Immer wieder kann man in den Medien, Berichte über Messerangriffe und deren meist schwerwiegenden Folgen lesen. Eine Waffe, die so viel Schaden anrichten kann, scheint auch für den Laien eine brauchbare Selbstverteidigungswaffe zu sein. Das ist der naheliegende Schluss, der von vielen getroffen wird.
Messer sind bedingt zur Selbstverteidigung geeignet. Zum einen handelt es sich um Waffen, die einen hohen Abschreckungswert haben und potenziell tödlich sind. Zum anderen kann man sie nicht dosiert einsetzen und sie sind nur in seltenen Fällen unmittelbar mannstoppend.
Warum das so ist und welche Vor- und Nachteile Messer zur Selbstverteidigung haben, führe ich in diesem Beitrag im Detail aus. Was dieses Thema betrifft, gibt es jede Menge gefährlicher Mythen und Halbwissen, die wenig mit der Realität zu tun haben und zu gefährlichen Denkfehlern verleiten.
Warum ich darüber qualifiziert bin zu schreiben? Als jemand der sich, seit knapp 20 Jahren mit dem Thema beschäftigt, mit Waffen trainiert und regelmäßig Sparring betreibt, habe ich einen realistischen Zugang zur Problematik.
Vor- und Nachteile des Messers als Waffe
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Abschreckende Wirkung | nicht dosiert einsetzbar |
potenziell tödliche Waffe | potenziell tödlich |
geringfügig erhöhte Reichweite | als Waffe geächtet –Juristisches Nachspiel sehr problematisch |
selten unmittelbar mannstoppend |
Das Messer als Waffe
In einer Notwehrsituation kann der Einsatz eines Messers als letztes Mittel der Selbstverteidigung gerechtfertigt sein, sollte aber nur dann erfolgen, wenn keine anderen geeigneten Mittel zur Verfügung stehen. In vielen Fällen werden Waffen, wie Pfefferspray oder legale Schlagkraftverstärker die bessere Wahl sein und dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit bei der Selbstverteidigung besser entsprechen.
Die Nachteile des Messers zur Selbstverteidigung
Das Werkzeug Messer hat sich seit seiner Erfindung auch als Waffe zur Selbstverteidigung bewährt. Als Werkzeug zum Schneiden und Stechen eignet es sich gut dazu, zu verletzen und zu töten. Es war aber nie die erste Wahl, wenn es um Auseinandersetzungen ging. Es ist nicht unmittelbar mannstoppend!
Messer waren immer nur eine Art Backup Waffe, etwas worauf Krieger oder Zivilisten zurückgreifen konnten, wenn kein anderes Mittel zur Selbstverteidigung mehr verfügbar war. Sie waren nie das Mittel erster Wahl, wenn es um Kampf ging. Von Meuchelmord und heimtückischen hinterhältigen Angriffen abgesehen.
Das Messer ist nicht besonders gut dafür geeignet, einen Kampf unmittelbar zu beenden. Das bedeutet konkret, ein schwer verletzter Angreifer, kann in vielen Fällen selbst, wenn er bereits tödlich verletzt wurde, immer noch eine Bedrohung darstellen. Er bleibt in nicht wenigen Fällen, bis er seinen Verletzungen erliegt, immer noch eine Bedrohung!
Das Messer ist in vielen Fällen nicht unmittelbar mannstoppend!
Messer können in der Selbstverteidigung kaum dosiert eingesetzt werden. Sie sind scharf und spitz und hinterlassen bei Kontakt entsprechende Verletzungen, die sich sehr schnell als tödlich, erweisen können. Das ist offenbar vielen Menschen nicht so richtig bewusst.
Weil der Messereinsatz in der Selbstverteidigung sehr wahrscheinlich, zu blutenden und gefährlichen Verletzungen führen wird und das Messer als Waffe einen schlechten Ruf genießt, wird das juristische Nachspiel, in vielen Fällen, dramatisch für den Beschuldigten. Er wird erklären müssen, warum er ein Messer mitgeführt hat, es eingesetzt hat, warum er nicht vorsätzlich gehandelt hat und dass tatsächlich eine Notwehrsituation vorgelegen ist.
