Die philippinischen Kampfkünste, vielschichtig und effektiv!


Die philippinischen Kampfkünste
Die philippinischen Kampfkünste

Die philippinischen Kampfkünste sind noch relativ unbekannt im Westen, erfreuen sich aber einer kleinen und treuen Anhängerschaft. Zunehmend finden sie auch in Filmen, wie der The Bourne Identity – Beachtung.

Die philippinischen Kampfkünste basieren auf dem Waffenkampf und verfügen, über einzigartige kämpferische Konzepte und Strategien. Historisch haben die FMA, auch unter den Begriffen Escrima, Kali und Arnis bekannt, durch die spanische Besetzung, Einflüsse europäischer Fechtmethoden erfahren.

Was haben die Filipino Martial Arts  (kurz FMA –  für philippinischen Kampfkünste) zu bieten? Für wen sind sie geeignet, welche großen Stilrichtungen gibt es?

Kali/Arnis/Escrima – Überbegriffe für die FMA

Das Besondere an den philippinischen Kampfmethoden ist. Sie basieren auf dem Waffenkampf. Der Schüler lernt zuerst mit Waffen umzugehen und überträgt erst zu einem späteren Zeitpunkt seines Trainings, die erlernten Konzepte und Bewegungsmuster in den waffenlosen Kampf.

Diese Lehr- und Lernmethode steht im Gegensatz, zu der gebräuchlichen Unterrichtsmethode, in fast allen anderen Kampfkünsten. Das Thema Waffen wird hier, meist stiefmütterlich, wenn überhaupt im Training behandelt.

Waffeneinsatz in Konflikten – Die Ursprünge der FMA

Die Herangehensweise an das Thema Kampf und Selbstverteidigung, in den philippinischen Kampfkünsten lässt sich historisch begründen. Waffen sind nicht nur Gleichmacher, die Körperkraft und Gewicht in der Auseinandersetzung unwichtig oder weniger wichtig machen, sie sind auch die erste Wahl, wenn es darum geht, einen Gegner mit möglichst wenig Risiko zu besiegen.

Das ist wohlgemerkt nicht die Aufforderung an dich, Waffen zu führen und kompromisslos rechtswidrig einzusetzen, sondern eine Tatsachenbeschreibung.

Die Gepflogenheit, körperliche Konflikte unbewaffnet zu lösen, ist historisch und weltweit betrachtet immer die Ausnahme gewesen und ist es auch heute noch.

Waffen bringen aber das Ausmaß an Gewalt und schwersten Verletzungen und Tötungen auf ein viel höheres Level. Jeder, der sich die neuesten Kriminalitätsstatistiken zu Messerangriffen unvoreingenommen ansieht, kann das erkennen.

Nur ein starker Rechtsstaat und eine gut funktionierende Justiz können die Problematik und Häufigkeit des Waffengebrauchs in Auseinandersetzungen wirksam reduzieren.

Aus diesem Grund denken wir in Mitteleuropa auch noch „waffenlos“, wenn wir an Selbstverteidigung denken. Der Begriff Schlägerei kommt uns noch eher in den Sinn, als der Begriff Messerstecherei oder Schießerei. In vielen Regionen der Welt sieht es aber völlig anders aus.

Hier ist die Waffe in der Konfliktlösung die erste Wahl. Das Ausmaß an Gewalt und Brutalität dementsprechend höher.

Aber wir müssen uns auch zunehmend in Mitteleuropa auf eskalierende Gewalt einstellen. Wer das als Angstmacherei sieht, soll bitte zum Thema Messegewalt recherchieren. Nicht ohne Grund wurde zu Beginn des Jahres 2020 das Waffengesetz deutlich verschärft. In der Öffentlichkeit dürfen nur mehr Messer mit einer Klingenlänge bis 4 cm geführt werden.

So groß ist die Problematik, was die verzweifelten Versuche das Problem mit Verboten in den Griff zu bekommen beweisen.

Erkenntnisse und Trainingsmethoden aus den FMA sind und werden, deshalb zunehmend relevanter, für die Selbstverteidigung.

Nur Leute, die mit Waffen trainieren, können das Bedrohungspotential richtig erfassen und sich eventuell, die Chancen sind unbewaffnet äußerst gering, erfolgreich in Notsituationen behaupten.

