Wie wird im Boxen betrogen? (schmutzige Tricks im Ring)


Wie wird im Boxen betrogen?

Boxen ist nicht nur ein knallharter Sport, sondern im Profibereich auch ein Millionengeschäft. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Manager, Kämpfer, Trainer und Veranstalter immer wieder versuchen und versucht haben, die Kämpfe durch unsportliche und betrügerische Praktiken zu beeinflussen. Leider geschieht dies manchmal auf Kosten der Gesundheit der Sportler, wobei schwerste Verletzungen in Kauf genommen werden.

Betrug und Manipulation im Boxsport erfolgen durch Bestechung von Sportlern und Offiziellen, illegale Präparation von Ausrüstungsgegenständen wie Handschuhen und Bandagen, Medikamentenmissbrauch zur Leistungssteigerung und unerlaubte oder grenzwertige Praktiken im Kampf selbst.

Obwohl der Einfluss der Mafia, die das amerikanische Profiboxen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark geprägt hat, zurückgegangen ist, kommt es immer wieder zu Absprachen und Manipulationen von Boxkämpfen durch Veranstalter, Ring und Punktrichter.

In diesem Beitrag beleuchten wir unsportliche und betrügerische Praktiken im Boxsport.

Manipulation und Absprachen im Vorfeld der Boxkämpfe

Manipulationen und Absprachen im Vorfeld von Boxkämpfen sind im Boxsport nach wie vor an der Tagesordnung. Es geht darum, Wettquoten zu manipulieren, populäre Boxer gezielt aufzubauen, unliebsame Kämpfer loszuwerden und den eigenen Gewinn zu maximieren. Um dies zu erreichen, wird nicht davor zurückgeschreckt, Boxer, Punktrichter und Ringrichter zu bestechen oder im schlimmsten Fall zu erpressen.

Bis heute halten sich Gerüchte, dass Sonny Liston bei seinem zweiten Kampf gegen den jungen Ali von der Mafia erpresst wurde. Liston ging nach dem sogenannten „Ghost Punch“, den niemand gesehen hatte, überraschend in der ersten Runde K.O.

Betrug und Manipulation waren und sind im Profiboxen nichts Ungewöhnliches. Schließlich geht es in vielen Fällen um Millionenbeträge, aber auch das Amateurboxen ist vor Manipulationen nicht gefeit. So wurde sogar die systematische Beeinflussung von Kämpfen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro durch Bestechung der Punktrichter nachgewiesen.

Verboten: Präparieren der Boxhandschuhe

Die Größe und Art der Boxhandschuhe, die bei Wettkämpfen verwendet werden, sind sowohl im Amateur- als auch im Profiboxen streng normiert. Je nach Gewichtsklasse müssen Handschuhe der entsprechenden Größe und des entsprechenden Gewichts verwendet werden, die vom jeweiligen Verband zugelassen sind.

Diese genormten Boxhandschuhe sollen einen fairen und den Sicherheitsstandards entsprechenden Kampfverlauf gewährleisten. Dennoch haben Boxer seit Bestehen des Boxsports immer wieder versucht, sich durch die Präparierung ihrer Handschuhe einen unsportlichen Vorteil gegenüber ihren Gegnern zu verschaffen.

Die dabei angewandten Methoden sind sehr unterschiedlich.

  • Häufig wird die Polsterung von Boxhandschuhen ganz oder teilweise entfernt, um die Schlagwirkung zu erhöhen oder den Gegner leichter verletzen zu können. Die Folge können vermehrte Cuts und Augenverletzungen sein. Dies kann zu vorzeitigen Kampfabbrüchen bis hin zu schwer verletzten und lebenslang gezeichneten Boxern führen. Besonders tragisch ist der Fall des bis dahin ungeschlagenen Bill Collins, der aufgrund der so erlittenen Augenverletzungen seine Boxkarriere aufgeben musste und in der Folge bei einem selbstverschuldeten Autounfall ums Leben kam. Der Verdacht auf Selbstmord liegt nahe.
  • Auch das Einbringen von harten und/oder scharfen Gegenständen in Boxhandschuhe war in der Vergangenheit eine gängige Methode, um die Schlagwirkung zu erhöhen. Zu diesem Zweck wurden teilweise sogar Nägel, Metallteile oder Steine verwendet. Auch Sand als Füllstoff ist geeignet, die Handschuhe härter und schwerer zu machen, um die Schlagwirkung zu erhöhen.
  • Chemische Substanzen, die auf die Boxhandschuhe aufgetragen werden. Dabei werden häufig Substanzen verwendet, die bei Kontakt mit dem Gesicht und den Augen des anderen Boxers, dessen Sicht beeinträchtigen und ihn sogar vorübergehend blenden können. Einer der bekanntesten Kämpfe, bei dem eine solche illegale Methode zum Einsatz kam, war der zwischen Muhammad Ali und Sonny Liston im Jahr 1964. Im ersten Kampf der beiden Schwergewichtslegenden, den Ali für sich entscheiden konnte, geriet er deshalb vorübergehend in arge Bedrängnis.

Manipulierte Bandagen – Wickelung – chemische Substanzen

Bandagen sind bei Boxkämpfen vorgeschrieben. Die meist aus Leinen bestehenden Stoffumwicklungen stabilisieren die Fäuste der Kämpfer und tragen in Verbindung mit den Boxhandschuhen zum Schutz vor Verletzungen bei. Die maximale Länge, die Wickeltechnik und die verwendeten Materialien sind streng reglementiert.

