Muhammad Ali vs. Mike Tyson – Wer würde gewinnen?


Muhammad Ali vs. Mike Tyson

Die Debatte über den besten Boxer aller Zeiten in der Königsklasse, dem Schwergewicht, dauert an. Zwei Kandidaten für den Titel sind Muhammad Ali und Mike Tyson, die in ihrer Prime, als unschlagbar galten, sich den besten Boxern ihrer Zeit stellten und gewannen.

Wer aber würde den Titel für sich gewinnen, könnte man beide Boxgrößen in ihrer Bestform gegeneinander antreten lassen? Was wissen wir, um uns einer realistischen Antwort dieser Frage anzunähern?

Der Vergleich der Stärken und Schwächen der Boxlegenden miteinander, und die Gegner, die sie geboxt haben, lässt einige Rückschlüsse zu. Mehr dazu im folgenden Beitrag.

Ali vs. Tyson – Die wichtigsten Daten im Vergleich

DatenMuhammad AliMike Tyson
Größe1,91 Meter1,80 Meter
Gewichtca. 90-110 kgca. 99-110 kg
Kämpfe6158
KO / TKO3744
Siege5650
Niederlagen56
Kampfstil„Out Boxer“ hervorragende Defensive, Reflexe und Beinarbeit, sehr schnelle HändePeek a Boo Boxstil: Aggressiv, mit starker Schlagkraft und K.O.-Potential
TrainerAngelo DundeeCus D’Amato, Kevin Rooney, Jay Bright
Aktivitätszeitraum (Amateur)1956-19601981-1985
Aktivitätszeitraum (Profi)1960-19811985-2005

Zwei Boxweltmeister – zwei völlig unterschiedliche Stile

Jeder Boxer hat seine individuellen Stärken und Schwächen, die seine Art zu Boxen maßgeblich beeinflussen. Gute Trainer, verstehen es, die individuellen Stärken ihrer Kämpfer herauszuarbeiten und helfen ihnen, bei der Kreation ihres persönlichen, auf sie zugeschnittenen Boxstils.

Muhammad Ali und Mike Tyson, waren schon von ihrem Körperbau und ihre Persönlichkeitsstruktur, völlig unterschiedlich. Sie entwickelten dementsprechend völlig verschiedene Stile, die sich für sie aber als besonders effektiv erwiesen.

Peek a Boo der Boxstil von Mike Tyson

Mike Tyson, ein für die Verhältnisse im Schwergewicht, mit knapp 180 cm und ca. 100 kg Kampfgewicht, kleiner kompakter Boxer, hatte das Glück in seiner Jugend schon auf Cus D´Amato seinen Trainer und Begründer des Peek a Boo Boxstiles zu treffen.

Tysons, Peek a Boo Stil, basiert auf einer guten Defensive, die es erlaubt Schlägen auszuweichen, sicher in die mittlere und nahe Distanz überzugehen und dort aus vorteilhafter Position, harte Hände zu schlagen. Überraschende Auslagenwechsel, unorthodoxe Kombinationen und Beinarbeit zeichnen ihn aus.

Mike Tyson wird vielfach als aggressiver Schläger angesehen. Was Tyson aber vom Typ „Schläger“ (Brawler) unterschied, war aber die intelligente, auf defensiven Fähigkeiten aufbauende, Art zu boxen. In seiner Prime war Tyson, kaum zu treffen, verstand es sicher die Distanz zu überbrücken und maximalen Schaden bei seinen Gegnern anzurichten. An einem offenen Schlagabtausch war er nicht interessiert.

Die unzähligen K.o. Siege Tysons in den ersten Runden seiner Kämpfe zeugen davon. Etwa die Hälfte seiner Profikämpfe endeten in der ersten Runde, etwa ein Drittel in der zweiten Runde.

Nach dem Tod seines Trainers Cus D`Amato und seinem Gefängnisaufenthalt und unter dem Einfluss neuer Trainer, verlor Mike zunehmend seine herausragenden defensiven Fähigkeiten und ging zu offenen Schlagabtäuschen über.

Auch nach seiner besten Zeit, war Mike Tyson noch ein gefürchteter Schläger, seine Beinarbeit und seine defensiven Fähigkeiten, verlor er allerdings zunehmend, was zu einigen bitteren Niederlagen und Knockouts führte.

Alis Boxstil – „Float like a butterfly, sting like a bee“

Der 191 cm große Ali war nicht nur als Boxer einzigartig, seine Persönlichkeit, die Fähigkeit seine Gegner bis aufs Blut, mit seinen frechen Sprüchen zu reizen und das Kampfende, in Schüttelreimen, meist zutreffend vorauszusagen, machen ihn zu einer Legende.

Ali hat das Lager der Boxfans gespalten wie kein anderer, die einen liebten ihn, andere konnten es nicht erwarten, dass das Großmaul, endlich seinen Meister findet. Zweifelsohne war Ali ein Großmaul, allerdings konnte er, dank seiner boxerischen Fähigkeiten und seines starken Willens, fast immer umsetzen, was er versprach.

