Messerangriffe, Messerattacken, ein Phänomen, das in den vergangenen Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. Das richtige Verhalten bei Messerangriffen kann heute mehr denn je zur Überlebensfrage werden.
Unter Experten wird die Chance einen ernst gemeinten Messerangriff, unbewaffnet zu überleben mit maximal 5 % eingeschätzt. Messer sind lebensgefährliche, aber selten unmittelbar Mann stoppende Waffen. Die besten Strategien sind, Gefahren zu meiden, weglaufen und Gegenstände zur Abwehr einsetzen.
Die aktuellen Kriminalitätsstatistiken sprechen eine eindeutige Sprache. In NRW, Deutschland, gibt es nach Medienberichten schon durchschnittlich 16 Messerangriffe täglich. Wie viele Angriffe nicht an die Öffentlichkeit kommen, sei dahingestellt. Gehen wir von einer gewissen Dunkelziffer aus, sieht es noch viel dramatischer aus.
Die Berichterstattung darüber wurde und wird von einigen als bloße Panikmache bezeichnet.
Es sei je schließlich wahrscheinlicher vom Blitz getroffen zu werden, als Opfer eines Messerangriffes zu werden. Oder aber in einem Autounfall zu sterben. Diese Vergleiche sind zynisch und dumm, verharmlosen sie doch eine gefährliche Entwicklung.
Dennoch lässt sich die Gefahr nicht mehr dauerhaft verniedlichen.
Beispiele gefällig?
Diese Liste lässt sich leider beliebig fortsetzen.
Messerangriffe – Worum geht es in diesem Beitrag
In diesem Beitrag wollen wir die realen Gefahren, die von Messerangriffen ausgehen, betrachten und Sicherheitshinweise geben. Außerdem wollen wir mit Mythen und Geheimtipps zur Messerabwehr gründlich aufräumen.
Es werden von manchen „Sicherheitsexperten“ immer noch naive und nicht funktionierende sogenannte Messerabwehren unterrichtet. Wobei die Tendenz zu mehr Realismus, nicht zuletzt aufgrund der vielen Vorfälle, durchaus gegeben ist.
Wir werden uns mit den Verletzungen, die Messer hervorrufen können, Erster Hilfe in Notfällen und geeigneten Selbstschutzmaßnahmen beschäftigen. Messerangriffe, das richtige Verhalten im Vorfeld, während eines Angriffes und danach wird hier eingehend beleuchtet.
Wie gefährlich ist ein Messer als Waffe wirklich?
Messer sowie scharfe und spitze Gegenstände aller Art sind äußerst gefährliche Waffen. Selbst sehr kurze Messer mit einer Klingenlänge von nur wenigen Zentimetern können tödliche Verletzungen verursachen. Der Täter benötigt dazu weder besondere Geschicklichkeit noch außergewöhnliche Körperkraft.
Die Gefährlichkeit dieser Waffe, hängt neben ihrer Länge, Schwere und Schärfe auch von ihrer Form ab. Sogenannte Sichelmesser, wie das Karambit beispielsweise, rufen besonders schwere Verletzungen hervor und sind sehr vielseitig in den Einsatzmöglichkeiten.
Als Werkzeug ist es nur sehr bedingt einsetzbar und ist zu Recht in vielen Ländern verboten, oder zumindest als Waffe eingestuft. Messer sind außerdem leicht verdeckt zu führen. Das gilt besonders für Klappmesser, aber auch Küchenmesser.
Grundsätzlich gilt, je länger, schwerer und schärfer die Waffe, umso gefährlicher!
Allerdings sind sehr kurze Klingen schon geeignet, schwerste Verletzungen hervorzurufen und dürfen in ihrer Gefährlichkeit nicht unterschätzt werden.
Ein Teppichmesser reicht, um lebensgefährliche Verletzungen hervorzurufen. Manche Messer verfügen über einen sogenannten Wellenschliff. Diese Messer können noch leichter durch Kleidung schneiden.
