Warum sind Schläge auf den Hinterkopf verboten? (Boxen & Kampfsport)


Warum sind Schläge auf den Hinterkopf verboten? (Boxen & Kampfsport)

So unterschiedlich das Reglement in den verschiedenen Kampfsportdisziplinen auch ist. Schläge auf den Hinterkopf sind fast überall, strikt verboten und werden mit Punkteabzügen und Disqualifikationen sanktioniert. Das aus guten Gründen führen solche Attacken doch immer wieder zu Todesfällen und schwersten Verletzungen.

Schläge auf den Hinterkopf sind im Kampfsport – Boxen, MMA, Kickboxen – aufgrund ihrer Gefährlichkeit verboten. Sie können zu schweren Gehirnerschütterungen, einem Bruch der Wirbelsäule und einer Verletzung bzw. Durchtrennung des Rückenmarks führen, was dauerhafte Lähmung und Tod zur Folge haben kann.

Kampfsportarten, in denen Attacken auf den Hinterkopf erlaubt sind, sind, Gott sei Dank, kaum noch zu finden. Trotzdem kommt es immer, wieder zu unbeabsichtigten Treffern am Hinterkopf. Welche konkreten Auswirkungen und Folgeerscheinungen, diese haben können und wie man sie bestmöglich verhindert, sehen wir uns in diesem Beitrag genauer an.

Welche Auswirkungen haben Schläge auf den Hinterkopf?

Die möglichen Auswirkungen von Schlägen, Tritten, aber auch bei Stürzen auf den Hinterkopf, können, abhängig von ihrer Härte, stark variieren. Von relativ leichten Symptomen, bei entsprechenden Gehirnerschütterungen, bis hin zu schweren Nacken- und Gehirnverletzungen und daraus resultierenden Todesfolgen.

Die Schäden können temporär oder dauerhaft sein, je nach Art der Verletzung und dem Grad der Genesung.

Gehirnerschütterung – Schädel-Hirn Trauma

Das menschliche Gehirn ist durch den Schädelknochen geschützt in einer Flüssigkeit (Liquor) gelagert. Durch Schlagwirkung, bzw. ein sogenanntes stumpfes Trauma, stößt das Hirn an die Schädelwand. Was zu Gehirnerschütterungen unterschiedlicher Schweregrade führt.

Das kann zu einer vorübergehenden Bewusstlosigkeit, Übelkeit, Schwindelgefühl und Erbrechen führen. Dauerhafte, organische Schäden, sind bei Gehirnerschütterungen, per Definition ausgeschlossen.

Gehirnverletzungen

Bei entsprechend heftiger Schlageinwirkung bzw. einer genetischen Disposition, kann das stumpfe Trauma am Hinterkopf zu schweren Gehirnverletzungen führen.

Es wird dabei zwischen Gehirnprellungen und Gehirnquetschungen unterschieden. In beiden Fällen sind organische Schäden nachweisbar und die Folgeerscheinungen variieren, entsprechend der Schweregrade der Verletzungen. Längere Bewusstlosigkeit, Ausfallserscheinungen, bis hin zu Gehirnschwellungen und damit schweren Hirnschäden und absoluter Lebensgefahr sind mögliche Folgen.

Schädelbruch – Schädelbasisbruch

Harte Schläge oder Stürze können zu einem Bruch des Schädelknochens selbst führen. Gehirnverletzungen können, damit einhergehen, müssen es aber nicht zwangsläufig. Typische Symptome bei einem Schädelbruch sind, der Austritt von (Gehirn) Flüssigkeit aus Nase und Ohren.

Blutergüsse um die Augen und Ohren sind ebenso häufige Begleiterscheinungen, ebenso sind Gesichtslähmungen und die Beeinträchtigung des Gehörs, mögliche Folgen.

Der Schädelbruch selbst wird oft von Gehirnverletzungen begleitet, die durchaus lebensgefährlich sein können. Bei Verdacht auf Schädel oder Schädelbasisbruch, unbedingt sofort den Notarzt rufen und Erste Hilfe Maßnahmen einleiten.

