Der Boxsport ist ein harter Sport, nichts für Weicheier. Das zeigt sich schon im Training, wenn es darum geht, an die persönlichen Grenzen zu gehen, um sich kontinuierlich zu verbessern. Schließlich gilt es sich ja, für einige zumindest, auf Kämpfe vorzubereiten.
Nun weiß jeder schon aus der Schulzeit. Lernen kann man effektiv und weniger effektiv. So geht es auch im Boxsport darum, intelligent und effizient zu trainieren. Insbesondere im Boxsport, der ja ernsthaft als Wettkampfsport betrieben, nicht ungefährlich ist, ist das auch eine Frage der Gesundheit.
Sparring ist für Boxer ein essenzielles und unverzichtbares Mittel, um Boxen zu lernen und kontinuierlich besser zu werden. Die Übungskämpfe, dienen der Entwicklung von Fähigkeiten. Beim Sparring ist das Ziel, das Weiterentwickeln und Verbessern der eigenen Fähigkeiten, nicht das Gewinnen.
Sehen wir uns in dem Beitrag, genauer an, worauf es ankommt, wie sich Sparring gewinnbringend und ohne unnötige Gesundheitsrisiken betreiben lässt.
Worum geht es beim Sparring?
Sparring – als Trainingsmethode dient, neben all dem körperlichen und technischen Training dazu, die gelernten Techniken und Taktiken, im Ring umsetzen zu lernen. Es ist die Aufgabe verantwortungsvoller Trainer, ihre Boxer, langsam und mit Bedacht ans erste Sparring, Wettkampfsparring und in weiterer Folge, Kämpfe heranzuführen.
Nicht jedem Trainer liegt das.
Manche, eher dem Lager der gescheiterten Hobbypsychologen zuzurechnende Coaches, schicken Neulinge gleich ins Feuer. Im „Kampf“ gegen erfahrenere Boxer, soll in den ersten Sparrings, der Charakter des Neulings getestet werden. Nach dem Motto – nur die Harten kommen in den Garten.
Vergleichbar ist diese dumme Vorgehensweise, mit einem Fitnesstrainer, der seine untrainierten Klienten gleich unter eine 100 kg Hantel, beim Bankdrücken legt, um deren Kraftniveau zu testen. Wie viele Wiederholungen schafft der Neuling? Zehn, 5, 3 oder keine? Macht er auch die lustigen Grunzgeräusche, kurz vor dem Ersticken, wenn er keine Luft mehr bekommt?
Meide solche „Trainer“.
Wer in seinem Boxclub mit solchen Gestalten konfrontiert ist, kann davon ausgehen, dass er dort eher weniger lernen wird und sollte sich seiner Gesundheit und seinem boxerischen Fortkommen zu liebe, einen anderen Verein suchen.
Der Sinn des Sparrings im Boxtraining für Anfänger
Sparring ist eine unter vielen Trainingsmethoden. Im Unterschied zum Solotraining und dem Training an Geräten, wie Boxsack, Speedball, Maisbirne, Doppelendball und Seilspringen lernst du beim Sparring mit einem Sparringspartner, dessen Stärken und Schwächen und persönlichen Eigenheiten, umzugehen.
Im Idealfall, hast du viele gute Sparringspartner zur Verfügung und lernst viele unterschiedliche Typen von Boxern im Training kennen. Vom defensiven Konterboxer, zum weniger technischen, aber dafür umso aufdringlicherem Schläger, der schnelle Entscheidungen sucht und dem es wenig ausmacht selbst getroffen zu werden.
Du wirst mit größeren und kleineren Sparringspartnern konfrontiert und im Training durchaus auch mit Partnern unterschiedlicher Gewichtsklassen.
Es geht im Sparring also darum, möglichst viel Erfahrung zu sammeln, im Umgang mit verschiedenen Boxern. Außerdem lernst du Fehler zu erkennen und dich kontinuierlich zu verbessern. Das ergibt sich schon aus der Tatsache, dass deine Sparringspartner, versuchen werden dich zu treffen und dir deine Fehler klar aufzeigen.
Beim Sparring geht es nicht ums Gewinnen. Im Unterschied zu Wettkämpfen gibt es keinen Sieger und Verlierer.
Wann sollte man mit Sparring beginnen?
Wann Boxer mit dem Sparring beginnen sollten, lässt sich verallgemeinernd schwer beantworten. Auch Sportler und Trainer sind sich diesbezüglich nicht einig. Jeder Mensch bringt andere Voraussetzungen mit. Und das, was unter Sparring verstanden wird, kann zum Teil sehr unterschiedlich sein.
