Wie kann man im Boxen lernen, Schläge besser einzustecken?


im Boxen lernen, Schläge besser einzustecken?

Im Boxen und anderen Vollkontaktsportarten zeigen die Kämpfer oft außergewöhnliche Härte. Sie sind in der Lage, Schläge zu ertragen, die den Durchschnittsbürger direkt ins Krankenhaus befördern würden. Zwar ist es das oberste Ziel im Kampf nicht getroffen zu werden, es lässt sich aber nicht immer verhindern.

Welche Strategien oder Techniken nutzen die Kämpfer, um harte Treffer besser zu verkraften?

Um Treffern ihre Wirkung zu nehmen, nutzen Boxer Meidbewegungen, Schulterrollen und Schulterblöcke, Kopfdrehungen, um mit dem Schlag mitzugehen, bzw. ihn mit der Stirn zu nehmen. Gezieltes Training der Nacken und Halsmuskulatur ist ebenso sehr hilfreich, wenn es darum geht Schläge zu absorbieren.

Diese Verhaltensweisen und Techniken dienen dazu, nicht mehr vermeidbare Treffer abzumildern und ihnen einen Teil der Wirkung zu nehmen. Es handelt sich dabei, um die letzte Linie in der Verteidigung, sozusagen, wenn alle anderen Mittel bereits versagt haben.

Mittel erster Wahl, bleibt das Vermeiden von Treffern. Hier spielen, Erfahrung, Strategie und Taktik, eine herausragende Fitness, die es den Boxern erlaubt, sich so zu bewegen, wie sie es möchten, neben guter Deckung, Schrittarbeit, Paraden und Ausweichmanövern, die wichtigste Rolle.

Mit den Schlägen mitgehen

Schläge sind dann besonders effektiv, wenn sie die K.o. Punkte des Gegners treffen und er sie nicht kommen sieht. Schläge, die der Getroffene nicht sieht, richten die größten Schäden an. Der Verteidiger ist nicht mehr in der Lage, den Schlägen einen Teil ihrer Wirkung zu nehmen.

Du solltest, dich, wenn du getroffen wirst in Richtung des Schlages mitbewegen. Das nimmt dem Treffer einen Teil der Energie und kann den Unterschied, zwischen schweren Wirkungstreffer und Treffer ausmachen.

Dazu kannst du Meidbewegungen im Oberkörper – Bobbing and Weaving – verwenden, aber auch nur den Kopf mit dem Schlag mitbewegen. So hast du noch Einfluss, darauf, an welcher Stelle der Treffer erfolgt.

So können Kopftreffer, mitunter mit der Stirn „geblockt“ werden. Hierbei handelt es sich allerdings um Notlösungen, um schwerere Schäden zu verhindern und nicht um alltägliche Strategien.

Profiboxer sind besonders gut darin, klare Treffer zu vermeiden und ihnen einen Teil der Wirkung zu nehmen. Ein Teil der Fähigkeiten, um das tun zu können, besteht darin, Schläge kommen zu sehen und richtig abzuschätzen, wo sie landen werden.

Das befähigt sie dann, mit minimalen Anpassungen ihrer Körperhaltung, schwere Schäden zu vermeiden.

Schulter Rolle – Shoulder Roll

Die Schulterrolle ist eine altbewährte Strategie, mit geringem Energieaufwand, Treffer zu vermeiden und abzumildern. Dabei spielt es eine untergeordnete Rolle, wohin der Schlag zielt. Die Schulterrolle im Rhythmus der ankommenden Schläge, nimmt und vermeidet, die allermeisten Treffer.

Die Schultern sind hochgezogen, die Arme eng am Körper und bieten dem Gegner wenig Angriffsfläche. Floyd Mayweather Jr. ist einer der Boxer, der die Schulterrolle mit großem Erfolg eingesetzt hat. Sie ist ein wesentliches Element in der sogenannten Philly Shell, einem sehr ökonomischen, auf guter Verteidigung basierendem Boxstil.

Schulter Block – Shoulder Parry

Schulterrolle und Schulterblock werden oft synonym gebraucht, also im Sprachgebrauch nicht unterschieden. Ich finde, es macht trotzdem einen Sinn, beide Begriffe, auch wenn sie etwas sehr Ähnliches meinen und die Grenzen nicht genau definiert sind, voneinander zu unterscheiden.

Es geht um zwei Dinge. Mit der Schulter vom Angriff wegrollen, bzw. aktiv mit der Schulter zu blocken und sie in den Schlag hineinzubewegen. Das Hineinbewegen in den Schlag ermöglicht es, durch die verkürzte Distanz auf eine andere Art zu kontern, bzw. die Entfernung zum Gegner, aktiv zu verkürzen.

Da der ankommende Schlag, weder das anvisierte Ziel trifft, noch sich voll entfalten konnte, verliert er einen Großteil seiner Wirkung.

Atmung – Treffer besser nehmen

Die Atmung nimmt einen wesentlichen Teil, in allen Sportarten ein. Wer falsch atmet, ermüdet vorzeitig und wird im Boxen schnell zum leichten Ziel. Beim Ausatmen wird eine größere Kraftentwicklung und Körperspannung erzielt als beim Einatmen.

