Joggen ist ein Volkssport in Deutschland und wird aktiv von knapp 23 Millionen Menschen betrieben. Der Frauenanteil betrug dabei 46 % im Jahr 2021. Übergriffe und Überfälle nehmen dabei, wenn man die Nachrichten betrachtet, zu. Eine gesonderte Polizeistatistik, was diese Übergriffe betrifft, gibt es allerdings nicht.
Selbstverteidigung für Jogger und Spaziergänger beginnt mit Prävention, dem Vermeiden von Risiken im Vorfeld. Bewusste Wahl von Route, Tageszeit, Kleidung und Trainingspartnern, keine Ablenkungen etwa durch Kopfhörer, aktives Tracking mittels Handy gehören ebenso dazu, wie ein Tierabwehrspray.
Gefahrenvermeidung macht dabei, den mit Abstand größten und wichtigsten Teil eines Selbstschutzkonzeptes aus. Wer hier klug agiert, kann die Risiken von Unfällen und Übergriffen signifikant reduzieren. Er muss sich dann mit geringer Wahrscheinlichkeit, mit absoluten Ausnahmesituationen, wie Überfällen oder sexuellen Übergriffen auseinandersetzen.
Ein Ratschlag, der auch von ansonsten durchaus intelligenten Menschen, zu oft nicht berücksichtigt wird. Die Hoffnung – es wird schon nichts passieren – stirbt dann zuletzt.
Sicherheitsmaßnahmen für Jogger und Spaziergänger
- Wähle deine Route mit Bedacht!
- Achte auf die Umgebung, keine Kopfhörer oder Ablenkungen durchs Handy!
- Bedenke Fluchtwege und potenzielle Verstecke im Vorfeld!
- Meide enge Stellen ohne Ausweichmöglichkeiten!
- Halte Abstand zu Stellen, an denen sich jemand verstecken kann.
- Früh morgens und bei Tageslicht zu joggen ist sicherer!
- Sei nach Möglichkeit nicht alleine unterwegs!
- Informiere Freunde und Familie über die gewählte Strecke.
- Wähle geeignete Kleidung! (Sichtbarkeit im Verkehr!)
- Ändere immer wieder mal Zeit und Strecke.
- Führe einen Tierabwehrspray, Schrillalarm oder Schlagkraftverstärker mit.
- Bei Angriffen oder Überfällen sind Flucht, Kooperation oder Kampf, mögliche sinnvolle Optionen.
Jogger und Spaziergänger sind vielfältigen Bedrohungen ausgesetzt. So können der Straßenverkehr, frei laufende Hunde, das Wetter und natürlich andere Menschen zur Gefahr werden.
Wähle Zeit und Ort mit Bedacht
Die Lauf- oder Wanderstecke, sollte mit Bedacht gewählt werden. Mach dir bewusst, wann und wo es gefährlich werden kann. Der Park, den du tagsüber ohne Probleme betreten kannst, kann in der Nacht ein höchst unsicherer Ort sein. Für städtisches Gebiet und bestimmte Wohngegenden kann das ebenfalls zutreffen.
Der Zeitpunkt an dem du dein Jogging oder Laufprogramm absolvierst, ist ebenso sicherheitsrelevant, wie der Ort. Was menschliche Zeitgenossen angeht, so gilt der Spruch:
„Die „Ratten“ kommen abends aus ihren Löchern.“
Es ist statistisch erwiesen, dass mit Einbruch der Dunkelheit, ab 21 Uhr, die Zahl der Straftaten im öffentlichen Raum deutlich zunimmt. Das gilt besonders, aber Freitag Abend bis Sonntag früh und betrifft besonders, aber nicht ausschließlich Lokalbesucher, die spät abends unterwegs sind.
Früh morgens zu joggen ist in der Regel sicherer. Wähle eine dir bekannte Laufstrecke, die du immer wieder mal änderst. So bist du schwer berechenbar und ein Auflauern wird erschwert. Nach Möglichkeit, sind Unterführungen und enge Stellen, die kaum Fluchtmöglichkeiten bieten, zu vermeiden.
Laufe in Gruppen oder mit Partner
Wer alleine unterwegs ist, macht sich zu einem leichteren Ziel, für Überfälle oder Übergriffe. Eine Gruppe zu überfallen, ist wesentlich riskanter für die Täter. Das Potenzial der möglichen Gegenwehr größer, die Wahrscheinlichkeit, dass jemand Hilfe ruft oder die Polizei informiert höher.
