Die Queensberry-Regeln des Boxens – Fairplay im Ring


Queensberry Regeln

Die Queensberry-Regeln sind im Zusammenhang mit dem modernen Boxsport in aller Munde. Sie prägen bis heute das Bild vom sportlich fairen Zweikampf unter „Gentlemen“. Sie haben sich weit über die Grenzen des Boxsports hinaus in das kollektive Bewusstsein eingeprägt und definierten gewisse Grenzen. Wie etwa einen am Boden liegenden Gegner nicht weiter zu attackieren. Sie wurden zumindest früher auch bei Schlägereien auf der Straße oft stillschweigend eingehalten.

Sportarten wie Mixed Martial Arts haben in der Öffentlichkeit immer noch einen schlechten Ruf, da sie im Gegensatz zu den Queensberry-Regeln des Boxens das Weiterschlagen eines am Boden liegenden Gegners erlauben. Das wird von vielen, trotz des eindeutigen Regelwerks der MMA, als unsportliches Verhalten angesehen.

Die Queensberry Regeln wurden von John Graham Chambers, einem Waliser, 1865 aufgestellt. Namensgebend war der Marquis of Queensberry. Die 1867 veröffentlichten Regeln verlangten das Tragen von Boxhandschuhen, das Anzählen bis 10, Rundenzeiten von 3 Minuten und Pausenzeiten von 1 Minute.

Der Beginn des modernen Boxsports ist gleichbedeutend mit der Einführung der Queensberry Regeln, die die bis dahin geltenden London Prize Ring Regeln ablösten. Damit erfolgte die Trennung vom Bare Knuckle Boxen, dem Boxen ohne Handschuhe. Der Marquis of Queensberry hatte sich öffentlich für die neuen Regeln ausgesprochen und war damit maßgeblich an ihrer Einführung beteiligt.

Das detaillierte Regelwerk der Queensberry-Regeln, wie es ursprünglich galt, wurde wie folgt in 12 Punkte unterteilt.

Die original Queensberry Regeln des Boxens von 1867:

  1. Es handelt sich um einen fairen Boxkampf, der in einem 24-Fuß-Ring oder einem Ring, der dieser Größe möglichst nahe kommt, ausgetragen wird.
  2. Ringen ist nicht erlaubt.
  3. Die Runden dauern drei Minuten, mit einer Minute Pause zwischen den Runden.
  4. Wenn einer der beiden Kämpfer durch Schwäche oder aus anderen Gründen zu Boden geht, muss er ohne Hilfe wieder aufstehen. Er hat 10 Sekunden Zeit, um wieder aufzustehen. Der andere Kämpfer muss in der Zwischenzeit in seine Ecke zurückkehren, und wenn der gefallene Kämpfer wieder auf den Beinen ist, wird die Runde fortgesetzt, bis die drei Minuten abgelaufen sind. Schafft es ein Mann nicht, innerhalb der erlaubten 10 Sekunden wieder aufzustehen, bleibt dem Kampfrichter überlassen, zugunsten des anderen Mannes zu entscheiden.
  5. Als zu Boden gegangen gilt ein Mann, der hilflos in den Seilen hängt und mit den Zehen den Boden berührt.
  6. Während der Runden ist der Aufenthalt von Sekundanten oder anderen Personen im Ring nicht gestattet.
  7. Wenn der Kampf durch irgendeine unvermeidliche Störung unterbrochen wird, muss der Schiedsrichter so schnell wie möglich Zeit und Ort für die Beendigung des Kampfes festlegen. Der Kampf gilt als gewonnen und verloren, es sei denn, die Betreuer beider Männer einigen sich darauf, die Einsätze zu ziehen.
  8. Die Handschuhe müssen neu und von guter Qualität sein.
  9. Wenn ein Handschuh beschädigt ist oder sich löst, muss er zur Zufriedenheit des Kampfrichters ersetzt werden.
  10. Ein Mann, der kniet, wird als am Boden liegend betrachtet. Wenn er getroffen wird, hat er Anspruch auf die Einsätze.
  11. Das Tragen von Schuhen oder Stiefeln mit Spikes oder Nägeln ist verboten.
  12. Der Wettbewerb unterliegt den überarbeiteten Regeln des Londoner Preiskampfes.

So brutal waren die Boxkämpfe vor den Queensberry-Regeln

Die Einführung der Queensberry-Regeln war ein historisch bedeutsamer Schritt zur Modernisierung des Boxsports. Dieser hatte sich von nahezu unreglementierten Kämpfen allmählich zu einem gesellschaftlich anerkannten Sport, mit gewissen „Sicherheitsstandards“ entwickelt.

Trotz oder gerade wegen des obligatorischen Tragens von Boxhandschuhen und anderer Sicherheitsvorkehrungen gilt der Boxsport bis heute als eine der gefährlichsten Kampfsportarten überhaupt, da er bei vielen Kämpfern zu schweren Hirnverletzungen führt.

Die Londoner Prize Ring Regeln

Die neuen Queensberry Regeln trugen dazu bei, das äußerst brutale und blutige Bare Knuckle Boxen gesellschaftsfähiger zu machen. Die bis dahin geltenden London Prize Ring Regeln erlaubten Ringkampftechniken wie Würfe, Griffe und ein wesentlich breiteres Spektrum an Techniken.