Grundsätzlich lässt sich aber sagen – je früher, sinnvoll und sicher, Anfänger mit Sparring beginnen können, umso besser! Das kann unter den entsprechenden Rahmenbedingungen schon nach einigen Wochen der Fall sein, oder auch Monate dauern, bis es so weit ist.
Ein Anfängersparring bedarf unbedingt, der Supervision eines Trainers oder erfahrenen Boxers. Den Teilnehmern müssen der Zweck und die für das Sparring geltenden Regeln oder Einschränkungen, klar sein.
Gerade zu Beginn ist es absolut notwendig, Einschränkungen im Sparring, vorab zu treffen. So sollte die Schlaghärte, Geschwindigkeit, erlaubten Techniken und das Ziel des Übungskampfes im Vorhinein, abgesprochen werden.
Ein sogenanntes bedingtes Sparring, Sparring mit Einschränkungen, ist für Anfänger am sinnvollsten. Es erlaubt ihnen, sich auf einige wesentliche Aspekte im Boxen zu konzentrieren und macht das Training für sie, berechenbar.
Die Wahl der Sparringpartner
Deinem Sparringspartner sollte klar sein, dass es sich um ein zielgerichtetes Training und nicht um einen privaten Kampf im kleinen Rahmen handelt. Im Idealfall ist er deutlich erfahrener als du und hilft dir, dich im Ring zu bewegen, ein Gefühl für einen Boxkampf zu bekommen, ohne dich zu verprügeln.
Auch ein Sparring zwischen ähnlich erfahrenen Boxern kann eine gute und sinnvolle Trainingskombination sein. Voraussetzung ist, die Rahmenbedingungen wurden im Vorfeld abgesteckt. Das können Schlaghärte, Geschwindigkeit, Art der erlaubten Techniken und das Trainingsziel sein.
Achtet zu Beginn unbedingt darauf, dass ein Trainer oder wirklich fortgeschrittener Boxer, zusieht, Tipps gibt und gegebenenfalls interveniert, falls das Sparring in die falsche Richtung laufen sollte.
Selbstverständlich kannst du auch selbst, ein Sparring abbrechen, wenn der Sparringspartner sich nicht an Absprachen hält und das Training zu eskalieren droht. Ein höheres Gesundheitsrisiko einzugehen, als notwendig, ohne einen Gewinn aus dem Training zu ziehen, wäre einfach nur dumm.
Boxen, ist ein gefährlicher Sport, vor allem, was Kopftreffer angeht. Setzt dich hier keinen unnötigen Risiken aus, nur weil ein Trainingskollege, sein Ego nicht unter Kontrolle hat.
Gerade für Boxanfänger ist die sorgfältige Wahl passender Sparringspartner, eine ganz wesentliche Entscheidung. Was du nicht brauchst, sind Boxer, die sich an dir austoben und ihr Sparring gewinnen wollen. Du möchtest nicht zum Boxsack aus Fleisch und Blut, für Kollegen mit mehr oder weniger stark ausgeprägten Persönlichkeitsstörungen, werden.
Ich hatte schon Leute im Training, die das „Sparring“ vor die Tür der Trainingshalle verlegen wollten, um die Dinge zu „klären“.
Diese Leute suchst du dir, als Anfänger, bitte nicht als Sparringspartner aus. Mit viel mehr Erfahrung kann man sich dann im Einzellfall überlegen, ob man auf derartige Angebote eingeht und dem Sportkollegen, bei der Spätsozialisierung weiterhilft.
Was dir dann bevorsteht, ist allerdings kein freundschaftlicher Übungskampf.
Welche Ausrüstung benötigst du zum Boxsparring?
Zum Sparring im Boxen, benötigst du Boxhandschuhe und Bandagen, Mundschutz, Kopfschutz und einen Tiefschutz. Bei leichten abgesprochenen Sparringsübungen, mit Partnern deines Vertrauens, kannst du den Tiefschutz eventuell weglassen.
Ein Mundschutz ist zwar anfangs ungewohnt und stört beim Atmen, du gewöhnst dich aber schnell an den Schutz. Der Mundschutz schützt nicht nur deine Zähne, sondern auch den Kiefer. Ein Mundschutz, kann dein Verletzungsrisiko im Mund-Gaumen Bereich, erheblich reduzieren und sollte bei Partnerübungen immer getragen werden.
