Selbstverteidigung für Kinder – eine Orientierungshilfe!


Selbstverteidigung für Kinder
Selbstverteidigung für Kinder

Gewalt und Kriminalität macht auch vor den schwächsten in unserer Gesellschaft nicht halt. Für Gewalttäter und Kriminelle sind Kinder oft leichte Beute. Körperlich zu schwach, um sich gegen Erwachsene zu wehren und oft noch entwicklungsbedingt, zu leichtgläubig und naiv.

Selbstverteidigung für Kinder umfasst körperliches Training, das Konzentration, Geschicklichkeit und Disziplin schult. Eine kluge Vorbereitung auf Gefahrensituationen durch Rollenspiele und Achtsamkeit im Alltag. Gewalt ist die letzte, am wenigsten aussichtsreichste Lösung, in der Selbstverteidigung.

Du überlegst dein Kind in einen Selbstverteidigungskurs oder eine Kampfkunstschule zu stecken, bist dir aber nicht sicher, was das bringen soll? In diesem Beitrag erhältst du eine Orientierungshilfe und Tipps zur richtigen Wahl und was du dir realistischerweise erwarten kannst.

Warum Selbstverteidigung für Kinder wichtig ist

Sexueller Missbrauch von Kindern

  • Die Dunkelziffer, was den sexuellen Missbrauch von Kindern betrifft, ist sehr hoch.
  • Es wird geschätzt, dass nur jeder 20. Fall zur Anzeige gebracht wird.
  • Mädchen sind drei bis 4-mal häufiger von sexuellem Missbrauch und Missbrauchsversuchen betroffen.
  • Zu etwa 90 % sind Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren betroffen.
  • Täter sind 9 Mal häufiger Männer als Frauen. Die Täter kommen fast immer aus dem näheren sozialen Umfeld des Opfers.

Gewaltausübung an Kindern

Sehr häufig werden Kinder, in Familie und erweitertem sozialen Umfeld, Opfer von Gewalt und Übergriffen. Oft wird der Schulweg und auch die Schule an sich zum Ort erhöhter Risiken, von Mobbing und Gewalt zu werden.

Es gibt kaum ein Kind, das damit im Laufe seiner Schullaufbahn, nicht direkt oder indirekt mit Mobbing konfrontiert wird. Für viele Kinder ist das Lebensalltag und fördert weder deren Wohlbefinden, noch die schulischen Leistungen.

Oft geben sich Kinder eine Mitschuld, wenn sie gemobbt oder geschlagen werden und vertrauen sich, aus falscher Scham, nicht dem Lehrpersonal oder ihren Eltern an.

Deshalb ist es für Eltern besonders wichtig, ein feines Gespür für die Probleme und das Verhalten ihrer Kinder zu entwickeln, um hier helfen zu können.

Von alltäglichen Rempeleien, bis hin zu handfesten Schlägen und selten aber doch, sexuellem Missbrauch unter Mitschülern ist hier alles vertreten.

„Viele Kinder haben der Studie zufolge nach dem Wechsel von der Grundschule zudem Angst vor Gewalt, Mobbing und Ausgrenzung. Unter Schülern von Hauptschulen, Sekundarschulen und Gesamtschulen äußerte dem Bericht zufolge jeder Dritte solche Sorgen.“  Zitat Quelle: Tagesschau vom 18.03.2019 09:24 Uhr

Selbstverteidigung für Kinder – gegen Erwachsene?

Körperliche Voraussetzungen – Vergleich mit Erwachsenen

Zunächst einmal solltest du dir darüber sein, dass ein Kind bis in das frühe Teenager-Alter, in der Regel dem durchschnittlichen Erwachsenen, deutlich körperlich unterlegen ist. Natürlich gibt es Ausnahmen, die stellen aber nicht den Normalfall dar.

Es gibt eine Faustregel für Türsteher, die besagt, dass ein Mensch Gegner bis maximal 150 % des eigenen Körpergewichts, das entsprechende Training vorausgesetzt, ohne auf exzessive Gewalt zurückgreifen zu müssen, kontrollieren kann.

  • Ein durchschnittliches 6-Jähriges also schon schulpflichtiges Kind bringt 23- 24 kg auf die Waage.
  • Ein zehnjähriges Kind ca. 38 kg.
  • Ein Zwölfjähriger, ca. 50 kg.
  • Mit 14 Jahren ca. 60 kg für Jungen und Mädchen.