Bis zum Eintritt des Arztes den Kopf mit leicht erhöhtem Oberkörper, so ruhig wie möglich lagern und so wenig wie möglich bewegen. Die Atmung überwachen und nicht alleine lassen.

Nackenverletzungen – „Genickbruch“

Schläge auf den Hinterkopf bzw. den Nacken und damit den Bereich der Halswirbelsäule, können zu Weichteilverletzungen, wie dem bekannten Schleudertrauma, aber auch Verletzungen der Wirbelsäule selbst führen. Einzelne Wirbelkörper können verschoben oder gebrochen werden. Eine Durchtrennung des Rückenmarks oder Spinalnerv-Verletzung, kann ebenfalls erfolgen.

Folgen können vorübergehende oder dauerhafte Bewegungseinschränkungen, Lähmungen oder der Tod sein.

Unter Genickbruch wird im Sprachgebrauch der Bruch einzelner oder mehrerer Halswirbel verstanden. Wird das Stammhirn, der Übergang vom Rückenmark zum Gehirn verletzt oder abgetrennt, das ist im Bereich der zwei oberen Halswirbel, der Fall, führt das zum sofortigen Tod.

Atmung und können nicht mehr gesteuert werden.

Genickbrüche sind, entgegen landläufiger Annahmen, nicht immer tödlich, besonders bei Brüchen und Verletzungen, sind die Überlebenschancen, bei rechtzeitiger, fachgerechter Behandlung gut.

Wie man sieht, sind Schläge auf Hinterkopf und Nacken aufgrund dieser Verletzungsbilder, extrem gefährlich. Selbst vergleichsweise leichte Schläge können schon zu schweren Verletzungen führen.

Wie lassen sich Schläge auf den Hinterkopf verhindern?

Schläge auf den Hinterkopf sind aus mehreren Gründen besonders gefährlich. Nacken und Hinterkopf sind aus anatomischen Gründen schon besonders verletzungsanfällig und die Angriffe auf den Hinterkopf erfolgen ungesehen. Der Kampfsportler kann sich nicht, wie bei anderen Schlägen innerhalb seines Gesichtsfeldes, auf den Aufprall vorbereiten.

Wir wissen ja aus Erfahrung, dass gerade die Schläge, die man nicht kommen, sieht besonders gefährlich sind und mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu einem K.o. führen. Schläge auf den Hinterkopf werden nicht rechtzeitig erkannt. So erfolgt auch keinerlei bewusste und unbewusste Vorbereitung auf den Angriff. Schützende Muskeln werden nicht aktiviert, der Schlag wird voll genommen.

Regeln zum Schutz der Kämpfer

Punkteabzüge, Verwarnungen bis hin zur Disqualifikation des Boxers, sowie in besonders schwerwiegenden Fällen, dauerhafte Wettkampfsperren, können von Ringrichter bzw. den Offiziellen des jeweiligen Boxverbandes verhängt werden.

Punkteabzüge können dem Betroffenen durchaus, den Kampf kosten, eine dauerhafte Wettkampfsperre, die gesamte Karriere.

Das Verwenden von Schutzausrüstung – Schläge auf den Hinterkopf

Große, weiche Boxhandschuhe im Sparring, Mundschutz und das Tragen von einem Kopfschutz, können dazu beitragen, das Training sicherer zu gestalten. Es handelt sich dabei aber mehr um flankierende Maßnahmen, die etwas mehr Sicherheit bringen.

Entsprechendes Training und Aufklärung über die Gefahren

Kampfsportler müssen über die Gefahren von Kopf und besonders Gehirnverletzungen aufgeklärt werden. Das sind viele nachweislich nicht, denn selbst im Profiboxen, werden die Risiken, von Gehirnverletzungen bis heute noch unterschätzt.

Selbst die medizinischen Untersuchungen, werden im Bereich Gehirnuntersuchungen, die ja relativ aufwändig und teuer sind, immer noch vernachlässigt. Training bzw. Wettkampfpausen nach erlittenen Niederschlägen oder K.o. sind weitere Maßnahmen, die aus gesundheitlichen Gründen unbedingt beachtet werden müssen.

