Die Fähigkeit, sich selbst und seine Liebsten in Notsituationen verteidigen zu können, ist ein Grundbedürfnis jedes Menschen. Nicht jeder hat Zeit, Lust und die Möglichkeit Jahre in ein Selbstverteidigungstraining zu investieren. Was kannst du in einem solchen Fall tun?
Um Selbstverteidigung schnell zu lernen, gibt es verschiedene Möglichkeiten: An einem regelmäßigen Training oder Crashkurs teilnehmen. Videos, Bücher oder Online-Kurse nutzen. Mit einem Partner üben. Verzichte auf komplizierte Techniken und beschränke dich auf wenige Abläufe.
In diesem Beitrag werden verschiedene Szenarien und geeignete Strategien erörtert, um so schnell wie möglich wehrhaft zu werden.
Selbstverteidigung lernen – Standortbestimmung – Ziele definieren
Eines solltest du dir bewusst machen: Jeder verantwortungsbewusste Selbstverteidigungstrainer, der weiß, wovon er spricht, wird Schweißausbrüche bekommen auf die Frage:
Ich möchte Selbstverteidigung lernen, schnell und effektiv. Wie stelle ich das an?
Er wird dir lange Vorträge halten, warum das nicht möglich ist. Ich bekenne mich schuldig. In diesem Beitrag gehen wir deshalb, von folgendem Szenario aus.
Problemstellung 1: Selbstverteidigung in einem Monat lernen
Du hast 4 Wochen Zeit, in jeder Woche 3 mal 1,5 Stunden und Selbstverteidigung zu lernen. Danach begibst du dich auf eine Reise, hast dich nie mit dem Thema Selbstverteidigung beschäftigt und willst möglichst gut auf einen Notfall vorbereitet sein.
Wie gehst du es an? Was würde ich, als Selbstverteidigungstrainer, einem guten Freund raten, den ich nach der Reise auch tatsächlich gerne gesund wiedersehen möchte und nicht selbst unterrichten kann?
Buche Privatunterricht
Das ist die teuerste, aber auch beste Möglichkeit, schnell zu lernen. Der Vorteil liegt auf der Hand. Du hast einen Lehrer, der sich auf dich persönlich, deine körperlichen Voraussetzungen, deine Persönlichkeit und deine seelischen Befindlichkeiten, optimal einstellen kann.
Der Lehrer kann so entsprechende und individuelle Schwerpunkte setzen. Ein Kraftdreikämpfer wird in unserem Beispiel nicht an seiner Schlagkraft arbeiten müssen. Seine Defizite liegen eher in anderen Bereichen. Eine durchschnittliche Frau wird sich dem Thema Schlagen sehr intensiv widmen müssen. Wie genug Schlagwirkung erzeugen und bei manchen Frauen auch, wie Schlaghemmungen überwinden?
Wichtig ist es, ein möglichst gutes Bündel an erforderlichen Fähigkeiten zu entwickeln.
Besuche einen Selbstverteidigungskurs!
Die Wahl des Anbieters – der richtige Selbstverteidigungskurs
Ja, in der Not frisst der Teufel Fliegen.
Suche dir unbedingt einen Anbieter aus, der sich tatsächlich auf Selbstverteidigung spezialisiert hat.
Leider gibt es in dem Bereich eine Menge Unwissender, die glauben, sie wüssten, wovon sie reden. Nicht jeder ist aber Experte, der weiß, wie man eine Faust ballt. Dazu gehört wesentlich mehr.
Es gibt in jedem Bereich fähige und weniger fähige Leute. Verallgemeinerungen sind immer falsch, geben jedoch brauchbare Orientierungshilfen.
Zwingst du mich dir geeignete Anbieter zu empfehlen, mit der Knarre am Kopf, dann würde ich dir folgendes sagen:
- Lehrer mit Eigenerfahrungen – hier ist der Stil zweitrangig.
- Krav Maga – mit gewissen Vorbehalten!
- Progressive Fighting System
- Polizei: Auch hier spricht die praktische Erfahrung für sich.
- Securitys: Die wissen worum es geht und werden dir in der Regel, keine falschen Vorstellungen vermitteln.
- ETF Escrima: Der Stil hat sich auf die Bedürfnisse von Behörden und Sicherheitskräften spezialisiert. Das Training ist aber in vielen Gruppen auch unbescholtenen Bürgern zugänglich.
Realistische Erwartungen
Für einen Selbstverteidigungskurs spricht, dass du neue Informationen bekommst und mit unterschiedlichen Partnern üben kannst. Das ist wichtig, so lernst du dich an unterschiedliche Menschen und Körpertypen zu gewöhnen. Du entwickelst ein Gefühl für Reichweite, Schnelligkeit und Kraft deiner Trainingspartner.
