Links- oder Rechtsauslage im Boxen. Welche ist besser?


Links- oder Rechtsauslage im Boxen

Boxer und alle Kampfsportler, die im Stehen kämpfen, nutzen eine von zwei Auslagen im Kampf. In der Regel steht die Seite, mit der nicht dominanten Hand vorne, näher am Gegner. Es gibt aber auch Ausnahmen, was die Wahl der Grundstellung betrifft.

Ob sich die Links- oder Rechtsauslage für einen Boxer besser eignet, hängt in erster Linie davon ab, welche Hand bei ihm dominant ist. Taktische Überlegungen können bei der Wahl der Auslage ebenfalls Einfluss haben, sie sind aber von untergeordneter Bedeutung.

Erklärungen, Begrifflichkeiten, Tipps zum Umgang mit Rechtsauslegern und Hilfestellung zur Wahl der richtigen Auslage im Boxen, findest du in diesem Beitrag.

Was bedeuten die Auslagen beim Boxen?

Die Normal- oder Linksauslage, bezeichnet einen, mit dem linken Bein nach vorne gerichteten Stand, im Boxen. Sie ist die typische Auslage der Rechtshänder und macht etwa 90 % aus. Linkshänder stehen, fast immer rechts vorne. Die Auslagen sind spiegelverkehrt, abhängig von der dominanten Hand.

Je nachdem in welcher Auslage der Boxer steht, ist die linke oder rechte Hand, Führhand oder Schlaghand.

Die Führhand ist die vordere Hand des Boxers. Sie „führt“ den Kampf und wird am häufigsten eingesetzt. Als Schlaghand wird die hintere Hand bezeichnet. In der Regel ist es die dominante Hand, die schlagstärker ist. Die größere Entfernung der Schlaghand zum Gegner erlaubt, härtere Schläge.

Welche Hand beim jeweiligen Boxer die Führ- oder Schlaghand ist, hängt also von dessen Auslage ab.

Für 90 % der Boxer, die Rechtshänder – Normalausleger also, ist die linke Hand die Führhand und die rechte, dominante Hand die Schlaghand. Bei Linksauslegern verhält es sich genau umgekehrt.

Im Englischen wird der Rechtsausleger als Southpaw und der Normalausleger als Orthodox bezeichnet. Boxer, die ihre Auslage im Kampf wiederholt wechseln als Switch Hitter.

Wie findest du die richtige Auslage für dich?

Um die richtige Auslage im Boxen zu finden, solltest du nach deiner Händigkeit, aber auch deiner Intuition gehen. Es ist zwar richtig, dass fast alle Rechtshänder links vorne stehen und fast alle Linkshänder rechts vorne, es gibt aber auch Ausnahmen.

Mit zwei einfachen Übungen, kannst du deine, für dich natürliche Auslage, leicht finden.

  1. Nimm dir einen Partner und mache folgende Übung. Stellt euch frontal voreinander hin und versucht einander, mit Kraft, gerade nach hinten wegzudrücken. Welches Bein steht intuitiv vorne, näher am Übungspartner?
  2. Hast du keinen Partner zur Verfügung, stellst du dich auf eine Erhöhung, eine Bank beispielsweise. Beide Füße stehen dabei auf gleicher Höhe. Jetzt springst du runter. Das Ergebnis verrät dir, zu welcher Auslage du tendierst.

Bei den meisten Menschen liegen, dominante Hand und dominantes Bein, auf der jeweils anderen Körperseite. Bei manchen Boxern ist das allerdings nicht der Fall. So kann das in seltenen Fällen dazu führen, dass Rechtshänder, in der für sie untypischen Rechtsauslage stehen und Linkshänder, lieber in der Linksauslage.

Diese Fälle sind aber ausgesprochen selten. Im Zweifelsfall sollte sich der Kampfsportler, bei der Wahl seiner Auslage auf seine Intuition verlassen.

Rechts- oder Normalauslage im Boxen?

Neben der Händigkeit, die ja genetisch angelegt ist, gibt es auch andere Faktoren, die Einfluss auf die Wahl der Auslage, im Boxen und Kampfsport, generell haben können.

Es gab Zeiten im Profiboxen, da waren Rechtsausleger nicht gerne gesehen. Sie wurden einfach nicht promotet, bekamen kaum Kämpfe vermittelt und standen vor der Wahl, in der Normalauslage zu boxen oder ihre Karriere zu begraben.

Auch heute sind Rechtsausleger ungern gesehene Gegner im Boxsport. Der einfache Grund dafür ist, Rechtsausleger sind in der absoluten Minderheit. Normalausleger, also Linksausleger, haben relativ wenig Erfahrung mit ihnen. Ganz im Gegensatz zu den Rechtsauslegern, die es gewohnt sind, mit Normalauslegern zu boxen.

