Messerangriff abwehren (Szenarien, Risiken, Chancen)


Messerangriff abwehren
Messerangriff abwehren

Messerangriffe sind in aller Munde und leider schon ein alltägliches Phänomen in der Berichterstattung, an das man zunehmend gewöhnt. Kaum eine Waffe ist in der nahen Distanz bedrohlicher und kaum eine Waffe wird so oft gröbst in ihrer Gefährlichkeit unterschätzt.

Einen Messerangriff abzuwehren, ist ohne Hilfsmittel nahezu aussichtslos. Falls Flucht nicht möglich ist, sind eine aktive Verteidigung und ein improvisierter Schutz die besten Möglichkeiten. Nutze Gegenstände, um den Angreifer auf Distanz zu halten und Kleidungsstücke, um deinen Körper zu schützen.

In diesem Beitrag sehen wir uns die Gefahren, Risiken und Chancen bei der Messerabwehr an und erkunden Möglichkeiten die eigene Sicherheit zu erhöhen. Als jemand, der im Escrima, einer philippinischen Kampfkunst, mit Waffen trainiert und unterrichtet, kann ich dir dazu fundierte Informationen geben.

Messerangriff abwehren – Was du wissen musst!

Ein Messerangriff ist ein Angriff auf dein Leben. Jedes Messer, auch wenn es nur wenige Zentimeter lang ist, kann dir tödliche Verletzungen zufügen. Dazu braucht der Angreifer weder besondere Fähigkeiten noch Körperkraft. Kluges, vorausschauendes Verhalten, ständige Beobachtung der Umgebung und Flucht aus gefährlichen Situationen sind die besten Überlebensstrategien.

  • Wenn du keine Möglichkeit zur Flucht hast oder diese nicht infrage kommt, weil du z.B. deine Familie schützen musst, benutze Hilfsmittel zum Schutz und improvisierte Waffen zur Verteidigung.
  • Heimtückischen Messerattacken, die scheinbar aus dem Nichts kommen, wie z.B. bei Terroranschlägen oder Amokläufen, kannst du nur wirksam begegnen, wenn du sie kommen siehst. Passe dein Verhalten in der Öffentlichkeit entsprechend an. Wähle in öffentlichen Verkehrsmitteln Plätze, die einen guten Überblick und Fluchtmöglichkeiten bieten.
  • Du kannst deine Überlebenschancen bei einem Messerangriff deutlich erhöhen, wenn du Schutzkleidung oder Taschen für diesen Zweck griffbereit bei dir trägst. Ein Regenschirm zum Beispiel, der dir als Offensivwaffe einen Reichweitenvorteil und mehr Durchschlagskraft verschafft, kann sehr hilfreich sein.
  • Auch ein realistisches Kampftraining unter professioneller Anleitung kann ich dir empfehlen. Du lernst die Gefahr richtig einzuschätzen und einige Möglichkeiten kennen, dich effektiv zu verteidigen.
  • Wenn du lernen willst, wie du dich gegen Waffen wie Messer, Macheten oder Äxte verteidigen kannst, dann geh zu Leuten, die den Umgang mit Hieb- und Stoßwaffen trainieren. Sie wissen am besten, wie man sich gegen diese verteidigt.
  • Auch bei qualifiziertem, intensiven Training ist die waffenlose Selbstverteidigung gegen einen entschlossenen, mit einem Messer bewaffneten Angreifer wenig erfolgversprechend. Dessen muss man sich bewusst sein.

Gefahrenvermeidung – Achtsamkeit im Alltag und in Bedrohungssituationen

Voraussetzung dafür einen Messerangriff überhaupt abwehren zu können, ist es diesen rechtzeitig zu erkennen. Da Messer leicht zu verbergen sind, ist das sehr oft nicht möglich. Die einzige Möglichkeit einem Überraschungsangriff vorzubeugen ist Achtsamkeit. Nun sollst du nicht in einen Verfolgungswahn verfallen und in jeder Situation eine Bedrohung hineininterpretieren.

Die immer häufiger werdenden Messerattacken in öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus und Bahn geben Anlass zur Sorge. Suche dir einen Sitz- oder Stehplatz, von dem aus du das Geschehen gut überblicken kannst. Positioniere dich in der Nähe des Ausgangs und überlege dir im Voraus mögliche Fluchtwege.

In öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bussen gibt es oft keine realistischen Fluchtmöglichkeiten. Eine griffbereite Tasche oder ein Rucksack, den du mit einem Griff zwischen dich und einen Messerangreifer bringen kannst, ist sehr zu empfehlen.