Du wirst aber kein Wunderkämpfer werden, der mit traumwandlerischer Sicherheit auch die größten Gefahren meistert. Auch nicht beim allerbesten Trainer.
Nutze Bücher und Videos zum Lernen
Bücher können dir helfen, Sachverhalte und Situationen besser zu verstehen. Sie können für dein theoretisches Wissen, sehr hilfreich sein. Du solltest ein gewisses Grundverständnis für den Ernstfall und reale Situationen entwickeln. Deshalb ist es auch wichtig, dass du dich etwas mit der Theorie beschäftigst.
Buchempfehlungen:
- Spinner Schläger Messerstecher
- Street Safety
- On combat
- On Killing
- Meditations on violence
Videos
Auf Plattformen wie YouTube findest du jede Menge Anregungen.
Ich empfehle dir die Kanäle:
- Fight Science
- Active Self Protection
Der Grund warum ich diese Videos hier nicht verlinke ist, dass sie nicht jugendfrei sind. Eben, weil hier reale Gewalt dargestellt wird.
Mach dich visuell mit der Problemstellung vertraut.
So bekommst du einen ersten Eindruck davon, was möglich ist, wie es vor sich geht. Wenn du klug bist, hast du spätestens jetzt verstanden, dass es oberste Priorität haben muss, in solchen Szenarien nicht dabei zu sein.
Wenn du Selbstverteidigung lernen willst, gehört zur wichtigsten Erkenntnis: Vermeide durch Achtsamkeit und bedachtes Verhalten im Vorfeld, jedes unnötige Risiko.
Lehrvideos
Was du nicht suchst, sind Technikvideos, in denen eine Vielzahl von Techniken erklärt werden. Schon gar nicht, wenn diese kompliziert sind und nicht funktionieren. Im folgenden Video siehst du eine Vielzahl unbrauchbarer Techniken, die in diversen Kursen unterrichtet werden.
Das sollte dir ein Gefühl dafür geben, worauf du schauen solltest, wenn du deine Wahl triffst.
Onlinekurse
Der Vorteil bei Onlinekursen ist. Du kannst sie dir jederzeit ansehen und sie sind, wenn sie gut gemacht sind, systematisch aufgebaut. So lernst du schneller, als wenn du ohne Vorwissen, willkürlich nach YouTube Videos stöberst.
Selbstverteidigung lernen – Welche Techniken lernen?
Handtechniken
Lerne ein paar einfacher Techniken. Faust und Handtechniken sollten dabei den Schwerpunkt in deinem Training darstellen.
Der Vorteil den Handtechniken haben ist, sie sind relativ schnell zu erlernen, anzuwenden und gefährden deine Standsicherheit weniger als Tritte. Da die menschliche Faust sehr verletzungsanfällig ist, solltest du die offene Hand benutzen. Du kannst dich auf Handballenstöße und Ohrfeigen verlegen. Tritte und Hebel kannst du, gerade am Anfang, vergessen!
Tritte
Fußtritte haben in der Selbstverteidigung wenig verloren. Sie sind schwerer zu erlernen, erfordern eine gewisse Beweglichkeit und gefährden dein Gleichgewicht. Du läufst Gefahr auf rutschigem Untergrund auszurutschen, angerempelt zu werden, oder einfach durch den ungewohnten Rückstoß zu Boden zu gehen.
Solltest du also treten, tritt nicht höher als bis zum Knie des Gegners. Ich benutze Tritte in meiner Vorstellung als eine Art des Gehens. In bestimmten Situationen, in der Nahdistanz musst du dein Bein oder Knie nur minimal anheben, um Schaden anzurichten. Dein Gleichgewicht wird dabei kaum gefährdet.
Schmutzige Techniken
In der Selbstverteidigung brauchst du dir keine Gedanken über Fairness zu machen. Du hast sie weder zu erwarten, noch solltest du dumm genug sein, fair zu kämpfen, wenn es um dein Leben und deine Gesundheit geht.
Fairness ist ein sportliches Konzept! In der Selbstverteidigung ist sie aber völlig fehl am Platz!
Beispiele
- Nutze deine Umgebung:
- Nutze Alltagsgegenstände als Behelfswaffen:
- der Schredder
Hebel, Haltegriffe und andere Kunststücke
Das kannst du getrost vergessen. Um diese Techniken wirklich einsetzen zu können, benötigst du sehr viel Übung. Selbst dann solltest du sie nicht gegen körperlich stärkere Gegner ausprobieren. Klar, Experten in diesen Bereichen können das. Du bist aber nach, wenigen Trainingseinheiten mit Sicherheit kein Experte in Sachen Selbstverteidigung. Lass es einfach!
