MMA die Mixed Martial Arts ist ein relativ neuer Vollkontaktsport, der alle sportlichen Varianten des unbewaffneten Nahkampfes in sich vereint. MMA ist extrem vielseitig und erlaubt es unterschiedlichsten Typen von Kämpfern ihren individuellen Stil zu entwickeln und mit Training und Talent erfolgreich umzusetzen.
Zu den Kampfsportarten die für MMA besonders gut geeignet sind zählen: Boxen und Thai Boxen, was schlagen und treten im Standkampf angeht. Ringen und Judo im Stehen und am Boden. Das Brazilian Jiu-Jitsu und Luta Livre, wenn es um reinen Bodenkampf, inklusive würgen und hebeln geht.
Das Spannende im MMA ist, dass es die unterschiedlichsten Einflüsse aus unterschiedlichsten Kampfsportarten und Kampfkünsten gibt. Praktisch jede Disziplin kann Einsichten vermitteln, die den Sport besser und vielseitiger machen. Trotzdem haben sich eine Handvoll Kampfsportarten als Grundlagen im MMA besonders bewährt.
Welche Bereiche müssen die Kampfsportarten im MMA abdecken?
Grundsätzlich kannst du die MMA in drei Bereiche unterteilen.
- Schlagen und treten im Stand.
- Ringen, werfen und hebeln im Stand
- Ringen, hebeln und würgen am Boden.
Schlagen und Treten im Stand – welche Kampfsportarten für MMA?
Vollkontaktsportarten haben sich für die Mixed Martial Arts als besonders effektiv erwiesen. Boxer, Kickboxer und Thaiboxer müssen jedoch einige Anpassungen vornehmen, um im Käfig erfolgreich zu sein. Spezielles Training und das Vermeiden von Ausfallschritten machen sie weniger anfällig für Take-Downs.
Westliches Boxen
Boxer haben zweifelsohne die Fähigkeit effektiv, variantenreich und hart zu schlagen und Methoden dabei selbst möglichst wenig getroffen zu werden, am weitesten entwickelt. Sie sind darauf spezialisiert und testen es im Ring im Vollkontakt.
Es gibt natürlich nicht nur ein Boxen, sondern eine große Vielfalt von unterschiedlichen Einflüssen auf den Boxsport. Das westliche Boxen bietet eine sehr gute Grundlage für die MMA, allerdings mit Einschränkungen.
Da im MMA ringen erlaubt ist, findet der boxerische Nahkampf, wie wir ihn aus dem Boxsport kennen, kaum statt. In der Distanz wird das Ringen genutzt, um zu clinchen und Schläge weitgehend unwirksam werden zu lassen. Auch die im Boxsport häufig gesehenen Meidbewegungen im Oberkörper findet man im MMA selten. Das Risiko, mit Knien oder Tritten getroffen zu werden, ist dabei sehr hoch.
Muay Thai
Auch unter dem Namen Thai Boxen bekannt, ist die thailändische Variante des Kickboxens. Es wird mit Fäusten, Ellenbogen und Knien geschlagen. Tritte sind ebenfalls erlaubt und sehr gefürchtet, es wird nicht nur zum Oberkörper und Kopf getreten, sondern auch die Beine des Gegners werden angegriffen. Die sogenannten Low Kicks sind sehr schmerzhaft und führen bei einem oder mehreren sauberen Treffern oft zum Kampfende.
Beim Thaiboxen wird unter unterschiedlichen Regelwerken gekämpft, sodass sich die Art der erlaubten Techniken unterscheiden kann. In Europa wird meist auf Ellbogenschläge verzichtet, weil diese häufig zum Kampfabbruch durch Cuts, stark blutenden Verletzungen im Gesicht führen.
Kickboxen
Das westliche Kickboxen ist aus einer Synthese aus Karate und Boxen entstanden. Es waren die ersten Versuche von Karatekas wie „Superfoot“ Bill Wallace, Chuck Norris und anderen vom Point Fighting, dem Leichtkontaktkarate, bei dem nach jedem Treffer abgebrochen und neu gestartet wurde, (wie beim Fechtsport) realistischere Wettkämpfe zu gestalten. Später kamen zum Kickboxen viele Einflüsse aus anderen Kampfsportarten und dem Muay Thai hinzu.
Das moderne Kickboxen und das Thaiboxen werden einander immer ähnlicher. Die verbleibenden Unterschiede sind oft nur mehr auf das jeweilige Regelwerk zurückzuführen. So sind unter den K1 Regeln Ellbogenschläge verboten, Knietechniken meist, aber nicht immer verboten, aber Low Kicks, die es im Kickboxen ursprünglich nicht gab, wiederum erlaubt.
Ringen und werfen im Standkampf
Sobald die Tritt- und Schlagdistanz überwunden ist, kommen im MMA die Fähigkeiten des Ringens zum Tragen. Die olympischen Sportarten Judo und Ringen haben sich in der Distanz besonders bewährt.
Ringkampf
Der Ringsport in fast allen Kulturen seit Jahrtausenden verankert, ist eine der grundlegenden Arten, die Menschen zum Kämpfen benutzt haben und benutzen. Das olympische Ringen hat viele sehr erfolgreiche MMA Sportler hervorgebracht. Dan Severn ist ein Beispiel unter vielen.
