Gewicht machen im Kampfsport – Boxen/ MMA /Ringen


Gewicht machen im Kampfsport
Gewicht machen im Kampfsport

Im Kampfsport und vielen anderen Sportarten spielen Gewichtsklassen eine entscheidende Rolle. Wer es schafft in einer möglichst niederen Gewichtsklasse anzutreten, sein Körpergewicht zum Zeitpunkt der Abwaage niederzuhalten, um anschließend bis zum Kampf wieder zuzulegen, wird in der Regel einen wesentlichen Vorteil im Wettkampf haben.

Unter Gewicht machen (weight cutting) versteht man das schnelle, gesundheitsgefährdende und kurzfristige Abnehmen an Körpergewicht, um im (Kampf) Sport in einer entsprechend niederen Gewichtsklasse starten zu können und einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. 5- 10 kg in wenigen Tagen sind möglich.

Beim Gewicht machen gibt die Chance einen echten Wettbewerbsvorteil zu generieren, aber auch die Gefahr von schweren dauerhaften Gesundheitsschäden, bis hin zu Todesfällen.
Im folgenden Beitrag sehen wir uns die Grenzen des gesundheitlich noch vertretbaren Gewichtmachens an und beleuchten Alternativen zum kurzfristigen Abnehmen.

Gewicht machen im Kampfsport – die Vorteile

Der Hauptgrund, als Kampfsportler Gewicht zu machen, ist der Wunsch, in einer möglichst niedrigen Gewichtsklasse anzutreten. Um dies zu gewährleisten, muss das Körpergewicht beim offiziellen Wiegen so niedrig wie möglich sein. Dabei spielt es keine Rolle, wie hoch das natürliche Kampfgewicht des Kampfsportlers wäre.

Antreten in einer niederen Gewichtsklasse

Unter Gewicht machen oder Weight Cutting versteht man, kurzfristig das Körpergewicht zu reduzieren. Sinn dieser Vorgehensweise ist es, in einer leichteren Gewichtsklasse starten zu können und so einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz zu erzielen.

So wird es dem Wettkämpfer möglich in einer eigentlich für ihn viel zu niedrigen Gewichtsklasse anzutreten und nach dem Wiegen, bis hin zum Kampf, wieder sein ursprünglicher, natürliches Gewicht zu erreichen.

Nach der Abwaage nimmt der Sportler wieder binnen Stunden, das „abgekochte“ zu. Er tut das, indem er seinen dehydrierten Körper wieder mit Flüssigkeit versorgt.

Eine Gewichtszunahme von 5 – zehn Kilo innerhalb von 24 Stunden sind keine Seltenheit.

Die Vorteile in einer niederen Gewichtsklasse antreten zu können liegen auf der Hand. Wer schwerer ist, kann mehr körperlichen Druck erzeugen, den Kontrahenten leichter aus dem Gleichgewicht bringen und bewegen. Der schwerere Sportler kann aufgrund seiner körperlichen Vorteile in der Regel auch mehr Fehler machen, bzw. wirken sich Fehler weniger nachteilig für ihn aus. Der Gewichtsvorteil verschafft ihm, einen gewissen Sicherheitspolster, gegenüber dem leichteren Gegner.

Der schwerere Kämpfer ist in der Regel stärker. Das muss nicht zwangsläufig immer der Fall sein, ist bei trainierten Sportlern aber mit großer Wahrscheinlichkeit so. Nicht umsonst wird in den Kampf und Kraftsportarten in viele Gewichtsklassen unterteilt.

Wer leichter ist, muss seinen Gewichtsnachteil durch Technik, Taktik, bessere Kondition und andere körperliche Attribute ausgleichen. Ein Gewichtsunterschied von nur 5 kg kann hier, wenn die Kämpfer auf einem ähnlich hohen Niveau agieren, schon kampfentscheidend sein.

Mehr Schlagkraft – mehr Power

Der schwerere Athlet kann fast schon unabhängig von der Zusammensetzung seines Körpergewichts härter schlagen.

Kraft = Masse mal Beschleunigung


Fett oder Muskelmasse haben bei korrekter Technik kaum Einfluss auf die Schlagkraft, auf andere Faktoren wie pure Kraft und in gewissem Maß auf die Ausdauer allerdings schon.

5-10 Kilo an Körpergewicht kurzfristig zu verlieren, stellt keine Seltenheit dar. Cris Cyborg verlor 13 kg in 2 bis 3 Tagen!

Gewicht machen im Kampfsport – die Nachteile

Die Nachteile des schnellen Gewichtsverlustes sind zum Teil hohe gesundheitliche Risiken, die bei der kurzfristigen Reduktion des Gewichts eingegangen werden und oft nur in Verbindung mit Medikamentenmissbrauch und radikalen Maßnahmen erreicht werden können.

Gesundheitsrisiken

In Fällen, in denen kurzfristig durch Flüssigkeitsentzug Körpergewicht verloren wird, stellt die Gewichtsabnahme häufig ein größeres gesundheitliches Risiko dar, als der eigentliche (Vollkontakt) Wettkampf.
Als gesundheitlich noch unbedenklich gilt für gesunde Sportler unter ärztlicher Aufsicht eine kurzfristige Gewichtsabnahme von bis zu 5 % des Körpergewichts. Dies geschieht durch Flüssigkeitsentzug.