Die Überlebenschance unbewaffnet gegen einen Messerangreifer, der es wirklich ernst meint, zu bestehen und zu überleben, wird mit 5 % für gut trainierte Leute angenommen! Diese Erkenntnis aus den FMA, sollte sich jeder der am Thema Selbstverteidigung Interesse hat zu Herzen nehmen.

Leider gibt es immer noch Lehrer und Trainer, die im Unterricht ihrer Schüler mit einer geradezu kindlichen Naivität an die Problematik herangehen.

Messerangriff – Was tun? In diesem Beitrag habe ich auch die häufigsten Verletzungen und deren Auswirkungen beschrieben.

Historische Hintergründe der philippinischen Kampfkünste

Dazu gibt es eine Vielzahl an Theorien und Erklärungen, die sich teilweise erheblich widersprechen.

Tatsache ist, die Philippinen standen mehr als 300 Jahre unter spanischer Kolonialherrschaft.  Ferdinand Magellan war der erste Seefahrer im spanischen Dienst, der 1521 auf der Insel Samar anlandete. Magellan wurde, so die Geschichtsschreibung, von Häuptling Lapu Lapu auf der Insel Mactan getötet. 1565 wurde die erste dauerhafte spanische Siedlung auf den Philippinen angelegt.

1571, nach der Schlacht von Bankusay, erlangten die Spanier weitgehend Kontrolle und Herrschaft über das ca. 7100 Inseln umfassende Inselgebiet, auf dem etwa 90 unterschiedliche Sprachen gesprochen werden.

Den Spaniern wohlgesonnene Filipinos wurden installiert, um die spanische Herrschaft abzusichern.

Ebenso wurden einheimische, den Spaniern ergebene Krieger mit dem spanisch europäischen Kriegshandwerk konfrontiert und ausgebildet. Dazu gehörte selbstverständlich auch der Umgang mit Klingenwaffen und das Training in der damaligen Fechtkunst.

Da die spanischen Besatzer zu einem großen Teil aus Europäern unterschiedlichster Herkunft bestand, können wir davon ausgehen, dass nicht nur die spanische, sondern auch andere Fechtmethoden so auf den Philippinen bekannt wurden.

In der mehr als 300 Jahre andauernden Besatzungszeit, fanden diese Kampfmethoden weite Verbreitung auf den Philippinen und wurden mit einheimischen, bereits vorhandenen Kampfmethoden vermischt.

Diese Aussagen stehen zum Teil im Widerspruch, zu Informationen zum Thema, die du auf Wikipedia findest.

Ich beziehe mein Wissen bezüglich der Ausbildung einheimischer Hilfstruppen in europäischen Kriegstechniken und Fechtmethoden von Bernd Schubert. Bernd Schubert betreibt seit fast 40 Jahren Escrima, hat die Escrima Training Federation gegründet, und die geschichtlichen Hintergründe gründlich recherchiert.

Eine britische Invasion von 1762 bis 1764  erschütterte die spanische Kolonialherrschaft. Endgültig endete die spanische Herrschaft mit der US-amerikanischen Besetzung der Philippinen im Jahr 1898, die mit Unterbrechungen bis 1946 andauerte. Im Jahr 1941 besetzen japanische Truppen die Inseln. Es entwickelten sich schnell Widerstandsgruppen und ein daraus folgender Guerillakrieg, der mit voller Härte von beiden Seiten geführt wurde.

In diesem Krieg wurde oft im Dschungel auf engstem Raum mit Klingen gekämpft. Die Filipinos agierten unter anderem in Dreiecksformationen, die als Keil benutzt wurden, um in die gegnerischen Reihen einzudringen. Viele der später in die USA ausgewanderten Filipinos, wie Leo Giron hatten im Waffenkampf, mit Macheten und anderen Klingenwaffen reale Kampferfahrungen.

Giron zog nach dem Krieg nach Stockton, Kalifornien und betrieb dort seinen Bahala Na Club, in dem er seine Version des Escrima, den Largo Mano Stil, lehrte.

Im Oktober 1944 gelang es den Amerikanern, unterstützt durch einheimische Verbände, die Japaner zu vertreiben. Im Jahre 1946 wurden die Philippinen offiziell unabhängig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sich in Kalifornien eine philippinische Gemeinde, in der auch intensiv Escrima betrieben wurde.

