Die Unterschiede zwischen Karate und Kickboxen (im Detail)


Die Unterschiede zwischen Karate und Kickboxen

Karate, ist mit Judo eine der ersten Kampfkünste, die von Japan nach Europa gekommen sind und flächendeckende Verbreitung gefunden haben. Im traditionellen Karate gab es lange Zeit, nur sehr stilisierte Leichtkontaktkämpfe. Der Wunsch nach mehr Realismus im Wettkampf führte zur Entstehung des Kickboxens und verschiedener Vollkontaktkarate – Stilrichtungen.

Beim Karate handelt es sich um eine moderne japanische Kampfkunst mit eigener Philosophie und Tradition. Kickboxen ist der Überbegriff für Kampfsportarten, die Schläge und Tritte nutzen (Leicht-, Semi-, Vollkontakt) und vom Boxsport, Karate, Taekwondo, aber auch dem Thaiboxen beeinflusst wurden.

Die wesentlichsten Unterschiede auf einen Blick:

Karate Kickboxen
Kampfkunst/KampfsportTraditionelle Kampfkunst und WettkampfsportSport
StileShotokan, Wado-Ryu, Goju-Ryu und Shito-Ryu, Seidokan, Kyokushin, ++Muay Thai, Lethwei, westliches Kickboxen, Sanda, K1, Savate
olympischolympischnicht olympisch
KleidungKarate Gi – Karateanzug Shorts oder lange Hosen
SchutzausrüstungMundschutz, Faustschutz, TiefschutzMundschutz, Tiefschutz, Boxhandschuhe
KontaktVollkontakt oder Pointfighting (leichter Kontakt)Vollkontakt – Leichtkontakt – Semikontakt
Philosophiesehr traditionell – „Es gibt keinen Angriff im Karate!“ (Funskoshi Ginchin)Sportsgeist – Fairness
Selbstverteidigungursprünglich ja, heute eher Kampfkunst und SportSport
KampfflächeMattenbodenBoxring
Technikrepertoiresehr großkleiner
Übersicht die Unterschiede zwischen Karate und Kickboxen

Die Entstehungsgeschichte – Karate und Kickboxen

Karate ist eine japanische Kampfkunst, die auf den waffenlosen Selbstverteidigungsmethoden aus Okinawa, beruht. (Okinawa-Te – Okinawa Faust) Im 20. Jh. begründete Ginchin Funakoshi das moderne Karate, zum Ziel der körperlichen Ertüchtigung. Hohe Tritte fanden Einzug in die Kampfkunst, diese waren in den ursprünglichen Kampfmethoden nicht enthalten.

Auf Basis des von Funakoshi geschaffenen Shotokan Karate, entwickelten sich viele moderne Karaterichtungen. Einer der bekanntesten ist das Kyokushin Karate von ?yama Masutatsu, einem knallharten Vollkontaktkaratestil, das selbst wiederum Basis für andere Entwicklungen bot.

Das moderne Kickboxen ist eine westliche Entwicklung. Handtechniken des westlichen Boxsports wurden mit Tritten aus asiatischen Kampfmethoden kombiniert. Es gibt aber auch eigenständige historisch gewachsene Stile, wie das Muay Thai oder Lethwei, die dem Kickboxen zugerechnet werden.

In der globalisierten Welt, kam es zu einem Austausch und Angleichen verschiedener Kampfmethoden. Die Einflüsse des Thaiboxens, auch Muay Thai genannt, auf das Vollkontaktkickboxen sind bedeutend, was Trainingsmethoden, Taktik, Strategie und die verwendeten Techniken betrifft.

Das französische Savate, ist eine Kampfmethode, die von Matrosen entwickelt wurde, ursprünglich der Selbstverteidigung diente, heute aber eine eigenständige Form des Kickboxens darstellt.

Karate ist sehr traditionell als Kampfkunst angelegt, Kickboxen wird als Sport praktiziert.

Die technischen Unterschiede des Karate zum Kickboxen

Karate ist technisch wesentlich vielschichtiger als das Kickboxen. Die in den Formen (Katas) verpackten Techniken sind äußerst vielfältig, oft stark stilisiert und beruhen auf den Einflüssen vieler, auch chinesischer, Kampfmethoden. Im Kickboxen gibt es weniger, aber im Wettkampf bewährte Techniken.

Kickboxen ist als Sport, praktisch ausgerichtet und nicht traditionell. Das spiegelt sich auch in den verwendeten Techniken wider. Traditionelle Techniken, aus unterschiedlichen Kampfkünsten, die praktisch nicht wirkungsvoll eingesetzt werden konnten, verschwanden aus dem Repertoire.

Besonders gefährliche Techniken, die im sportlichen Wettkampf keine Verwendung finden, gibt es ebenfalls nur im Karate. Dazu zählen Schläge mit der offenen Hand, die im Sport verboten sind.

Im Thaiboxen ist der Pool an erlaubten Techniken am größten. Neben Low Kicks, Tritten auf die Beine, sind auch Ellenbogenschläge, Knie und der Clinch, inklusive verschiedenster Würfe gestattet.

Im modernen Kickboxen wird, je nach Reglement, mit (K1) und ohne Low Kicks, Tritten zu den Beinen gekämpft. Ellenbogenschläge sind aufgrund der mit ihnen verbunden Verletzungsgefahr verboten.

Technisch unterscheiden sich das Semikontakt- und Leichtkontaktkickboxen, sehr stark vom Vollkontakt. Verspielte Techniken, mit wenig Trefferwirkung, spielen im Vollkontakt keine Rolle und werden nicht verwendet.

Welche Stile gibt es im Karate und Kickboxen?