Welche Arten von Messerverletzungen gibt es?
Abwehrverletzungen
Abwehrverletzungen bei Messerangriffen entstehen durch instinktives Deckungsverhalten oder den Versuch, das Messer zu ergreifen, wenn der Angriff rechtzeitig erkannt wird. Abwehrverletzungen finden sich typischerweise an Armen und Handinnenflächen. Häufig werden Unterarme und Hände durchstochen.
Voraussetzungen dafür ist, dass das Opfer die Bedrohung erkannt hat. Oft genug ist das anfänglich nicht der Fall.
Typischerweise finden sich Abwehrverletzungen an den Armen und Handinnenflächen. Oft werden dabei Unterarme und Hände durchstochen. Sogenannte Zweisegmentstiche, wo die Waffe noch in einen anderen Körperteil eindringt, sind möglich.
Tiefe Schnitte gehören auch ins Spektrum der wahrscheinlichen Verletzungen. Oft bis zum Knochen werden hier Muskeln, Sehen und Nerven durchtrennt. Was zu dauernden Folgeschäden, Entstellungen und Behinderungen führen kann, selbst wenn das Opfer überlebt.
Messerattacken – tödliche bzw. lebensgefährliche Verletzungen
Zu den häufigsten Todesursachen zählt im Rahmen von Messerangriffe das Verbluten. Gefolgt von Blutaspiration und Luftembolie. Es gibt aber unzählige Verletzungen, die zum Tode führen können. Die Verletzungen von Gefäßen kann binnen kürzester Zeit zum Verbluten führen.
Starker Blutverlust kann zudem einen Schock auslösen und innerhalb einer halben Minute zur Wehrlosigkeit führen. Ein Blutverlust von ungefähr 30 % reicht dazu aus. Die Verletzungen von Schlagadern sind besonders gefährlich.
Nicht nur das Ausmaß des Blutverlustes, sondern auch die Geschwindigkeit des Verlustes ist entscheidend. So kann ein Blutverlust von einem Liter schon zum Tod führen, wenn dieser sehr schnell erfolgt. Blutaspiration kann man als Ertrinken am eigenen Blut beschreiben. Das kann bei Lungenverletzungen und Halsverletzungen im Bereich der Luftröhre eintreten. Eine Luftembolie ist die Folge eines Eindringens von Luft in den venösen Blutkreislauf.
Dem medizinischen Fortschritt haben viele Opfer von Messerangriffe ihr Leben zu verdanken. Voraussetzung dafür ist schnelle medizinische Hilfe und die relativ geringe Schwere der Verletzungen.
Ohne hier weiter ins Detail gehen zu wollen, sollen diese Beispiele die Gefahren aufzeigen und zur einzig möglichen Schlussfolgerung führen. Selbstverteidigung beginnt schon bei der Gefahrenvermeidung und Risikoreduktion. Nicht erst beim letzten, verzweifelten Versuch am Leben zu bleiben.
Du willst dann ganz bestimmt nicht auf die besten Messerabwehrtechniken aus deinem Selbstverteidigungskurs angewiesen sein. Die gibt es nicht und abgesehen davon, werden sie dir in einer Stresssituation auch nicht einfallen. Hier kann dir nur ein in regelmäßigem Training erworbenes Kampfverhalten weiterhelfen. Du brauchst dann Fähigkeiten, auf die du instinktiv zurückgreifen kannst.
Sinnvolles realistisches Training gibt es hier: Clubs
Psychische Folgeschäden von Messerangriffen
Von Depressionen, posttraumatischen Stress Symptomen, spontan auftretenden Panikattacken, Berufsunfähigkeit bis hin zu sozialem Rückzug und damit verbundener Vereinsamung ist alles denkbar.
Nicht nur das Leben des Opfers, sondern auch das Leben des Täters kann davon betroffen sein. Der hat sich neben der Strafverfolgung, möglicherweise seinem Gewissen, Vorstrafen und sozialer Ächtung zu stellen. Möglicherweise muss er ein Leben lang für den Unterhalt seines Opfers aufkommen.
