologie und Mentaltraining im Boxen

Jeder Kampf wird zuerst im Kopf entschieden. Die mentale Haltung ist einer der entscheidendsten Faktoren im Boxen und Kampfsport. Sie entscheidet darüber, ob du dein Potenzial tatsächlich abrufen kannst und in schwierigen Situationen durchhältst.

Erkenntnisse aus der Psychologie können mittels gezieltem Mentaltrainings im Boxen, entscheiden zum sportlichen Erfolg beitragen. Beginnend mit der optimalen Regelung des Erregungs- und damit Leistungsniveaus, bis hin zum Umgang mit eigenen hinderlichen Ängsten und dem Verstärken der gegnerischen.

Jeder Kämpfer sollte sich bevor er in einem Wettkampf antritt grundsätzlich ein paar Gedanken zum Thema Psychologie im Boxen gemacht haben.

Übersicht Psychologie im Boxen:

  • In welchem Zustand kannst du optimale Leistungen abrufen?
  • Wie steuerst du deine inneren Zustände? (optimales Erregungsniveau)
  • Wie gehst du mit deinen Ängsten um?
  • Visualisierungen und erfolgreiche Bewältigung schwieriger Situationen im Wettkampf.
  • Die mentale Beeinflussung des Gegners.

Optimale Leistung abrufen im Boxsport

Um deine maximale Leistung abrufen zu können, muss alles stimmen. Das sollte keine Überraschung sein. Für viele Sportler beschränkt sich aber Training und Vorbereitung auf die rein körperliche und technische Seite. Faktoren wie Kampfgeist, Durchhaltevermögen und Siegeswille werden dabei als gegeben vorausgesetzt.

Sie werden ja schließlich im Training so nebenbei ausreichend trainiert, so die Annahme.

Das ist in den allermeisten Fällen aber ein Fehlschluss. Während manche Sportler einigermaßen klarkommen ohne spezifisches Mentaltraining, kann es für andere erhebliche Nachteile bringen, sich nicht mental entsprechend vorzubereiten. Sicher ist aber, dass ein sinnvolles, gezieltes mentales Training immer zu besseren Ergebnissen führen wird.

Mentaltraining spielt im Leistungs- und Hochleistungssport eine immer wichtigere, nicht mehr wegzudenkende Rolle im Training. Gerade, wenn die Leistungsdichte besonders hoch ist, macht die mentale Komponente oft den entscheidenden Unterschied aus und entscheidet über Sieg und Niederlage.

In Ausnahmefällen können sogar „übermenschliche“ Kräfte aktiviert werden.

Die sogenannten autonomen Reserven oder vom willentlichen Zugriff geschützten Kraftreserven, die nur im Zustand der allerhöchsten Not, wenn es um Leben oder Tod geht mobilisiert werden können, stellen eine weitere Kraftquelle dar. Auf diese Reserven können manche Sportler durch gezieltes Training zugreifen. Das bis zu einem gewissen Grad, ohne sie ganz auszuschöpfen, aber genug, um einen Vorteil über ihre Gegner zu erzielen.

Wir alle kennen ja die Erzählungen über Geisteskranke, die von mehreren starken Männern nicht niedergehalten werden können, weil die Person in ihrem Wahn, übermenschliche Kräfte mobilisiert.

Regulierung des Aktivitätsniveaus (Erregungsniveaus)

Übererregung – leistungsmindernd

Fast jeder hat schon die Erfahrung gemacht, in bestimmten Situationen, sei es im Wettkampf oder bei Prüfungen, nicht immer die gewünschte und gewohnte Leistung abrufen zu können. Du schlägst dich unter Wert, weil du dich durch Nervosität selbst hemmst. Dieser Zustand wird als Zustand der Übererregung definiert.

Dein Nervensystem hindert dich daran, deine optimale Leistung abzurufen. Du bist, nervös, fahrig, deine Ausdauer leidet. Manche Kämpfer müssen sich vor dem Kampf übergeben, weil ihr Magen, regelrecht rebelliert. Im Kampf bist du übernervös und verbrauchst schnell deine Energiereserven.

Apathie – suboptimal

Das Gegenteil der Übererregung des Nervensystems stellt der Zustand der Apathie dar. Du bist zu ruhig, möglicherweise schon gleichgültig und fast schon apathisch. Auch dieser Zustand ist alles andere als förderlich, wenn du das Maximum aus deinem Potenzial herausholen möchtest. Deine Beine und Arme sind schwer, du bist nicht wirklich in der Lage dich schnell zu bewegen und zu reagieren. Du möchtest am liebsten woanders sein.