Alles, was darüber hinaus geht, ist potenziell gesundheitsschädigend. Dabei sind Gewichtsreduktionen von 10 % des Körpergewichts binnen 24 Stunden bei Profis keine Seltenheit. Diese Gewichtsreduktion wird meist am Tag vor der Abwaage durchgeführt und erstreckt sich dann über die ganze Nacht. Weiter unten sehen wir uns die dazu verwendeten Methoden genauer an.

Der erste dokumentierte Todesfall in den Mixes Martial Arts durch den Versuch in kürzester Zeit ein Maximum an Gewicht zu verlieren war Leandro Souza. Er starb in der Sauna durch einen Schlaganfall beim Versuch 33 Pfund (ca. 15 kg) in einer Woche abzukochen.

Ein weiteres Todesopfer Wae Yang Juan Bug, der mit 22 Jahren verstarb.

Gewichtsabnahme durch starken Flüssigkeitsverlust kann zu folgenden Auswirkungen führen:

  • Nierenschäden
  • Leberschäden
  • Blutdruckabfall
  • Erhöhter Herzfrequenz in Belastung und Ruhe
  • Verminderter Durchblutung und Leistungseinbußen
  • Die Gefahr von Hitzeschlägen steigt, durch Überhitzung des Körpers
  • Die Verletzungsgefahr durch Erschütterungen und Schlageinwirkungen steigt. Das Gehirn ist in einer Flüssigkeit gelagert. Extremer Flüssigkeitsverlust steigert die Gefahr von Gehirnerschütterungen, Gehirnschäden und erhöht die Wahrscheinlichkeit K.O. zu gehen.
  • Durch den Flüssigkeitsverlust kommt es zur Verdickung des Blutes, was die Gefahr von Thrombosen und damit einhergehend, Herzversagen und Schlaganfällen erhöht.
  • Wiederholtes Gewicht machen kann in Summe zu dauerhaften Schäden an den Nieren und der Leber führen. Das heißt, je öfter der Sportler Gewicht macht, auf radikale und gesundheitsschädigende Weise, sein Körpergewicht reduziert, desto größer die Wahrscheinlichkeit bleibende Schäden zu verursachen.
  • Verminderte Leistungsfähigkeit
  • Durch die verminderte Durchblutung der Muskulatur, der generell erhöhten Herzfrequenz und einem Elektrolytmangel kommt es zu einer deutlichen Verminderung der Leistungsfähigkeit durch den Flüssigkeitsmangel.
  • Bereits bei einem Gewichtsverlust von 5 % ist einer Abnahme der Maximalkraftfähigkeit nachweisbar, die bis zu einem Tag anhalten kann, auch wenn der Flüssigkeitsmangel wieder ausgeglichen wurde.
    Auch die Ausdauerfähigkeit ist negativ betroffen, da die Muskel-eigenen Glykogenspeicher durch das schnelle Gewicht machen verringert werden.

Welche Methoden Gewicht zu machen gibt es?

Wenn es darum geht, das optimale Kampfgewicht zu erreichen, gibt es zwei Möglichkeiten. Kurzfristige Notmaßnahmen oder die gesunde Möglichkeit, langfristig das gewünschte Zielgewicht anzustreben. Eine bedarfsgerechte Ernährung spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Kurzfristiges Gewicht machen

Dehydrieren – Gewicht machen durch Flüssigkeitsverlust

Die schnellste und einfachste Methode Körpergewicht zu verlieren ist es dem Körper Flüssigkeit zu entziehen, ihn zu dehydrieren.

Als Faustregel gilt, dass ein Gewichtsverlust von 5 % und mehr über Dehydrierung als gefährlich gilt.

Zuerst wird der Körper hydriert, d.h. es werden viele Liter an Wasser zugeführt, um die Nieren anzuregen und Sodium (Salze) aus dem Körper zu schwemmen. Salz/Sodium bindet Wasser im Körper.
Elektrolyte werden allerdings für ein reibungsloses Funktionieren des Körpers gebraucht. Der Verlust von Salzen und Mineralstoffen wirkt sich also gesundheitlich negativ aus und kann in Kombination mit den anderen Risikofaktoren durchaus gefährlich werden.

Durchaus möglich, aber selbst für gesunde Sportler absolut grenzwertig ist es 10 % des Körpergewichts in 24 Stunden zu verlieren.

Hier ist medizinische Begleitung ein absolutes Muss. Die Gesundheitsrisiken sind dennoch sehr hoch. Der Sportler sollte, während der Tortur des Gewichtmachens, nicht alleine gelassen werden.

Welche Mittel sind zum kurzfristigen Gewichtsverlust geeignet?

Grundsätzlich jedes Mittel, das dazu dient, den Kämpfer zum Schwitzen zu bringen. Mit zunehmendem Flüssigkeitsverlust, ist der Sportler immer weniger in der Lage seinen Temperaturhaushalt (Thermoregulation) zu steuern. Die Risiken einen Hitzeschlag zu erleiden steigen.