Handlungsfähigkeit – Messerangriffe das richtige Verhalten
Tödliche Verletzungen, auch am Herzen und Gehirn, müssen keineswegs zu sofortiger Handlungsfähigkeit führen. Bei tödlichen Herzverletzungen kann die Handlungsfähigkeit, abhängig vom Verletzungsgrad, mehrere Minuten erhalten bleiben.
In Folge kommen wir darauf im Zusammenhang auf die Eignung des Messers als Selbstverteidigungswaffe und die fehlende unmittelbare Mannstoppwirkung zurück.
Wie wird das Messer als Waffe eingesetzt?
Am häufigsten werden Messer aus dem Hinterhalt eingesetzt. Man unterscheidet Stiche, Schnitte und Hiebe. Die Messer werden verdeckt geführt und oft unbemerkt gezogen und eingesetzt. Häufig ist den Opfern zunächst nicht bewusst, dass eine Waffe im Spiel ist.
Es kommt vor, dass Stiche als leichte Schläge wahrgenommen werden und unter der Auswirkung von Adrenalin nicht als schwere Verletzungen wahrgenommen werden. Natürlich können Messer auch offen, deutlich sichtbar eingesetzt werden. Das kann zum Zweck der Drohung geschehen, beispielsweise bei einem Raub.
Hier ist der Einsatz des Messers oft nicht geplant. Du tust dann gut daran, mitzuspielen, deine Wertsachen abzugeben und eine Konfrontation zu vermeiden. Materielle Güter kann man ersetzen. Gesundheit und Leben nicht.
Auch hier kann es sinnvoll sein sich zu widersetzen und gewünschten Ortsveränderungen oder anderen Wünschen (Vergewaltigung) nicht nachzukommen. Allgemein gültige Ratschläge zum Verhalten bei Messerbedrohungen lassen sich allerdings dazu nicht geben. Es ist immer individuell zu entscheiden.
Messerbedrohung – Welche Verhaltensweisen sind sinnvoll?
Flüchte, wenn du kannst. Wenn dir ein Fluchtweg offen steht und du nicht in der Situation bist andere beschützen zu müssen, ist Flucht die beste Option. Eventuell schaffst du es, den Täter abzulenken, bevor du um dein Leben rennst.
Du könntest, falls du vorbereitet bist und die Situation es zulässt, vorbereitete Münzen, einen Schlüsselbund oder einen anderen Gegenstand nach ihm werfen. Richtung Gesicht, das kann dir einen Zeitvorsprung verschaffen.
Verstecken: Eventuell ist es eine gute Idee, dich nach erfolgreicher Flucht zu verstecken, um dem Täter nicht noch mal über den Weg zu laufen. Das Suchen von Öffentlichkeit kann auch eine gute Strategie sein. Situationsabhängig!
Flieg weg! Ein schwer umsetzbarer Rat, der dir aber noch einmal die Gefährlichkeit der Situation verdeutlicht!
Run – Hide or Fly!
Kooperation/Deeskalation: Wie oben erwähnt kann es in manchen Situationen sinnvoll sein, den Forderungen des Täters bei einer Messerbedrohung nachzukommen.
Kampf: Die allerletzte Möglichkeit, wenn du absolut keine Wahl mehr hast. Wenn möglich mit dem Ziel zu flüchten. Hast du diese Möglichkeit nicht, musst du versuchen den Angreifer unschädlich zu machen. Die Chancen unverletzt davonzukommen sind minimal. Vielleicht hast du die Möglichkeit, Gegenstände zur Verteidigung zu nutzen.