Der ideale innere Zustand für maximale Leistung im Boxen

Als Boxer musst du deine inneren Zustände kontrollieren und deine Ängste und Zweifel überwinden, um dein volles Potenzial auszuschöpfen. Ein Zustand der Leistungsbereitschaft, des Vertrauens und der Vorfreude auf die kommenden Herausforderungen, nicht ein Zustand des Zweifels und der Angst.

Der gewünschte Zustand liegt irgendwo im breiten Spektrum zwischen der Übererregung und der Apathie. Abhängig von deiner Persönlichkeit und deinem Kampfstil, kann dein Optimalzustand woanders liegen, als bei anderen Sportlern.

Du kannst deinen inneren Zustand besonders gut durch Atemübungen und Metalltechniken steuern.

Bei der Atmung kannst du sowohl die Zwerchfell- oder Bauchatmung, als auch die Brustatmung gezielt einsetzen. Während die Bauchatmung eher beruhigt und dem Zustand der Übererregung entgegenwirkt, bewirkt die Brustatmung das Gegenteil. Das kann im Extremfall bis zur Hyperventilation führen, die unbedingt zu vermeiden ist.

Mentaltraining – Zieldefinition für optimale Leistung

Zieldefinitionen werden in allen Bereichen des Lebens erfolgreich verwendet, sei es im privaten Bereich, dem Beruf oder dem Sport. Eine bewährte Methode ist, die sogenannte Top – Down Methode. Du beginnst dabei mit dem gewünschten Ergebnis und durchdenkst dir alle Schritte und Handlungen, die du vorher gesetzt hast, um das Ziel zu erreichen.

Hast du einen wichtigen Kampf vor dir, beginnst du dir in aller Intensität die Siegesfeier nach dem Kampf vorzustellen. In allen Details und so lebhaft wie möglich. So schaffst du einen positiven Zielanker. Ein Gefühlserlebnis, das du anstrebst und das dich magnetisch in Richtung Sieg zieht.

Vom Sieg aus gehst du alle Schritte durch, die nötig waren, um dorthin zu kommen. Du erlebst den Wettkampf, die Wettkampfvorbereitung und kritische Situationen, die du auf deinem Weg erfolgreich bewältigst. Diese Methode ist überaus wirksam, wenn du sie gezielt anwendest. Wichtig ist es, diesen Film immer wieder im Kopf durchzuspielen und die Situationen so real wie möglich mitzuerleben.

Am Ende wirst du eine innere Gewissheit spüren, die sich zum Erfolg hinzieht.

Pre Fight – Badmouthing-  das Verhalten vor Kampfbeginn

Bei Profikämpfern ist es am deutlichsten zu sehen. Die Kämpfer, fordern einander heraus, beflegeln einander und versuchen so, neben dem von den Veranstaltern gewünschten Showeffekten, einen psychologischen Vorteil, über ihren Gegner zu erzielen.

Spätestens im Ring, wenn der Ringrichter die letzten Anweisungen gibt und die Kämpfer einander mustern und tief in die Augen sehen, erlangt einer einen psychologischen Vorteil. Selbst, wenn er es nicht schafft den Gegner einzuschüchtern, aber daran glaubt es getan zu haben.

Mike Tyson war er Meister darin. Viele seiner Kämpfe wurden schon auf der mentalen Ebene, vor Kampfbeginn entschieden. Es gab Zeiten, als er als unbesiegbar galt und seine Gegner sichtbar Angst zeigten. Wie soll ein Kampf gewonnen werden, wenn ein Kämpfer nicht an die Möglichkeit zu siegen glauben kann?

Cus D` Amato Tysons Entdecker und erster wirklicher Trainer, der ihm den auf den Leib geschnittenen Peek a Boo Stil vermittelte, wusste, wie wichtig die mentale Seite im Boxsport ist. Tyson war regelmäßig bei Sitzungen bei einem Psychiater, der sich professionell um den mentalen Aspekt, Einstellungen, Erwartungen und Ängste kümmerte.

Es gibt Videos von Mike Tyson, in denen zu sehen ist, wie er vor Aufregung und Angst vor dem Kampf weint. In dem darauffolgenden Kampf schlägt er den Gegner in Rekordzeit nieder. Tyson hatte gelernt, seine Ängste zu fokussieren und zielgerichtet einzusetzen, ohne sich von ihnen hindern zu lassen.

