Der Kampfstock zum Selbstschutz – Was kann er leisten?


Kampfstock - Polizei

Der Stock ist die älteste Waffe in der Menschheitsgeschichte. Was ist naheliegender als, mit einem Stock, Tiere oder auch gefährliche Artgenossen abzuwehren? Der Stock ist eine leicht verfügbare Waffe, die auch als Werkzeug, Wanderstock, Hirtenstab ein wertvoller Begleiter sein kann.

Stöcke als Waffe sind leicht verfügbar, unauffällig, kostengünstig und mit wenig Trainingsaufwand effektiv als Kampfstöcke einsetzbar. Auch heute noch können sie als Wanderstöcke oder Regenschirme im Alltag legal und unauffällig geführt werden und erfüllen dabei viele nützliche Funktionen.

Stöcke sind auch noch heute eine echte Alternative oder Ergänzung zur waffenlosen Selbstverteidigung. Wer also seine Wehrhaftigkeit in Notsituationen erhöhen möchte, sollte sich dem Thema Kampfstock widmen.

Moderne Schlagstöcke, die bestimmungsgemäß als Waffe, für den Einsatz gegen Menschen, verwendet werden, unterliegen besonderen gesetzlichen Vorschriften. Manche Typen wie „Totschläger“ flexible Schlaginstrumente mit einer Metallkugel am Ende sind verboten. Teleskopschlagstöcke sind, abhängig vom Typ und Staat, teilweise zu führen erlaubt.

Wer es vermeiden kann, sollte weder auf Stöcke, die der Gesetzgeber als Waffen einstuft, auch wenn sie legal zu führen erlaubt sind, noch auf illegale Schlagstöcke zurückgreifen. Sollte so ein Kampfstock in Notwehr zum Einsatz kommen, wird es diesbezüglich immer unnötigen Erklärungsbedarf vor Gericht geben.

Alltagsgegenstände mit sich zu führen, die notfalls als Waffe eingesetzt werden können, ist in vielerlei Hinsicht schlauer.

So effektiv Stöcke auch zum Kämpfen und zur Selbstverteidigung eingesetzt werden können – sind sie nicht die jedes Problem lösende Waffen. Mehr dazu in diesem Beitrag.

Das bringt ein Kampfstock zum Selbstschutz

Ein Kampfstock hat abschreckende Wirkung, hilft den Angreifer auf Distanz zu halten und verstärkt die Schlagwirkung erheblich. Er kann zum Schlagen, Stechen und Hebeln verwendet werden. Gegen Messerangriffe hilft er bedingt, sofern es gelingt, den Angreifer auf Distanz zu halten.

Instinktiv werden, die meisten Übeltäter, jemanden, der einen Stock mit sich führt, als wehrhafter betrachten und ihn mit geringerer Wahrscheinlichkeit als Opfer ins Visier nehmen. Der Stock kann einhändig oder beidhändig geführt werden und hält den Aggressor auf Abstand. Die Wirkung, die ein Stock entfalten kann, ist durch seine, Länge und Gewicht auch bei untrainierten Personen beträchtlich.

Kampfstock – Eigenschaften – Maße

Kampfstöcke und Stöcke, die auch als Waffe genutzt wurden und werden, unterscheiden sich in manchen Eigenschaften stark voneinander. Naturgemäß gibt es aber auch eine Menge Gemeinsamkeiten. Hier einige Richtwerte, für alltagstaugliche, leicht zu transportierende Stöcke:

  • Länge: 40 cm bis 1,4 Meter für Knüppel, Keulen, Stöcke.(Der englische Staff ca. 180 cm vergleichbar mit dem japanischen Bo. Aufgrund ihrer Länge nicht alltagstauglich.)
  • Lange 12 cm bis 15 cm für den Kubotan, Palm Stick, Self Defence Stick
  • Durchmesser: 2- 3 cm
  • Gewicht: 120 Gramm bis 1500 Gramm
  • Spitze: Metall, Gummipuffer
  • Knauf: Holz, Metall
  • Material: Hartholz, Eiche, Esche, Kastanie, Polypropylen, Metall, Hartplastik

Stöcke werden und wurden sowohl in europäischen, asiatischen als auch afrikanischen Kampfmethoden, als Waffe eingesetzt. Während zu Trainingszwecken oft leichtere Kampfstöcke zum Einsatz kommen, werden die als Waffe designten Stücke, fast immer aus Hartholz hergestellt.

Moderne Schlagstöcke, werden wie zum Beispiel Teleskopschlagstöcke aus Metall hergestellt. Die sogenannten „Gummiknüppel“, die bei Polizei Verwendung findet, bestehen aus einem, mit Gummi, ummantelten Holzkern, oder wie viele Tonfas aus Hartplastik.