Etwas, das mehr Reichweite, mehr Durchschlagskraft und eventuell einen gewissen Schutz verschafft. Diese Chance bekommst du aber nur, wenn du die Bedrohung rechtzeitig bemerkst. Bei den vielfach vorkommenden überfallsartigen Angriffen hast du die Chance nicht. Aus diesem Grund musst du schon im Vorfeld in Betracht ziehen, dass eine Waffe ins Spiel kommt. Und im Vorfeld eine sehr hohe Sorgfalt walten lassen.
Escrima/Kali/Arnis – Messerangriffe, das richtige Verhalten
In den Filipino Martial Arts (FMA) geht man immer davon aus, dass eine Waffe vorhanden ist und gegebenenfalls eingesetzt wird. Das ändert das Verhalten in Konfliktsituationen und macht gewisse Herangehensweisen an körperliche Auseinandersetzung wenig sinnvoll. Mit einem Kontrahenten zu ringen, der eventuell schon verdeckt, eine Klinge führt, kann eine ganz schlechte Idee sein.
Der kann dann, ist die Waffenhand frei, binnen von Sekunden schwerste Verletzungen verursachen. In den FMA geht man davon aus, dass Waffentraining eine notwendige Voraussetzung ist, sich dagegen wehren zu können.
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Messerabwehr Mythen
Mythos 1 – Das Messer ist eine gute Selbstverteidigungswaffe
Messer sind tödliche Waffen. Messer sind aber selten unmittelbar mannstoppend. Das heißt, sie sind nicht geeignet, einen unmittelbaren Angriff zu beenden. Ein solcher Messerkampf hat Schwerverletzte und Tote zu Folge. Die unmittelbare Mannstoppwirkung kann unter gewissen Voraussetzungen gegeben sein. Das ist aber selbst für Profis nur sehr schwer umsetzbar.
Wie das theoretisch machbar ist, können wir, aus hoffentlich nachvollziehbaren Gründen, nicht öffentlich machen. Die Polizei warnt aus guten Gründen Jugendliche davor, Messer zum Zwecke der Selbstverteidigung zu führen. Es wird davon ausgegangen, dass in Deutschland schon jeder dritte Jugendliche ein Messer mit sich führt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Messer eingesetzt werden, steigt somit stark an. Ein weiteres Problem beim Messer neben der fehlenden unmittelbaren Stoppwirkung ist, dass es nicht dosiert eingesetzt werden kann.
Ein geübter Polizist kann seinen Einsatzstock sehr dosiert einsetzen und schwere Verletzungen beim Kontrahenten vermeiden. Mit einer scharfen Waffe ist das nicht möglich. Es kommt immer zu Schnitt oder Stichverletzungen. Diese können sehr schnell zu schweren und lebensgefährlichen Verletzungen führen, auch wenn der Vorsatz dazu nicht besteht.
Mythos 2 – Das Messerduell
Das kommt so gut wie nie vor. Messer werden meist verdeckt eingesetzt, nicht offen und ritterlich in einem Duell. Hollywood Filme vermitteln hier oft eine völlig falsche Vorstellung von der Realität, was Kämpfen allgemein angeht.
Die Realität ist grausam, blutig und hat nichts mit Ritterlichkeit und Romantik zu tun. Allzu oft aber mit einem pervertierten Ehrbegriff.
Mythos 3 – Geheimtechniken
Wer glaubt, mit bestimmten Techniken, oder Tricks erfolgreich zu sein, der sollte das noch einmal hinterfragen. Natürlich gibt es sinnvollere und weniger sinnvolle Vorgehensweisen. Die Umsetzung hängt allerdings vom Training ab und das muss realistisch und intensiv sein, um im Stress auch nur irgendwas hinzubekommen.
Im folgenden Video geht es ab Minute 2:15 um Messerabwehren:
Profis aus den Filipino Martial Arts rechnen mit einer Erfolgschance von 5 %. Wirbt also jemand mit den besten Messerabwehrtechniken, ist große Skepsis geboten.