Neben Leo Giron sind hier Angel Cabales (Serrada Stil), Dentoy Revillar und Max Sarmiento besonders zu erwähnen.

Rene Latosa hatte hier seinen ersten Kontakt zum Escrima und wurde von oben genannten Lehrern und seinem Vater unterrichtet. Max Sarmiento hat das waffenlose Escrima, das Cadena de Mano, die „verketteten Handtechniken“ von Rene Latosa stark geprägt.

Latosas bekannteste Schüler im deutschsprachigen Raum sind Bill Newman und Bernd Schubert.

Legenden – Mythen – Missverständnisse

Neben den oben erwähnten, sich teilweise komplett widersprechenden Erklärungen zum geschichtlichen Hintergrund der Waffentechniken und Fechtweisen, gibt es auch noch andere Ungereimtheiten.

Gerne werden im Zusammenhang mit den philippinischen Kampfkünsten Legenden und Mythen verbreitet, die zumindest teilweise, einer realistischen Betrachtung nicht standhalten können.

Mit Feuer gehärteten Stöcken, erfolgreich gerüsteten, gut ausgebildeten und kriegserprobten spanischen Konquistadoren, mit den besten Waffen ihrer Zeit ausgestattet entgegenzutreten, gehört mit Sicherheit dazu. Erklärt wird das damit, dass die Spanier zu schwer und unbeweglich waren, um es gegen nackte Stammeskrieger aufzunehmen.

Ich persönlich halte diese, oft verbreitete Darstellung, für äußerst unglaubwürdig!

Auch Dan Grade und Gürtelsysteme, die dem japanischen Budo entstammen und Formen, gab es historisch in der FMA nicht.

Formen sind in asiatischen Kampfkünsten weit verbreitet und stellen eine fix vergebenen Bewegungsablauf, mit und ohne Partner dar.

Die philippinischen Kampfkünste sind auch keine Stockkampfkünste, oder sie waren es zumindest ursprünglich nicht!

Stöcke wurden und werden im Training, statt Klingen verwendet, weil es weniger gefährlich ist. Wer meint, mit scharfen Klingen Fechten lernen zu können, wird nicht lange Fechter bleiben.

Er wird ja unweigerlich getroffen und während Treffer mit dem Stock noch relativ ungefährlich sein können, ist ein vergleichbarer Treffer mit einer Klinge fast immer, kampfentscheidend. Ein weiterer Vorteil beim Training mit Stöcken ist, dass Treffer schmerzen, also ein unmittelbares Feedback über Fehler geben, aber nicht verstümmeln oder töten.

Treffer mit scharfen Waffen müssen im ersten Moment nicht einmal weh tun, das unmittelbare Feedback bei Fehlern fällt also weg, die Schwere der Verletzungen ist aber umso signifikanter.

Es ist aber durchaus richtig, dass manche moderne FMA Stile, sich als Stockkampfkünste begreifen.

Technisch und konzeptionell ist es ein Unterschied, wie zwischen Tag und Nacht, zwischen einem Stockkampf und einem Kampf mit Klingen.

Wer das nicht versteht, weiß nicht mehr, was er tut.

Im Zuge der Weiterverbreitung der FMA und leider auch deren Verwässerung und Kommerzialisierung wurden viele Systeme und Unterrichtsprogramme den neuen „Anforderungen“ angepasst. Einfache, knallharte Systeme, die sich aufs Wesentliche beschränken, sprechen einfach eine oft zu kleine Zielgruppe an. Mit ihnen ist kein Geld zu verdienen.

Diese Entwicklung haben sehr viele Kampfkünste durchgemacht und oft ist deren Essenz und Seele, wenn man so will, dabei verloren gegangen.

Lehrinhalte in den philippinischen Kampfkünsten

Grundsätzlich widmen sich die philippinischen Stile drei großen Themenbereichen im Training:

Der Umgang mit Klingenwaffen

Unterschiedliche Stilrichtungen bevorzugen unterschiedliche Waffen und haben ihr Training teilweise auf speziell ihre „Werkzeuge“ ausgerichtet. Werkzeuge, die im Alltag der Filipinos eine wichtige Rolle spielten und spielen, wie Messer und Macheten, sind aber aus keiner Stilrichtung der FMA wegzudenken. Manche Stilrichtungen, widmen sich im Training auch wieder historischen europäischen Klingenwaffen, andere bevorzugen traditionelle Waffen der Filipinos.