Kampfstöcke nach Herkunft

  • Asiatisch: Jo, Bo, Escrima Stock, Bokken, Kubotan/Palm Stick, Tonfa
  • Afrikanisch: Knobkierie
  • Europäisch: Staff, Quarter Staff, Shillelagh

Verboten – der Stockdegen als Kampfstock

Beim Stockdegen handelt es sich, um eine in einem Wander-, Spazier- oder Gehstock, verborgene Klingenwaffe. Der Stock, dient dabei als Scheide und ermöglicht es, die Waffe unauffällig zu führen. Heute ist, den Stockdegen öffentlich zu führen, in den meisten Ländern verboten.

In sehr vielen Staaten ist auch der Besitz strafbar. Für den deutschsprachigen Raum, ist der Stockdegen, bei geltender Gesetzeslage keine legale Alternative.

Der richtige Umgang mit dem Kampfstock

Wird ein Stock zur Selbstverteidigung benutzt, reichen eine Hand voll einfacher Techniken völlig aus. Komplizierte Bewegungen sind unter Stress, gegen einen aggressiven Angreifer nicht umsetzbar. Die Techniken, mit dem Kampfstock, lassen sich relativ schnell, im Solo- und Partnertraining erlernen.

  • Wesentlich ist es hier realistisch und sicher zu trainieren. Das erfordert ein Trockentraining, das du sehr gut alleine durchführen kannst. Hierbei geht es darum, grundlegende Bewegungsabläufe zu verinnerlichen. Die Bewegungen müssen exakt durchgeführt und so oft wiederholt werden, bis sie automatisch abrufbar sind. Der Trick dabei ist es, sich auf natürliche, einfache und wenige Bewegungen zu beschränken.
  • Partnerübungen sind in weiterer Folge unerlässlich. Am besten unter fachkundiger Anleitung. Sicherheit geht im Training vor.
  • Wer eine Vielzahl komplizierter Bewegungsmuster mit dem Kampfstock einübt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er Kampfkunst betreibt. Das macht Spaß, hat einen Wert für sich, hilft dir aber nicht weiter, wenn dein Fokus die Selbstverteidigung ist. Manchmal ist solch ein Training sogar kontraproduktiv. Es führt zu Fehleinschätzungen, von Bedrohungen und dem, was realistischerweise machbar ist.
  • Wer die Möglichkeit hat, sollte unter kundiger Anleitung, Sparring betreiben. Übungskämpfe geben ein realistisches Feedback, über den eigenen Könnensstand und führen Fantasten schnell auf den Boden der Realität zurück. Was eine gute Sache ist, denn es geht ja um Selbstschutz, der funktionieren soll. Unbedingt Schutzausrüstung benutzen! (Helm, Eishockeyhandschuhe, Ellbogenschutz….)

Realistische Techniken mit dem Kampfstock

  • Schlagen – Hiebe
  • Stöße – Stiche
  • Hebel

Nutze die Reichweite, die dir der Kampfstock bietet. Lerne dich so zu bewegen, dass der Angreifer nicht in die Nahdistanz eindringen kann. Zum Schlagen kannst du beide Stockenden nutzen, zum Stechen ebenso. Kommt dir der Angreifer nahe, greife den Stock beidhändig und stoße zum Körper.

So kannst du ihn auf Abstand halten.

Große Vorsicht ist bei Angriffen zu Kopf oder Hals geboten. Diese Attacken können tödliche Verletzungen hervorrufen.

Lerne dich zu bewegen und die Distanz zum Angreifer zu kontrollieren, bzw. die richtigen Techniken in unterschiedlichen Distanzen einzusetzen. Das wird dir wesentlich mehr helfen, als komplizierte, unrealistische Techniken, die im Ernstfall nicht anwendbar sind.

Hebeltechniken sind für gut im Umgang mit dem Kampfstock trainierte Personen, realistisch anwendbar. So diese sich situativ ergeben und sollten nicht im Vorhinein geplant werden. Das ist im Chaos einer Auseinandersetzung unrealistisch.

Hier noch einmal eine ausdrückliche Warnung:

Sehr viele Techniken, die von Kampfkunstlehrern unterrichtet werden, sind unrealistisch. Ein Hinweis darauf ist, wenn der Lehrer 2 oder mehr Bewegungen macht, während der „Angreifer“ nur eine machen kann. Das sieht bei Vorführungen eindrucksvoll aus, ist aber in der Wirklichkeit nicht umsetzbar.

Ebenso sind komplexe Bewegungsabläufe unter Stress kaum umsetzbar, insbesondere für nicht Profis. Wenn du also beim Üben, immer wieder über Bewegungsabläufe nachdenken musst, dann kannst du davon ausgehen, dass dir diese unter Stress, noch weniger zugänglich sein werden.