Mike Tysons Umgang mit der Angst – Psychologie im Boxen

Im obigen Video beschreibt Tyson seine Ängste vor dem Kampf. Seine Lösungsstrategie war es immer selbstbewusster zu werden auf jedem einzelnen Schritt zum Ring, um dann „unbesiegbar“ zu werden. Etwas, was er mental immer und immer wieder trainiert und durchgespielt hat, um dann mit absoluter Gewissheit für sich selbst sagen zu können.

Im Ring fixierte Tyson seinen Gegner und wartete auf den Moment, in dem sein Gegner, auch nur für den Bruchteil einer Sekunde, den Blick senkte. Sobald das geschehen war, wusste er, dass er den Kampf gewonnen hatte und den Kampfgeist seines Gegners gebrochen hatte.

Nun war er sich sicher den Kampf zu gewinnen und er konnte voller Selbstvertrauen boxen. Mit der Gewissheit, den gegnerischen Schlägen ausweichen zu können und den Kontrahenten mit harten Schlägen zu treffen, bis dieser kampfunfähig war.

Hier zeigt sich, wie Tyson von dem Moment an, auf dem er am Weg zum gegnerischen Ring war, einen Plan verfolgte, der ihn kontinuierlich selbstbewusster und mental stärker machte, bis er absolut davon überzeugt war, den Kampf zu gewinnen und nicht verlieren zu können. Diese Gewissheit baute er Schritt für Schritt und systematisch auf.

Ein solcher Plan ließ ihn auch schwierige und grenzwertige Situationen meistern und daraus als Sieger hervorgehen. Tyson war einfach der Überzeugung, nicht verlieren zu können.

Der richtige Umgang mit Ängsten im Boxen

You can play tennis, but you cant play boxing!

Boxen ist ein Vollkontaktsport, der im Unterschied zu vielen anderen Sportarten äußerst schmerzhaft bis gesundheitsgefährdend ist und sein kann. Im Amateursport gibt es eine Vielzahl von Regelungen, die darauf abzielen, die Boxer zu schützen. Ein Restrisiko bleibt allerdings immer bestehen.

So stellt sich für jeden Boxer mit Hirn die Frage nach dem Umgang mit den gesundheitlichen Risiken.

  • Wie umgehen mit den Risiken getroffen zu werden und selbst dauerhafte gesundheitliche Schäden zu erleiden?
  • Was, wenn du den Gegner im Wettkampf nachhaltig und dauerhaft schädigst? Für alle Nichtpsychopathen sicherlich ein Thema. Niemand möchte es auf sich nehmen, seinem sportlichen Gegner dauerhafte gesundheitliche Schäden zugefügt zu haben. Trotzdem kann genau das passieren. Wie gehst du damit um? Hindert dich der Gedanke daran, im Kampf alles zu geben?

Desensibilisierungen – Gewöhnung an herausfordernde Situationen

Desensibilisierung ist ein Konzept, das auch im Umgang mit Phobien eine wesentliche Rolle spielt. Es geht dabei schlicht und einfach darum, eine Gewöhnung zu erreichen. Eine Gewöhnung speziell an die jeweiligen Anforderungen. Desensibilisierung muss also ganz spezifisch sein. Wer Fallschirmspringen will, muss sich dafür anders desensibilisieren als ein Boxer und Kampfsportler.

Boxer sollten jede nur denkbare Wettkampfsituation körperlich im Training und vor ihrem geistigen Auge durchspielen.

Das Wesentliche dabei ist, immer die Probleme erfolgreich zu lösen und siegreich aus der Situation hervorzugehen. Das stärkt das Selbstvertrauen und ermöglicht es dir auch noch in schwierigen Situationen an deinen Erfolg zu glauben.

Du hast die Situation ja schon vielfach im Training und in deiner Vorstellung erfolgreich bewertet. Nichts Neues für dich, nichts wovor du Angst haben musst, oder was du nicht bewältigen kannst.

Fazit –  Psychologie und Mentaltraining im Boxsport

Ich möchte dir ein Zitat von Sunzi einem chinesischen General, dem Verfasser des Buches „Die Kunst des Krieges“ mitgeben.

Wenn du deinen Feind kennst und dich selbst kennst, brauchst du das Ergebnis von 100 Schlachten nicht zu fürchten. Sunzi

Je besser du also Herr über deine Gefühle bist, deine Stärken und Schwächen arbeitest und kontinuierlich an Verbesserungen arbeitest, umso wahrscheinlicher wirst du erfolgreich sein. Zudem ist es unerlässlich sich mit deinem Gegner auseinanderzusetzen, ihn zu studieren und ein möglichst genaues Bild über dessen Stärken und Schwächen zu gewinnen.

Gelingt dir das, werden sich Mittel und Wege zum Erfolg finden lassen.

Viel Spaß beim Training!

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