Im Boxen und anderen Vollkontakt Kampfsportarten ist, den Gegner K. o. zu schlagen, die deutlichste Art zu gewinnen. Kein Bewegungsspielraum für die Punktrichter. Sieger und Verlierer stehen eindeutig fest.
Ein K. o. im Boxen erzielst du, indem du deinen Gegner an besonders empfindlichen Stellen hart triffst. Im Kopfbereich zählen zu den klassischen K. o. Punkten, die Schläfe und das Kinn. Am Körper sind die Leber, Milz, der Solar Plexus und der Bereich der kurzen Rippen besonders empfindlich.
Was du noch wissen solltest, um selbst erfolgreicher zu boxen und um dich besser gegen K. o. Treffer zu schützen, erfährst du in diesem Beitrag.
K. o. Punkte fürs Boxen am menschlichen Körper
- Schläfe
- Kinn: Die Kinnspitze und Seite des Kiefers rechts und links.
- Leber: Auf der rechten Seite des Körpers.
- Milz: Auf der linken Körperseite.
- Solar Plexus: Unter dem Brustbein.
Die Schläfe – K.o. Punkt 1
Die Schläfe liegt seitlich am Kopf, etwa in Höhe der Augenbrauen. Sie ist deshalb so benannt, weil Menschen auf der Seite liegend, mit der Schläfengegend das Polster berührt. Die Knochenstruktur in diesem Bereich des Schädels ist dünn, besonders empfindlich und verletzlich.
Wird die Schläfe mit Wucht getroffen, kann dies durch die starke Erschütterung des Gehirns zu einem unmittelbar auftretenden K.o. führen. Wem Karl May und seine Romane noch bekannt sind, wird von Winnetou und Old Shatterhand, gelesen haben.
Der Name „Alte Schmetterhand“ rührt daher, dass Shatterhand darauf spezialisiert war, seine Gegner mittels Schläge auf die Schläfe K.o. zu schlagen.
Das Kinn – K.o. Punkt 2
Wie wichtig das Kinn im Boxsport ist, erkennt man schon an Ausdrücken, wie Glaskinn oder der Formulierung, jemand habe ein gutes Kinn. Beide Formulierungen beziehen sich auf schlechte oder gute Nehmerfähigkeiten der jeweiligen Boxer.
Die Nehmerfähigkeiten lassen sich nicht trainieren, sondern sind genetisch vorbestimmt. Wer ein Glaskinn hat, leicht bei Treffern zum Kinn K.o. geht, hat im Boxsport, besonders im Profiboxsport schlechte Karten.
Treffer am Kinn und auf der Schläfe können zu einem sofortigen K.o. führen. In gewisser Weise haben Boxer, die schneller K.o. gehen, auch Vorteile. Sie erleiden im Summe weniger schwere Kopftreffer, was vom gesundheitlichen Standpunkt, besser sein kann.
Aufwärtshaken sind eine gute Möglichkeit, das Kinn mit harten, entscheidenden Schlägen zu treffen.
Der Kieferbereich – K.o. Punkt 3
Der gesamte Kiefer ist sehr verletzungsanfällig gegen Schlageinwirkungen. Ein gut angepasster Mundschutz und ein geschlossener Mund schützen am besten vor schweren Verletzungen in diesem Bereich.
Kurze Seithaken sind effektive Mittel, um entscheidende Treffer am Kiefer zu erzielen. Der linke Haken, für Normalausleger, näher am Gegner, ist diesbezüglich für die höchste K.o. Quote verantwortlich.
Joe Frazier, Roy Jones Jr., Wladimir Klitschko und viele andere haben diese Technik mit großem Erfolg verwendet.
Die Leber – K.o. Punkt 4
Die Leber ist auf der rechten Körperseite gelegen und lässt sich gut mit Körperhaken treffen. Harte Treffer auf die Leber sind äußerst schmerzhaft und führen oft zu unmittelbaren Kampfunfähigkeit des Getroffenen, bei vollem Bewusstsein.
Selten, aber doch kann es dabei zu schweren inneren Verletzungen kommen. Mehr dazu erfährst du unter:
Der Solarplexus – das Sonnengeflecht – K.o. Punkt 5
Treffer am Solarplexus sind äußerst schmerzhaft und rauben die Luft zum Atmen. Das Sonnengeflecht liegt unter dem Brustbein, zwischen den Rippenbögen. Es ist durch Muskulatur, nur unzureichend geschützt.
Selbst die stärkste Bauchmuskulatur der Welt kann den Solarplexus nicht ausreichend vor den Auswirkungen schwerer Treffer schützen. Die Stelle ist mit den Armen schwer zu decken und ein präziser Treffer kann zu einem sofortigen K.o. führen.
Kannst du ein Knock Out vorbereiten?
Zwei wesentliche Faktoren um ein KO zu erzielen:
- Schlagkraft
- Treffgenauigkeit
Genauso wichtig wie hart zu schlagen, ist es den Schlag richtig zu platzieren.
Hier können schnelle, unerwartete, aber weniger harte Schläge auch zum Knock Out führen. Vor allem dann, wenn der Gegner sie nicht kommen sieht. Er kann sich dann nicht auf den Einschlag vorbereiten und seine Muskulatur anspannen, was ihm helfen würde, dem Schlag seine Wirkung zu nehmen. Er kann sich auch nicht vom Schlag wegbewegen und die Wirkung zu reduzieren. Im Englischen wird das als „Rolling with the Punches“ bezeichnet.
Manche Kämpfer haben gelernt so zu schlagen, dass ihre Schläge nicht, oder nur zu spät für ihren Gegner sichtbar werden.
Wer es abgesehen davon beherrscht, kurze wuchtige Schläge, ohne große Ausholbewegungen zu schlagen, hat hier ebenfalls Vorteile. Diese Schläge sind viel schlechter vorauszusehen. Ihr Weg ist kürzer, die Reaktionszeiten viel kleiner.
Eine weitere Möglichkeit harte Treffer zu landen ist es den Gegner auf bestimmte Aktionen zu konditionieren und dann, wenn er gelernt hat darauf „richtig“ zu reagieren, eine andere überraschende Aktion zu bringen. Roy Jones Jr. war ein Meister darin.
KO nicht erzwingen!
Wie jeder mit ein etwas Erfahrung weiß, bringt es nichts im Kampf etwas auf Biegen und Brechen erzwingen zu wollen. Das Risiko selbst entscheidende Fehler zu machen und aus gekontert zu werden, ist einfach zu groß. Das Beste ist es, mit kühlem Kopf, berechnend an die Aufgabe heranzugehen, ohne sich durch Emotionen leiten zu lassen.
Ein K. o. zu planen, ist ohnehin kaum möglich. Es passiert viel mehr, wenn die Umstände passen. Manchmal auch durch den Lucky Punch. Den Schlag, der den Kampf plötzlich umdreht und ihn durch ein unerwartetes K. o. entscheidet.
- Um die Schläfen und das Kinn seitlich zu treffen, arbeitest du am besten mit Haken. Der linke Haken ist einer der effektivsten Schläge mit der Führhand.
- Die Kinnspitze erreichst du mit Aufwärtshaken.
- Die Leber mit dem linken Haken zum Körper.
Schlagkraft der entscheidende Faktor
Es gibt sie, die geborenen Schläger. Sie sind von ihrer Genetik prädestiniert, hart zu schlagen. Deytona Wilder ist ein aktuelles Beispiel für einen solchen Boxer. Technisch nicht die „Creme de la Creme“ in der Riege der Weltklasseboxer, reicht es bisher immer dazu jeden Gegner umzuhauen. Dabei scheint es manchmal fast egal zu sein, wo er trifft.
Wer genetisch nicht so gesegnet ist, wie ein paar Ausnahmesportler, der kann mit Technik und Training viel wettmachen.
Wie verhinderst du es selbst K. o. zu gehen?
Ein guter Trainingszustand kann KOs zwar nicht verhindern, aber doch die Wahrscheinlichkeit K. o. zu gehen deutlich reduzieren. Ein gezieltes Training der Nackenmuskulatur und der Rumpfmuskulatur, kann helfen Schläge besser zu absorbieren. Hier siehst du Mike Tyson beim Training der Nackenmuskulatur. Mache das nicht nach, ohne vorher deinen Arzt konsultiert zu haben.
Gute Kondition und Ausdauer sind unerlässliche Voraussetzungen für Wettkämpfer. Wer schneller müde wird, ist schwer im Nachteil, auch wenn er technisch der bessere Kämpfer ist. Harte Treffer sind dann kaum mehr zu vermeiden.
Die boxtechnische Ausbildung
Jeder weiß es, aber fast alle machen sich schuldig. Eine gute Deckung ist mit der beste Schutz dagegen, selbst K. o. zu gehen. Sie kommt immer noch zum Tragen, wenn alle andere Maßnahmen einen Treffer zu vermeiden scheitern. In der Theorie zumindest.
Wenn also Ausweich- und Meidbewegungen versagt haben, die eigenen Schutzreflexe nicht ausreichen, muss die Deckung oben sein. Deshalb ist es so unheimlich wichtig ständig darauf zu achten, denn man wird sehr schnell nachlässig und schlampig. Was wiederum fatal enden kann und es oft genug auch tut.
Also Hände oben und nach dem Schlagen wieder auf direktem Weg zurückziehen!
Was passiert bei einem K.-o.-Schlag?
Hier müssen wir zwischen Körpertreffern und Kopftreffern unterscheiden.
Kopftreffer sind erstmal weniger schmerzhaft. Wenn die Lichter ausgehen, spürst du nichts, bis du wieder zu Bewusstsein kommst.
Wie entsteht das K. o. beim Kopftreffer? Bei einem harten Kopftreffer wird das in der Gehirnflüssigkeit (Liquor) gelagerte Hirn, gegen die Schädelwand beschleunigt. Das führt zu einer Art Kurzschluss im Gehirn, das dann vorübergehend abschaltet, was zur Bewusstlosigkeit führt.
Die Nachwirkungen können sich jedoch über einen längeren Zeitraum erstrecken. Gehirnerschütterungen sind fast immer gegeben und leider sind auch Gehirnschäden, durch Kopftreffer möglich und nicht unwahrscheinlich. Muhammad Ali und Freddie Roach, beide an Parkinson erkrankt, sind bekannte Beispiele dafür.
Körpertreffer sind äußerst schmerzhaft, führen zur Kampfunfähigkeit, aber selten zur Bewusstlosigkeit. Der Getroffene bekommt die Auswirkungen des K. o. Schlages also bei vollem Bewusstsein mit. Besonders schmerzhaft ist der Leberhaken. Die Leber liegt auf der rechten Körperseite.
Aber auch Treffer auf den Solarplexus sind alles andere als angenehm und nehmen dem Getroffenen bis zu mehreren Minuten die Luft. Der Solarplexus liegt direkt unter dem Brustbein, zwischen den Rippenbögen. Körpertreffer auf legitime Ziele im Boxsport können durchaus innere Verletzungen hervorrufen.
ab ca. 2:55
Von Rippenbrüchen bis hin zum Leberriss.
Deine Treffer werden noch effektiver, wenn du es schaffst den Gegner „unvorbereitet“ zu erwischen. Mische Tempo, Rhythmus, hohe- und tiefe Angriffe, um das Ziel zu erreichen. Schaffst du es deinen Kontrahenten zu treffen, wenn er einatmet, erhöht sich die Schlagwirkung deutlich.
Schläge auf die Nieren und Tiefschläge sind im Boxsport verboten, können aber in Notwehrsituationen äußerst effektiv sein.
Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor K.o. Folgeschäden
Sicherheitsmaßnahmen im Wettkampf
Die Sicherheitsmaßnahmen im Amateurboxen sind relativ gut. So gibt es neben dem obligatorischen Ringarzt und Ringrichter, eine Reihe von Maßnahmen, die die Sportler schützen sollen. So etwa eine befristete Wettkampfsperre nach erlittenem K. o. und obligatorische Untersuchungen, sowie unterschiedliche Klassen für Wettkämpfer. Im Amateurboxsport gibt es weiters ein Alterslimit für die aktiven Sportler und Wirkungstreffer werden nicht höher bewertet. Im Unterschied zum Profiboxen.
Sicherheitsmaßnahmen im Training
Die erste Sicherheitsmaßnahme im Training sollte sein, es mit Hirn und Vernunft zu gestalten. Nicht alle Trainer und Sportler haben sich hier mit Ruhm bekleckert.
Nach dem Motto: „Nur die Harten kommen in den Garten!“ – zu trainieren, ist schlicht und einfach dämlich. Natürlich sind die Vollkontaktsportarten sehr fordernd für Psyche und Körper. Das liegt in der Natur der Sache. Gerade deshalb muss die Trainingsintensität vernünftig gesteuert werden. Aufgaben – und spielerisches Leichtkontaktsparring, gehören genauso dazu, wie das ab und an stattfindende Wettkampfsparring.
Mundschutz, Tiefschutz, Kopfschutz und Boxhandschuhe entsprechender Größe, um das Training sicher zu gestalten sind obligatorisch. Man muss im Training seine Schlagkraft nicht unbedingt an den Köpfen seiner Sparringspartner trainieren, sondern kann dazu Geräte wie den Sandsack, oder die Pratzen verwenden.
Zumindest ist das meine Meinung und vielleicht bin ich ja ein Weichei. Was immer noch besser ist, als eine Hohlbirne. 😉
Fazit – Das K.o. im Boxen
In dem Beitrag haben wir uns angesehen, wie man Wirkungstreffer erzielen kann und den Wettkampfgegner im Idealfall K. o. schlagen kann. Wohin man dabei schlagen muss und wie man es vorbereitet. Wir haben die bestehenden gesundheitlichen Risiken analysiert und einige technische Aspekte des Boxens betrachtet.
Neben einem guten Trainingszustand, ist eine gute technische Grundausbildung notwendig, um sich erfolgreich behaupten zu können. Zu früh in den Ring zu steigen oder mit einem viel erfahrenen Gegner, bedeutet unnötige gesundheitliche Risiken einzugehen.
Die Sicherheitsstandards gerade im Amateurboxsport sind sehr hoch. Leider bleibt immer ein gewisses gesundheitliches Restrisiko bestehen, obwohl Boxen im Vergleich zu vielen Sportarten relativ sicher ist. Schaut auf euch und eure Trainingspartner. Die Gesundheit muss immer vorgehen.
Viel Spaß beim Training!
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