Ziele in der Selbstverteidigung mit dem Kampfstock

  • Kopf: Vorsicht Lebensgefahr!
  • Solar Plexus
  • Rippen
  • Hände
  • Ellenbogen
  • Knie

Schwere Stöcke aus Hartholz haben durchaus das Potenzial, Knochen zu zerschmettern. Sehr schmerzhafte Hiebe können auf den Oberschenkel geschlagen werden. Sie haben abschreckende Wirkung, führen aber mit geringerer Wahrscheinlichkeit zu schweren Verletzungen.

Kampfstock gegen Messer – deine Chancen

Messerabwehren mit einem Kampfstock sind in der Regel unrealistisch und die Erfolgschancen sind gering. Verwende den Kampfstock, um den Angreifer auf Distanz zu halten, dazu brauchst du gute Beinarbeit und nutze die erste Chance zur Flucht.

Gelingt es dem Messerstecher in die Nahdistanz zu kommen, wirst du binnen Sekundenbruchteilen mehrmals vom Messer getroffen und schwerst verletzt werden. Aus einer Vielzahl von Übungskämpfen wissen wir, dass die Chance des Messerangreifers, handelt er entschlossen genug, in die Messerdistanz zu kommen, sehr hoch ist.

Gelingt es nicht wirklich entscheidende Treffer mit dem Stock zu erzielen, das ist schwer, bei einem aggressiven Gegner, der den Nahkampf sucht, verliert der Stockkämpfer.

Das gilt für entschlossene Angreifer. Die Chance einen halbherzigen Angriff mit schmerzvollen Stockhieben aufzuhalten ist höher.

Stock und Messer – eine effektive Kombination

Stock und Messer sind beispielsweise bei Philippinern eine beliebte Kombination. Das Messer erlaubt es den Kontrahenten auf Distanz zu halten und ihn mit dem Stock wirkungsvoll „abzustrafen“. Die Methode wurde traditionell zum Selbstschutz verwendet, mit dem Gedanken, das Messer nicht einsetzen zu müssen und den Gegner nicht schwer zu verletzen.

Das erfordert aber entsprechendes Training und ein Messereinsatz, auch in Notwehr, kann sehr wahrscheinlich zu schwersten Verletzungen beim Getroffenen führen.

Ist ein Kampfstock legal?

Alltagsgegenstände wie Regenschirme und Wanderstöcke können wirkungsvoll als Kampfstöcke in Notwehr eingesetzt werden. Das Führen von Schlagstöcken in der Öffentlichkeit ist nach §42a des Waffengesetzes in Deutschland verboten. Entscheidend sind also die Bestimmung und Beschaffenheit des Stockes.

Wer rechtlich auf der sicheren Seite sein möchte, nutzt als Kampfstock Alltagsgegenstände. Es gibt eine große Auswahl an Wander-, Spazierstöcken und Gehhilfen, die hervorragend zur Selbstverteidigung geeignet sind. Auch unter den Regenschirmen gibt es eine große Auswahl, an geeigneten Geräten. Einige Modelle sind besonders stabil gebaut, um jeder Anforderung gerecht zu werden.

Aus meiner Sicht wäre es dumm, speziell präparierte Stöcke zu führen. Das wird in vielen Fällen illegal oder in der juristischen Grauzone angesiedelt sein. Wieso rechtliche Probleme riskieren, wenn es absolut nicht notwendig ist? Wer sich unsicher ist, was seine „Ausrüstung“ kann bei den Behörden einen Feststellungsbescheid beantragen. Dann hast du es amtlich, ob dein Stock als Waffe eingestuft wird oder nicht.

Fazit – Kampfstock zum Selbstschutz

Ein geeigneter Stock, der in der Öffentlichkeit zu führen erlaubt ist und im Idealfall nicht als Waffe vom Gesetzgeber definiert ist, kann sehr gut zur Erhöhung der eigenen persönlichen Sicherheit beitragen. Er ist bereits in Händen, muss nicht erst ausgepackt werden, wenn eine Bedrohung auftaucht und erlaubt es, mit einfachen Techniken, sehr wehrhaft zu sein.

Besonders geeignet sind Geh- und Wanderstöcke bzw. Regenschirme, es gibt besonders robuste Modelle, die im Alltag gebraucht und im Notfall besondere Zwecke erfüllen können.

Von Schlagstöcken rate ich dir ab. Solltest du dich für einen Schlagstock, der als Waffe definiert ist, entscheiden, ist unbedingt auf die gesetzlichen Grundlagen zu achten.

Hier ist zweierlei zu unterscheiden:

  • Ist der Besitz legal?
  • Darf der Stock in der Öffentlichkeit geführt werden?

Viel Spaß beim Training!

Martin

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