Mythos 4 – gezielte Entwaffnungen sind möglich
Jeder Versuch kann zu mehreren schweren Verletzungen führen, auch tödlichen. Ein geschickt vorgehender Messerstecher wird seine zweite Hand gezielt nutzen, um eine Entwaffnung so gut wie unmöglich zu machen und immer wieder mechanisch zustechen.
Das ist eine gängige Art, jemanden mit dem Messer zu töten. Wenn du dir einen derartigen Angriff vorstellst, du kannst es ja gerne mit einem Freund, entsprechendem Schutz und einem Buntstift ausprobieren. Wie hoch glaubst, du, sind deine Chancen auf eine erfolgreiche Entwaffnung? Zu deinen Lebzeiten?
Die Gracie Familie hat BJJ durch die UFC weltbekannt gemacht. Brazilian Jiu-Jitsu hat sich als sehr effektiv im sportlichen Wettkampf erwiesen. Mit diesem Video haben die Gracies sich meiner Ansicht nach aber keinen Gefallen getan.
Mythos 5 – Die Waffe aus der Hand treten
Das Bein ist ja länger als der Arm und so kannst du aus sicherer Distanz das Messer wegtreten. Vergleiche die Masse des Armes und des Messers mit der des Beines. Aufgrund der Massenträgheit kannst du den Arm schneller bewegen, als das Bein.
Es braucht nur eine kleine Bewegung im Handgelenk und das Messer steckt in deinem Bein. Oder es wird weggezogen und gegen dich eingesetzt, während du auf einem Bein stehst. Dein Gleichgewicht ist nun sehr angreifbar und du kannst dich nicht wegbewegen.
Mythos 6 – Tritt in die Genitalien – Kampfende
Die Wirkung wird oft überschätzt. Die unmittelbare Stoppwirkung einer solchen Aktion muss nicht in jedem Fall gegeben sein, oft wird weiter angegriffen.
Wer es genau wissen will, muss den Selbstversuch machen. Davon würde ich aber aus gesundheitlichen Gründen abraten. Abgesehen davon ist es nicht unbedingt einfach den Tritt anzubringen.
Mythos 7 – Du brauchst nur einen Stock
Äh – nein. Ein Stock ist selbstverständlich besser als ohne Behelfsmittel dazustehen. Allerdings ist das Messer die gefährlichere Waffe. Ein zu allem entschlossener Angreifer bringt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit das Messer ins Ziel, bevor du ihn mit der stumpfen Waffe ausschalten kannst.
Mythos 8 – Es macht in jedem Fall Sinn Messerabwehren zu trainieren
Du kannst dich gegen einen unbewaffneten Durchschnittsmenschen nicht wehren? Glaubst du es wird leichter, wenn dieser bewaffnet ist? Kämpferische Fähigkeiten im waffenlosen Bereich stellen eine Grundvoraussetzung dar, über die du verfügen musst. Diese erlernt man im Sparring, nicht in Drills.
Messerangriffe, das machen die Profis!
Das Verhalten von Profis, Polizei und polizeilicher Spezialeinheiten können wir als Gradmesser für die Größe der Bedrohung, die von Messerstechern ausgeht, heranziehen. Auffälligerweise sind mir noch keine Spezialisten untergekommen, die einfach mal so ungeschützt und ohne Hilfsmittel versuchen dem Messerstecher seine Waffe zu entwenden.
Wenn das naive Bild, das von manchen Selbstverteidigungsexperten vermittelt wird, auch nur annähernd stimmen würde, könnte man sich von Vollprofis doch erwarten, dem Übeltäter mal einfach so, sein Spielzeug wegzunehmen. Stattdessen gehen polizeiliche Spezialeinheiten, wenn sie die Wahl haben, lieber in mittelalterlichen Kettenhemden vor. Zusätzlich mit Stangen, Tasern und Dienstwaffen ausgestattet. Selbstverständlich im Team und nicht alleine.
Derart gefährlich ist eine solche Situation.
https://www.krone.at/1827652Polizei jagt Messerstecher in Kettenhemd und Lanze.