Boxhandschuhe werden beim Sparring groß gewählt. Die gängigen Größen sind 14 oder 16 Unzen. Diese Handschuhe sind gut gepolstert und sorgen für mehr Sicherheit im Training.
Das Tragen eines Kopfschutzes ist zu Beginn des Trainings für Neulinge sehr zu empfehlen. Die Wahrscheinlichkeit, Cuts zu erleiden, etwa durch Kopfstöße oder Ellenbogen wird deutlich reduziert.
An Schlagwirkung nimmt ein Kopfschutz fast nichts weg. Er schützt lediglich vor äußeren Verletzungen.
Ein Nachteil von Kopfschützern und Boxhelmen ist, dass sie die Sicht beeinträchtigen. Das führt zu häufigeren Kopftreffern und war der ausschlaggebende Grund, im Amateurboxen, auf Kopfschützer in Wettkämpfen zu verzichten.
Welche Arten von Sparring gibt es?
Aufgabensparring
Im Aufgabensparring werden, wie der Name schon nahelegt, bestimmte Aufgaben erstellt, die bestmöglich zu erfüllen sind. Beginnend mit einfachen Problemstellungen, werden diese im Laufe der Zeit immer komplexer.
Die Intensität bzw. Schlaghärte und zu Beginn jedenfalls, die Bewegungsgeschwindigkeit, werden deutlich reduziert. Sinn und Zweck im Aufgabensparring ist es, sich partnerschaftlich gemeinsam bestimmte Lehrinhalte zu erarbeiten.
Das ist nur bei einem relativ entspannten Training möglich. Wer Angst haben muss, hart getroffen zu werden, wird es nicht riskieren, neue Techniken, Bewegungsmuster und Taktiken auszuprobieren. Zu hartes Training ist an dieser Stelle, völlig kontraproduktiv!
- So kann das erlaubte Technikrepertoire eingeschränkt werden, beispielsweise die Beschränkung auf ausschließlich gerade Schläge.
- Führhandsparring: Nur die vordere Hand darf verwendet werden.
- Körpersparring: Es darf nicht zum Kopf geschlagen werden.
- Es werden nur bestimmte Schlagkombinationen erlaubt. Typischerweise – Jab/Cross, Jab/Cross/Haken – einfache elementare Kombinationen.
- Nach Vereinbarung wechseln sich Angreifer und Verteidiger ab. Das Angriffsrepertoire wird im Vorfeld bestimmt. Der Verteidiger, nutzt seine Beinarbeit, Meidbewegungen und notfalls Paraden und Deckung, um nicht getroffen zu werden.
- Das Stellen am Ringseil oder in der Ecke wird geübt. Ebenso das gezielte Befreien aus solchen Situationen.
- Bei unterschiedlich großen Boxern, bekommt der kleinere die Aufgabe, in die Mittel- und Nahdistanz einzudringen, während der Größere versucht, ihn „lang“ zu boxen.
- Clinchen: Den Nahkampf gezielt und regelkonform zu unterbinden.
Leichtes Sparring
Als leichtes Sparring wird in der Schlaghärte reduziertes, aber freies Sparring verstanden. Beide Boxer probieren das Optimum für sich herauszuholen, achten aber darauf einander nicht zu verletzen. Die geringere Intensität erlaubt es auch, deutlich länger zu trainieren und auf sichere Art und Weise Erfahrungen zu sammeln.
Am besten, ihr macht euch im Vorfeld die maximale Schlaghärte aus. Eine einfache Möglichkeit ist, das in Prozent zu vereinbaren. Über 50 % eurer maximalen Schlagkraft, solltet ihr dabei allerdings nicht gehen.
Natürlich könnt ihr auch vereinbaren, hart zum Körper zu schlagen, euch bei Kopftreffern aber zurückzunehmen. Vom gesundheitlichen Standpunkt, eine sehr weise Entscheidung.
Grundsätzlich, geht es auch im leichten Sparring darum, dazuzulernen, weniger ums Gewinnen. Es stellt aber auch eine gute Möglichkeit dar, sich an das härtere Wettkampfsparring und künftige Wettkämpfe heranzutasten.
Wer keine unnötig harten Kopftreffer riskieren möchte, nicht die Absicht hat später an Wettkämpfen teilzunehmen, kann bei dieser Trainingsmethode bleiben und wird einen Großteil des Trainingserfolgs einfahren.