Du musst aber gezielt deine Aufmerksamkeit regulieren, steuern und dem jeweiligen Umfeld anpassen. Daran führt kein Weg vorbei, wenn du es ernst nimmst. Der Cooper Farbcode, der aus dem polizeilich – militärischen Bereich kommt, hat sich auch für Zivilisten, als Mittel der Aufmerksamkeitssteuerung bewährt.

Taktische Konzepte für die zivile Selbstverteidigung – Gefahren und Risken richtig einschätzen und vorbeugen.

Achte in Gesprächen und Konfliktsituationen unbedingt auf die Hände deines Gegenübers.

Wenn die Hände nicht sichtbar sind oder sich in Richtung seiner Taschen bewegen, ist äußerste Vorsicht geboten. Unter Umständen, die auf einen unmittelbar bevorstehenden Angriff schließen lassen, ist ein Angriff deinerseits bereits durch das Notwehrrecht gedeckt.

Gelingt es dem Angreifer, sein Messer zu ziehen, sind deine Chancen, die Situation unbeschadet zu überstehen, innerhalb von Sekunden dramatisch gesunken.

Ein Messerangriff steht unmittelbar bevor

  • Falls du einen Angriff rechtzeitig erkennen kannst, ist die erste und beste Option immer die Flucht. Voraussetzungen sind offene Fluchtwege und eine realistische Chance, sich der Gefahr tatsächlich entziehen zu können.
  • Ist abzusehen, dass eine erfolgreiche Flucht nicht möglich ist, bleibt dir nur dich dem Gegner zu stellen und zu kämpfen.
  • Einem unmittelbar bevorstehenden Angriff darfst und musst du mit einem Gegenangriff begegnen.
  • Gelingt es dir, den Gegner am Einsatz seiner Waffe zu hindern, hast du die allerbesten Überlebenschancen.

Ein Messerangriff ist gegenwärtig

Bekämpfe nicht das Messer, sondern den Angreifer!

  • Sich auf die Entwaffnung des Messerstechers oder reine Abwehr der Angriffe zu konzentrieren, reicht nicht aus. Der Angreifer muss so schnell, wie möglich hart, effektiv und entscheidend getroffen werden.
  • Unbewaffnet hast du gegen einen mit einem Messer bewaffneten Gegner praktisch keine Chancen unverletzt davonzukommen. Du musst davon ausgehen, selbst verletzt zu werden.
  • Ist Flucht nicht möglich, musst du versuchen, die Distanz zu halten und außerhalb der Reichweite des Messers zu bleiben, um im richtigen Moment einen alles entscheidenden Gegenangriff zu starten.
  • Die Distanz kannst du am besten mit einer (improvisierten) Bewaffnung und entsprechender Schrittarbeit halten.
  • Rein passives Abwehrverhalten ist zu wenig.
  • Versuche, ein zeitliches Fluchtfenster zu gewinnen.
  • Du musst, falls Flucht nicht möglich ist, versuchen den Kampf schnellstmöglich zu beenden.
  • Dazu musst du den Gegner entscheidend treffen oder entwaffnen. Im besten Fall gelingt es dir, den Angreifer K.O. zu schlagen.

Wie gefährlich ist das Messer als Waffe?

Zunächst musst du dir klarmachen. Das Werkzeug Messer kann eine extrem gefährliche Waffe darstellen, wenn es gegen dich mit Entschlossenheit und Aggressivität eingesetzt wird. Die körperliche Konstitution und der Trainingszustand des Angreifers spielt dabei eine nur untergeordnete Rolle.

Messer sind äußerst gefährliche Waffen. Sie können schnell und präzise, schwere bis tödliche Verletzungen verursachen. Ein einziger Stich oder Schnitt kann zu schweren Blutungen führen, Organe verletzen oder töten.

Der schmächtige 14-jährige Teenager, der sich vor seinen Freuden beweisen möchte, kann dir, auch wenn du ein 100 kg schwerer und trainierter Kampfsportler sein solltest, erhebliche Probleme bereiten. Seine Chancen dich schwer zu verletzen oder gar zu töten stehen gut.

Vorausgesetzt, er hat das auch wirklich ernsthaft vor.

Waffen sind sogenannte Equalizer.

Sie können körperliche Unterschiede und zahlenmäßige Unterlegenheit kompensieren, ausgleichen oder, je nach Art der Waffe und des Trainingszustands des Kämpfers, irrelevant machen.