Musst du dennoch alleine laufen, gibt es die Möglichkeit, dich am Handy tracken zu lassen. Freunde und Familie sind so jederzeit über deinen aktuellen Aufenthaltsort informiert. Was auch Unfälle betreffend, zu einem entscheidenden Vorteil werden kann, wenn es darum geht dich zu finden.
Wer über kein Handy verfügt, sollte zumindest Vertrauenspersonen, über die Uhrzeit und gewählte Route informieren.
Sichtbarkeit – Lichtverhältnisse und die richtige Kleidung beim Joggen und Spazieren
Besonders für Jogger wird helle, auffällige und bei schlechten Lichtverhältnissen, reflektierende Kleidung empfohlen. Das ist auch äußerst sinnvoll, wenn es darum geht, im Straßenverkehr rechtzeitig erkannt zu werden und hilft Unfälle zu vermeiden. Stirnlampen können sehr hilfreich sein, den Weg in der Dunkelheit zu finden.
Der Aufenthalt auf gut beleuchteten Wegen, trägt ebenfalls dazu bei und verringert die Wahrscheinlichkeit auszurutschen, umzuknicken oder sich auf andere Art und Weise zu verletzen. Gute Sichtbarkeit ist meistens, aber nicht immer von Vorteil.
Geht es um Selbstschutz und Selbstverteidigung, ist gute Sichtbarkeit nicht immer wünschenswert und kann in bestimmten Szenarien zu einem entscheidenden Nachteil werden.
Wer sich abends auf hell beleuchteten Wegen, bewegt und auffallend gekleidet ist, macht sich möglicherweise gerade deswegen zur Zielscheibe, von Kriminellen. Deshalb empfehle ich dir grundsätzlich, dich gut sichtbar zu kleiden, beleuchtete Wege zu benutzen, aber auch einen Plan B, für den Fall, dass du einmal nicht gesehen werden möchtest, zu entwickeln.
Mach dir im Vorfeld Gedanken, wie du auffällige Kleidungsstücke, schnell loswerden kannst. Du kannst beispielsweise, statt einer bunten, reflektierenden Jacke, auf Reflektorbänder zurückgreifen. Der Vorteil, die sind mit wenigen Handgriffen an- und abzulegen und kosten nur wenige Euro.
Solltest, du dich beim Joggen, also einmal gezwungen sehen, möglichst unsichtbar unterwegs zu sein, kannst du das sehr schnell tun. Reflektorbänder ablegen und in schlecht einsehbare und unbeleuchtete „Ecken“ bewegen.
Ecken sind in dem Zusammenhang, nicht wortwörtlich gemeint. Im Idealfall, solltest du in jede Richtung ausweichen können, falls das nötig werden sollte.
Was tun bei potenziellen Bedrohungen beim Joggen oder Spazieren?
Wer aufmerksam seine Umgebung beobachtet und auf seine Intuition, sein Bauchgefühl hört, bewegt sich sicherer. Immer wieder berichten Verbrechensopfer darüber, im Vorfeld des Verbrechens ein ungutes Gefühl gehabt zu haben, es aber ignoriert zu haben.
Tu das nicht!
Das Bauchgefühl oder Unterbewusstsein weiß mehr als dem bewussten Denken zugänglich ist. Höre in solchen Fällen auf deine Intuition und passe dein Verhalten an.
Das kann eine spontane Änderung der Laufstrecke oder des Gehweges sein, vorzugsweise auf bekanntem Terrain, das Aufsuchen belebter Orte oder sich zu verstecken. Je, nach Problemstellung und möglicher oder tatsächlicher Bedrohungslage.
So kann es durchaus sinnvoll sein, ein Lokal zu betreten und sich so, aus dem offenen Raum, zurückzuziehen. Die Öffentlichkeit in einem Gasthaus, wird Täter abschrecken dich dorthin zu verfolgen. Hier kannst du Hilfe suchen, verständigen oder einfach abwarten, bis die Bedrohungslage vorüber ist.
Gibt es diese Möglichkeit nicht und wirst du verfolgt, ist Verstecken eine echte Option. Flucht durch einen spontan eingelegten Zwischensprint kann genauso eine Option sein.