In den höheren Altersklassen beginnen sich die körperlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau in Größe und Gewicht deutlicher auszuprägen.

Im Vergleich dazu:

  • Der durchschnittliche deutsche Mann wiegt 85 kg und ist 178 cm groß.
  • Die durchschnittliche Frau ist 165 cm groß und wiegt 68 kg.

Als grobe Orientierungshilfe können wir, wenn wir obige Türsteherregel als Orientierungshilfe heranziehen, schließen, dass bis zu einem Alter von 14 Jahren, die Chancen auf eine erfolgreiche körperliche Gegenwehr, gegen einen entschlossenen erwachsenen Gewalttäter sehr gering sind.

Die Unterschiede an Kraft und Körpergewicht sind einfach zu groß!

Dabei darf nicht übersehen werden, dass diese Faustregel für Türsteher für körperlich und kämpferisch erfahrene und trainierte Personen gilt. Menschen, die reale Gewalterfahrungen haben. Etwas, was man im Training nur sehr bedingt simulieren kann.

Aus diesem und anderen Gründen setzt kluges Selbstverteidigungstraining immer schon im Vorfeld an, bevor eine Notwehrsituation tatsächlich gegeben ist. Es ist unumgänglich ein gesundes Gefahrenbewusstsein zu entwickeln und Strategien und Verhaltensmuster zu erlernen, die helfen nicht in gefährliche Situationen zu kommen.

Ebenfalls einen großen Stellenwert müssen praktikable Strategien haben, die es ermöglichen aus gefährlichen Situationen zu entkommen, bevor es körperlich wird.

Was die Selbstverteidigungsfähigkeit gegen Gleichaltrige angeht, so steigen die Chancen sich erfolgreich zu wehren, mit dem entsprechenden Training deutlich.

In diesem Fall sind die Unterschiede an Gewicht und Kraft geringer, was die Chancen des entsprechend geschulten Kindes deutlich erhöht.

Mentale Voraussetzungen – emotionale und charakterliche Reife

In den allermeisten Schulen, Vereinen und Kursen für Kinderselbstverteidigung wird in Altersklassen unterteilt. Das ist sinnvoll, da die körperlichen Voraussetzungen und die geistige Entwicklung altersabhängig sind. Es gibt mittlerweile sogar Selbstverteidigungstrainings für Kindergartenkinder.

Inwieweit das sinnvoll ist, sei dahingestellt. Siehst du es als allgemeines sportliches Training für dein Kind mit Kampfkunst und Selbstverteidigungsaspekten spricht nichts dagegen.

Häufig wird das Training in folgende oder ähnliche Altersstufen unterteilt:

  • 5-10 Jahre
  • 10-14 Jahre
  • 14-16 Jahre

Es gibt, was Kindertraining und kindgerechtes Training, eine Vielzahl an hochqualitativen Anbietern, die fachlich wirklich gute Arbeit leisten. Vermutlich ist der Qualitätsstandard was Kindertrainings angeht, im Regelfall, höher als bei den Erwachsenen. Aber das ist nur meine persönliche Ansicht und Vermutung.

Gute Trainer können individuell auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen, sie motivieren und ihnen Werte und Fähigkeiten vermitteln, die weit über das eigentliche Training Bedeutung haben.

Was soll ein Selbstverteidigungstraining für Kinder beinhalten?

Ganz offensichtlich ist, es muss Spaß machen und nicht langweilig und todernst sein. So ein Training besucht niemand freiwillig und es ist keine Methode, um Lehrinhalte weiterzugeben.

Dem Bewegungsdrang und Spieltrieb der Kinder muss ausreichend Raum eingeräumt werden. Sie müssen die Möglichkeit haben, sich körperlich zu betätigen und unter kontrollierten Bedingungen auszutoben. Das macht sie dann auch empfänglicher für Lehrinhalte, die mehr Konzentration und Ruhe beanspruchen.

Warm Up

Ein ausgiebiges Aufwärmtraining ist aus mehren Gründen sinnvoll. Als Einstimmung zum Training, als Verletzungsprophylaxe und zum Erlernen neuer Bewegungsmuster und koordinativer Fähigkeiten. Die gerade heutzutage, in einer Zeit, in der Sport immer mehr aus dem Lebensalltag verdrängt wird, besonders wichtig sind. Das zeigen die steigenden Zahlen an Sportunfällen im Schulunterricht, die auf die zunehmende Ungeschicklichkeit, nicht trainierter Kinder zurückzuführen ist.