Buchempfehlung: Spinner, Schläger, Messerstecher: Leitfaden für den Umgang mit körperlichen Übergriffen. Der Autor weiß aus Erfahrung, wovon er spricht.

Realistisches „Messerabwehrtraining“

Die Formulierung realistisches Messerabwehrtraining tut mir fast schon körperlich weh.

Man kann sich im Training der Abwehr von Messerangriffen nur bis zu einem gewissen Grad nähern, ohne hohe gesundheitliche Risiken dabei einzugehen.

Messerabwehrtraining suggeriert außerdem eine falsche Schwerpunktsetzung.

Es geht nicht rein um Abwehr, sondern ein unschädlich Machen des Angreifers, um weitere Angriffe zu verhindern. Mit reiner Abwehrerei ist kein Kampf zu gewinnen. Es heißt ja auch Schlägerei und nicht Abwehrerei.

Der offensive Aspekt ist also äußerst wichtig.

In vielen Selbstverteidigungskursen und Trainings werden Messerabwehren und Messerentwaffnungen geübt. Das geschieht fast immer auf Ansage. In freundschaftlichen Partnerübungen wird geübt gegen unterschiedliche, vorher festgelegte Angriffe vorzugehen. Das auch oft noch aus dem Stand ohne Beinarbeit, sich ändernden Distanzen und Positionen im Raum, auch Finten werden dabei ausgespart.

Die Messerabwehren funktionieren dementsprechend gut.

Leider sind diese Übungen aber völlig unrealistisch und erzeugen nur ein falsches Sicherheitsgefühl.

Um ein Gefühl für die Situation zu bekommen ist es unerlässlich, mit der entsprechenden Schutzausrüstung, Sparringsübungen zu machen. Das bedeutet, es wird unkooperativ mit Gewinnerzielungsabsicht trainiert. Der Angreifer will tatsächlich treffen und nicht dem Verteidiger bei der Abwehr behilflich sein. Die jeweiligen Regeln und Schwerpunkte der Szenarien werden im Vorfeld definiert.

Du benötigst nicht Messerabwehrtechniken, sondern ein Grundgerüst an Fähigkeiten, die dir helfen, dich besser wehren zu können. Diese Fähigkeiten, entwickelst du in einem realitätsnahen Training.

Messerabwehr trainieren – benötigte Ausrüstung

Wer Messerabwehr sicher und möglichst realistisch trainieren will, braucht eine Schutzausrüstung und einen verantwortungsvollen, mitdenkenden Trainingspartner. Ein Augenschutz ist unbedingt erforderlich. Das Übungsmesser muss stumpf sein und eine abgerundete Spitze haben.

Übungsmesser

Du benötigst Übungsmesser. Diese können aus Holz, Kunststoff oder Metall bestehen. Diese Übungsmesser sollten Messern in Größe, Form und Gewicht möglichst ähnlich sein, um ein möglichst realistisches Trainingserlebnis zu vermitteln.

Die Übungsmesser sollten relativ stabil und nicht zu flexibel sein. Treffer mit dem Messer sollen nicht ernsthaft verletzen, aber durchaus weh tun. Es ist eine unbequeme Wahrheit, dass der Mensch durch Schmerz schneller lernt.

Es gibt Übungsmesser mit Klingen, die abfärben. So lassen sich später Treffer eindeutig feststellen. Eine andere Möglichkeit ist es, die Klinge des Übungsmessers einzufärben. Die Schnitte und Stiche sind dann ebenfalls an der Kleidung des Trainingspartners sichtbar.

Schutzausrüstung

Um annähernd realistisch zu trainieren, benötigst du:

  • Handschuhe: Boxhandschuhe (Eventuell den Daumen freischneiden.) oder Eishockeyhandschuhe sind gut zu gebrauchen.
  • Mundschutz:
  • Körperschutz: Stichschutzweste oder Westen, wie sie beispielsweise im Taekwondo verwendet werden.
  • Kopfschutz: Ein Helm der den Kopf, Gesicht, Hals und Nacken schützt. Beispielsweise Escrimahelme. Achte darauf, dass das Übungsmesser nicht durch das Gitter dringen kann.
  • Tiefschutz = Suspensorium
  • eventuell Schienbeinschützer, Ellenbogenschutz

Messer – Sparring

Wie bereits erklärt musst du Sparring betreiben, um dich dem Problem Messerangriff und möglichen Abwehren dagegen realistisch zu nähern.

Kämpfen lernst du nur durch Kämpfen, egal ob mit oder ohne Waffen.

Wer etwas anderes sagt, sucht nur nach einfachen Ausreden, um sich dem nicht stellen zu müssen. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Nur so lassen sich Illusionen, die man sich über die eigenen Fähigkeiten gemacht hat, aufrechterhalten. Man unterzieht sie niemals einer realistischen Überprüfung.

Der Aufbau des Messer -Sparrings:

Anstatt bestimmte Angriffe auf Ansage mit Vorankündigung durchzuführen, kannst du es dem Verteidiger einfacher machen, indem du nur bestimmte Angriffe durchführst. Diese werden allerdings frei, ohne Vorankündigung und mit der Absicht tatsächlich zu treffen durchgeführt.

Der Verteidiger hat so größere Erfolgschancen, wird aber dabei trotzdem mit realistischen Angriffen konfrontiert.

Ideen für ein Messersparring:

  • Beschränke dich nur auf Stiche. Stiche aus allen oder nur bestimmten Winkeln sind möglich.
  • Beschränke dich ausschließlich auf Schnitte.
  • Schränke die Zahl der anzugreifenden Körperteile ein.
  • Kombiniert Stiche und Schnitte.
  • Der Angreifer setzt zusätzlich die waffenlose Hand ein.
  • Variiert die Geschwindigkeit – bis hin zu voller Geschwindigkeit.
  • Den Krafteinsatz variieren, bis hin zu vollem Krafteinsatz bei den Angriffen und Abwehren.
  • Schränke die Beinarbeit ein. Beispielsweise könnt ihr die Beinarbeit anfangs ganz ausklammern und später zunehmend mehr Bewegung erlauben.
  • Bei freier Beinarbeit trainiert auf einer begrenzten Kampffläche. So wird die Beinarbeit besser trainiert und es kann sich mehr Druck auf den Verteidiger aufbauen. Davon abgesehen ist es unrealistisch, davon auszugehen, dass in einem Ernstfall ähnlich viel Platz zur Verfügung stehen wird wie in einer Trainingshalle. Davonlaufen ist dann meist keine realistische Option.
  • Szenariotraining: Trainiere auch mal im Freien. Gestalte die Kampffläche realistisch. Sessel, Stühle etc.
  • Der Einsatz von Kunstblut, irgendwann im Verlauf des Trainings wäre auch eine interessante Möglichkeit, die du ausprobieren kannst.

Das Ziel ist es, am Ende all dieser Übungen, Variationen und Schwerpunktsetzungen im Training, völlig frei zu üben. Die nötige Sicherheitsausrüstung vorausgesetzt. Es wird aber auch dabei immer wieder sinnvoll sein, zu den oben vorgestellten Szenarien im Training zurückzukehren.

Ein wichtiger Punkt beim Training wird gerne übersehen. Der Angreifer hat zwei Hände. Er wird die freie Hand (live hand in den FMA – den philippinischen Kampfkünsten) realistischerweise zum Schlagen und Greifen nutzen. Er wird dich möglicherweise mit ihr am Greifen der Messerhand hindern. Das musst du ins Training integrieren.

Der Einsatz von Hilfsmittel gegen den Messerstecher

Völlig unbewaffnet, stehen deine Chancen gegen einen entschlossenen Messerstecher denkbar schlecht. Deshalb ist es sinnvoll, wann immer möglich verfügbare Gegenstände zur Abwehr zu nutzen. So kannst du deine Reichweite und Schlagkraft steigern.

Du kannst fast alle Gegenstände zur Verteidigung verwenden. Selbst Münzen kannst du werfen, um die Sicht und Aufmerksamkeit des Angreifers zu stören. Ein Handy kann als Schlagkraftverstärker genutzt werden, ein Schlüssel zum Stechen, eine Tasche als Schild.

Stock vs. Messer

Wer das Glück hat über einen Regenschirm oder Spazierstock zu verfügen hat noch bessere Karten. Mit diesen Gegenständen kannst du den Angreifer mit Glück und Können eventuell auf Distanz halten.

Ein weit verbreiteter Irrtum, von sogenannten Experten auch häufig propagiert, ist, dass Stöcke gut zur Abwehr von Messerangriffen geeignet wären.

Das ist unrichtig. Stöcke bieten zwar eine größere Reichweite, sie bergen aber deutlich weniger Bedrohungspotential in sich als ein Messer. Einen Stockhieb, kann der Angreifer, wird er nicht an Kopf, Hals oder anderen besonders empfindlichen Stellen getroffen, mit wenig bis keinem Schaden hinnehmen.

Der Kontakt mit seinem Messer allerdings wird immer Verletzungen hervorrufen. Diese können sehr leicht, schwer bis tödlich sein.

Das Messer ist die gefährlichere Waffe!

Wer über einen Stock verfügt oder eine andere stumpfe Waffe, die ihm Reichweite gibt, muss auf Distanz bleiben. Der Messerangreifer wird versuchen, in die nahe Distanz zu kommen. Das musst du verhindern, indem du in Bewegung bleibst, dich nicht stellen lässt und die Vorteile deiner Waffe zur Geltung bringst.

Improvisierter Schutz gegen Messerangriff?

Die Empfehlung Jacken oder Kleidungsstücke um den verteidigenden Arm zu wickeln, um ihn zu schützen, wird immer wieder gegeben und ist vernünftig, wenn genug Zeit zur Verfügung steht. Bei dieser Variante handelt es sich um einen rein passiven Schutz, der Schnittverletzungen eventuell ganz verhindern kann und Stichverletzungen abschwächen könnte.

Besser noch wäre ein Schutz, der aktiv zur Bedrohung des Angreifers genutzt werden kann.

Früher hatten Schilde diese Funktion. Sie wurden nicht nur zur Verteidigung, sondern auch aktiv zum Bedrängen und Schlagen des Gegners eingesetzt.

Faustschilde, sogenannte Buckler sind die kompakte, handliche und kleiner Variante der großen Schilde. Die großen Schilde hatten zusätzlich auch die Funktion Wurfgeschosse abzuwehren, wenn wir Jahrhunderte zurückdenken.

Kombiniere Schutz und einen Gegenstand, den du offensiv einsetzen kannst!

Wer also einen Gegenstand bei der Hand hat, den er ähnlich wie ein Faustschild einsetzen kann und über einen Stock als Ergänzung verfügt, hat deutlich bessere Chancen, aus der Konfrontation gesund hervorzugehen.

Garantie gibt es aber auch hier keine.

Messerkampf – Messer vs. Messer?

Wenn das Messer eine so gefährliche Waffe ist, dann muss die Eigenbewaffnung mit einem Messer ein hervorragender Schutz gegen Messerangriffe sein?

Falsch!

Das Messer ist eine potentiell tödliche Waffe, die schwere und tödliche Verletzungen verursachen kann. Das Messer ist aber nur in den aller seltensten Fällen eine Waffe, die unmittelbar mannstoppend wirkt.

Unmittelbar mannstoppend ist die Waffe nur dann, wenn der Getroffene aufgibt, nicht mehr kämpfen kann oder so getroffen wurde, dass er sofort verstirbt. Dies ist normalerweise nur bei sehr langen, großen und schweren Messern wie historischen Bowiemessern der Fall.

Wer sich mit der Ausbildung von Scharfschützen beschäftigt, weiß: Soll die Zielperson sofort außer Gefecht gesetzt werden, muss das Stammhirn getroffen werden. Auch mit dem Messer ist das theoretisch möglich, über bestimmte natürliche „Kanäle“ auf deren Beschreibung ich hier verzichte.

Die Chance das in einer Auseinandersetzung zu schaffen ist aber äußerst gering!

Beim Messerkampf oder dem Messerduell stehen die Chancen äußerst gut, dass beide Kontrahenten schwere bis tödliche Verletzungen davontragen. Sieger gibt es in den meisten Fällen dann keinen. Ein Punktesieg in einem echten Messerkampf kommt einer Niederlage gleich.

Selbst schon tödlich verletzte Kämpfer bleiben mitunter für Minuten noch eine lebensgefährliche Bedrohung. In den meisten Fällen genügend Zeit sich zu revanchieren.

Wie sind unsere Vorfahren Messerbedrohungen begegnet?

Unsere Vorfahren wussten:

Lange Klinge schlägt kurze Klinge. Lange Klinge gegen lange Klinge gibt dem besseren Kämpfer eine realistische Überlebenschance.

Aus diesem Grund entstand die Fechtkunst. Eine lange Klinge hat, trifft sich richtig ein großes Potenzial den Kampf sofort zu beenden und erlaubt es dem besseren Fechter, unverletzt am Leben zu bleiben. Dazu gehört viel Training, technisches und taktisches Know-how und das entsprechende Nervenkostüm.

