Die Geschichte der Mixed Martial Arts (MMA)


Die Geschichte der Mixed Martial Arts
Die Geschichte der Mixed Martial Arts

Seit den 90er Jahren sind die Mixed Martial Arts, eine Synthese aus unterschiedlichsten Kampfsportarten, in aller Munde. Von den einen als brutale Hahnenkämpfe verpönt, von anderen als DER Vollkontakt Kampfsport des 20. und 21. Jahrhunderts gepriesen.

Die Geschichte der Mixed Martial Arts ist so alt wie der Mensch selbst. Kampfmethoden wurden getestet und in einem evolutionären Prozess verfeinert. Das Pankration, olympische Disziplin im antiken Griechenland, gilt als der Vorläufer der MMA, das seine modernen Ursprünge im brasilianischen Vale Tudo hat.

Heute sind die Mixed Martial Arts oder MMA sind ein moderner Vollkontakt Wettkampfsport, der den Profiboxsport an Beliebtheit schon zu überholen droht.

Die historischen Vorläufer der Mixed Martial Arts (MMA)

Die historische Entwicklung von MMA hat ihren Ursprung in der Kampfausbildung von Soldaten, die sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat. Erste sportliche Varianten entstanden bereits im antiken Griechenland. Pankration (Allkampf) war fester Bestandteil des olympischen Programms.

Diese frühen Formen des Kampfsports dienten der körperlichen Ertüchtigung und der Vorbereitung auf militärische Auseinandersetzungen. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich verschiedene Kampfsportarten, die im 20. Jahrhundert zu einem neuen Kampfstil kombiniert wurden: dem modernen MMA.

Soldatische Ausbildung und Training

Kampf, Krieg und alles, was damit einhergeht, ist so alt wie die Menschheit selbst. Wehrlosigkeit war noch nie eine erfolgreiche Überlebensstrategie und wird es auch nie sein. Es bedeutet der Gnade eines anderen auf Gedeih und Verderben ausgesetzt zu sein. Wer will das schon?

Das kriegerische Training war immer zuallererst Waffentraining. Waffen können Nachteile, körperliche oder zahlenmäßige, bis zu einem gewissen Grad kompensieren. Es ist wesentlich, das zu verstehen, um Gefahren, das Phänomen menschlichen Kampfes und die Themen Selbstverteidigung, Selbstschutz und Sport auseinanderhalten zu können.

Waffenloser Kampf, diente in erster Linie der Körperertüchtigung und dem Training der mentalen Stärke. Es ging und geht darum Konfrontationen „aushalten“ zu können, seinen Kampfgeist zu entwickeln und auch bei einer drohenden Niederlage zu bewahren.

Ein weiterer Aspekt, den das waffenlose Training abzudecken hatte, war dem Krieger eine Möglichkeit zu geben, sich zu wehren, wenn er ausnahmsweise keine Waffen zur Verfügung hatte. Das konnte in einem Kampf passieren oder wenn er sich einem überraschenden Angriff gegenüber sah.

Aus militärischer Sicht spielt und spielte der waffenlose Kampf immer eine untergeordnete Rolle.

Ringkampf und waffenlose Methoden

So gibt es praktisch in jeder Volksgruppe eine Art Ringkampfsport.

Ringen ist eine natürliche Form der menschlichen Auseinandersetzung, der Körperertüchtigung und eine Möglichkeit, Auseinandersetzungen zu bestreiten, ohne den Gegner ernsthaft verletzen oder gar töten zu müssen.

Das bedeutet aber nicht, dass Ringen nicht auch sehr effektiv dazu benutzt werden kann! Der Ringkampfsport ist eine äußerst funktionelle, wirksame Kampfart, die sich in Vergleichskämpfen zumeist den schlagenden Kampfsportarten als überlegen erwiesen hat.

Wie wir alle wissen ist ringen nicht die einzige Art und Weise wie Menschen waffenlos gegeneinander kämpfen können. Schläge, Tritte aber auch Attacken auf empfindliche Körperstellen wie Augen oder Genitalbereich stellen eine weitere Eskalationsstufe im Kampf dar.

Bis hin zur völlig regellosen Auseinandersetzung im Kampf, der mit Sport, wie wir ihn heute verstehen, nichts mehr zu tun hat.