Deshalb ist es beim Nehmen von Treffern elementar, auszuatmen.

Das gilt sowohl für Körpertreffer, als auch für Treffer am Kopf. Ausatmen verbunden, mit einer minimalen, kaum wahrnehmbare Meidbewegung, lässt Schläge abgleiten und ein beträchtlicher Teil ihrer Kraft wirkungslos verpuffen.

Seile nutzen – Schläge abdämpfen

Wer mit dem Rücken an den Seilen steht und in den Nahkampf verwickelt wird, kann die Seile, als eine Art Puffer nutzen, um Treffern einen Teil ihrer Wirkung zu nehmen. Dabei handelt es sich, das muss klar sein, um eine Notlösung und keine Strategie, die man bewusst nutzen sollte.

Es sei denn, du bist Muhammad Ali. Der hat in seinem legendären Kampf gegen den favorisierten George Foreman – die sogenannte – Rope A Dope-Strategie erfolgreich verwendet, um seinen Kontrahenten zu ermüden und frustrieren.

Hier ist eine englischsprachige Analyse. Ali hielt diese Strategie, an den Seilen über mehrere Runden durch und war erfolgreich darin, einen der härtesten Schläger in der Geschichte des Boxsports, derart zu ermüden, dass er den Kampf für sich entscheiden konnte.

Erkenne harte Schläge

Gute Boxer zeichnen sich unter anderem darin aus, ihre Schläge auf vielfältige Art und Weise zu variieren. Das macht sie unberechenbar und versetzt sie in die Lage, ganz gezielt harte, Treffer vorzubereiten. Die Fähigkeit, harte Schläge zu erkennen und ihnen die Wirkung zu nehmen, ist entscheidend, um sie zu überstehen.

Erfahrung und gezieltes Training dieser Fähigkeiten machen den entscheidenden Unterschied. Beim Training, zum Beispiel, das Mitbewegen des Kopfes mit einem Treffer, ist mit Hausverstand heranzugehen. Es wäre ja vollkommen kontraproduktiv, beim Üben, vermeidbare Schäden zu nehmen.

Canelo Alvarez ist einer jener Weltklassenboxer, die solche Bewegungen üben und auch im Kampf tatsächlich umsetzen können.

Nackentraining – Treffern ihre Wirkung nehmen

Über Schwergewichtsboxer wird gesagt, sie könnten das Genick eines untrainierten Normalsterblichen, mit der Wucht ihres Schlages brechen. Selten, aber doch kam und kommt es aber auch im Boxring zu derartigen schweren, oft tödlichen Verletzungen.

Das Training der Boxer, die guten defensiven Fähigkeiten und die antrainierte Fähigkeit, Treffer zu nehmen, verhindern die meisten schweren Verletzungen. Eine gut trainierte Nacken- und Halsmuskulatur, tragen dazu bei, die Wirbelsäule bei harten Kopftreffern zu schützen.

Die entsprechend trainierten Muskeln stabilisieren den Kopf und verhindern in vielen Fällen K.o.s., die ja durch die schnelle Beschleunigung des Gehirns im Schädel ausgelöst werden.

In letzter Konsequenz, kann also eine starke Nackenmuskulatur, kampfentscheidend und lebensrettend sein.

Training der gesamten Rumpfmuskulatur

So wie die Nackenmuskulatur, bei harten Kopftreffern einen Schutz bieten kann, so wichtig ist die Rumpfmuskulatur, wenn es um das Verdauen von Körpertreffern geht. In Kombinationen, mit Ablenkbewegungen, der Deckung empfindlicher Stellen, wie der Leber, den kurzen Rippen und dem Solar Plexus, können harte Körpertreffer besser verkraftet werden.

Die Atmung und das Anspannen der Rumpfmuskulatur und des Latissimus Dorsi, des breiten Rückenmuskels, im Moment des Treffers, spielen dabei eine weitere wichtige Rolle.

Fazit – im Boxen lernen, Schläge besser einzustecken

Schläge nicht einzustecken ist neben dem Treffen des Gegners, das erklärte Ziel im Boxen und jedem anderen Kampfsport.

Es ist aber Tatsache, dass jeder, der boxt, auch getroffen werden wird. Das ist Teil des Sports und nachweislich ungesund. So führen Kopftreffer zu nachhaltigen Schäden des Gehirns, die sich über die Zeit aufsummieren und zu schwersten Gesundheitsproblemen führen können.

Dabei ist der Amateurboxsport vergleichsweise sicher, verglichen mit dem Profisport.

Eine gute technische und körperliche Vorbereitung hilft, neben der Fähigkeit, Treffer zu nehmen, Kämpfe zu gewinnen und gesund zu überstehen. Schläge einzustecken, kann und sollte jeder Boxer bewusst trainieren. Das, aber ohne dabei die eigene Gesundheit zu riskieren.

Nicht alle Boxer und Trainer haben das verstanden und so gibt es tatsächlich Sportler, die glauben, möglichst regelmäßig harte Schläge auf den Kopf zu erhalten, mache sie besser darin, Treffer zu verdauen.

Das Gegenteil ist der Fall, je größer die Vorschäden, umso geringer die Nehmerfähigkeiten.

Viel Spaß beim vernünftigen Training!

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