Stumpfe Waffen – Stöcke und Knüppel jeder Art

Dazu gehören, vor allem Stöcke in unterschiedlichsten Längen. Das beginnt beim kurzen Palmstick (Kubotan), der zwischen 12 und 15 cm lang ist und endet mit Langstöcken bis zu 2 Meter Länge und darüber hinaus. (Stöcke, traditionell aus Rattan, stehen dabei im Training oft als Ersatz für Klingenwaffen.) Stöcke werden aber auch als eigenständige Waffen betrachtet und dementsprechend wird dann auch trainiert. Stumpfe Waffen sind weniger gefährlich als scharfe Waffen.

Das Kampfverhalten und die Kampfdistanzen sind mit stumpfen Waffen, grundsätzlich anders als bei scharfen Waffen.

Waffenlosen Konzepte in den philippinischen Kampfkünsten

Für den Fall, dass die eigene Waffe verloren ging, oder keine greifbar war, gibt es in den FMA auch waffenlose Konzepte.

Historisch gesehen spielten sie eine untergeordnete Rolle, da Konflikte in erster Linie mit Waffen ausgetragen wurden. Den Bedürfnissen unserer Zeit angepasst, messen manche Stilrichtungen dem waffenlosen Kampf aber mehr Bedeutung bei, als es früher der Fall war. Bekannt sind waffenlose Methoden unter Cadena de Mano und Panantukan.

Welche Trainingsausrüstung benötigt man in den FMA?

Am Anfang benötigst du lediglich Sportkleidung und Rattanstöcke unterschiedlicher Länge. Die passende Länge erfragst du am besten beim jeweiligen Trainer. Später wirst du einen stabilen Helm mit Metallgitter und Handschuhe benötigen. Als Handschutz werden Eishockeyhandschuhe, Boxhandschuhe, aber auch recht dünne Arbeitshandschuhe benutzt.

Manche benutzen Fechtmasken, andere eigens konstruierte Escrima Helme. Tiefschutz, Ellenbogen und Knieschützer sind auch sehr zu empfehlen.

Ob gepolsterte Stöcke und weitere Schutzausrüstung im Training benötigt werden, hängt stark von der jeweiligen Gruppe ab. Während manche Gruppen nur mit einem Minimum an Schutzausrüstung auskommen, polstern sich andere exzessiv ab.

Übungsmesser aller Art sind auch sehr beliebt. 😉

Einige Konzepte in den philippinischen Kampfkünsten

Distanzen im FMA:

  1. Largo – die weite Distanz: In dieser Distanz werden typischerweise Klingenduelle geführt. Das bedeutet aber nicht, dass kürzere Distanzen nicht „passieren“ können und keine Rolle spielen.
  2. medio – die mittlere Distanz
  3. corto  – die Nahdistanz

Schrittarbeit: Kreis- und Dreiecksmodelle

Konzepte, die sich definitiv auf den Waffenkampf zurückführen lassen, werden besonders deutlich in der Schrittarbeit in den philippinischen Kampfkünsten. Auch wenn es hier stilbedingt durchaus Unterschiede gibt, prägen das Kreis- und Dreiecksmodell die Stile.

In europäischen Bildern zur mittelalterlichen und spätmittelalterlichen Fechtschule, findet man diese Konzepte ebenso.

Der Grundgedanke ist, anders als im modernen sportlichen Fechten, keine Ausfälle zu machen, sondern in die Flanke des Gegners zu kommen. Das dient dazu, vorteilhafte Angriffswinkel zum Gegner zu schaffen und ihn so auszumanövrieren.

Wir finden ähnliche Ideen unter anderem auch im Boxsport und den Mixed Martial Arts wieder. Gute Kämpfer wollen keine blindwütigen Schlagabtäusche abliefern, sondern den Gegner geschützt von der Seite angreifen. Sie wollen dabei ihre Handlungsmöglichkeiten voll ausschöpfen und die des Gegners beschränken. Ein Gegner, der sich erst neu ausrichten muss, um sich wirksam zu verteidigen und anzugreifen ist deutlich im Nachteil.