Pankration – Allkampf

Das Pankration war im antiken Griechenland eine olympische Disziplin, die gemeinhin als Vorläufer der modernen Mixed Martial Arts gilt. Ihr Ursprung lag allerdings in der kriegerischen Ausbildung von Soldaten.

Das Reglement war nicht mit dem des modernen Sports zu vergleichen und die Kämpfe waren ungleich brutaler und führten oft zum Tode eines der Kontrahenten. Verboten war es dem Gegner in die Augen zu greifen, ihm die Mundwinkel aufzureißen und zu beißen.

Die berühmt-berüchtigten Spartaner, dem militaristischen griechischen Stadtstaat, waren vom Pankration ausgeschlossen. Es gab ganz offensichtlich noch mehr tote Olympioniken, als sogar damals noch „politisch korrekt“ war.

Das Pankration wurde, so die historische Annahme, erstmals 648 vor Christus bei Olympischen Spielen vorgeführt. Das Reglement war denkbar einfach. Der Kampf war dann zu Ende, wenn einer der Kämpfer aufgab, nicht mehr fähig war weiterzukämpfen. Dieser Fall konnte durch Bewusstlosigkeit, schwere Verletzungen wie Knochenbrüche und nicht selten den Tod eintreten.

Das Pankration enthielt Elemente des Ringen (Pale) und Boxen (Pygme), war allerdings nicht auf orthodoxe Techniken irgendeiner Art beschränkt.

Knie, Ellenbogentechniken, sowie Würgegriffe und Hebeltechniken im Stand und am Boden waren fixer Bestandteil des technischen Repertoires. So sind manche dieser Techniken, auch wenn es nicht den Anschein hat, im modernen MMA wegen ihrer Gefährlichkeit verboten.

Verboten im MMA ist es zu Hebeln und dann zu werfen.

Im Unterschied zum antiken Boxen wurden im Pankration keine Handbandagen verwendet. Die Bandagen hatten die Funktion, die verletzungsanfällige Hand beim Schlagen zu schützen. Wie der moderne Boxhandschuh dazu dient, die Hand zu schützen, nicht etwa den Gegner.

Im 393 nach Christus wurde das Pankration von den Römern verboten und war nun nicht mehr Teil der Olympischen Spiele.

Beitrag: Die älteste Kampfkunst der Welt? – Kalarippayat

Moderne Interpretation des Pankration

Pancrase

Bas Rutten holländische Urgestein des MMA Sports, nahm anfänglich an Kämpfen im sogenannten „Pancrase“ teil. Einer modernen sportlichen und entschärften Version des Pankration und Vorläufer des modernen MMA Sports.

Die Kämpfe fanden ohne Handschuhe und Bandagen statt, Schläge mit der Faust verboten, Schläge mit der offenen Hand und dem Handballen allerdings erlaubt.

Vale Tudo in Brasilien

Vale Tudo bedeutet wörtlich übersetzt „alles geht“, alles ist erlaubt.

Das brasilianische Vale Tudo ist ein weiterer Vorläufer der modernen Mixed Martial Arts.

In den weitgehend regellosen Kämpfen traten Kämpfer aus unterschiedlichsten Kampfsportarten, Kampfkünsten sowie Straßenkämpfer und Schläger aller Art gegeneinander an.

Die Einflüsse des Brazilian Jiu-Jitsu (BJJ) auf diese Kämpfe wurde im Laufe der Zeit immer größer. Leute wie Helio Gracie, der als der Begründer des BJJ gilt, testeten und entwickelten in Vale Tudo Kämpfen ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Gracie eröffnete seine erste BJJ Schule 1925 in Rio de Janeiro.

Die ersten UFCs und der Einfluss des Brazilian Jiu-Jitsu

Die ersten Ultimate Fighting Campionships (UFC) in den USA, standen ebenfalls in starker Verbindung zur Gracie Familie.

1993 fand in Denver im US-Bundesstaat Colorado, das erste Turnier statt. Die Regeln entsprachen, weitgehend jenen des Pankration. Angriffe auf die Augen und den Hals waren verboten, der Genitalbereich nicht explizit als Trefferzone ausgenommen.