Die Vorteile eines Messers zum Selbstschutz
Diese „Vorteile“ sind oft nur scheinbare Vorteile und machen Messer nicht automatisch zu geeigneten Waffen zum Selbstschutz.
Das Messer als Waffe in Notwehr, gleicht körperliche Nachteile mehr als aus, stellt eine ernstzunehmende Gefahr für jeden Angreifer dar und kann, wenn damit gedroht wird, abschreckende Wirkung haben.
Derjenige der im Besitz eines Messers ist und bereit ist es konsequent gegen einen Aggressor einzusetzen, stellt für diesen einen tödliche Bedrohung dar. Dabei spielt es keine große Rolle, ob die Person mit der Klinge, den Umgang mit ihr geübt hat oder nicht. Oft reichen schon wilde Angriffe aus, um den anderen in ärgste Probleme zu bringen.
Ob es klug ist, mit einem Messer zu drohen, ist eine viel diskutierte Frage.
Im Idealfall wird so eine Auseinandersetzung verhindert und unblutig beendet. Es kann aber durchaus auch der Fall eintreten, dass die Situation erst richtig eskaliert, das Gegenüber ebenfalls zur Waffe greift, oder die Drohung schlicht und einfach nicht ernst genommen wird.
Der Verteidiger steht dann von der Entscheidung seine Drohung wahr machen zu müssen oder zu riskieren, dass die eigene Waffe gegen ihn verwendet wird.
Messerkampf – Wie relevant ist er für die Selbstverteidigung?
Die Vorstellung es mit Messern ausfechten zu können ist naiv.
Bei einem „Messerkampf“ mit kurzen Klingen, spielt das Glück und die Reflexe der Kämpfer die herausragende Rolle. Besondere kämpferische Fähigkeiten sind, im Vergleich zum Fechten mit langen Klingen, weniger entscheidend.
Die hohe Kunst des Fechtens, und das ist elementar wichtig zu verstehen, wurde im Umgang mit langen Hieb- und Stichwaffen, erlernt und praktiziert. Die Wahl langer Klingen, wie Schwerter aller Art, Säbel, Rapiere, Degen, hatte viele gute Gründe.
Die Länge und das Gewicht dieser Hieb- und Stichwaffen machen kalkuliertes Kämpfen erst möglich.
Lange Klingen sind nicht nur effektiver im Kampf und können, mit großer Wahrscheinlichkeit, mit einem Hieb eine Auseinandersetzung beenden, sie ermöglichen es auch einen Kampf auf technisch hohem Niveau zu führen. Lange Hieb- und Stichwaffen sind die Basis für die Fechtkunst. So wird „Fechtkunst“, der taktische und technische Einsatz der Hieb und Stichwaffe erst kalkulierbar.
Derjenige mit den besten Nerven und den größeren fechterischen Fähigkeiten, wird die Auseinandersetzung, mit großer Wahrscheinlichkeit, für sich entscheiden.
Messer zur Selbstverteidigung – Techniken
Wer ein Messer zur Selbstverteidigung einsetzen will, sollte über grundlegende kämpferische Fähigkeiten im waffenlosen Nahkampf verfügen. Er sollte in der Lage sein, sich vor Schlägen und Tritten zu schützen und eine Entwaffnung zu verhindern.
Der Verteidiger sollte einen Trainingszustand erreicht haben, der es ihm ermöglicht, nicht in Panik zu geraten und seine Waffe in der Notwehrsituation gezielt einzusetzen.
Stiche sollten vermieden werden. Die Wahrscheinlichkeit den Aggressor schwerst (tödlich) zu verletzen, ohne ihn unmittelbar kampfunfähig zu machen, ist enorm hoch.
Das gezielte Einsetzen des Messers in Form von biomechanischen Schnitten, die den Angreifer kampfunfähig machen, oder vom weiteren Angreifen abhalten, ohne ihm lebensgefährliche Verletzungen zuzufügen, stellt die sinnvollste Methode dar.
Biomechanische Schnitte, greifen Muskeln und Sehnen an, um so die Angriffsfähigkeit des Aggressors herabzusetzen. Wer keine Waffe mehr greifen kann oder nicht mehr in der Lage ist, sein Opfer zu verfolgen, stellt keine oder eine geringere Gefahr dar.