Ein weiterer Grund, warum Rechtsausleger nicht so gerne gesehen werden, ist die Art der Kampfführung, die sich aus der Kombination verschiedener Auslagen ergibt. Die Kämpfe sind in den Augen vieler Zuseher schlicht und einfach langweiliger.

Der Grund dafür ist, dass unterschiedliche Auslagen, die Möglichkeiten der Boxer reduzieren. Sie können nicht mehr so variantenreich arbeiten, wie sie gerne möchten. Viele Manöver, Strategien und Taktiken funktionieren nicht mehr.

Meistens ergibt sich im Kampf zwischen Rechts- und Linksausleger ein Kampf, um die Dominanz der Führhand und die Platzierung des vorderen Fußes. In der Regel zirkeln die Kämpfer weg von der Schlaghand des Gegners. In die andere Richtung zu gehen ist aber durchaus auch möglich, wenn man weiß, worauf man achten muss.

In meinem Beitrag – Wie boxe ich gegen einen Rechtsausleger? – habe ich die Problematik und Lösungen thematisiert.

Ist es sinnvoll, beide Auslagen zu trainieren?

Beide Auslagen im Boxen zu trainieren ist aus folgenden Gründen sinnvoll.

Es ist ein hervorragendes Koordinationstraining und beugt, durch die weniger einseitige Belastung, muskulären Dysbalancen, einem muskulären Ungleichgewicht vor. Das verringert die Verletzungsgefahr und verbessert die boxerischen Grundlagen.

Davon abgesehen gewinnt der Boxer eine gewisse Routine in der anderen Auslage. Das kann als weit fortgeschrittener Kämpfer zu einem großen Vorteil werden. Ist er in der Lage, während des Kampfes die Auslagen sinnvoll zu wechseln, kann er zu einem außerordentlich unberechenbaren Boxer werden.

Boxer, die ihre Auslagen im Kampf wechseln, werden auch Switch Hitter genannt.

Soll ein Boxer im Kampf die Auslagen wechseln?

Marvin Hagler, einer der besten Boxer aller Zeiten, war bekannt dafür, im Kampf seine Auslage zu wechseln. Hagler war zweifelsohne ein absolutes Ausnahmetalent.

So verlockend es sein mag, von Beginn an im Sparring oder Wettkampf die Auslagen zu wechseln, so gefährlich, kann es für einen selbst sein.

Es ist aus zwei Gründen gefährlich, im Kampf die Auslagen zu wechseln. Erstens wird die zweite Auslage, niemals genauso gut, wie die natürliche, eigene Auslage sein und zweitens, muss unter kundiger Anleitung, der Wechsel der Auslagen trainiert werden.

Wer seine Auslage zum falschen Zeitpunkt wechselt, erlangt keinerlei Vorteil und riskiert dabei hart getroffen zu werden. Ich selbst bin als Linkshänder ein Rechtsausleger, trainiere beide Auslagen, werde aber unter Stress immer in meine stärkere Auslage zurückfallen.

Es ist ein enormer Trainingsaufwand nötig, um gegen gute Leute, in beiden Auslagen überleben zu können. Für den normalen, durchschnittlich talentierten Boxer, ist das Risiko die Auslagen im Kampf zu wechseln vermutlich zu groß.

Aber, jeder muss das für sich selbst entscheiden und mit den Konsequenzen umgehen können.

Bekannte Rechtsausleger im Boxen

  • Marvelous Marvin Hagler
  • Pernell Whitaker
  • Manny Pacquiao
  • Hector „Macho“ Camacho
  • Joe Calzaghe
  • Henry Maske
  • Michael Moorer
  • Oscar de la Hoya
  • Vasiliy Lomachenko
  • Guillermo Rigondeaux
  • Ruslan Chagayev

Fazit – Die Auslage im Boxsport

Die Wahl der Auslage, ist eine der ersten und wesentlichsten Entscheidungen, die ein Boxer zu Beginn seines Trainings treffen muss. Wer sich hier zu sehr von anderen beeinflussen lässt und nicht seiner Intuition folgt, wird es mitunter sein ganzes Boxerleben bereuen.

Es gibt immer noch Trainer, die ihren Schützlingen die Auslage, in der sie zu boxen haben, vorgeben. Das kann verschiedene Gründe haben, kaum einer ist meiner Ansicht nach wirklich vertretbar.

Bruce Lee ist ein bekannter Kampfkünstler, der die Meinung vertrat, man solle mit der stärkeren, dominanten Hand vorne kämpfen. So hat er als Rechtshänder in Rechtsauslage gekämpft. Auch manche Boxer entscheiden, sich aus diesen Gründen für eine Auslage.

Wer das bewusst tut, weil es sich für ihn besser anfühlt, ist vermutlich damit richtig beraten. Ansonsten gilt fast immer, die dominante Hand ist hinten.

Viel Spaß beim Training!

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