Bandagen sollen die Hände der Boxer stabilisieren, ihnen aber keinen unfairen Vorteil beim Schlagen verschaffen. Es ist streng verboten, harte Gegenstände in den Bandagen zu verstecken, unelastische Materialien zu verwenden oder bestimmte Stellen übermäßig zu polstern, da dies die Schlagwirkung noch verstärken kann.

Früher haben einige Boxer ihre Bandagen verbotenerweise mit Zement gehärtet. Moderne Methoden verwenden illegale Substanzen (Plaster of Paris), die in Verbindung mit Feuchtigkeit die Bandagen härten. Dies hat zur Folge, dass die Bandagen während des Kampfes, wenn die Kämpfer in ihren Handschuhen stark schwitzen, aushärten und dem Boxer einen unerlaubten Vorteil verschaffen.

Regelverstöße und unsportliches Verhalten im Ring

Es liegt in der Natur des Menschen, alle erdenklichen Mittel einzusetzen, um zu gewinnen. Regelverstöße und unsportliches Verhalten kommen daher in jeder Sportart vor. Beim Boxen und anderen Kampfsportarten sind sie besonders häufig zu beobachten, wenn es ums „Überleben“ geht. Das wohl bekannteste Beispiel ist der Kampf zwischen Mike Tyson und Evander Holyfield. Ein frustrierter Tyson wusste sich nicht anders zu helfen, als zuzubeißen.

Zu den grob unsportlichen Verhaltensweisen im Boxsport zählen Kopfstöße, Schläge auf den Hinterkopf, Tiefschläge, das Schieben und Ziehen des Gegners im Clinch, das absichtliche Treten auf die Füße und das Schlagen auf den am Boden liegenden Gegner oder nach Kampfunterbrechungen.

Ein wenig bekanntes Foul ist das absichtliche Ziehen der Schnürung oder des Klettverschlusses von Boxhandschuhen über das Gesicht und die Augen des Gegners. Dies ist äußerst gefährlich und führt häufig zu Augenverletzungen und stark blutenden Wunden im Gesicht.

Routiniers im „schmutzigen Boxen“ nutzen auch den Daumen, um sich im Clinch Vorteile zu verschaffen und die Augen des Gegners zu attackieren. Bei modernen Boxhandschuhen ist dies allerdings wesentlich schwieriger, da im Gegensatz zu älteren Modellen der Daumen am Handschuh angenäht ist.

Dass sich Boxer gegenseitig auf die Füße treten, kommt bei Kämpfen immer wieder vor. Dies gilt insbesondere, wenn die Boxer in verschiedenen Auslagen kämpfen. Das absichtliche Treten auf die Füße, um den Gegner am Ausweichen zu hindern und sein Gleichgewicht zu stören, stellt einen Regelverstoß dar.

Innenhandschläge sind ebenfalls streng verboten. Im Profiboxsport werden sie allerdings weniger streng geahndet als im Amateurbereich, wo die erlaubte Trefferfläche sogar auf den Boxhandschuhen aufgedruckt ist. Schläge mit der Innenhand sind nicht immer ein Zeichen schlechter Technik. Sie können in bestimmten Fällen sehr effektiv sein, insbesondere wenn es darum geht, die gegnerische (Doppel-)Deckung zu umgehen.

Schläge auf den Hinterkopf sind besonders gefährlich und haben schon zu Todesfällen im Ring oder nach Kampfende geführt.

Im Boxsport gibt es weitere illegale oder grenzwertige Praktiken, die je nach Ausprägung und Bewertung durch den Ringrichter einen Regelverstoß darstellen. Dazu gehören z.B. gezielte und wiederholte Schläge auf Arme und Hüfte, um den Gegner systematisch zu schwächen.

Betrug durch Doping – illegale Substanzen im Boxsport

Doping, die unerlaubte Einnahme verbotener, leistungssteigernder Substanzen zur Erlangung eines unsportlichen Vorteils, ist im Boxsport wie in fast allen anderen Sportarten weit verbreitet. Die Bestrebungen, Verstöße durch regelmäßige Dopingkontrollen zu ahnden, werden nicht von allen Verbänden gleichermaßen ernst genommen.

Im Boxsport werden vor allem anabole Steroide zum Muskel- und Kraftaufbau, EPO zur Steigerung der Ausdauer und Diuretika zum Erreichen des Kampfgewichts eingesetzt.

So wurde auch Floyd Mayweather im Vorfeld seines Kampfes gegen Pacquiao mehrfach beschuldigt, sich vor dem Kampf unerlaubter Mittel (Infusionen) bedient zu haben, um sein Kampfgewicht zu machen. Dies führte zu zahlreichen Berichten und Ermittlungen gegen ihn.

Fazit – Wie wird im Boxen betrogen?

Leider ist auch der Boxsport von illegalen und unsportlichen Praktiken betroffen. Der Einfluss der Mafia und mafiöser Strukturen ist zwar zurückgegangen, kann aber nicht in jedem Fall ausgeschlossen werden. Nicht nur im Profiboxen, sondern auch im olympischen Boxen gibt es immer wieder Fälle gravierendster Manipulationen, in die Funktionäre und Sportler gleichermaßen verwickelt sind.

Betrug und Manipulation gibt es in allen Bereichen. Von der regelwidrigen Vorbereitung der Ausrüstung bis hin zu unsportlichen, illegalen und grenzwertigen Praktiken im Ring.

Zusammenfassend lässt sich jedoch sagen, dass dies die Ausnahmen im Boxsport sind. Die überwiegende Mehrheit der Sportler fühlt sich einem gewissen Sportsgeist und Ehrenkodex verpflichtet.

Viel Spaß beim Training!

Quelle: Neue Zürcher Zeitung

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