Oft genug kommt es zum Schusswaffengebrauch gegen Messerangreifer. Das, obwohl die Polizei immer im Team vorgeht und die Hemmschwelle, die Dienstwaffe einzusetzen, hierzulande immer noch sehr hoch ist.
Die 7 Meter Regel bei Messerangriffen
Die 7-Meter-Regel bei Messerangriffen besagt, dass bei einer Entfernung von 7 Metern oder weniger der Messerstecher mit hoher Wahrscheinlichkeit sein Ziel erreicht, bevor der Schusswaffeninhaber seine Waffe ziehen und den Angreifer stoppen kann.
Selbst gut bewaffnete Spezialisten müssen also trainieren, Distanz zu halten und sich durch Bewegung zu schützen, bevor sie den Angreifer effektiv stoppen können. Dazu braucht es in der Regel mehrere Treffer mit der Schusswaffe. Die unmittelbare Mannstoppwirkung ist hier nur selten gegeben.
Mittel wie der Pfefferspray oder Schlagstock sind noch viel weniger geeignet, einen zu allem entschlossenen Angreifer unmittelbar zu stoppen. Der Taser, eine Art Elektroschocker, der auf einige Meter Entfernung eingesetzt werden kann, hat sich als relativ effektiv erwiesen. Wobei es immer auch Fälle gibt, wo die Stoppwirkung nicht gegeben ist.
Erste Hilfe bei Verletzungen durch Messer
Bei Messerwunden so schnell wie möglich einen Notarzt oder Rettungsdienst rufen. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes kann durch überlegtes Handeln Zeit gewonnen und das Leben und die Gesundheit des Verletzten vor Folgeschäden bewahrt werden. In Deutschland und Österreich besteht eine gesetzliche Verpflichtung zur Hilfeleistung. Unterlassene Hilfeleistung ist strafbar.
Der Verletzte sollte sich aufgrund der Verblutungsgefahr und drohender Bewusstlosigkeit möglichst gar nicht bewegen, schon gar nicht selbst mit dem Auto zur Klinik fahren. Wenn möglich ist die verletzte Stelle hochlagern, um die Blutung zu reduzieren. Fremdkörper sollten nicht aus der Wunde gezogen werden. Das kann die Blutung erheblich verstärken.
Stichverletzungen werden in der Hitze einer Auseinandersetzung oft übersehen. Ein erhöhter Adrenalinausstoß sorgt für geringere Blutungen. Dieser Effekt lässt nach dem Vorfall mit der Zeit nach. Das führt dann zu stark blutenden Wunden. Deshalb ist es wichtig, aktiv nach Stichverletzungen zu suchen und Blutungen so gut es geht zu stillen.
Bei Schnittverletzungen ist, wenn möglich, ein Druckverband anzulegen. Ausnahme davon bilden Verletzungen im Halsbereich. Hier wird empfohlen, die Blutung manuell zu stoppen. Beim Anlagen eines Druckverbandes ist darauf zu achten, dass die Durchblutung der abgebundenen Extremitäten erhalten bleibt.
Ein hoher oder auch sehr schneller Blutverlust kann zu einem Schockzustand des Verletzten führen.
So erkennst du einen Schockzustand:
- Teilnahmslosigkeit/Unruhe
- Zittern
- Blässe, schwitzen, kalte Haut
- schwachen kaum fühlbaren beschleunigten Puls
Was kannst du tun, wenn ein Schock auftritt?
Zunächst einmal ist der Blutverlust zu stoppen, oder so weit es geht einzudämmen. Öffne beengende Kleidung des Opfers, versuche es zu beruhigen und sorge für frische Luft. Sorge dafür, dass der Verletzte warm gehalten wird und achte bei der Lagerung darauf, Schmerzen zu lindern und Blutungen zu stillen.
Achtung: Die Informationen wurden mit Sorgfalt und bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Sie haben jedoch rein informativen Charakter. Wir empfehlen dringend einen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen und das Wissen bei Profis regelmäßig aufzufrischen. Das kann Leben retten. Vielleicht auch das eines Familienangehörigen!