Wettkampfsparring
Wettkampfsparring simuliert einen echten Boxkampf. Hier darf mit voller Härte geschlagen werden und es kommt durchaus, zu Niederschlägen und K.o.s im Training.
Für Anfänger ist diese Trainingsmethode nicht geeignet. Im Gegenteil, sie wäre völlig kontraproduktiv. Wer nicht über die nötigen technischen Mittel, Routine und Fitness verfügt, wird in so einem Sparring mit guten Chancen traumatisiert.
Er lernt nichts dazu und gewöhnt sich möglicherweise falsche Reaktionen auf Angriffe ein. Absolute Alarmsignale sind Fluchttendenzen. Ein im Ring Davonlaufen, selbst nicht mehr zu schlagen und intelligent anzugreifen, den Blick vom Gegner abzuwenden oder die Augen zuzukneifen.
In solchen Fällen war das Wettkampfsparring zu früh angesetzt oder der Gegner einfach technisch zu überlegen. Im Amateurboxen gibt es für solche Fälle auch in Wettkämpfen die Möglichkeit, aufgrund technischer Unterlegenheit, eines der Boxer, den Kampf abzubrechen.
Was in Wettkämpfen zum Schutz der Boxer gilt, sollte im Training erst recht gelten.
Gesundheitliche Risiken beim Sparring
Die Gesundheitsrisiken im Boxen sind nicht zu leugnen. Boxen ist ein gefährlicher Sport. Vor allem harte Kopftreffer hinterlassen ihr Spuren. Dabei summiert sich die Zahl im Laufe der Jahre auf und erhöht, statistisch belegt, die Wahrscheinlichkeit von Hirnschäden und damit verbundenen Erkrankungen.
Diese Erkrankungen werden oft erst Jahre später sichtbar. Demenz, Persönlichkeitsveränderungen, Depressionen, unkontrolliertes Zittern, Gedächtnis- und Sprachprobleme können Symptome sein.
Das sollte sich jeder Boxer bewusst machen und sein Training dementsprechend ausrichten. Wer an hartem Sparring und Wettkämpfen teilnimmt, sollte wissen, worauf er sich einlässt.
Durch kluges Training kannst du die Risiken deutlich reduzieren. Das bedeutet harte Kopftreffer, sollten so gut es geht vermieden werden. Man muss sich nicht im Training, regelmäßig mit voller Wucht auf die Köpfe schlagen.
Sparringtipps für Boxanfänger
- Schutzausrüstung ist Pflicht!
- Suche dir passende Sparringspartner.
- Vereinbare im Vorhinein, was mit welcher Intensität trainiert wird.
- Übe unter Anleitung des Trainers und höre auf seine Ratschläge.
- Kultiviere gute Gewohnheiten, wie die Deckung oben zu halten.
- Frag deinen Sparringspartner und Kollegen um Rat.
- Sei hilfsbereit und hilf deinen Kollegen weiter. Ihr arbeitet miteinander, nicht gegeneinander.
- Ziehe längere, weniger intensive Sparringseinheiten, kurzen und harten vor.
- Vermeide unnötig harte Kopftreffer!
- Hab den Mut, einen Übungskampf abzubrechen, wenn der Sparringspartner sich nicht an Vereinbarungen hält und deine Gesundheit riskiert.
- Übung macht den Meister. Möglichst sinnvoll über lange Zeiträume zu trainieren, führt zu den gewünschten Ergebnissen.
Fazit – Sparring für Boxanfänger
Sparring ist eine äußerst vielseitige, wertvolle und letztendlich unverzichtbare Trainingsmethode für Boxer und alle Kampfsportler. Intelligent eingesetzt, wirst du kontinuierlich besser werden. Auf dem Weg dahin, solltest du allerdings darauf achten, keine unnötigen gesundheitlichen Risiken einzugehen.
Vermeide unnötig harte Kopftreffer und hab einen Plan, wenn du in ein Sparring gehst. Kontinuierlich und bewusst die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln, muss das Ziel sein. Hier kann durchdachtes Training sehr viel an Zeit und Energie sparen.
Gib dir als Anfänger Zeit, deine Fähigkeiten zu entwickeln und entscheide für dich, in welcher Intensität, du mit wem trainierst. Im Zweifel hab den Mut nicht mit bestimmten Personen zu trainieren, wenn es dir keine Lernfortschritte bringt und für dich gefährlich wird.
Schlagkraft sollte in erster Linie am Boxsack und den Pratzen trainiert werden, nicht an den Vereinskollegen und Trainingspartnern.
Viel Spaß beim Training!