Defanging the Snake – der Giftschlange den „Zahn“ ziehen

Übersetzt bedeutet es in etwa, der Schlange den Giftzahn ziehen.

Auf menschliche Auseinandersetzungen bezogen, heißt das den Gegner gezielt entwaffnen, indem die Waffenhand angegriffen wird. Die Waffenhand ist beim Fechten, dem Kampf mit Klingen, das nächste Ziel und viel leichter zu treffen als Kopf und Körper des Kontrahenten.

In der Regel spielt sich die Auseinandersetzung mit Klingen ja in der weiten Distanz ab, wie oben erwähnt. Es gibt aber auch Übungen wie das Retirada und den Escapo Bereich, die sich den anderen Distanzen und Notmaßnahmen, bei Überraschungsangriffen widmen.

Verbreitete Stilrichtungen der Filipino Martial Arts

Kali/Arnis und Escrima sind Überbegriffe für die mehr als 100 unterschiedlichen Kampfstile auf den Inseln. Diese Stile unterscheiden sich teilweise erheblich voneinander und unterliegen unterschiedlichsten Einflüssen und Prägungen.

Pekitit Tirsia Kali

Das PTK ist einer der weltweit am bekanntesten und verbreitetsten Stile der Filipino Martial Arts. Es ist ein Familiensystem der Tortal-Familie. Leo Tortal Gaje gilt als der Großmeister des Systems. Die schillernde Persönlichkeit des Großmeisters hat sicherlich zur Verbreitung des Stiles beigetragen. PTK wird unter anderem in den philippinischen Streitkräften geübt.

In den vergangenen Jahren gab es jedoch mehrere Abspaltungen und Neugründungen von Organisationen im PTK, unter anderem unter Tim Waid.

Im PTK wird mit den unterschiedlichsten Waffen trainiert.

  • Einzelstock / Einzelwaffe: Stöcke stehen symbolisch im Training für Klingenwaffen, aber auch für das, was sie sind – stumpfe Waffen.
  • Symmetrische Doppelwaffen: Hier werden beide Körperseiten trainiert, die Koordination und Vernetzung der Gehirnhälften verbessert. Eine zweite Waffe kann auch stellvertretend für einen Schild stehen.
  • Lang– und Kurzwaffe: Waffen haben unterschiedliche Eigenschaften, Stärken und Schwächen. Das Training hilft beim besseren Verständnis. Es kann schon eine große Herausforderung darstellen, sich im Kampf nicht versehentlich mit der zweiten Waffe selbst zu verletzen. Trainiert also mit stumpfen Waffen, es hat schon bitterböse Trainingsunfälle in den FMA gegeben.
  • Messer: Leicht verfügbar und zu verbergen und hochgradig gefährlich. Trotzdem keine gute Selbstverteidigungswaffe, da nicht unmittelbar mannstoppend, aber potenziell tödlich!
  • Körperwaffen: Es wird mit Ellenbogen, Knien, Tritten und Schlägen gearbeitet. Eine Besonderheit im PTK ist, dass auf den Einsatz der Faust verzichtet wird und nur Schläge mit der offenen Hand ausgeführt werden. Das soll vor Handverletzungen bewahren und so der taktische Hintergrund, die Möglichkeit zur eigenen Waffe zu greifen, offen lassen.

Das PTK ist neben dem Lameco Escrima und dem thailändischen Krabi-Krabong eines der Basissysteme im Stockkampfsystem der sogenannten Dog Brothers, den DBMA.

Es wurde vom Eric Knaus, Top Dog in die DBMA eingebracht.

DBMA Dog brothers Martial Arts

Die sogenannten Dog Brothers wurden dafür bekannt, das eigene Können in Vollkontaktstockkämpfen zu testen.

Ihr Wahlspruch lautet:

Higher Consciousness through Harder Contact ©”? – Höheres Bewusstsein durch härteren Kontakt!

Gathering of the Pack

Die sogenannten Gatherings stellen keine Turniere oder Wettkämpfe im herkömmlichen Sinne dar. Das „Rudel“ trifft sich, um in Vollkontaktstockkämpfen, die auch schlagen, treten, ringen und Bodenkampf beinhalten, gemeinsam stärker zu werden und die individuellen Fähigkeiten der Teilnehmer zu testen und zu erweitern.