Sicherheitstipps – Messerangriffe, das richtige Verhalten
Achte darauf, in deinem Alltagsleben mögliche Risiken zu reduzieren. Überlege dir, wann du welche Wege wählst. Nimm lieber ein Taxi, als nachts durch den Park zu laufen. Höre auf dein Bauchgefühl. Dein Unterbewusstsein nimmt vieles wahr und gibt dir über dieses Bauchgefühl Hinweise.
Folgende Hinweise hören sich möglicherweise erst einmal absurd an. Trotzdem kann die Befolgung Sinn machen. Besonders dann, wenn du zu einer besonderen Risikogruppe gehörst.
Praxiserprobtes Verhaltensanleitungen vom Sicherheitsexperten:
- Moderne Stichschutzwesten sind leicht und unauffällig zu tragen. Sie können Leben retten.
- Hab ein Erste Hilfe Paket dabei. In Verbindung mit dem Wissen, wie du es anwendest, kann es Leben retten und dem Verletzten wertvolle Zeit bis zum Eintreffen eines Arztes verschaffen.
- Behalte die Hände eines möglichen Kontrahenten im Auge und halte einen Sicherheitsabstand.
- Möglicherweise kannst du einen Angreifer am Ziehen der Waffe hindern! Das kann lebensrettend sein, aber auch zu Problemen führen, wenn du die Situation falsch beurteilt hast. Das Verhalten kann auch zu einer Eskalation der Lage führen und juristische Konsequenzen nach sich ziehen. Notwehrrechtlich ist es erlaubt, einem unmittelbar bevorstehendem Angriff zuvorzukommen. (Aut, DE) Das musst du aber erst beweisen.
- Kommt es trotz aller Bemühungen zum Kampf: Nutze Störtechniken und Gegenstände. Bringe Gegenstände zwischen dich und den Gegner. Verschaffe dir ein Zeitfenster, um zu flüchten.
Fazit – Messerangriffe, das richtige Verhalten
Das Messer ist eine potenziell tödliche, aber nicht unbedingt unmittelbar mannstoppende Waffe. Wer mit einem Messer attackiert wird, muss mit Verletzungen rechnen. Als Waffe zur Selbstverteidigung eignet sich ein Messer nur sehr bedingt. Mit großer Wahrscheinlichkeit kommt es zu schweren bis tödlichen Verletzungen, wenn der Angreifer hemmungslos attackiert.
Vermeiden und Flucht müssen hier erste Priorität sein. Es gilt, solche Auseinandersetzungen im Vorfeld zu vermeiden. Dazu haben wir einige Strategien beschrieben. Wir haben uns auch mit weit verbreiteten Mythen und Fehlinformationen zum Thema beschäftigt. Nicht jeder Expertentipp ist einer und es gilt diese grundsätzlich mit gesundem Menschenverstand zu hinterfragen.
Die 10 besten Techniken zur Messerabwehr!
Kannst du getrost vergessen. Falls du als Hilfesuchender auf einen „Selbstverteidigungsexperten“ stoßen solltest, der dir die besten Techniken zur Messerabwehr verkaufen möchte.
Mein Tipp: Lauf davon, so schnell du kannst. Du trainierst damit eine der effektivsten Methoden der „Messerabwehr“ und schenkst unseriösen Anbietern damit die Aufmerksamkeit, die sie verdienen.
Ein Abschnitt in diesem Beitrag ist der Ersten Hilfe bei einschlägigen Verletzungen mit weiterführenden Informationen zum roten Kreuz gewidmet. Wir empfehlen dringend den Besuch eines Ersten Hilfe Kurses. Selbstverteidigung beginnt schon im Vorfeld. So platt und abgedroschen es klingen mag, gilt:
Ein vermiedener Kampf, ist ein gewonnener Kampf.
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