Sport und Bewegung sind für Menschen in jedem Lebensalter, wichtige Komponenten in der Entwicklung und Gesunderhaltung.

Kinder, die von klein auf keinen oder kaum Sport betrieben haben, werden auch im Erwachsenenalter mit hoher Wahrscheinlichkeit bei diesen Gewohnheiten bleiben.

  • Meditation – Gong
  • Allgemeines Erwärmen
  • Dehnungsübungen
  • Spiele

Hauptteil

Das eigentliche Selbstverteidigungs- und Kampfsporttraining. Hier werden Techniken und neue Bewegungsmuster erlernt und gefestigt. Das geschieht sowohl in Einzelübungen, es wird in die Luft geschlagen und getreten, als auch in Partnerübungen. Bei den Partnerübungen werden vorgegebene Angriffe und Verteidigungen abwechselnd durchgespielt.

Die Kinder lernen dabei, sich zu konzentrieren, verantwortungsvoll mit ihren Trainingspartnern umzugehen und sich auf unterschiedliche Gegenüber einzustellen.

Rollenspiele oder auch Szenariotrainings genannt, sollten gerade in der Selbstverteidigung für Kinder einen wichtigen Platz einnehmen. Hier werden in spielerischer Weise real vorkommende Gefahrensituationen nachgestellt.

  • Wie darauf reagieren, wenn ich von einem Erwachsenen angesprochen werde?
  • Mit Fremden mitgehen?
  • Ein Codewort vereinbaren. Aufmerksamkeit erregen. Distanz wahren.
  • Feuer, statt Hilfe zu rufen, ist nachweislich erfolgversprechender.

Endteil

Am Ende des Trainings steht leichtes Krafttraining mit einfachen Körpergewichtsübungen, das lockere Abwärmen über das Gelernte reflektieren. Diese Nachbearbeitung ist vor allem bei Rollenspielen wichtig. Was waren die Herausforderungen der Übung, welche Gefahren wurden erkannt, welche übersehen, was war gut, was kann noch verbessert werden?

Kampfsport-Kampfkunst-Selbstverteidigungskurs für mein Kind?

  • Gibt es einen Stil, der am besten für mein Kind geeignet ist, um ihm Selbstverteidigungsfähigkeiten zu vermitteln?
  • Den besten und effektivsten Stil, der es ihm ermöglicht, zum Superhelden zu werden?

Als jemand der über mehr als 25 Jahre Erfahrung in diversen Kampfsportarten und Kampfkünsten verfügt und seit 15 Jahren unterrichtet kann ich mit Sicherheit sagen: Die beste Kampfkunst oder Kampfsportart gibt es nicht! Es gibt aber passende und weniger passende Stile und realistischere und unrealistischere.

Was für dein Kind oder dich passend ist, entscheiden die persönlichen Vorlieben und Talente. Der jeweilige Lehrer macht ebenfalls einen großen und wichtigen Teil des Puzzles aus. Entscheidend sind hier neben Sympathie, die fachliche und menschliche Kompetenz. Es gibt wie überall auch im Bereich des Kampfsports, der Kampfkunst und der Selbstverteidigung gute und schlechte Lehrer, unabhängig von der Stilrichtung.

Muss es für mein Kind ein ultimatives Training beim im militärischen Nahkampf geschulten Ex-Elitesoldaten sein, oder reicht für den Anfang auch der Besuch des örtlichen Karate oder Judo Vereines aus?

Gerade bei jüngeren Kindern würde ich mir über den Kampfstil relativ wenig Gedanken machen, was dessen Effektivität betrifft. Das Training sollte in erster Linie Spaß machen und das können auch gute Karate, Judo und Kung-Fu Lehrer, Gefahren bewusst machen und den richtigen Umgang mit diesen üben.

Was lernt mein Kind in einem guten Selbstverteidigungstraining?

Neben dem Spaß und der körperlichen Betätigung, als Ausgleich zum Alltag, schulen gutes Kampfkunst-, Kampfsport- und Selbstverteidigungstraining:

Ein gesundes Selbstbewusstsein

Dein Kind gewinnt Selbstvertrauen, lernt, wenn es sich bemüht wird es besser und bekommt dafür Erfolgserlebnisse und soziale Anerkennung. Fast immer sind Kinderkurse an Prüfungen und Gürtelgrade oder Graduierungen gebunden, die den Fortschritt im Training untermauern und motivieren dran zu bleiben.

