Thaiboxkämpfe zeichnen sich, durch ihre Härte, Knie, Ellenbogentechniken, Low Kicks und spektakulärer Arbeit im Clinch aus. In Thailand gilt das Muay Thai als Nationalsport und seine Traditionen werden hochgehalten. Das Wai Khru, das in Form von tänzerischen Bewegungen ausgeführte Eröffnungsritual, begleitet von traditioneller Musik, ist Teil dieser Tradition.
Das Wai Kru Ram Muay, wie das Vorkampfritual im Muay Thai genannt wird, dient neben dem Aufwärmen und der Einstimmung auf den Kampf, der Respektbezeugung, dem Lehrer und der Schule. Wai steht für Begrüßung, Kru für den Lehrer, Ram für Tanz und Muay fürs Boxen. Das Ritual ist in Thailand Pflicht.
Das Thaiboxen, wie das Muay Thai im Westen auch genannt wird, verfügt über eine eigenständige Tradition und Geschichte, die nichts mit dem westlichen Kickboxen gemein hat. Rituale und Spiritualität, spielen im Muay Thai, eine wichtige Rolle.
So gehören das Stirnband Mongkhon und Armbänder, die die Kämpfer beim Einzug in den Ring tragen, um sie erst unmittelbar vor dem Kampf abzulegen, genauso dazu wie das Wai Kru Ram Muay.
Das Wai Kru gehört in Thailand zur traditionellen Eröffnung des neuen Schuljahres. Es ist eine Respektbezeugung den Lehrern gegenüber und wird oft von der Rezitierung buddhistischer Sutren begleitet. Das Wai Kru Ram Muay ist im Unterschied dazu, die auf das Thaiboxen adaptierte Variante, des Rituals.
Das Ritual Wai Kru Ram Muay
Das Wai Kru Ram Muay unterscheidet sich von Schule zu Schule. Insidern ist es so schon anhand des Rituals möglich, die Herkunft des Kämpfers zu bestimmen. Das hat oft direkten Einfluss, auf das Wettgeschehen, das in Thailand, rund um die Kämpfe eine wichtige Rolle spielt.
Den Kämpfern selbst dient das Ritual der Einstimmung auf den Kampf und letzten Dehnungs- und Lockerungsübungen unmittelbar vor dem Kampf. Mitunter gewährt das Ritual, auch Einblicke in Stärken und Schwächen des Kämpfers und den Kampfplan. Das ist jedoch absoluten Insidern vorbehalten.
Begleitet wird das Wai Kru Ram Muay von der traditionellen, Sarama genannten Musik. Die für westliche Ohren durchaus gewöhnungsbedürftig ist und mit Trommeln und Flöten gespielt wird.
Der Kampf selbst wird auch von der Phleng Muay genannten Musik begleitet. Die Musik selbst, gespielt von bis zu 4 Musikern, passt sich in Lautstärke und Tempo dem Kampfverlauf an.
Das Wai Kru Ram Muay ist in Thailand Pflicht. Im modernen Kickboxen wird es aber von einigen Veranstaltern sogar untersagt.
Das obige Video gibt einen guten Einblick über den Ablauf des Rituals:
- Der Ring wird aus Richtung der eigenen Ecke betreten, anschließend im Uhrzeigersinn abgegangen.
- Die rechte Hand bleibt dabei über den Seilen.
- An jeder Ringecke erfolgt ein kurzer Stopp und Verbeugungen.
- In der Ringmitte wird ein Wai – die Respektbezeugung vollführt.
Die Bedeutung von Wai
Wai ist in Thailand eine Geste der gegenseitigen Respektbezeugung, aber auch Entschuldigung. Sie wird sowohl bei der Begrüßung, als auch Verabschiedung gebraucht. Eine leichte Verneigung und zwei flach, wie zum Gebet aufeinanderliegende Handflächen, kennzeichnen das Wai.
Die Bedeutung von Kru im Muay Thai
Kru bedeutet Lehrer und bezieht sich auf alle aktuellen und vergangenen Lehrer, die dem Kämpfer geholfen haben, seine derzeitigen Fähigkeiten zu erlangen. Dabei bezieht sich Kru, nicht ausschließlich auf das Thaiboxen, sondern alle Lehrer und Helfer im bisherigen Leben.