“No judges, no referees, no trophies. One rule only Be friends at the end of the day. This means no one should spend the night in the hospital, and everyone should leave with the IQ that they came with.”

Die Dog Brothers selber bezeichnen sich mitunter selbst, humorvoll als „Psychopathen mit Stöcken“. In den Kämpfen gibt es keine Ring- und Punkterichter. Die Idee ist möglichst gesund aus dem oder den Kämpfen herauszukommen, in harten Kämpfen unter Freunden.

Es kommt aber durchaus immer wieder zu signifikanten Verletzungen. Es stellt also durchaus ein Gesundheitsrisiko dar, an diesen Vollkontaktkämpfen teilzunehmen. Nicht immer, weiß jeder Teilnehmer wann der Zeitpunkt gekommen ist aufzuhören, bzw. Unfälle passieren im Eifer des Gefechts. Das, obwohl die Organisatoren mit Sicherheit ihr Bestes geben, um die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten.

Viele Gatherings sind offen für jeden Teilnehmer, der mitmachen will. Was die Kämpfe nicht unbedingt sicherer macht.

Nicht umsonst muss jeder Teilnehmer vor den Kämpfen eine Verzichtserklärung ausschließen. Er verzichtet freiwillig darauf, seinen Kontrahenten zu verklagen, egal was passiert.

Die Gründer und Lehrer der Dog Brothers sind mit Sicherheit keine primitiven Dummköpfe, sondern viele eher Extremsportler und Pioniere in Sachen Vollkontakt.

Wer also zu Lehrgängen oder Seminaren der Dog Brothers fahren möchte, kann dies tun, ohne sich um seine Gesundheit Sorgen machen zu müssen.

Ich selbst habe mehrere Seminare bei Benjamin “Lonely Dog” Rittiner“, dem Repräsentanten der Dog Brothers für Europa besucht. Sie sind didaktisch hervorragend aufbereitet und „ungefährlich“. Wer an den sogenannten Gatherings teilnehmen will, sollte vorher allerdings den Kontakt zu den Organisatoren suchen und ihre Meinung dazu erfragen. Du bekommst dort ehrliche Antworten zu den Risiken, der Vorbereitung und der Sinnhaftigkeit einer möglichen Teilnehme.

Bekannte Dog Brothers sind:

  • Marc Denny – Crafty Dog
  • Eric Knaus – Top Dog
  • Benjamin “Lonely Dog” Rittiner“
  • Und viele andere mehr! Genauere Informationen gibt es auf der Website der DBMA! 😉

Zu den Waffen – Systemen, die maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung der DBMA gehabt haben, zählen:

  • Inosanto Kali: Marc Denny hat unter anderem bei Dan Inosanto gelernt.
  • Lameco Escrima: Der Stil von Edgar Sulite ist ins Inosanto Kali mit eingeflossen.
  • Pekiti Tirsia Kali: Top Dog – Eric Knaus kommt aus dem PTK.
  • Krabi Krabong: Das Waffenkampfsystem der Thais.

Escrima – Fechten auf Spanisch

In dem Wort Escrima(Eskrima), steckt der spanische Ausdruck ‚esgrima‘, der Fechten bedeutet.

Der europäische Einfluss auf die Kampfkunst ist auch schon im Namen deutlich zu erkennen.

Es gibt eine Vielzahl von Escrima Stilrichtungen. Sie abschließend alle gründlich zu behandeln, ist in einem Blogbeitrag kaum möglich. Dafür müssen Bücher geschrieben werden.

Zu den bekanntesten Stilrichtungen in Europa zählen:

  • Giron Escrima
  • Lameco Escrima
  • Serrada Escrima
  • Balintawak Escrima
  • Doce Pares
  • Latosa Escrima
  • ETF Escrima
  • Newman Escrima

ETF Escrima

Einer der größten Verbände in Deutschland ist die Escrima Training Federation, die ETF unter Bernd Schubert. Bernd Schuberts Lehrer waren Rene Latosa, Bill Newman und andere.

Die ETF hat sich, da Bernd Schubert aus dem Bereich der Sicherheitskräfte kommt, besonders auf deren Bedürfnisse spezialisiert. Dem waffenlose Teil wird, neben dem Training mit Klingen und Stumpfwaffen, große Aufmerksamkeit geschenkt.

