Mehr als jeder 4. Mensch weltweit, leidet unter einer Sehschwäche. Schläge und Tritte zum Kopf, wie sie im Leicht-, Semi- oder Vollkontakt praktiziert werden, verunmöglichen das Tragen von Brillen im Training. Welche Möglichkeiten gibt es für Sportler mit Sehschwächen? Sind Kontaktlinsen gute Alternativen und in welchen Kampfsportarten sind sie erlaubt?
Für Kampfsportler mit erheblichen Sehschwächen, sind weiche Tageslinsen, in Kombination mit Kopfschutz, fürs Training die beste Lösung. Ob Kontaktlinsen in Wettkämpfen erlaubt sind, hängt vom Sport und Veranstalter ab. Viele MMA Organisationen erlauben sie, im Profiboxsport sind sie verboten.
Die UFC der bekannteste Veranstalter von MMA (Mixed Martial Arts) Kämpfen, erlaubt Kontaktlinsen in den von ihr veranstalteten Kämpfen. Die Kämpfer müssen sich allerdings einer zwingenden Augenuntersuchung unterziehen. Im Amateurboxen sind Linsen teilweise gestattet, im Profiboxen verboten.
Der Grund für das Verbot im Profiboxsport wird mit erhöhter Verletzungsgefahr für die Augen und Verzögerung durch Linsenverlust im Kampf argumentiert. (Man stelle sich vor, die Kämpfer, Trainer und der Ringrichter, suchen während einer Liveübertragung auf den Knien, den Boden nach der verlorenen Kontaktlinse ab.)
Im Training lassen sich, in vielen Kontaktsportarten, alternativ zu Kontaktlinsen, geht es nicht um Sparring, auch speziell angefertigte Sportbrillen sehr sinnvoll tragen. Viele Kampfsportler freunden sich aber auch mit ihrer Sehschwäche an und trainieren und kämpfen ohne Sehbehelfe.
Eine Augenoperation, mittels Laserbehandlung (LASIK) ist unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls eine Möglichkeit, die Sehschwäche dauerhaft zu korrigieren, birgt aber gewisse Risiken in sich.
Kampfsport mit Kontaktlinsen und Brille?
In vielen Kampfsportarten und Kampfkünsten, trägt das Tragen von Sehbehelfen, wie Brillen und Kontaktlinsen, im größten Teil des Trainings keinerlei Problem dar. Techniktraining, alleine an unterschiedlichen Geräten, aber auch in abgesprochenen Partnerdrills, erlauben in vielen Fällen sogar das Tragen von Brillen.
In solchen Fällen empfehlen sich aber spezielle Sportbrillen. Abgesehen davon, dass die Brille, ab und an herunterfallen oder in hohem Bogen durch den Trainingsraum fliegen wird. Die Erfahrung habe ich einige Male selbst gemacht, ist das Sicherheitsrisiko, für Gesichtsverletzungen ohne Sportbrille deutlich erhöht.
Was Glassplitter oder ein zerbrochenes Brillengestell im Gesicht anrichten können, kann man sich leicht ausmalen.
Sportbrillen mit Linsen aus Polycarbonat, statt Mineralglas und Silikonpolsterung an Nase, Ohren und Schläge, bieten Kampfsportlern, neben einem flexiblen, unzerbrechlichen Brillengestell, die nötige Sicherheit fürs Training.
Diese Brillen sind relativ preiswert und bieten für ein reguläres Training, ohne Sparring bzw. Kontakt im Gesicht, eine gute Alternative für alle, die klar sehen wollen.
Welche Kontaktlinsen eignen sich für Kampfsportler?
Weiche Tageslinsen
Für Kampfsportler sind weiche, verformbare Kontaktlinsen besser geeignet, als harte, formstabile. Die weichen Linsen, am besten in Form von Tageslinsen, werden einmalig genutzt und dann weggeworfen. Ein Verlust der Linsen im Training ist leicht verschmerzbar.
Die Tageslinsen bedürfen keiner Pflege, von der Reinigung beim Wiedereinsetzen, nach Verlust im Training, abgesehen, sind aber langfristig gesehen teuer, wenn sie täglich benutzt werden.
Um bakterielle Infektionen, zu vermeiden ist es unbedingt notwendig, sich als Linsenträger an die Hygienevorschriften zu halten und nur saubere, desinfizierte Linsen einzusetzen. Die Gefahr von Augenentzündungen ist andernfalls sehr hoch.