Näher ins Detail, möchte ich nicht gehen.
Das Risiko, den Aggressor, dennoch tödlich zu verletzen, besteht allerdings immer. Das muss dem Verteidiger im Vorfeld absolut klar sein.
Welche Funktion haben Kampfmesser?
Sogenannte Kampfmesser waren ursprünglich militärische Feldmesser, die nur in seltenen Fällen zum Kämpfen verwendet wurden.
Manche Modelle wie das Applegate-Fairbairn, welches an Spezialeinheiten vergeben wurde, waren allerdings tatsächlich in erster Linie für den Nahkampf gedacht.
Zweck war es, den Feind still und lautlos auszuschalten zu können. Im militärischen Nahkampf wird das Messer überraschend und nach Möglichkeit, ohne dass der Gegner überhaupt eine Bedrohung wahrnimmt, zum Töten verwendet. Dann bieten sich dem Täter aber auch Ziele an, die dann tatsächlich zum unmittelbaren Ende und der Kampfunfähigkeit seines Gegners führen.
In diesen Fällen können Messer dann tatsächlich unmittelbar mannstoppende Wirkung erzielen.
Ein offener Kampf findet aber nicht statt, das macht es ungleich einfacher bestimmte Ziele anzugreifen und zu treffen! Das ist ein elementarer Unterschied zu einer Selbstverteidigungssituation!
Messer zur Selbstverteidigung – Die Rechtslage
Messer, die in Deutschland legal in der Öffentlichkeit geführt werden dürfen, sind Klappmesser, mit Ausnahme von Einhandmessern mit feststellbarer Klinge und feststehenden Messern mit einer Klingenlänge von höchstens 12 Zentimetern, sofern sie nicht einem Besitz- oder Führverbot unterliegen.
Rechtsgrundlage ist das deutsche Waffengesetz. Welche Waffen legal in der Öffentlichkeit geführt werden dürfen, sind im § 42 a des deutschen Waffengesetzes geregelt.
Immer restriktiver werdende Waffengesetze, aufgrund vieler Messerstechereien und Morden mit Messern als Tatwerkzeugen, haben zu einem sehr schlechten Ruf des Werkzeugs Messer geführt. Heutzutage werden Personen, die im Alltag ein kleines, legales Taschenmesser mit sich führen, oft schon kritisch beäugt.
Vor Gericht werden Messerstraftaten hart abgeurteilt.
Völlig zu Recht.
Das führt aber auch dazu, dass Personen, die sich an die gesetzlichen Vorgaben halten und tatsächlich in Notwehr ein Messer benutzen, sehr schlechte Karten vor ihrem Richter haben. Gelingt es nicht, die eigene Unschuld zu beweisen, gibt es schwerwiegende Konsequenzen.
Das muss sich jeder klarmachen, der ein Messer zum Zwecke der Selbstverteidigung führt und einzusetzen bereit ist.
Selbstverständlich machen das Führen bzw. der Einsatz von als Waffen definierten Messern oder gar illegalen Messertypen, zur Selbstverteidigung, den Fall für den Träger nicht besser!
Fazit – Messer zur Selbstverteidigung
Das oberste Ziel in der Selbstverteidigung muss sein, gar nicht erst in eine solche Situation zu kommen. Das wäre der Idealfall.
Wer aber für den Notfall ein Messer zum Selbstschutz führen will und bereit ist, es in Notwehr einzusetzen, sollte sich ganz klar über die möglichen Folgen seiner Entscheidung bewusst werden. Diese Entscheidung kann fremde Leben und das eigene völlig zerstören.
Es kann aber auch das eigene Leben retten.
Meine persönliche Empfehlung ist, von Messern als Selbstschutzwaffen abzusehen. Tierabwehrsprays und legale Schlagkraftverstärker, wie ein Kubotan oder (taktische) Kugelschreiber erfüllen diese Funktion besser und sicherer, wenn man sie vernünftig handhabt. Das entsprechende Training vorausgesetzt.
So platt es auch klingen mag – Ein vermiedener Kampf, ist ein gewonnener Kampf! – Gerade, wenn es um Selbstverteidigung geht.
Viel Spaß beim Training!
Martin
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