Aufgabe der Trainer ist es, einen Weg zu finden, Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten aufzubauen, unrealistische Erwartungen und Selbsteinschätzungen aber nicht aufkommen zu lassen. Das geht auch im Erwachsenenbereich leider oft daneben. Wenn Leute, die kaum wehrhaft sind, beginnen ihre kämpferischen Fähigkeiten völlig falsch einzuschätzen, wird es für sie gefährlich.

Sie neigen dazu, Risiken auf sich zu nehmen, die sie vorher nie freiwillig eingegangen wären. In einem solchen Fall schadet das Training mehr als es nutzt!

Ein gutes kindgerechtes Training schult sportliche Fähigkeiten, die Konzentrationsfähigkeit, das soziale Miteinander und das Verantwortungsbewusstsein.

Entschlossen Nein zu sagen

Erwachsene sind im Alltag der Kinder Autoritätspersonen. Das bedeutet aber nicht, dass und das ist der entscheidende Punkt, der zu vermitteln ist, jedem Wunsch oder jeder Anweisung eines Erwachsenen nachzukommen ist. Kommt es zu unangemessenen Annäherungsversuchen, müssen Grenzen gesetzt und ganz entschlossen verteidigt werden.

In einem guten Selbstverteidigungstraining werden, solche Situationen in Form von Rollenspielen geübt und verinnerlicht. Gemeinsam mit dem Trainer und anderen Kindern wird trainiert und aus den gemachten Fehlern gelernt. So ist es viel wahrscheinlicher, dass dein Kind in einer entsprechenden Situation sinnvoll und angemessen reagiert.

Verhalten fremden Personen gegenüber

Nur weil jemand nett aussieht, muss er auch nicht zwangsläufig nett sein. Das ist ein Lernprozess, den wir allem in unserem Leben machen. Im Zusammenhang mit der Selbstschutzproblematik, ist es unerlässlich dies deinem Kind in Form von Geschichten und Rollenspielen näherzubringen, ohne unnötige Ängste oder Ressentiments Fremden gegenüber zu wecken.

Soziale Kompetenz

Wer übt zu schlagen, zu treten, Hebeltechniken und Würfe anzuwenden, muss entsprechend vorsichtig mit seinen Trainingspartnern umgehen. Diese Fähigkeit, wird unter der verantwortungsvollen Anleitung der Trainer entwickelt. Die eigene Erfahrung, wie es sich anfühlt ausführender, aber auch Ziel von Kampftechniken zu werden, tragen weiter dazu bei.

Rücksicht und Einfühlungsvermögen in die kindlichen Trainingspartner entwickelt sich automatisch.

Einander zu helfen, bestimmte Dinge zu erklären, oder auf Fehler auf eine nette Art und Weise hinzuweisen, bzw. selbst konstruktive Kritik zu erfahren, helfen einer gesunden charakterlichen Entwicklung.

Koordinationsfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit

Früh übt sich, wer Meister werden will. Sei es auch nur Meister im korrekten Umgang mit dem eignen Körper. Viele Unfälle im Schulsport und Sport allgemein lassen sich auf immer schlechter werdende koordinative Fähigkeiten der Kinder zurückführen. Viele Kinder bewegen sich einfach zu wenig. Manches lässt sich auch mit viel Aufwand im Erwachsenenalter kaum mehr erlernen.

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.

Einschlägiges Training wie es Kampfkünste und Kampfsportarten bieten helfen dieser Fehlentwicklung vorzubeugen. Gerade dieses Training ist äußerst vielseitig und entwickelt die Koordinationsfähigkeit, Beweglichkeit, Ausdauer und die Kraft, den eigenen Körper geschickt zu bewegen, in hohem Maße.

Ordnung und Disziplin

Jeder weiß, wie es aussieht, wenn man einer Gruppe Kinder alle Freiheiten lässt.

Eine gewisse Ordnung und Disziplin im Training ist schon aus Sicherheitsgründen unumgänglich. Kinder brauchen Grenzen, in deren Rahmen sie ihre Freiheiten ausleben können. Gute Erzieher und Trainer wissen diese Erkenntnis praktisch umzusetzen.

So schaffen sie ein sicheres und gutes Lernumfeld. Allein regelmäßig zum Training zu erscheinen, auch dann, wenn man heute vielleicht keine besondere Lust dazu hat, lehrt eine Selbstdisziplin und Konsequenz, die auch später im Erwachsenenalter von Vorteil sein wird.

Die Fähigkeit, sich selbst zu behaupten – Selbstverteidigung

Wer ein gesundes Selbstbewusstsein hat, strahlt das auch aus. Er wird damit, mit großer Wahrscheinlichkeit, nicht zum Opfer von Mobbing und Übergriffen. Wird er es doch, hat er bessere Chancen, sich zu behaupten. Die körperliche Selbstverteidigung ist dabei immer das allerletzte Mittel.

In einem guten Selbstverteidigungskurs für Kinder lernt dein Kind sich auch entschlossen verbal zu verteidigen und Aufmerksamkeit zu erregen. Die Öffentlichkeit zu schaffen, die Aggressoren von weiteren Übergriffen abhalten kann.

Das richtige Verhalten im Alltag

  • Mit fremden Mitgehen?
  • Ins Auto einsteigen, weil der Mann gesagt hat, Mama schickt ihn?

Diese und ähnliche Thematiken müssen Teil des Selbstverteidigungstrainings für Kinder sein und spielerisch aufgearbeitet werden.

Durch Spielen und üben in der Gruppe, kann dein Kind aus seinen Fehlern und den Fehlern seiner Kameraden, spielerisch lernen, worauf es ankommt. Das ist der mit Abstand wichtigste Teil des Trainings, wenn es um den Selbstverteidigungsaspekt geht.

Körperliche Wehrhaftigkeit

Die erlernten Techniken können deinem Kind natürlich dabei helfen, sich körperlich zu behaupten. Dabei solltest du aber ein paar Dinge im Hinterkopf haben. Gegen körperlich deutlich stärkere Aggressoren stehen die Chancen denkbar schlecht.

In Frauenselbstverteidigungskursen und auch in der Kinderselbstverteidigung gibt es Trainer, die besonders gefährliche Techniken propagieren, mit denen es dann kein Problem wäre gegen deutlich stärkere Gegner anzukommen.

Das ist ausgemachter Unfug!

Gäbe es besonders erfolgversprechende Tricks und Methoden, die leicht zu erlernen sind, wären Gewalttäter, die ersten, die darauf zurückgreifen würden. Waffengleichheit sozusagen, wäre wieder hergestellt, die körperlichen Unterschiede und das Gewaltpotential bleiben aber nach wie vor ungleich verteilt.

Außerdem ist es fraglich, ob Techniken wie Fingerstiche in die Augen im Kindertraining was zu suchen haben. Die Missbrauchsgefahr ist aufgrund fehlender Reife zu groß. Diese Methoden haben frühestens im Teenageralter ihre Berechtigung.

Körperliche Unterlegenheit kann nur durch besondere Entschlossenheit und Training, bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen werden.

Standardsituationen, die regelmäßig geübt und besprochen werden müssen:

  • Was tun, wenn jemand versuch dich dir zu nähern und dich zu packen?
  • Sollte jemand dich hochheben und wegtragen, welche Möglichkeiten hast du dann noch?
  • Du hast ein ungutes Bauchgefühl, möchtest aber nicht unhöflich sein. Wie verhältst du dich?
  • Wann sollte ich weglaufen?
  • Ab wann darf ich mich wehren?
  • Wer darf mich auf welche Art berühren, wer nicht? Der Abschiedskuss von der Mama ist nicht zu vergleichen mit dem eines anderen (fremden) Erwachsenen.
  • Ich schäme mich für etwas, was passiert ist. Soll ich es einer Vertrauensperson sagen?

Die Rolle von Waffen in der Selbstverteidigung

Eine in der Menschheitsgeschichte bewährte Methode, um körperliche Unterschiede auszugleichen, stellen Waffen dar.

Das entscheidende Problem dabei:

Wir können weder uns, aus rechtlichen Gründen und schon gar nicht unsere Kinder, aufgrund der altersbedingten fehlenden Reife und geltender Gesetze, mit Waffen ausstatten.

Was ich dir aber empfehlen kann, sind Schrillalarme. Das sind kleine tragbare Sirenen, die durch das Herausziehen eines Metallstiftes ausgelöst werden. Sie sollten mindestens 120 Dezibel laut sein. Der Alarmton vertreibt oft, aber nicht immer Aggressoren und Täter.

Mehr Informationen zu Waffen – Nutzung – Besitz- und Führverboten.