Ortho-K Linsen (Nachtlinsen)
Ortho-K Linsen oder auch Nachtlinsen, wie sie ebenfalls genannt werden, stellen eine weitere sinnvolle Alternative für Kampfsportler dar. Die Linsen werden nur Nachts getragen und sorgen währenddessen für eine Korrektur der Fehlsichtigkeit. Das schon nach wenigen Nächten, dauerhafte stabile Ergebnisse, gibt es nach etwa einem Monat.
Der Vorteil der Nachtlinsen liegt auf der Hand. Keinerlei erhöhten Verletzungs- und Verlustrisiken während des Trainings, bei gleichzeitiger Verbesserung der Fehlsichtigkeit. Inwieweit, diese Linsen in deinem individuellen Fall, sinnvoll sind, wissen dein Augenarzt und Optiker.
Silikon-Hydrogel-Linsen
Silikon-Hydrogel-Linsen gibt es als Tages und Monatslinsen. Sie sorgen für eine hohe Sauerstoffdurchlässigkeit und halten das Auge frisch und feucht. Da Tageslinsen relativ teuer sind, wenn man sie häufig verwendet, sind Monatslinsen für manche Kampfsportler, möglicherweise die bessere Alternative.
Der Verlust einer Monatslinse ist allerdings, wesentlich kostenintensiver, als jener, einer Tageslinse. Für Sparringseinheiten und Wettkämpfe ist eine Tageslinse, die bessere Wahl.
Risiken beim Tragen von Kontaktlinsen im Kampfsport
Bei direkten Schlägen bzw. Kontakt mit dem Auge können die Kontaktlinsen verrutschen. Weiche Linsen bieten im Kampfsport mehr Sicherheit und werden sich in vielen Fällen selbst wieder korrekt ausrichten.
Die Gefahr, die Linsen zu verlieren, ist im Kampfsport naturgemäß höher als im Alltag. Tageslinsen sind am besten geeignet, um einen Verlust, finanziell möglichst schmerzfrei zu gestalten.
Bei der Wahl der falschen Linsen, harte Linsen werden für Kampfsportler nicht empfohlen und unsachgemäßer Behandlung der Sehbehelfe steigen die Gesundheitsrisiken, bezüglich Augenverletzungen und bakterieller Infektionen, deutlich an.
Hier gilt es, sich der eigenen Gesundheit zuliebe im Vorfeld gründlich zu informieren.
Boxen und Kickboxen mit Kontaktlinsen und Brille
Harter Kontakt zum Kopf des Gegners sind im Boxsport und Vollkontaktkickboxen bzw. Muay Thai, alltäglich, wenn auch nicht gesund. Wer vernünftig trainiert und Wert auf seine Gesundheit legt, beschränkt Vollkontakt zum Kopf so gut wie möglich.
Eine gute Defensive und sinnvolles, kontrolliertes Sparring tragen wesentlich dazu bei. Harte Schläge und Tritte zum Kopf, sind auf das Wettkampfsparring und Wettkämpfe selbst zu beschränken. Das dient nicht nur der Hirngesundheit, sondern auch dem Schutz der Augen, mit und ohne Kontaktlinsen.
So lassen sich Sportbrillen und (weiche) Kontaktlinsen im Solotraining, dem Training an Geräten und Kontaktlinsen in Partnerübungen und kontrolliertem Sparring relativ sicher nutzen. Das Tragen eines Kopfschutzes bietet in solchen Fällen auch erhöhten Schutz für die Augen, hat allerdings andere Nachteile.
Mehr dazu:
Ob Kontaktlinsen in Boxwettkämpfen erlaubt sind, hängt vom jeweiligen Verband und Organisator ab. So ist im Amateurboxen teilweise das Tragen von Linsen im Wettkampf gestattet. Profiboxverbände verbieten aber grundsätzlich das Tragen von Sehbehelfen im Wettkampf.
Was das Kick- und Thaiboxen angeht, solltest du dir im konkreten Fall, vor einem Wettkampf, Informationen beim Veranstalter einholen. Generelle gültige Aussagen, über Erlaubtheit oder Verbote von Kontaktlinsen im Kampf, können an dieser Stelle nicht gemacht werden.
MMA mit Kontaktlinsen und Brille
Im Unterschied zum Profiboxen, sind in den Mixed Martial Arts, auch bei den Profis, zumindest die UFC betreffend, Kontaktlinsen, im Wettkampf erlaubt.