Ali wird von vielen Experten als „Out Boxer“, jemand der auf lange Distanz kämpft, eingestuft. Sein Stil war bestimmt, durch schnelle Hände, einen unglaublich guten Jab und sensationelles Reaktionsvermögen. Er war auch in der Lage hart zu schlagen und seine Taktik, dem Kampfverlauf anzupassen.

So gelang es Ali den favorisierten George Foreman, mit einer neuen Taktik, dem „Rope a Dope“ völlig zu zermürben und zu besiegen. Foreman hatte sich in dem Kampf auf einen tänzelnden Ali eingestellt. Alis Taktik, sich in die Seile zu hängen und Foreman arbeiten zu lassen, kam völlig überraschend, ermüdete Foreman vorzeitig und führte zum K.-o.-Sieg Alis.

Von seinen 56 Siegen gewann Ali 37 vorzeitig durch K. o. oder T.Ko. Etwa die Hälfte seiner K.o Siege errang er in den ersten drei Runden.

Ali vs. Tyson – Stärken und Schwächen

Vergleichen wir Mike Tyson und Muhammad Ali in ihren Glanzzeiten, so war Tyson der härtere Schläger, während Alis Fähigkeit über lange Distanzen zu kämpfen, wohl besser war. Was auch an dem, im Vergleich zum Peek A Boo, körperlich weniger fordernden Boxstil lag.

Mental wird Muhammad Ali, von den meisten Experten und Fans als stabiler eingeschätzt. Dafür sprechen die Geschehnisse in und außerhalb des Boxrings und die Aussagen, ehemals nahestehender Personen, wie Teddy Atlas.

Körperliche Verfassung – Ali vs. Tyson

Was die schiere Muskelmasse und Körperkraft betrifft, war im Vergleich der beiden Boxer, Mike Tyson wohl im Vorteil. Ali verfügte aber über eine herausragende Kondition und kämpfte einen körperlich weniger anstrengenden Boxstil.

Im Vergleich der beiden Kämpfer, hätte Tyson wohl den Vorteil in den ersten Runden gehabt, während Ali, wie er es gegen die gefürchteten Schläger seiner Zeit bewiesen hat, mit zunehmender Dauer des Kampfes, seine körperlichen Vorzüge, ausspielen konnte.

In ihrer Prime, auf dem Höhepunkt ihrer körperlichen und technischen Fähigkeiten, waren sowohl Ali als auch Tyson austrainiert. Beide waren in der Lage, in ihren Kämpfen über die volle Distanz zu gehen. Zu Alis aktiver Zeit wurden die Weltmeisterschaftkämpfe noch auf 15 Runden angesetzt. Im „Thrilla in Manila „gegen Joe Frazier, musste Ali über die volle Distanz kämpfen.

Mike Tyson ging gegen Tony Tucker (1987) über die volle Distanz. Die damals schon von 15 Runden auf 12 Runden, in WM Kämpfen reduziert worden war, um die gesundheitlichen Risiken in den letzten Runden zu verringern.

Mentale Stärke – Ali vs. Tyson

Muhammad Alis Kampfgeist hat härteste Herausforderungen überstanden. Mike Tyson hingegen, ist im Kampf gegen Evander Holyfield, mental eingebrochen. Sein Jugendtrainer, Teddy Atlas, hat Tysons Kampfgeist wiederholt öffentlich infrage gestellt.

Ali hat seine mentale Stärke in unzähligen Kämpfen unter Beweis gestellt. Er war nicht nur ein „Großmaul“, sondern er war technisch und mental in der Lage, seine Ankündigungen, durch Taten zu untermauern. Im Kampf gegen Joe Frazier, gingen beide Kämpfer, an ihre absoluten Grenzen. Niemand kann ernsthaft am Kampfgeist Alis zweifeln.

Darüber hinaus, verstand es Ali meisterlich, seine Gegner, im Vorfeld ihrer Kämpfe zur Weißglut zu bringen, zu provozieren und im Kampf von ihrer Strategie abzubringen. Ali war bekannt dafür, im Ring die Konversation nicht nur mit den Fäusten zu führen, sondern mit seinen Kontrahenten zu reden und ihnen den Nerv zu ziehen.

Mike Tyson, war unter der Führung seines väterlichen Trainers, Cus D´Amato, ebenfalls ein Meister der psychologischen Kriegsführung. Er umgab sich mit einer Aura der Unbesiegbarkeit, jagte den Kontrahenten, gezielt Angst ein und beendete die meisten seiner Kämpfe in den ersten Runden.

Tysons Nerven haben ihn aber wiederholt im Stich gelassen. Wer kennt nicht den Biss ins Ohr im Kampf gegen Evander Holyfield, der Tysons Disqualifikation zur Folge hatte.

Teddy Atlas, der Mike Tyson in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren, als Assistenztrainer, von Cus D`Amato trainierte, stellte in Interviews, immer wieder Tysons mentale Stärke infrage. Tyson, der in einer schwierigen Umgebung, als Sohn einer alleinerziehenden Mutter aufwuchs, musste sich als Jugendlicher von Gangmitgliedern verstecken.

Atlas meinte sinngemäß, dass dies Spuren und Ängste in Mikes Psyche hinterließ, derer er nicht Herr werden konnte.

Ali gegen die gefürchtetsten Schläger seiner Zeit

Muhammad Ali hat gegen die gefürchtetsten Schläger seiner Zeit gekämpft und gewonnen. Darunter Boxlegenden, wie George Foreman, Joe Frazier und Earnie Shavers, der in den Augen vieler Experten und Gegner, als härtester Schläger aller Zeiten gehandelt wird.

Es spricht vieles dafür, dass Ali nicht zu einem leichten Opfer Tysons, in den ersten Runden geworden wäre. Mit fortschreitender Kampfdauer hätte Ali zunehmend seine Stärken ausspielen können. So wie er es im Kampf gegen George Foreman getan hat.

Konnte Ali mit dem Peek A Boo Stil umgehen?

Ali hat in zwei Kämpfen gegen Floyd Patterson, einen Schüler von Tysons späterem Trainer Cus D`Amato und Vertreter des Peek a Boo Stiles, geboxt und gewonnen. Patterson und Ali trafen insgesamt zweimal im Ring aufeinander. Beide Kämpfe konnte Ali durch technischen K.o. für sich entscheiden.

Mike Tyson hat den Peek a Boo Boxstil, bekannt gemacht wie kein anderer. Der Stil war ihm, unter seinem Trainer Cus D`Amato, buchstäblich auf den Leib geschrieben worden. Tysons, einzigartiges Talent und der extreme Trainingsaufwand, den er betrieb, um seine Fähigkeiten zu perfektionieren, machten ihn zum gefürchtetsten Vertreter dieses Boxstiles.

Muhammad Ali hätte in einem Kampf gegen Mike Tyson in seiner besten Zeit, wohl einen deutlich besseren Gegner konfrontieren müssen, als Floyd Patterson es war.

Gemeinsame Gegner – Trevor Berbick & Larry Holmes 

Muhammad Ali und Mike Tyson haben tatsächlich in ihren Karrieren gegen dieselben zwei Boxer, nämlich Trevor Berbick und Larry Holmes gekämpft. Das lässt aber nur indirekte Rückschlüsse auf ihre Fähigkeiten zu, da sich Ali zu der Zeit, am Ende seiner Karriere und Tyson am Beginn, bzw. in seiner Prime befand.

  • Berbick kämpfte gegen Ali am 11. Dezember 1981 und gewann gegen Ali in dessen letztem Kampf. Der Kampf wurde als „Drama auf den Bahamas“ bekannt und beendete, die Karriere, des von der Parkinson Krankheit gezeichneten Ali. Der Kampf ging aber über die volle Distanz und wurde nach Punkten entschieden.
  • Tyson besiegte mit 20 Jahren Berbick am 22. November 1986 durch K.o. und wurde Weltmeister im Schwergewicht.
  • Muhammad Ali und Larry Holmes trafen im Jahr 1980 im Ring aufeinander. Ali verlor den Kampf, gegen seinen früheren Sparringspartner, im Alter von 38 Jahren, in der elften Runde durch technisches K.o.
  • Der Kampf Mike Tyson gegen Larry Holmes fand am 22. Januar 1988 im Atlantic City Convention Hall statt, und Tyson gewann durch technischen K.o. in der vierten Runde.

Fazit – Ali vs. Tyson – Duell der Boxgiganten

Wie das fiktive Duell zwei der zweifelsohne besten Schwergewichtsboxer aller Zeiten in ihrer besten Zeit ausgegangen wäre, wird immer spekulativ bleiben.

Beide Boxer hatten ihre Stärken, Schwächen und verfügten über herausragende Fähigkeiten. Während so mancher Tyson Fan, Ali in den ersten Runden fallen sieht, sehen andere Tysons sichere Niederlage, als wahrscheinlich an.

Schließlich hatte Ali auch, dem damals hoch favorisierten und ungeschlagenen George Foreman, eine schmerzhafte Niederlage, beschieden. Es gibt so viele Faktoren, die im Boxen eine Rolle spielen, dass es schlicht unmöglich ist, eine Antwort auf die Frage – Ali oder Tyson – zu geben.

Mein persönlicher Favorit in diesem fiktiven Vergleich, ist Ali. Er hat in seiner Laufbahn bewiesen, dass er in der Lage war, sich jedem Gegner erfolgreich zu stellen. Auch seine mentale Stärke, schätze ich persönlich höher ein.

Wie siehst du das? Die Kommentarfunktion ist freigeschaltet.

Viel Spaß beim Training!

Letzte Beiträge