Dieses Turnier stellte die Welt der Kampfkünstler und Kampfsportler völlig auf den Kopf. Alles, was bis dahin allgemein anerkanntes Wissen war, musste nun hinterfragt werden.

Wenn die ersten UFCs etwas bewiesen, dann war es die Überlegenheit der Grappler, also von Ringern und insbesondere von Royce Gracie dem Vertreter des Brazilian Jiu-Jitsu  (BJJ). Die damals noch völlig unvorbereiteten Stand-up Kämpfer, wussten noch nicht wie sie mit ringerischen Angriffen umgehen sollten und waren, wenn sie nicht mehr die Möglichkeit hatten zu schlagen oder zu treten, weitgehend hilflos.

  • Sobald die Grappler die Distanz geschlossen hatten und dann ihre Gegner zu Boden brachten, waren die Kämpfe so gut wie entschieden.
  • Kritiker wie der bekannte Kickboxer Bill Wallace, der damals als Kommentator vor Ort war, vertreten allerdings die Meinung, dass die ersten Turniere der UFC, nicht ganz sauber abgelaufen seien.
  • Die Gracies hätten die Wettkämpfe zu ihrem Vorteil manipuliert, so die Vorwürfe. Was die Wahl der Gegner, die Kampfpaarungen und die Beschaffenheit der Kampffläche anbelangte.

Pride FC

Die Pride FC war die in Japan erfolgreichste MMA Organisation.

Gekämpft wurde in einem Boxring, im Unterschied zum Oktagon bei der UFC. Ebenso unterschieden sich die Dauer der Runden beider Organisationen. Während in den UFCs über drei Runden zu je 5 Minuten gekämpft wurde, betrug die beim Pride FC regulär vorgesehene Kampflänge, 10 Minuten in der ersten und 5 Minuten in den folgenden Runden.

Der Pride FC wurde 2007 aufgekauft und in der Folgezeit aufgelöst.

Shooto

Der Begriff Shooto stellt ein Kunstwort dar. Er setzt sich aus dem japanischen sh?to, was „Kämpfen lernen“ bedeutet und dem englischen Wort shoot zusammen. Ursprünglich der Name einer MMA Organisation, stellt das Shooto mittlerweile einen eigenen Stil dar, der unter einem MMA Regelwerk gekämpft wird.

Im Shooto wird in unterschiedlichen Leistungsklassen gekämpft. (Anfänger, Fortgeschrittene, Profis) Die Klassen unterscheiden sich vom Regelwerk und der vorgeschriebenen Schutzausrüstung. Grundsätzlich wird mit dickeren Handschuhen und mehr Schutzausrüstung gekämpft. In Verbindung mit einem Regelwerk, das die Sicherheit der Kämpfer in den Vordergrund stellt, wurde das Shooto zunehmend populärer. Shooto Wettkämpfe werden regelmäßig von TV-Sendern wie Eurosport übertragen.

Sambo – das russische MMA

Sambo stellt eine eigenständige russische Variante der Mixed Martial Arts dar, die vor allem in den ehemaligen Ostblockstaaten äußerst populär ist. Sambokämpfer haben sich als überaus erfolgreich erwiesen. Das in Kampfsportarten, wie dem Judo und in unterschiedlichsten Varianten der MMA.

Wenn du mehr über die Eigenheiten des Sambo, das Regelwerk und die unterschiedlichen Wettkampfformen wissen möchtest, sieh dir folgenden Beitrag an.

Beitrag: Sambo, das russische MMA

Welche Kampfsportarten haben das MMA maßgeblich beeinflusst?

Im modernen MMA, gibt es eine nahezu unendlich große Anzahl an Kampfsportarten und Kampfkünsten, die Einfluss auf die Kämpfer und Kämpfe haben und hatten. Grundsätzlich birgt jede Kampfkunst Ideen und Konzepte in sich, die eine nähere Betrachtung lohnen.

Es haben sich allerdings ein paar wenige Kampfsportarten, als überaus erfolgreich und bewährte Grundlage in der Ausbildung der Kämpfer erwiesen.

Dazu zählen:

  • Boxen
  • Muay Thai/Kickboxen
  • Ringen
  • Brazilian Jiu-Jitsu/Luta Livre/Sambo

Wenn du darüber mehr erfahren willst, kannst du in folgenden Beitrag nachlesen:

Beitrag: Welche Kampfsportarten eigenen sich als Grundlage für die MMA?