Im Training selbst, eine der Dinge, die der Anfänger recht früh lernt, ist es sich unter keinen Umständen im Kampf wegzudrehen, sollte großer Wert auf defensive Fähigkeiten gelegt werden. Dazu gehören, Beinarbeit, Meid- und Ausweichbewegungen und ein sauberes Deckungsverhalten.

Schläge auf den Hinterkopf müssen auch im Training, selbst wenn sie nur leicht sind, unbedingt unterlassen werden. Es gilt schlechte und gefährliche Gewohnheiten, erst gar nicht zu entwickeln.

Das Training der Hals- und Nackenmuskulatur ist für Kampfsportler, besonders dann, wenn sie im Vollkontakt antreten, unerlässlich. Sie schützt zwar kaum vor den Auswirkungen, illegaler Schläge auf Hinterkopf und Nacken, verbessert die Sicherheit der Sportler aber dennoch deutlich.

Zeitnahe medizinische Betreuung -Schläge auf den Hinterkopf

Bei dem Verdacht auf Verletzungen im Hals-Nacken und Kopfbereich, die Risiken sind, wie wir wissen bei Schlägen auf den Hinterkopf besonders groß, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet werden.

Die Folgen schwerer Traumata, wie Gehirnschwellungen oder Blutungen können durchaus zeitversetzt auftreten, dann aber schwerste Gesundheitsfolgen haben. Eine rechtzeitige und kompetente medizinische Betreuung, eine Nacht zur Kontrolle im Krankenhaus, bei Verdacht auf schwere Verletzungen, sollten unbedingt erfolgen.

Hier muss natürlich an die Eigenverantwortung der Kampfsportler und deren Trainingskollegen appelliert werden. Fahrt den Kollegen lieber im Zweifelsfall ins Krankenhaus, auch wenn er sich zieren sollte.

Boxer, die schwere Gehirnverletzungen im Ring erlitten

  • Prichard Colón olympischer Goldmedaillengewinner und späterer Profiboxer, erleidet schwere Gehirnverletzungen, nach mehrmaligen Schlägen auf den Hinterkopf. Er lag 221 Tage im Koma und hat sich bis heute nicht vollständig von seinen Verletzungen erholt.
  • Der 23-jährige Boxer Hugo Alfredo Santillán stirbt 2019 nach einer Gehirnverletzung.
  • Patrick Day stirbt ebenfalls 2019 nach einem erlittenen K.o. und dem folgenden Aufschlag auf den Ringboden, durch den er sich schwere Gehirnverletzungen zuzog.
  • Im Durchschnitt sterben 13 Boxer im Jahr, an ihren im Ring erlittenen Verletzungen. Allen voran Gehirnverletzungen. Innere Verletzungen sind vergleichsweise selten und können, rechtzeitig erkannt, gut therapiert werden.

Fazit – Warum sind Schläge auf den Hinterkopf verboten?

Die Gesundheit sollte trotz allen sportlichen Zielen das wichtigste sein und bleiben. Gehirn und Nackenverletzungen können schwerwiegende Folgen für das Leben einzelner Sportler und Familien haben.

Das Verbot auf den Hinterkopf und Nacken zu schlagen ist medizinisch wohlbegründet und sollte für jeden Kampfsportler, genauso wie das Vermeiden von Tiefschlägen, selbstverständlich sein.

Natürlich können im Eifer des Gefechts Unfälle passieren, der gegnerische Hinterkopf getroffen werden. Ein Bewusstsein für die Gefährlichkeit dieser Schläge muss aber vorhanden sein. Sollten sich Verletzungen oder Schädigungen abzeichnen, umgehend zum Arzt!

Für Stürze auf den Hinterkopf nach Niederschlägen, Ausrutschern oder K.o. gilt dasselbe. Auch wer hier noch glimpflich davongekommen ist, sollte sich die nötige Regenerationszeit nehmen und sein Training die Wochen danach anpassen.

In vielen Fällen führen ja Vorschädigungen und die Wiederaufnahme eines zu harten Trainings oder eine Wettkampfteilnahme, dann zu schweren Verletzungen.

Mit dem im Hinterkopf – Viel Spaß beim Training!

Quellen:

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