Das Ringen ist nicht nur eine der anstrengendsten und körperlich fordernden Kampfsportarten, es ist auch sehr effektiv. In Vergleichskämpfen zwischen Boxern und Ringern haben sich sehr oft die Ringer als erfolgreicher erweisen. Das war für viele Beobachter früher überraschender als heute, in einer Zeit wo fast jeder Mixed Martial Arts kennt und Kämpfe gesehen hat. Ringen hilft den Kämpfern dabei, ihre Gegner im Stand zu kontrollieren und sie zu Boden zu bringen, dort zu halten und zur Aufgabe zu zwingen.
- Griechisch römisch
- Freistilringen
Judo
Die japanische Kampfsportart, die sich aus dem Jiu-Jitsu entwickelte und auf Würfe, Feger, Hebel und Würgetechniken spezialisiert hat. Judo wurde von Jigoro Kano in seine moderne Fassung gebracht. Es zählt neben dem Ringsport zu den im MMA bewährten Systemen, im ringerischen Bereich. Ronda Rousey, die bekannte MMA Athletin, war Olympiateilnehmerin im Judo, bevor sie die Sportart wechselte.
Bodenkampfsysteme in den MMA
Die Gracie Familie hat das BJJ, das brasilianische Jiu-Jitsu durch die ersten Ultimate Fighting Championships (UFCs) weltberühmt gemacht. Es war damals eine Sensation, als der um die 82 kg leichte Royce Gracie, viel schwerere Kampfsportler und Kampfkünstler aus allen Bereichen zur Aufgabe zwang. Ziel im BJJ ist es, den Gegner möglichst schnell zu Boden zu bringen und dort über Hebel und Würgetechniken zur Aufgabe zu zwingen.
Mit dem BJJ eng verwandt ist das brasilianische Luta Livre. Es ist grob gesagt eine Mischung aus BJJ und Wrestling. Das Luta Livre ist dem BJJ in der technischen Ausführung und Namensgebung der Techniken sehr ähnlich und hat sich, wie gesagt, parallel dazu entwickelt.
Direkt zum MMA oder doch einzelne Kampfsportarten parallel trainieren?
Die Frage wird oft gestellt und hängt in erster Linie von deinen Trainingsmöglichkeiten ab. Falls keine MMA Schule in der Nähe ist, kannst du mit großer Wahrscheinlichkeit auf Box- und Ringvereine zurückgreifen. Beide Sportarten sind weit verbreitet.
Mit den beiden Sportarten alleine schaffst du dir schon eine hervorragende Grundlage fürs MMA. Du lernst die Vor- und Nachteile der jeweiligen Sportarten kennen und wirst relativ schnell in der Lage sein, sie unter den Regeln der MMA sinnvoll zu kombinieren.
Hast du auch die Möglichkeit BJJ zu trainieren, kannst du das machen, anstatt zu ringen. Grundlegende Fähigkeiten im BJJ oder Luta Livre wirst du im MMA auf jeden Fall benötigen, selbst wenn es nur darum geht, mit dieser Sportart Erfahrungen zu sammeln und die Angriffsmöglichkeiten kennenzulernen.
Tritte fehlen noch in dem Mix. Sie sind aber, wenn du dich auf Low Kicks und Tritte zum Körper, die keine allzu große Beweglichkeit erfordern, relativ schnell auf brauchbarem Niveau zu erlernen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt, wenn du vorhast in den Ring zu steigen, musst du aber dann auch MMA trainieren. Du wirst allerdings mit guten Grundlagen sehr viel schneller so weit sein.
Hast du die Möglichkeit direkt in einer MMA Schule zu trainieren, so ist das die einfachste Möglichkeit, das gesamte erforderliche Trainingsspektrum unter einem Dach zu trainieren. Ein Blick über den Tellerrand zu den Spezialisten in ihren jeweiligen Sportarten kann und wird aber sicherlich auch nicht schaden. Da die Mixed Martial Arts so variantenreich sind und so viele Bereiche im unbewaffneten sportlichen Wettkampf abdecken müssen, können die Sportler natürlich nicht mit Spezialisten in ihren jeweiligen Disziplinen mithalten.
Sie können aber, mit großer Wahrscheinlichkeit, ihren Kampfstil dem Gegner aufzwingen und seine Schwächen ausnutzen. Deshalb ist es in den modernen Mixed Martial Arts heutzutage einfach zu wenig, nur in einer Kampfsportart trainiert zu sein.
Welche Kampfsportarten kommen fürs MMA noch infrage?
Prinzipiell jede, mehr oder weniger. Mit Boxen, Ringen, Judo, Muay Thai, Kickboxen, Luta Livre und BJJ kannst du prinzipiell nicht viel falsch machen. Du kannst nur das Pech haben zu schlechten Trainern oder Vereinen zu kommen, aber die gibt es überall in allen Sportarten.
Ganz oben auf der Liste stehen noch das chinesische Sanda, eine Art Kickboxen, in dem auch geworfen werden darf. Das russische (Combat) Sambo ist quasi das russische MMA und deckt so ziemlich alles, ab, was für den Sport benötigt wird. Fedor Emelianenko ist wohl das bekannteste Beispiel dafür.
Es gibt aber auch genug Beispiele für Spitzenathleten, die aus anderen Kampfsportarten oder Kampfkünsten stammen. Lyoto Machida kommt aus dem Karate und hat es zur Weltspitze in den Mixed Martial Arts geschafft. Karate ist dabei sicher nicht die erste Wahl für den Sport. Letztendlich ist es aber immer der Sportler, der seinen Weg macht oder auch nicht. Es kämpfen ja immer Menschen gegeneinander und nicht Systeme.
Viel Spaß beim Training!