Festlegetechniken und Haltegriffe sind ohnehin etwas für polizeiliche und behördliche Tätigkeiten. Sie funktionieren am besten in Zusammenarbeit mit Kollegen.
Problemstellung 2 – Selbstverteidigung lernen in 6 Monaten?
Gute Frage! Kompliment!
Now, we are talking business!
Ein halbes Jahr ist ein vernünftiger Zeitrahmen, um grundlegende Selbstverteidigungsfähigkeiten auf passablem Niveau zu erlernen. Suche dir einen geeigneten Club oder Schule und gehe regelmäßig ins Training. Bei der Wahl des Anbieters gelten obige Empfehlungen. Er soll sich auf Selbstverteidigung spezialisiert haben.
Mit Kampfkunst und Kampfsport, hat das nichts zu tun.
Faustregel: Kommen Formen, das sind Bewegungsabläufe, die den Kampf gegen einen oder mehrere Gegner widerspiegeln, artistische Bewegungen und hohen Tritte im Training vor, bist du falsch, wenn du in erster Linie Selbstverteidigung erlernen willst.
In einem zielgerichteten Training wird nämlich die Zeit besser genutzt. Punkt. So einfach ist das.
Das bedeutet in keinster Weise, dass Kampfkünste und Kampfsportarten keinen Wert hätten. Es ist aber eine valide Aussage darüber, was sinnvoll und weniger sinnvoll ist, wenn du Selbstverteidigung lernen möchtest.
Problemstellung 3 – Du hast mehr als 6 Monate Zeit
Je mehr Zeit du dir nimmst, desto freier bist du in deiner Wahl. Du kannst, nachdem du möglichst schnell ein grundlegendes Verständnis zum Thema Selbstverteidigung erlangt hast, nun durchaus auch auf Kampfsportarten oder Kampfkünste zurückgreifen. Das Training wird dich geschickter, sportlicher und körperlich und geistig leistungsfähiger machen.
Die Sportarten meiner Wahl, wenn es darum geht Selbstverteidigung zu lernen, wären unter diesen Bedingungen:
- Boxen
- Kickboxen
- Mixed Martial Arts (MMA)
- Ringen
Ich würde sie aus folgenden Gründen wählen: Diese Kampfsportarten sind körperlich und mental sehr fordernd und betreiben alle regelmäßig in ihrem Training Sparring. Diese Übungskämpfe entwickeln die Fähigkeiten, die du in körperlichen Auseinandersetzungen benötigst. Du entwickelst ein gutes Distanzgefühl, Reaktionsvermögen, Ausdauer und Durchhaltevermögen.
Diese Kampfsportarten decken aber alle den Bereich Selbstverteidigung nicht ganz ab. MMA kommt dem am nächsten. Allerdings fehlt auch hier der Waffenaspekt. Waffen sind ein Thema, das in der Selbstverteidigung unbedingt theoretisch und praktisch behandelt werden muss.
Fazit – Selbstverteidigung lernen – schnell und effektiv
Wir haben uns in dem Beitrag auf drei Szenarien beschränkt. Abhängig vom Zeitrahmen den du zur Verfügung hast um verteidigungsfähig zu werden, musst du unterschiedliche Prioritäten setzen.
Ganz wichtig ist aber zu verstehen:
Beim Lernen von Selbstverteidigung handelt es sich nicht um einen Prozess, der dann nach Kursende, oder einer bestimmten Zahl an Trainingseinheiten abgeschlossen ist.
Selbst dann nicht, wenn du ein vom „Meister“ persönlich unterschriebenes Zertifikat in der Wohnung hängen hast.
Klavierspielen hast du ja auch nicht gelernt, wenn du im Kindergarten, unter Jubelstürmen des Publikums Hänschen klein erfolgreich spielen kannst. Im Konzertsaal wirst du damit, egal wie gut du es spielst, kläglich scheitern. Ähnlich verhält es sich beim Erlernen von Selbstverteidigung.
Wer sich gegen seine 14-jährige Schwester erfolgreich behaupten kann, scheitert womöglich immer noch grandios an einem schlecht gelaunten Straßenschläger.
Wie weit du auf dem Weg kommst, hängt von deinem Einsatz und der richtigen Wahl der Trainingsmethoden ab.
Viel Spaß beim Training!
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