Alltagsgegenstände lassen sich mit dem entsprechenden Training ebenfalls zu Hilfswaffen im Notfall umfunktionieren. Denke an Kugelschreiber, Schlüssel oder Handy die als Schlagkraftverstärker eingesetzt werden können.

Hier muss im Einzelfall entschieden werden, ob dein Kind die nötige Reife besitzt, verantwortungsvoll mit diesem Wissen umzugehen. Ausgestochene Augen und andere Verletzungen sind nicht zu rechtfertigen, wenn dein Kind die Tragweite seiner Handlungen nicht abschätzen kann.

Eltern haften hier für ihre minderjährigen Kinder!

Macht Kampftraining mein Kind aggressiv?

Das Klischee vom brutalen und rücksichtslosen Kampfsportler und Schläger macht auch vor Müttern und besorgten Eltern nicht halt. 😉

Natürlich gibt es auch im Bereich des Kampfsportes, der Kampfkunst und mancher Selbstverteidigungsschulen schwarze Schafe, wie in jedem anderen Bereich auch.

Das sind aber die Ausnahmen.

Zu glauben, dein Kind wird im Training zur empathielosen, gewaltbereiten Kampfmaschine erzogen ist völlig unbegründet.

Als Beispiel stelle ich hier das Wing Tai für Kinder vor. Ich war selbst mehrere Jahre Mitglied in diesem Verband und bin mir ganz sicher, dass hier gerade im Kinderbereich hervorragende Arbeit geleistet wird.

Das tun aber andere Verbände und Schulen auch.

Du kannst dein Kind aber auch in den örtlichen Karate- oder Judo-Verein stecken. Solange die Lehrer seriös sind und dein Kind Spaß hat, kannst du hier nicht viel falsch machen. Geht es um das Thema Selbstverteidigung für Kinder, sollten neben dem körperlichen Training auch unbedingt folgende Aspekte im Training ihren Platz finden:

  • Szenariotrainings und Rollenspiele.
  • Schulung der Achtsamkeit und des Gefahrenbewusstseins.
  • Handlungsanleitungen und Übungen, wie dein Kind sich möglicherweise noch aus gefährlichen Situationen lösen kann.

Gefahren und Risiken in Kampfkunst, Kampfsport und Selbstverteidigungstraining für Kinder

  • Die Sportarten mit den höchsten Unfallrisiken sind Fußball und der Skisport, dicht gefolgt von Mannschaftsballsportarten, dem Radfahren und Wandern und Klettern.
  • Kampfkünste, Kampfsportarten und Selbstverteidigungstrainings sind relativ sicher. Gerade in Kindertrainings und Sportarten, die nicht im Vollkontakt trainieren und kämpfen, ist die Verletzungsrate sehr gering!

Es besteht also kein Grund zu übermäßiger Sorge.

Fazit: Selbstverteidigung für Kinder

Grundlegende Kenntnisse um die theoretische und praktische Selbstverteidigung gehören zum Allgemeinwissen, denn jeder kann, auch wenn es für ihn noch so unwahrscheinlich sein mag, in eine Notsituation kommen. Dann ist es gut, zumindest über gewisse Grundlagen zu verfügen. Im Idealfall reicht ohnehin ein kluges und bewusstes Alltagsverhalten aus, um die Risiken gering zu halten.

Es gibt eine Vielzahl guter Lehrer, die ein grundlegendes Wissen über Selbstverteidigung kindgerecht und mit viel Spaß vermitteln können. Ob das in einer Judo-, Karate- oder einer anderen Kampfsportschule stattfindet ist fast schon unwichtig.

Sollte dein Kind ohnehin den Wunsch äußern zu einem Kampfsportverein zu gehen, solltest du das unterstützen und fördern. Dann geht es nur mehr darum, einen geeigneten Verein zu finden, der die wesentlichen Dinge vermitteln kann und in dem das Training Spaß macht.

Ich kann dir nur empfehlen dein Kind auch in spezielle kindgerechte Selbstverteidigungs- und Kampfkunstkurse hineinschnuppern zu lassen und ihm die Möglichkeit zu geben was fürs Leben zu lernen. Das ist auch dann gegeben, wenn dein Kind nur ein paar Monate am Training teilnimmt und sich dann ein anderes Hobby sucht.

Keine Sorge, niemand muss und soll zur Kampfmaschine ausgebildet werden. 😉

Viel Spaß beim Training!

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