Im Boxsport, gab und gibt es immer wieder sehr umstrittene Urteile. Trotz, aller Versuche, die Kämpfe gerecht und objektiv zu bewerten, spielt der menschliche Faktor, immer noch eine entscheidende Rolle. Während im olympischen Boxen, 5 Punkterichter entscheiden, gibt es im Profiboxen nur drei.
Wir beziehen uns in dem Beitrag, ausschließlich auf das Profiboxen und die möglichen Ergebnisse, nach Ende des Kampfes.
Profiboxkämpfe werden von den 3 Punkterichtern, einstimmig (Unanimous Decision), mehrheitlich (Majority Decision), geteilt (Split Decision) oder in Form von Unentschieden (Draw) gewertet. Es gibt drei Arten von Unentschieden.(Draw (D) / Split Draw / Majority Draw)
Wie diese Entscheidungen zustande kommen, was bei einem verletzungsbedingten Kampfabbruch, Disqualifikationen etc. geschieht, sehen wir uns in folgendem Beitrag genau an.
Zum besseren Verständnis eine Übersicht, über die Vergabe von Punkten im Profiboxen, durch die Kampfrichter:
Das Punktesystem im Profiboxen
Im Profiboxen wird nach dem „Ten-Points-Must-System“ gewertet. Der Sieger einer Runde erhält 10 Punkte, der Verlierer 9, wobei es für erlittene Niederschläge oder regelwidriges Verhalten, zusätzliche Abzüge geben kann.
Die Summe der gewonnen bzw. verlorenen Runden, die sich in der Punktewertung niederschlägt, führt dann zum Kampfergebnis. Ob eine Runde knapp oder sehr klar gewonnen wurde, spielt, sofern sich das Ergebnis nicht in der Punktewertung abzeichnet, keine Rolle.
Gewertet werden klare, regelkonforme Treffer. Schläge auf die Deckung werden nicht gezählt. Im Profiboxen, zählen im Unterschied zum olympischen Boxen, Wirkungstreffer besonders. Illegale Schläge, wie Angriffe auf den Hinterkopf, die Nieren oder auf den Genitalbereich, können mit Verwarnungen und Punkteabzügen sanktioniert werden.
Führt die Punktewertung alleine zu keinem verwertbaren Urteil, werden noch Kriterien, wie Ringkontrolle („Ring Generalship“), Aggressivität und technische Finesse, in Angriff und Verteidigung, zur Beurteilung des Kampfes herangezogen.
Da diese Kriterien sehr subjektiv sein können, kommt es immer wieder zu überraschenden Urteilen, abgesehen von Manipulationen, von außen.
Die Punktewertungen der einzelnen Kampfrichter, werden unmittelbar nach Kampfende ausgewertet und entscheiden darüber, ob die blaue Ecke oder die rote Ecke gewinnt, oder aber, ob der Kampf unentschieden gewertet wird.
Der einstimmige Ringrichterentscheid – Unanimous Decision – im Profiboxen
Beim einstimmigen Kampfrichterentscheid der Unanimous Decision, sehen alle drei Punkterichter, denselben Boxer als Sieger. Hier gibt es wie bei einem K.-o.-Sieg keine Zweifel über den Ausgang des Kampfes. Der Sieger hat den Verlierer boxerisch klar dominiert.
3:0 Punktewertung
Die Mehrheitsentscheidung – Majority Decision – im Boxen
Beim Mehrheitsentscheid, sehen zwei der drei Punkterichter einen Boxer als klaren Sieger, während der dritte Ringrichter ein Unentschieden wertet. Der von den zwei Richtern favorisierte Kämpfer, gewinnt den Kampf in Form einer Majority Decision.
2:1 Punktewertung
Die geteilte Entscheidung – Split Decision
Zwei Punkterichter sehen einen Kämpfer als Sieger, während der dritte Richter seinen Gegner als Sieger bewertet. In dieser Split Decision, entscheidet die Mehrheit der Kampfrichter, über den Ausgang des Kampfes. Im Unterschied zum Mehrheitsentscheid, hat der dritte Punkterichter, kein Unentschieden gewertet.
Das Unentschieden (Draw (D) / Split Draw / Unanimous Draw)
- Beim Unanimous Draw, dem einstimmigen Unentschieden, werten alle drei Punkterichter, ein Unentschieden.