Mit kurzen Klingen lassen sich die fechterischen Konzepte aber nur teilweise 1 : 1 umsetzen. Das liegt an der Unterschiedlichkeit der Waffen selbst und an deren Stoppwirkung. Einen Säbel oder Rapier mit sich zu führen, ist heutzutage nicht opportun und praktisch überall verboten.

Trotzdem gibt ein nicht sportliches Fechttraining, das freie Bewegung im Raum erlaubt, wertvolle Erkenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit Klingenszenarien. Aus Selbstverteidigungssicht gut geeignet, aber verboten, wären Spazierstöcke mit integrierter Klinge, wie wir sie aus Filmen, wie der Graf von Monte Christo kennen.

Achtung!

Wer solch eine verbotene Waffe mit sich führt, macht sich strafbar. Für den gesetzestreuen Bürger fällt diese Möglichkeit also flach.

Wie werden Messer als Waffen eingesetzt?

  1. Der offene Messerkampf, wie wir ihn aus Filmen kennen, hat eher Seltenheitswert. Das berühmte Bowiemesser, das im wilden Westen als Werkzeug und Waffe eingesetzt wurde, hatte damals oft Dimensionen eines Kurzschwerts und konnte sehr effizient auf fechterische Weise geführt werden. Das nötige Können vorausgesetzt.
  2. Wenn Messer offen gezeigt werden, dann meist um zu drohen und das Opfer zu bestimmten Handlungen zu motivieren. Selten ist dann ein Angriff geplant, wenn sich das Gegenüber kooperativ verhält. Ausnahmen bestätigen die Regel.
  3. Der häufigste Fall ist allerdings, der verdeckte und heimtückische Einsatz des Messers als Waffe. Ziel des Täters ist es maximalen Schaden zu erzielen, bei geringst möglichem eigenen Risiko.

Der heimtückische Messereinsatz

Meist werden Messer hinterhältig aus dem Verborgenen eingesetzt. Dem Opfer ist bis zum Schluss nicht bewusst, dass die Waffe im Spiel ist. Im Adrenalinrausch einer Auseinandersetzung fühlen sich Stiche oft wie Schläge an. Die Stichverletzungen werden oft nach der Auseinandersetzung, wenn die erste Aufregung vorbei ist, bemerkt. Dann beginnen die Verletzungen auch stärker zu bluten und das Schmerzempfinden wird wieder größer.

Beitrag: Karambit, das gefährlichste Kampfmesser der Welt?

  • Messer werden zum Schneiden und Stechen eingesetzt. Die Chancen auf Entwaffnungen sind bei einem entschlossenen Angriff äußerst gering. Binnen einer Sekunde können mehrere Treffer erzielt werden.
  • Ein Messer ist im Nahkampf extrem effektiv, hat niemals Ladehemmung und kann in immer und immer wieder zum Angriff eingesetzt werden, solange der Angreifer nicht wirkungsvoll selbst getroffen wurde.
  • Die einzige Möglichkeit einen überraschenden Angriff zu verhindern ist, mit entsprechender Aufmerksamkeit und Gefahrenbewusstsein unterwegs zu sein.
  • Höre auf dein Bauchgefühl und vermeide unnötige Risiken.

Fazit – Messerangriff abwehren

Die vielfach in Selbstverteidigungskursen oder Schulen geübten Messerabwehrtechniken und Entwaffnungen sind zum allergrößten Teil völliger Unsinn. Im schlimmsten Fall führen solche Übungen, mit Ansage des jeweiligen Angriffs und mit geringer Intensität vorgetragen, zu einer völlig falschen Wahrnehmung der Gefahr und dem eigenen Können.

Trainiert realistisch und nähert euch im Training einem ernsthaften Angriff mit Sparring an. Ideen dazu findest du in diesem Beitrag zur Genüge. Im Zuge dieses Trainings wirst du die tatsächliche Gefahr und deine Chancen einschätzen lernen und deine Fähigkeiten für den Notfall verbessern.

Realistischerweise solltest du aber davon ausgehen, dass du im Ernstfall verletzt werden wirst und ohne Hilfsmittel kaum eine realistische Chance haben wirst. Gefahrenvermeidung im Vorfeld, Aufmerksamkeit, um nicht überraschend angegriffen werden zu können und Flucht stellen immer die besseren Alternativen zum Kampf dar.

Viel Spaß beim Training!

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