Kritik am MMA – zur brutal für einen modernen Sport?

Die Mixed Martial Arts, wurden und werden auch heute noch, vielfach als primitiv, unsportlich kritisiert und immer wieder gibt es Bestrebungen diesen Sport zu verbieten. Einige Argumente, die für Verbote sprechend sind durchaus nachvollziehbar.

Bisher ungeschriebene Regeln des „zivilisierten“ Kampfes, werden im MMA Regelwerk außer Kraft gesetzt.

Abhängig von der jeweiligen Organisation ist es teilweise erlaubt auf einen am Boden liegenden Gegner einzutreten. Allerdings läuft dies in sportlichen Wettkämpfen unter einem den Kämpfern bekannten Regelwerk statt und ein Schiedsrichter, der jederzeit den Kampf stoppen kann, ist auch vor Ort.

Es handelt sich also nicht um einen regellosen Straßenkampf, auch wenn es für Uneingeweihte durchaus so erscheinen kann.

Die Beispielwirkung, die solche Kämpfe auf charakterlich unreife Persönlichkeiten auswirken kann, ist nicht zu unterschätzen. MMA Kämpfen zuzusehen, kann jemanden auf „Ideen“ bringen, die er sonst nie gehabt hätte.

Ich persönlich sehe in den Mixed Martial Arts einen weitgehend seriösen Sport. Die Kämpfer wissen, worauf sie sich einlassen und sind entsprechend vorbereitet. Schwere bleibende Kopfverletzungen sind im MMA nachweislich seltener als im Boxsport, da die Mixed Martial Arts eine Fülle von Möglichkeiten bieten den Gegner zu besiegen.

Viele Kampfkünstler stoßen sich an der Brutalität und Wildheit der Kämpfe und vergleichen sie sogar mit Hundekämpfen.

Zwei „Bestien“, die in einem unmenschlichen Kampf gegeneinander gehetzt werden, zur Belustigung der Zuschauer.

Das kann man natürlich so sehen. Allerdings, so meine Beobachtung, liegt hinter dieser Behauptung oft auch die nackte Angst. Die Vorstellung, die manche Menschen von Kampf hatten und in ihren Kampfkünsten praktizierten, hat, wie die MMA beweisen, oft nichts mit einem realen Kampf zu tun. Das erkennen zu müssen, schmerzt.

Welche Trends gibt es im MMA?

MMA Gruppenkämpfe, in denen die Kämpfer in Teams gegeneinander antreten, erinnern eher an die Konfrontation von Hooligans in der „dritten Halbzeit“. Bei diesen Konstellationen kommt es immer wieder dazu, dass sich ein einzelner gegen eine ganze Gruppe von Gegner wehren muss. Was ein aussichtsloses Unterfangen darstellt und aus meiner Sicht sportlich grenzwertig ist. Wie auch immer, die Teilnahme ist freiwillig und niemand wird dazu gezwungen sich dem auszusetzen.

MMA Armdrücken

Kreative Geister haben auch Wege gefunden, das Arm Wrestling noch spannender zu gestalten. Wie oben schon geschrieben – so lange es auf Freiwilligkeit beruht…

Wer weiß, vielleicht dürfen wir in Zukunft auch eigenen MMA Yoga Disziplinen bewundern. Der Verrücktheit mancher Menschen sind kaum Grenzen gesetzt. 😉

Fazit – die Geschichte der Mixed Martial Arts

Die historische Entwicklung von MMA hat ihren Ursprung in der kämpferischen Ausbildung von Soldaten und reicht bis in die Vorgeschichte zurück. Erste sportliche Varianten entstanden im antiken Griechenland und waren fester Bestandteil des olympischen Programms.

Die modernen Mixed Martial Arts (MMA) haben ihren Ursprung in verschiedenen Kampfsportarten und Kampftechniken aus der ganzen Welt, die im 20. Jahrhundert zu einem neuen Kampfstil kombiniert wurden, der alle Fertigkeiten umfasst. Dazu gehören Brazilian Jiu-Jitsu, Boxen, Karate, Muay Thai und Ringen.

Was auch immer ihr trainiert. Ein frohes und verletzungsfreies Training!

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