- Das Split Draw ergibt sich, wenn jeweils ein Punkterichter einen Kämpfer als Sieger wertet, während der dritte Richter ein Unentschieden erklärt.
- Ein Draw – ein Unentschieden gibt es auch dann, wenn mindestens zwei Punkterichter, die jeweils gleiche Punktezahl für unterschiedliche Kämpfer vergeben haben.
Kampfentscheide ohne Mitwirkung der Punktrichter
Nicht nur im Falle von Knock Outs, spielt die Entscheidung der Punkterichter keine Rolle mehr. Im Falle von Verletzungen, Regelwidrigkeiten oder der Aufgabe des Kampfes kommt es zu derartigen Situationen. Wie und nach welchen Kriterien werden die Boxkämpfe dann gewertet?
No Mas – Roberto Duran vs. Ray Leonard 2 – Duran gibt auf!
Übersicht vom K.o. bis zur technischen Aufgabe im Boxen:
- K.O. – Das klassische Knock Out: Ein Boxer ist nicht mehr in der Lage weiterzukämpfen, da er bewusstlos ist oder nicht mehr in der Lage ist, beim Anzählen des Ringrichters, wieder aufzustehen.
- Technisches K.o.: Der Ringrichter bricht den Kampf ab, da ein Boxer nicht mehr in der Lage ist, sich sinnvoll zu verteidigen, zu viele harte Treffer nimmt, ohne sich ausreichend zu schützen, bzw. nicht mehr in der Lage ist, sich gezielt zu wehren.
- Technical Decision – „technische Entscheidung“: Im Falle, einer durch einen Kopfstoß hervorgerufenen Verletzung, entscheidet der Ringrichter, über den Fortgang des Kampfes. Wertet er den Kopfstoß als unabsichtlich und befindet der Ringarzt die Verletzung als so schwer, dass der Kampf abgebrochen werden muss, wird der Kampf beendet. Der bis zum Kampfabbruch gewertete Kampfverlauf entscheidet über den Ausgang. Der nach Punkten vorne liegende Kämpfer gewinnt.
- No Contest Regel (Technical Draw): Findet der Kampfabbruch durch einen unbeabsichtigten Kopfstoß und die daraus resultierende Verletzung vor Ende der vierten Runde statt, wird der Kampf gar nicht gewertet.
- Referee Technical Decision – technische Entscheidung des Ringrichters: Zeigt einer der Kämpfer keine Bereitschaft mehr nach einer Kampfunterbrechung weiterzukämpfen, muss der Ringrichter den Kampf beenden. (Im Revanchekampf zwischen Roberto Duran und Ray Sugar Leonard ist solch eine Entscheidung zu sehen.)
- Disqualifikation: Wird einer der Boxer durch, meist wiederholtes, regelwidriges Verhalten disqualifiziert, geht der Sieg automatisch an den anderen Kämpfer. Verhalten sich beide Boxer wiederholt regelwidrig und werden disqualifiziert, kann es auch zu einem No Contest kommen.
- Aufgabe: Der Kämpfer kann selbst den Kampf aufgeben oder aber seine Betreuer. Der klassische Handtuchwurf, als Zeichen der Aufgabe, hat es sogar in den alltäglichen Sprachgebrauch geschafft.
- Technische Aufgabe: Die Aufgabe erfolgt nicht durch den Boxer selbst, sondern durch den Kampfrichter, da der Kämpfer aufgrund einer Verletzung (Boxen) oder Bewusstlosigkeit (MMA, Grappling) nicht mehr in der Lage ist weiterzukämpfen.
Fazit – Wie werden Boxkämpfe entschieden?
Die Entscheidung über Sieg und Niederlage im Profiboxen kann auf viele unterschiedliche Arten erfolgen. Die „eleganteste“ und klarste Form einen Kampf zu gewinnen, ist das klassische K.o, aber auch ein technisches K.o. oder eine Aufgabe eines der Boxer führt zu unbestreitbaren Ergebnissen.
Die Entscheidung über den Kampfverlauf in die Hände der Punkterichter zu legen, hat schon zu manch umstrittenem, dem sportlichen Kampfverlauf nicht gerecht werdendem Ergebnis, im Boxsport geführt.
Neben dem naturgemäß subjektivem Urteil der Punkterichter haben hier immer wieder finanzielle Interessen, Bestechungen und mafiöse Methoden, gerade im Profiboxen, eine traurige Rolle gespielt.
Viel Spaß beim Training!
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