Der Begriff Kickboxen umfasst, Muay Thai (Thaiboxen), Sanda, eine chinesische Entwicklung, das klassische westliche Kickboxen, das burmesische Boxen (Lethwei) und Kickboxen nach den Regeln des K1. Gekämpft wird im Leicht-, Semi- und in den meisten Fällen – Vollkontakt.

Das chinesische Sanda nimmt, neben dem Muay Thai und Lethwei eine Sonderstellung ein. Diese Kampfmethoden, bzw. Kickboxstile beruhen, ausschließlich auf heimischen Kampfkünsten. Im Falle des Sanda handelt es sich um eine Mischung aus verschiedenen chinesischen Kampfkünsten.

Im Karate gibt es eine große Zahl verschiedener Stilrichtungen und Entwicklungen. Zu den bekanntesten gehören – Shotokan, Wado-Ryu, Goju-Ryu und Shito-Ryu, Seidokan und Kyokushin Karate.

Semi-, Leicht- und Vollkontakt?

Beim Vollkontakt, werden Wirkungstreffer höher gewertet und das erklärte Ziel der Kämpfer ist es ihre Gegner K.o. zu schlagen oder zu treten. Im Leichtkontakt wird nicht mit voller Kraft geschlagen. Ziel ist es, den Kampf nach Punkten zu gewinnen.

Das Semikontaktkickboxen, ähnelt dem traditionellen Leichtkontaktkarate. Nach einzelnen Treffern, wird, im Unterschied zum Leichtkontakt, der Kampf unterbrochen und wieder neu aufgenommen.

In den meisten Karatestilen, wie dem Shotokan, wird mit leichtem Kontakt nach einem Punktesystem gekämpft. Ein deutlicher, nach bestimmten Kriterien, erfolgter Treffer, wird mit einem ganzen Punkt, dem Ippon belohnt. Der Ippon steht symbolisch für ein „Leben“.

Es wird davon ausgegangen, dass es sich dabei um einen kampfentscheidenden Treffer, der den Kampf unmittelbar beendet handelt.

Einige Karatestile haben sich dem Vollkontaktkampf verschreiben. Am bekanntesten ist das Kyokushin Karate. Die Besonderheit am Kyokushin Karate ist, dass bis auf einen Tief- und Mundschutz ohne Schutzausrüstung gekämpft wird.

Faustschläge zum Kopf sind im Unterschied zum Kickboxen aber nicht erlaubt. Tritte werden aber sehr wohl zu Kopf, Körper und Beinen ausgeführt. Der Grund für diese etwas eigenartige Regel ist, dass Schläge zum Kopf leichter anzubringen sind, als Tritte.

Welche Ausrüstung wird benötigt?

Im Kickboxen werden Tiefschutz, Mundschutz, kurze oder lange Hosen und Boxhandschuhe verwendet. Im Vollkontakt wird bei Profis und Amateuren mit nacktem Oberkörper gekämpft, beim Thaiboxen und K1, hier sind Lowkicks erlaubt, werden kurze Hosen getragen.

Manche Organisatoren und Verbände erlauben, bzw. schreiben im Amateurbereich, im Kickboxen zusätzliche Schutzausrüstung vor. Dazu zählen, Schienbeinschützer und in einigen Fällen sogar Körperprotektoren. Diese Regelungen sollen Neulinge in ihren ersten Wettkämpfen bestmöglich schützen.

Alle Karatestile, schreiben im Wettkampf das Tragen eines traditionellen Karateanzugs, des Karate-Gi vor. Im Unterschied zum Kickboxen werden nur dünne, sehr leicht gepolsterte Faustschützer oder keinerlei Handschützer verwendet.

Karate oder Kickboxen zur Selbstverteidigung?

Karate war in seinen Ursprüngen, eine reine Selbstverteidigungsmethode. Moderne Entwicklungen gehen aber eindeutig in die Richtung, Kampfkunst und Kampfsport. Der Selbstverteidigungsaspekt, wird im Training, fast immer stiefmütterlich behandelt.

Kickboxen ist ein Kampfsport. Es wird innerhalb eines bestimmten Regelwerks gekämpft. Selbstverteidigung steht im Hintergrund, wird aber, abhängig von den Trainern, durchaus auch im Training (nebenbei) behandelt.

Sowohl Karate als auch Kickboxen legen ihr Hauptaugenmerk nicht auf das Thema Selbstverteidigung, das neben technischen und kämpferischen Aspekten, jede Menge Theorie und Verhaltenstraining umfasst.

Wer sich also näher und vor allem realistisch mit dem Thema Selbstschutz und Selbstverteidigung auseinandersetzen möchte, ist als Kickboxer und Karateka gut damit beraten, sich anderswo ergänzend Wissen und Trainingserfahrung zu holen.

Die unter dem Überbegriff Combatives zusammengefassten, rein auf Selbstschutz ausgelegten Trainings und Seminare, bieten sich dafür gut an.

Fazit – die Unterschiede zwischen Karate und Kickboxen

Auch, wenn es viele Ähnlichkeiten zwischen Karate und dem Kickboxen gibt, sind die Unterschiede bei näherer Betrachtung, doch beträchtlich. Innerhalb des Karate und des Kickboxens gibt es starke Unterschiede, was die Art des Kämpfens, des Trainings und der verwendeten Techniken anbelangt.

Wer also vor der Entscheidung steht, mit Karate oder Kickboxen anzufangen, muss ganz konkret auf die Schule oder den Verein schauen. Nutze die Möglichkeit zu üblicherweise, kostenlosen Probetrainings, um dir ein Bild vom Training und der Atmosphäre vor Ort zu machen.

Viel Spaß beim Training!

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