Ram Muay im Thaiboxen
Während Muay für „Boxen“ steht, bezeichnet das Wort Ram, den Tanz. Ram Muay bedeutet also Kampftanz. Der Tanz unterscheidet sich von Schule zu Schule und ist in Thailand, fester Bestandteil, des Kampfes.
Nachlässig ausgeführte Ram Muay, gelten in Thailand als Beleidigung für Gegner, aber auch die eigenen Lehrer und Schule. Ausgeführt wird der Tanz mit Stirn- und Armband, die erst unmittelbar vor Kampfbeginn abgelegt werden.
Typische Elemente des rituellen Tanzes im Muay Thai
Auch, wenn sich das Wai Kru Ram Muay von Schule zu Schule und einzelnen Kämpfern unterscheidet, so gibt es doch immer wiederkehrende typische Elemente, im rituellen Tanz.
- Der Muay Thai Shuffle: Diese dreimal wiederholte Schrittkombination, hat direkte Relevanz für das Kämpfen. Sie dient dem schnellen und sicheren Vorgehen im Kampf. Gut zu erkennen, ist die in die Schritte integrierte Abwehr von Low Kicks – Tritten auf die Beine.
- Der Schwanentanz: Bei diesem Element des Wai Kru, wird ein auf einem Bein stehender Vogel, der mit seinen Flügeln schlägt, nachgeahmt.
- Das Abschießen eines Pfeiles: Der Pfeil wird bis zu dreimal hintereinander abgeschossen, bis er schließlich seinen Gegner trifft. Danach geht der schließt der Kämpfer sein Ritual ab und geht in seine Ringecke.
Welche Bedeutung hat das Armband im Muay Thai?
Das Prajiad genannte Armband, wird traditionell aus der Kleidung einer nahen Verwandten hergestellt. Es wird von einem Mönch gesegnet und soll Glück und Erfolg bringen. In westlichen Gyms, wird das Armband teilweise als Rangabzeichen, vergleichbar zu Gürteln in asiatischen Kampfkünsten, gebraucht.
Das Armband geht auf längst vergangene Zeiten zurück und wurde von Kriegern, vor ihrem Einsatz im Kampf, verwendet. Das Prajiad wird vor dem Kampf abgelegt und mit großem Respekt behandelt. Es handelt sich um einen rituellen Gegenstand, der nicht achtlos behandelt, beispielsweise auf den Boden geworfen, werden darf.
Wer sich nicht an diese Regeln hält, kann in Thailand Probleme, mit Trainingspartnern und Trainern bekommen und sogar aus der jeweiligen Schule ausgeschlossen werden.
Einige Kämpfer verwenden zwei Armbänder, andere nur eines.
Das Mongkhon (Mongkol) – das traditionelle Stirnband
Das Mongkhon wird beim Betreten des Rings getragen, nicht immer beim Ram Muay selbst. Der Trainer nimmt es, seinem Kämpfer vom Kopf. Das Stirnband gilt als Glücksbringer und ist für gewöhnlich, wie das Armband, von einem Mönch gesegnet.
Das Stirnband, darf niemals zwischen, oder unter den Ringseilen weitergereicht werden. Aus diesem Grund steigen die Kämpfer, mit dem Stirnband, vor Kampfbeginn, immer über die Ringseile.
Traditionell ist das Mongkhon nur männlichen Kämpfern vorbehalten. Frauen dürfen es demnach nicht tragen und sollten unter den Ringseilen den Ring betreten. Alte Traditionen, die wohl auf Dauer dem Zeitgeist nicht gewachsen sein werden.
Die Geschichte des Stirnbands geht mit jenen des Armbands einher. Es handelt sich um einen alten, rituell benutzten Gegenstand, der den Kämpfern, Schutz in kriegerischen Auseinandersetzungen bieten sollte.
Fazit – Wai Kru – Das Ritual im Muay Thai vor dem Kampf
Muay Thai verfügt über, eine alte Geschichte und damit verbundenen Traditionen, die kulturell und religiös geprägt sind. Pragmatisch denkende Europäer und Amerikaner haben, die überaus wirksame Kampfmethode, übernommen, vielfach aber ohne die Geschichte dahinter zu verstehen oder verstehen zu wollen.
In jedem Fall ist es interessant, die historischen Hintergründe, einer so weit verbreiteten Kampfkunst, wie dem Muay Thai zu betrachten und in die Mentalität der Thais, die diese einzigartige Methode geschaffen haben, einzutauchen.
Viel Spaß beim Training!