Nach den älteren Londoner Prize Ring Regeln endete eine Runde erst mit einem Niederschlag oder einem Wurf. Der zu Boden Gegangene hatte 30 Sekunden Zeit, sich auszuruhen und weitere 8 Sekunden, um seine Kampfbereitschaft zu signalisieren. Im Gegensatz zu heute gab es keine Rundenbegrenzung. Die Kämpfe dauerten teilweise mehrere Stunden.

Sie endeten, wenn einer der Boxer aufgab, nicht mehr kampffähig war oder sich beide Kontrahenten auf ein Unentschieden einigten.

Die Regeln enthielten sogar Bestimmungen, wie die Kämpfe nach einem Aufruhr oder einer Polizeirazzia zu entscheiden waren. Dies verdeutlicht den grenzwertigen Charakter der Bare Knuckle Boxkämpfe.

Das Tragen genagelter Schuhe war den Boxern erlaubt.

Der letzte Weltmeisterschaftskampf im Schwergewicht, unter dem Reglement der London Prize Ring Regeln, fand 1889 statt.  John L. Sullivan besiegte Jake Kilrain nach 75 Runden und verteidigte seinen Titel erfolgreich.

Bare Knuckle Boxen im England des 17. Jahrhunderts

Die ersten „modernen“ Boxkämpfe der Neuzeit fanden in London im ausgehenden 17. Jahrhundert statt. Der erste Bare Knuckle Kampf in GB wurde 1681 dokumentiert. Ab 1698 war das Royal Theatre in London regelmäßig Austragungsort von Faustkämpfen.

Vor den Kämpfen wurden die Börsen ausgehandelt. Regeln gab es fast keine und nur wenige Aktionen waren verboten. In dieser Ära war es noch üblich, auf einen zu Boden gegangenen Gegner weiter einzuschlagen, sich auf ihn zu stürzen und den Kampf am Boden fortzuführen.

Gewichtsklassen gab es keine. Körpergröße und Gewicht der Kämpfer waren somit entscheidende Faktoren im Boxring der damaligen Zeit.

James Figg ein ehemaliger Fechtlehrer verhalf dem damals noch illegalen Boxen zu großer Popularität. Figg hielt den Titel des englischen Meisters 15 Jahre lang. (1719)

Broughton, ein Schüler von James Figg, entwickelte sich zu einer absoluten Größe des Boxsports. Er entwickelte 1743 ein erstes sportliches Regelwerk, das Straßenkampftechniken wie Angriffe unterhalb der Gürtellinie verbot. Der Ringkampf blieb jedoch ein elementarer Bestandteil des damaligen Bare Knuckle Boxens. Die Broughton-Regeln wurden 1838 durch die London Prize Ring Regeln ersetzt. Diese wurden wiederum zur Grundlage der Queensberry-Regeln.

Gelten die Queensberry Regeln auch im modernen Boxsport?

Die Regeln von Queensberry gelten bis heute sowohl im Amateur- als auch im Profiboxen als wichtige Grundlage des Sports. Sie definieren bis heute, was im sportlichen Vergleich zweier Boxer als akzeptabel oder inakzeptabel gilt.

Ergänzend zu den Queensberry-Regeln gibt es im olympischen Boxen und im Profiboxen weitere Regeln. Diese betreffen im Wesentlichen die Anzahl der Runden, die Börse, die Punktevergabe und die Altersgrenzen für Aktive.

Die Regeln von Queensberry selbst legen keine maximale Rundenzahl für einen Boxkampf fest. Heute werden Boxweltmeisterschaftskämpfe über maximal 12 Runden ausgetragen. Kämpfe über 15 Runden, wie sie noch zu Zeiten Muhammad Alis, bis in die beginnenden 80er Jahre üblich waren, hatten gezeigt, dass die Verletzungsgefahr in den letzten Runden aufgrund der Ermüdung der Kämpfer enorm zunahm.

Das Gewicht bzw. die Größe der Boxhandschuhe (Unzen) ist heute je nach Gewichtsklasse der Boxer und ihrem Status als Amateur oder Profi unterschiedlich geregelt.

Fazit – Die Queensberry-Regeln – Fairplay im Ring

Wie wir gesehen haben, bilden die Regeln von Queensberry die Grundlage dessen, was wir heute unter Boxen verstehen und zu sehen gewohnt sind. Mit ihrer Einführung entwickelte sich das Boxen von einem kaum reglementierten Straßenkampf zu einem modernen, zivilisierten Sport.

Nur so konnte sich das Boxen von illegalen Kämpfen zu einem gesellschaftlich anerkannten und akzeptierten Wettkampf- und Breitensport entwickeln. Boxen wurde fester Bestandteil der modernen Olympischen Spiele und erreichte als Fitnessboxen, das ohne hartes Sparring auskommt, breite Bevölkerungsschichten, die es aktiv betreiben.

Boxer wurden zu Nationalhelden und Sportgrößen wie Muhammad Ali gehören zu den bekanntesten Sportlern überhaupt.

Die Regeln von Queensberry haben auch viel zur Sicherheit des Boxsports beigetragen. Dennoch bleibt Boxen ein sehr harter und gefährlicher Sport, der auf Wettkampfniveau betrieben, mit Bedacht ausgeübt werden sollte.

Viel Spaß beim Training!

Quelle: Britannica

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