Die ETF bietet regelmäßig Verbands-offene Seminare und Turniere in Deutschland an.

Mehr Informationen zur Escrima Training Federation:

Verbandshomepage der ETF

Newman Escrima

Bill Newman ehemaliger Schüler und Trainingspartner von Rene Latosa, vertritt in der EWTO seinen eigenen Stil. Die europäische Wing Tsun Organisation ist im europäischen Raum weit verbreitet und bietet ihren zahlreichen Mitgliedern flächendeckend Zugang zum Newman Escrima.

Da sich das Wing Tsun der EWTO nach Eigendefinition auf die waffenlose Selbstverteidigung spezialisiert hat, kommt dem waffenlose Teil im Newman Escrima weniger Bedeutung im Training zu.

Balintawak Escrima

Das Balintawak Escrima versteht sich als Stockkampfsystem und betrachtet den Stock nicht als Klingenersatz. Es wird besonders der Nahkampf favorisiert.

Trainiert werden aber auch die „3 Bs“:

  • Baston: Stock
  • Blade: Klinge
  • Boxing: Bezeichnet den waffenlosen Teil dieses Stils.

Welche Vorteile bringt das FMA Training?

Die Gründe, die dafür sprechen philippinischen Kampfkünsten zu erlernen sind vielschichtig, wie die unterschiedlichen Stilrichtungen selbst. Sei es die Neugier eine exotische, noch nicht allzu weit verbreitete Kampfkunst kennenzulernen oder den Umgang mit Hieb- und Stichwaffen zu erlernen und das Phänomen Kampf in seiner Vielschichtigkeit zu erfahren.

Für manche Interessenten spielt der Selbstverteidigungsaspekt eine große Rolle.

Die FMA widmen sich ja ausgiebig der Waffenproblematik und damit auch, wie man sich gegen bewaffnete Angriffe schützen kann. Auf Selbstverteidigung spezialisierte Systeme wie das israelische Krav Maga haben hier durchaus auch Anleihen aus den FMA genommen.

Was aber gerne übersehen wird, ist einer meiner Glaubenssätze, die man in diversen Blog-Posts hier finden wird. In Anlehnung an ein Zitat Bernd Schuberts.

Nur wer mit Waffen trainiert, hat im Ernstfall gegen sie eine Chance.

Wer mit Waffen trainiert, entwickelt ein Verständnis für Distanzen und die Einsatzmöglichkeiten unterschiedlicher Waffen. Das hilft ihm instinktiv richtiger zu reagieren, als jemand, der nicht entsprechend trainiert. Garantien erfolgreich zu sein gibt es allerdings keine. Du kannst deine Chancen aber mit entsprechendem Training deutlich steigern.

Wer mit FMA beginnt, trifft mit großer Wahrscheinlichkeit auf zahlenmäßig relativ kleine, aber motivierte Gruppen. Das hat den Vorteil, dass du sehr schnell vorankommst und der Lehrer dir viel Aufmerksamkeit schenken wird. Benötigen wir doch alle gute Schüler und somit gute Trainingspartner, um schneller selbst besser zu werden.

Sparring in unterschiedlichsten Formen gehört im FMA dazu, hilft kämpferische Fähigkeiten zu entwickeln und trägt zu einem besseren Verständnis der jeweiligen Kampfkunst bei.

Auch wenn es vereinzelt, ein paar aus meiner Sicht Verrückte gibt, die ihre 5 Messer überall am und im 😉 Körper versteckt führen, um für die Zombie-Apokalypse vorbereitet zu sein, sind diese Leute in der absoluten Minderheit.

Die große Mehrheit der Lehrer ist sozial, verantwortungsbewusst und sehr darauf bedacht, nicht die falschen Leute auszubilden.  Ich verlange im Zweifelsfall ein polizeiliches Führungszeugnis und nehme mir die Freiheit nur Leute zu unterrichten, die ich als erwachsen und verantwortungsbewusst einschätze.

Wer also Lust hat, in die FMA hineinzuschnuppern, der ist eingeladen, sich zu einem Probetraining im Club seiner Wahl anzumelden. Vielleicht passt es ja für dich?

Viel Spaß beim Training!

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