Bas Rutten, die holländische MMA Legende, hat Linsen in ihren Kämpfen verwendet und immer wieder den Verlust derselben, nach den Kämpfen beklagt. Das sowohl im „King of Pancrase“, als auch nach dem Kampf gegen Kevin Randleman im UFC.
Die Tatsache, dass viele MMA Kämpfer Kontaktlinsen in Wettkämpfen verwenden, spricht jedenfalls für die offenbar geringen gesundheitlichen Risiken, beim Tragen angepasster und geeigneter Kontaktlinsen.
Auch hier lohnt im Einzellfall für Kämpfer das Fragen beim Veranstalter, vor den Wettkämpfen. Es ist nicht auszuschließen, dass, mache Veranstalter Kontaktlinsen, bei ihren Veranstaltungen verbieten oder das Tragen an gewisse Voraussetzungen binden.
Augenoperationen als dauerhafte Lösungen?
Laser-in-situ-Keratomileusis (Lasik) ist eine Operation, die mittels Laser, am inneren Teil der Hornhaut des Auges durchgeführt wird. Sie führt bei Gelingen zu einer dauerhaften Korrektur der Fehlsichtigkeit. Die Operationsmethode existiert seit 1990, ist mittlerweile sehr ausgereift, birgt aber, wie jeder medizinische Eingriff, gewisse Restrisiken in sich.
Geeignet ist die Methode, grundsätzlich für Kurzsichtigkeit (bis -10 Dioptrien) und Weitsichtigkeit (bis +4Dioptrien). Der Augenarzt, weiß im konkreten Fall, mehr.
Für Kampfsportler ist diese Methode also grundsätzlich, sollte es keine medizinischen Kontraindikationen geben, sehr gut geeignet. Das Abtragen der Hornhaut, ist aber ein Thema, das ich beim Arzt, als Kampfsportler besonders hinterfragen würde. Eine erhöhte Empfindlichkeit des operierten Auges, gehört ja zu den möglichen Nebenwirkungen, der LASIK Operationen.
Fazit – Kampfsport mit Kontaktlinsen erlaubt & sinnvoll?
Weiche Tageslinsen, eignen sich für Kampfsportler in vielen Fällen sehr gut zum Training und Sparring. Ein Kopfschutz, kann dabei sinnvoll sein, um die Augen zusätzlich, bestmöglich zu schützen. Die Tatsache, dass Kontaktlinsen in vielen Mixed Martial Arts Wettkämpfen und das auch im Profibereich erlaubt sind, spricht für eine relativ hohe Sicherheit.
Wer als Fehlsichtiger klare Sicht haben will, sollte sich aber bezüglich Kontaktlinsen unbedingt vom Arzt und Optiker beraten lassen. Hygiene beim Reinigen und Desinfizieren, herausgefallener Linsen, ist essenziell, um Augeninfektionen zu verhindern.
Nachtlinsen, die tagsüber für eine gute Sicht sorgen und im Training nicht getragen werden, sind ebenfalls eine gangbare Lösung. Augenoperationen, können ebenfalls eine sinnvolle Methode, für den einzelnen Kampfsportler darstellen.
Es gibt aber auch genug Kampfsportler aus allen Bereichen, die im Sparring und Wettkampf, trotzt erheblicher Fehlsichtigkeit, auf Sehbehelfe und Augenoperationen verzichten. Wer seine Art zu „sehen“ anpasst und sich daran gewöhnt, kommt in vielen Fällen, auch ohne Sehhilfe gut zurande.
Ich empfehle dir, deine periphere Sehfähigkeit bewusst zu trainieren. Es ist nicht notwendig, jede Bewegung im Detail wahrnehmen zu können, wenn man die westlichen Informationen, die, die Bewegungen des Gegners bieten, gezielt herausfiltern kann.
Ich persönlich komme, mit einer Kurzsichtigkeit von 4 Dioptrien, im waffenlosen (Boxen) gut zu Recht, beim Fechten wird es deutlich schwieriger. Ein Verzicht auf meine Brille würde mir aufgrund der größeren Distanz erhebliche Nachteile bringen.
Am Ende des Tages, bleibt es eine persönliche Entscheidung, ob und welche Art von Sehhilfen man in Anspruch nehmen möchte.
Viel Spaß beim Training!
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Quellen:
