Wie finde ich das ideale Kampfgewicht? (Boxen, Muay Thai, MMA)


Das ideale Kampfgewicht Boxen

Im Profiboxen gibt es fein abgestufte Gewichtsklassen, 16 bei den Männern und 17 bei den Frauen. Das Körpergewicht ist in Kampfsportarten von entscheidender Bedeutung. Die vielen Gewichtsklassen sollen einen fairen Wettbewerb zwischen den Wettkämpfern ermöglichen. Dabei kann bereits ein Gewichtsunterschied von wenigen Kilogramm über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Das ideale Kampfgewicht eines Boxers hängt von genetischen Faktoren wie Körpertyp, Körpergröße, Knochenbau, Körperfettanteil und Muskelmasse ab. Letztere können durch Training und Ernährung gezielt beeinflusst werden, bis zu einer natürlichen Grenze, bei der die Leistungsfähigkeit drastisch abnimmt.

Neben dem Körperbau hat auch das Training, dem sich ein Kämpfer unterzieht, einen großen Einfluss auf sein Kampfgewicht. So ist es je nach Ausgangslage durchaus möglich, einige Kilos mehr an leistungsfördernder, funktioneller Muskelmasse aufzubauen. Dies erlaubt einen gewissen Spielraum bei der Wahl der Gewichtsklasse, bei der auch taktische und finanzielle Überlegungen eine Rolle spielen können.

So kann es für einzelne Boxer sinnvoll sein, in eine andere Gewichtsklasse zu wechseln, weil dort die Konkurrenz schwächer und die eigenen Erfolgschancen größer sind. In vielen Fällen, insbesondere im Profiboxen, steigen Kämpfer aus finanziellen Gründen in höhere Gewichtsklassen auf. Das war in der Vergangenheit vor allem im Schwergewicht zu beobachten.

Viele Boxer, die vom Körperbau her eher dem Cruisergewicht zuzuordnen waren, sind in die Königsklasse, das Schwergewicht, gewechselt. Manche, wie James Toney, sind dabei fett geworden, andere haben massiv an Muskelmasse zugelegt. Von Evander Holyfield wird behauptet, er habe deshalb Herz-Kreislauf-Probleme bekommen.

Ein höheres Gewicht zwingt das Herz, härter zu arbeiten. Bis zu einem gewissen Grad kann dies durch Ausdauertraining kompensiert werden. Doch ab einem gewissen Punkt funktioniert das nicht mehr. Es kommt zu Leistungseinbußen und im schlimmsten Fall zu gesundheitlichen Problemen.

Der Einfluss von Körperbau & Genetik auf das Kampfgewicht

Die genetisch bedingten körperlichen Unterschiede zwischen den Menschen sind groß. Sie zeigen sich sichtbar in der Körpergröße und im Knochenbau. Die Verteilung von Muskelmasse und Körperfettanteil lässt sich durch Training und Ernährung zu einem großen Teil beeinflussen.

Dennoch werden sich zwei Athleten nie gleich entwickeln, selbst wenn sie exakt den gleichen Trainings- und Ernährungsplan befolgen.

Jedem Menschen sind natürliche Grenzen gesetzt.

Eine grobe Einteilung der Körpertypen, des Körperbaus, die bei der Wahl des idealen Kampfgewichts helfen kann, ist die in ektomorph, mesomorph und endomorph.

Diese Körpertypen sind Idealtypen, sie stellen eine grobe Vereinfachung dar, helfen aber, wenn es darum geht, die ideale Gewichtsklasse einzuschätzen. Die meisten Menschen sind Mischtypen, lassen sich aber überwiegend einem Körpertyp zuordnen.

  • Der ektomorphe Körpertyp ist typischerweise schlank, leicht und schmal. Der Anteil an Körperfett und Muskelmasse ist gering. Typisch für diesen Körpertyp sind lange Gliedmaßen sowie schmale Schultern und Hüften. Ektomorphe haben es schwer, Muskelmasse aufzubauen und zuzunehmen.
  • Mesomorphe Körpertypen zeichnen sich durch einen, schweren, athletischen Körperbau mit breiten Schultern und einer schmalen Taille aus. Sie sind oft gut gebaut und können relativ leicht Muskelmasse aufbauen. Der Stoffwechsel von Mesomorphen ist schnell und sie neigen dazu, weniger Körperfett zu speichern.
  • Endomorphe haben in der Regel, einen schweren Knochenbau, eine größere Körpermasse mit einem höheren Anteil an Körperfett und viel Muskelmasse. Sie haben breitere Hüften und kürzere Extremitäten. Gewichtsabnahme und Körperfettreduktion fallen ihnen schwerer.

Für Kampfsportler, ob Boxer, MMA, Judoka, Ringer oder Kickboxer, um nur einige zu nennen, bedeutet das:

Das ideale Kampfgewicht bewegt sich in einem engen, durch Training und Ernährung zu beeinflussenden Rahmen. Wird dieser natürliche, genetisch vorgegebene Rahmen verlassen, kommt es zwangsläufig zu Leistungseinbußen in der jeweiligen Kampfsportart.

Optimaler Trainingszustand – Kampfgewicht

Ein guter Trainingszustand zeichnet sich durch sportliche Leistungsfähigkeit aus. Der Boxer ist ausdauernd, schnell und kräftig. Das Körpergewicht allein ist nicht aussagekräftig genug. Eine gute Muskelentwicklung und ein geringer Körperfettanteil von 8 bis 12 Prozent sind für Boxer in den unteren Gewichtsklassen ideal.

Im Schwergewicht ist ein Körperfettanteil von 15 bis 20 Prozent noch akzeptabel. Er ermöglicht noch einen guten Kompromiss zwischen Kraft und Ausdauer.

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Ausdauerfähigkeit, die Schnelligkeit eines Boxers, an der unteren Grenze des Kampfgewichts zunimmt. Während die Schlagkraft und die Fähigkeit, das Gleichgewicht zu bewahren – Standzuhalten -, im relativen Vergleich abnehmen.

Die maximale Sauerstoffaufnahmekapazität des Sportlers wird mit dem VO2 max gemessen. Sie ist ein Maß für die Sauerstoffmenge, die der Körper pro Minute und pro Kilogramm Körpergewicht aufnehmen und verarbeiten kann. Sie wird durch Muskelmasse und Körperfettanteil beeinflusst.

Die VO2 max beeinflusst die Ausdauerleistungsfähigkeit des Kämpfers und kann mit verschiedenen Methoden gemessen werden. Die Messwerte können wertvolle Hinweise für die Trainingsgestaltung und das optimale Kampfgewicht des Boxers liefern.

Das ideale Kampfgewicht eines Boxers, bzw. Kampfsportlers, hängt also von vielen verschiedenen Faktoren ab, die alle berücksichtigt werden müssen. Der beste Kompromiss muss individuell gefunden werden.

Wie das richtige Kampfgewicht finden?

Bei der Wahl des Kampfgewichts sollten neben taktischen und finanziellen Überlegungen vor allem die Intuition, die Leistungsfähigkeit im Sparring und die Mühe bzw. Leichtigkeit, mit der das Kampfgewicht erreicht werden kann, eine Rolle spielen. Manchmal kann es aus gesundheitlichen Gründen, besser sein in eine höhere Gewichtsklasse aufzusteigen.

Leistung in Sparring und Wettkampf

Die Leistungen im Training im Allgemeinen und im Sparring bzw. Wettkampf im Besonderen lassen wertvolle Rückschlüsse auf das ideale Kampfgewicht des Boxers zu.

Wer im Sparring trotz regelmäßigem Training schnell ermüdet, dadurch langsamer wird, weniger oft schlagen kann und häufiger Treffer einstecken muss, ist wahrscheinlich zu schwer. Sein Körper kann nicht mit der nötigen Menge Sauerstoff versorgt werden, um eine optimale Leistung zu erbringen.

Natürlich sollte man hier keine voreiligen Schlüsse ziehen. Ein Sparring mit einem technisch oder körperlich überlegenen Boxer ist naturgemäß auch körperlich anstrengender und eine schnelle Ermüdung ist in einem solchen Fall nicht unbedingt ein Zeichen von mangelnder Ausdauer.

Folge deiner Intuition!

Deine Intuition wird dir aber mit ziemlicher Sicherheit sagen, was die wahre Ursache ist.

Du könntest dann trotz eines sorgfältig geplanten und durchgeführten Trainings zu dem Schluss kommen, dass du abnehmen solltest. Für durchtrainierte Boxer würde das in letzter Konsequenz bedeuten, zu viel Muskelmasse abzubauen, um eventuell in einer niedrigeren Gewichtsklasse antreten zu können.

Wer hingegen keine Probleme mit seiner Ausdauer, Beweglichkeit und Schnelligkeit hat, wohl aber mit der für den Boxsport notwendigen Schlag- und Körperkraft, sollte eventuell an Muskelmasse zulegen, um in eine höhere Gewichtsklasse aufsteigen zu können.

Nicht jeder kann z.B. mit einer Körpergröße von 190 und einem Gewicht von 75 kg optimale Leistungen erbringen. Genetik, Körperbau, aber auch das Alter spielen bei der Wahl der Gewichtsklasse eine entscheidende Rolle.

Probleme beim Gewicht machen

Mit zunehmendem Alter fällt es vielen Kämpfern immer schwerer, ein niedriges Kampfgewicht zu halten und sie sind dann oft besser beraten, in eine andere Gewichtsklasse zu wechseln.

Für jeden Menschen gibt es so etwas wie ein natürliches Wohlfühlgewicht. Ein Körpergewicht, das für ihn natürlich ist und das sein Körper anstrebt. Es kann sehr schwierig sein, ein relatives Über- oder Untergewicht auf Dauer zu halten. Dies sollte bei der Wahl der Gewichtsklasse und des angestrebten Kampfgewichtes unbedingt berücksichtigt werden.

Wer extreme Schwierigkeiten hat, sein Kampfgewicht dauerhaft auch nur annähernd zu halten und gezwungen ist, vor dem Kampf gesundheitsgefährdende Praktiken zur Gewichtsreduktion anzuwenden, sollte jedenfalls in eine höhere Gewichtsklasse wechseln.

Körperbau – vs. taktische & finanzielle Überlegungen

Einige Boxer haben es extrem getrieben. Sie traten in bis zu fünf verschiedenen Gewichtsklassen an und waren erfolgreich. Dabei handelt es sich um absolute Ausnahmeathleten, wie zum Beispiel den Profiboxer James Toney. Toney hat in vier Gewichtsklassen vom Mittelgewicht, Supermittelgewicht, Cruisergewicht bis zum Schwergewicht gekämpft und war mit mehreren Weltmeistertiteln außerordentlich erfolgreich.

Evander Holyfield ist ein weiterer legendärer Boxer, der sich in verschiedenen Gewichtsklassen behaupten konnte. Er kämpfte als Profi im Halbschwer-, Cruiser- und Schwergewicht mit großem Erfolg.

Sowohl James Toney als auch Evander Holyfield waren Boxer, deren natürliches Kampfgewicht unter dem Schwergewichtslimit lag. Aus sportlichen und finanziellen Gründen entschieden sie sich für den Aufstieg in die Königsklasse des Boxsports und waren damit erfolgreich.

Diese Ausnahmeboxer konnten sich dies aufgrund ihres außergewöhnlichen Talents und professionellen Trainings leisten. Für einen durchschnittlichen Boxer ist es sicherlich nicht empfehlenswert, in unterschiedlichen Gewichtsklassen anzutreten.

In den höheren Gewichtsklassen wird härter geschlagen, die Boxer sind größer, haben eine sehr große Reichweite und sind in der Regel natürliche Schwergewichtler.

Wer als „Mittelgewichtler“ Muskeln aufbaut oder noch schlimmer Körperfett zulegt, wird auch mit dem neuen „Kampfgewicht“ nicht mehr mithalten können. Und er wird mit neuen Problemen wie schlechter Ausdauer, geringerer Beweglichkeit und vergleichsweise geringer Reichweite konfrontiert.

Fazit – das richtige Kampfgewicht

Das richtige Kampfgewicht zu finden, ist eine sehr individuelle Entscheidung, die maßgeblich von vielen verschiedenen Faktoren bestimmt wird. Genetische Vorgaben, Körpergröße und Knochenbau (Körpertypen) geben im wahrsten Sinne des Wortes den groben Rahmen vor.

Aber auch das Alter, der Stoffwechsel und das entsprechende „natürliche Körpergewicht“ spielen eine wichtige Rolle. Während manche Sportler mit einem medizinisch definierten Untergewicht sehr leistungsfähig sein können, sind andere mit Übergewicht besonders stark.

Durch gezielte Ernährung und angepasstes Training kann das Kampfgewicht des Boxers beeinflusst werden. Zu große Gewichtssprünge, das kann man mit Sicherheit sagen, sind für eine optimale sportliche Leistung nicht förderlich.

Die wenigen Ausnahmen, Boxer, die in mehreren Gewichtsklassen erfolgreich gekämpft haben, haben dies in der Regel trotz großer Gewichtsschwankungen in ihrer Karriere geschafft.

Welche Gewichtsklasse bei welcher Körpergröße zu wählen ist, kann nicht pauschal beantwortet werden. Ein geringer Körperfettanteil in Verbindung mit guter Ausdauer, Schnelligkeit und Kraft können allerdings Anhaltspunkte für das ideale Kampfgewicht sein.

Viel Spaß beim Training!


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