  • Sauna: Wiederholte Saunagänge werden dazu benutzt, möglichst viel Schweiß und damit Körperflüssigkeit abzusondern.
  • Spezielle Anzüge, bzw. warme Kleidung, die beim Ausdauertraining getragen wird, steigert den Flüssigkeitsverlust.
  • Ausdauertraining ist, solange ein geeignetes Mittel, wie der Sportler noch leistungsfähig ist. In den späteren Phasen des Gewichtmachens, wenn der Sportler schon erschöpft ist, ist es kein geeignetes Mittel mehr.
  • Heiße Bäder dienen ebenfalls dazu, den Körper zu erwärmen und das Schwitzen zu begünstigen.
  • Diuretika: Diuretika sind entwässernde Medikamente. Sie erleichtern das „Abnehmen“, um in der gewünschten Gewichtsklasse starten zu können. Sie werden auch als Dopingmittel missbraucht und im Kampfsport unerlaubt eingesetzt.

Gewicht machen – durch Änderung der Körperzusammensetzung (langfristig)

Wer zu viel Körperfett mit sich herumträgt, hat gegenüber seinen Gegnern, die stattdessen Muskulatur aufgebaut haben und in der gleichen Gewichtsklasse kämpfen, definitiv einen entscheidenden Nachteil. Der Kampfsportler mit mehr Muskelmasse wird in der Regel stärker, schneller und explosiver sein, vorausgesetzt er trainiert nach einem klugen Trainingsplan.

Übermäßig fette Sportler sind auch nicht gerade bekannt dafür, über besondere Ausdauerfähigkeiten zu verfügen.

Wer also Muskulatur aufbauen und Fettmasse abbauen möchte, braucht einen sinnvollen Trainings- und vor allem Ernährungsplan. Die gezielte Ernährung ist hier absolut entscheidend. Schlechte Ernährung kann nicht durch noch so intensives Training kompensiert werden. Im Bodybuilding wird der Ernährung bis zu 80 % des Trainingserfolges zugemessen. Das zeigt, wie wichtig ein guter Plan ist, wenn es darum geht, die erwünschte Körperform zu erreichen.

Bei allen Ernährungsformen solltest du auf eine ausreichende Zufuhr an Mikro- und Makronährstoffen achten.

Körperfettanteil langfristig reduzieren

Überschüssiges Körperfett kannst du am besten reduzieren, indem du ein Kaloriendefizit einhältst. Das bedeutet du isst geringfügig weniger, als du benötigst, um den Ist-Zustand zu halten. Als Faustregel gilt, nicht mehr als 300 kcal am Tag. So kannst du langfristig ohne Substanzverlust, Fett abbauen.

Wenn du deine Kalorienzufuhr reduzierst, solltest du das über die Kohlenhydratzufuhr tun. Kohlenhydrate erhöhen deinen Insulinspiegel und machen es schwerer, Körperfett abzubauen. Eiweiß solltest du genügend, aber nicht übermäßig zuführen. Als Richtwert gelten 1,5 bis 2 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Fette werden benötigt, um den Hormonhaushalt zu regulieren. Eine sehr fettarme Diät ist in jedem Fall kontraproduktiv und muss vermieden werden.

Die Sinnhaftigkeit – des Gewichtmachens

Die Sinnhaftigkeit bzw. der gesundheitliche und moralische Aspekt des Gewichtmachens ist äußerst umstritten. Die Kämpfer quälen sich und gehen zum Teil enorme gesundheitliche Risiken ein, um am Tag der Abwaage ihr Zielgewicht zu erreichen. Im Wettkampf sind sie dann oft erheblich schwerer, das können in Extremfällen bis zu zehn Kilo oder mehr sein.

Mittlerweile wurden verschiedene Maßnahmen, seitens der Organisatoren wie der UFC gesetzt, um extremes Gewicht machen zu verhindern. So müssen die Kämpfer innerhalb der Woche ihres Kampfes innerhalb von einem Toleranzspielraum von 8 % ihres Zielgewichts sein.

Fazit Gewicht machen für Kampfsportler

Gewicht machen, weight cutting, das schnelle „Abkochen“ von „Übergewicht“ durch Flüssigkeitsentzug stellt ein gesundheitliches Risiko dar, wenn es auf extreme Art und Weise ohne ärztliche Aufsicht durchgeführt wird. Je öfter die Prozedur extremen Gewichtsverlustes in kurzer Zeit wiederholt wird, umso größer die Gefahr von dauerhaften Gesundheitsschäden.

Die sinnvollste und gesündeste Maßnahme ist es, kontinuierlich seine Ernährungsverhalten zu kontrollieren und große Gewichtsschwankungen zu vermeiden. Dazu muss der Körperfettgehalt in einem vernünftigen Rahmen gehalten werden.

Eventuell ist der Aufstieg in eine höhere Gewichtsklasse zu überlegen, die den eigenen körperlichen Voraussetzungen besser entspricht und keine radikalen Gewichtsabnahmen erfordert.

Viel Spaß beim Training!

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