Abgesehen davon ist es auch vom Trainingseffekt, durchaus sinnvoll, immer wieder mal das Lauf- oder Gehtempo zu ändern.
Selbstverteidigung als Jogger, aber wie?
Ist es dir als Jogger, Läufer oder Spaziergänger nicht gelungen, eine Bedrohungslage zu vermeiden oder sich ihr erfolgreich zu entziehen, musst du dich unter Umständen körperlich wehren.
Das muss nicht in jedem Fall so sein, bei Überfällen und Bedrohungen durch Waffen, kann es durchaus sinnvoller sein zu kooperieren. Geht es nur um Geld oder Sachwerte, wie das mitgeführte Handy, kann die Herausgabe der Sachen, ausreichen, um weitere Gefahren abzuwenden.
Naturgemäß ist es nicht immer klar, wie die Situation sich entwickelt. In diesem Fall verlasse dich immer auf dein Bauchgefühl und handle entschlossen.
Wirst du körperlich angegriffen, Vergewaltigungen bzw. Vergewaltigungsversuche sind in dem Zusammenhang, leider oft Thema, solltest du dich wehren. Viele Täter lassen bei entschlossener Gegenwehr von ihren Opfern ab.
Das ist in der überwiegenden Zahl der Fälle so, Garantie dafür gibt es aber keine. In der Regel werden der oder die Angreifer körperlich oder zahlenmäßig überlegen sein. Eine Möglichkeit, das auszugleichen, sind „Hilfsmittel“ – Werkzeuge und Waffen im weitesten Sinne.
Welche Waffen eignen sich zum Selbstschutz für Jogger?
Für Jogger und Spaziergänger eignen sich zur Selbstverteidigung, besonders gut Taschenalarme, taktische Taschenlampen, Schlagkraftverstärker, wie der Kubotan und Tierabwehrsprays. Diese Geräte sind leicht zu transportieren, in Deutschland und Österreich legal zu führen und stellen im gesetzlichen Sinn keine Waffen dar.
Taschenalarme
Taschenalarme sind kleine tragbare Alarmgeräte, die als Schlüsselanhänger an Kleidung, Rucksack oder Schlüsselbund mit einem Handgriff fixiert werden können. Ein Zug am Taschenalarm, löst eine Vorrichtung aus, die laute Alarmtöne erzeugt.
Eine Mindestlautstärke von 120 Dezibel aufwärts ist zu empfehlen. Die mit dem Lärm erzeugte Aufmerksamkeit, ist für viele Täter abschreckend.
Taktische Taschenlampen
Bei sogenannten taktischen Taschenlampen, handelt es sich um kleine, sehr robuste Taschenlampen, die einfach, mit einer Hand, zu bedienen sind und über mehrere einstellbare Lichtstärken, veränderbaren Fokus und Blinkfunktionen verfügen.
Die meisten taktischen Taschenlampen verfügen über eine Blink- bzw. Stroboskopfunktion. Einige Geräte koppeln diese Blinkfunktion, an einen Zufallsgenerator. Das macht die Lampe, noch besser im Blenden von möglichen Angreifern, vor allem bei Dunkelheit. Die so generierten Lichtblitze sind nicht vorhersehbar.
Die Lampe kann zum Schlagen als Kraftverstärker, sehr effektiv verwendet werden. In Kombination, mit der Blendfunktion, gibt sie dir entscheidende Sekunden(bruchteile) Zeit, um Angreifern voraus zu sein.
Die Zeit kannst du zur Flucht, oder zum Angriff nutzen, falls keine Fluchtmöglichkeit besteht oder Flucht aus anderen Gründen, sinnlos erscheint.
Kubotan und taktische Kugelschreiber als Schlagkraftverstärker im Notfall
Beim Kubotan handelt es sich um einen meist aus Metall hergestellten kurzen Stock, der in der Größe und dem Durchmesser etwa einem handelsüblichen Kugelschreiber entspricht. Er kann als Waffe, zum Befreien aus Griffen und Umklammerungen und zum Zuschlagen verwendet werden.
Der taktische Kugelschreiber, ein besonders robuster Kugelschreiber, erfüllt, neben der Schreibfunktion, die gleichen Aufgaben.
Beide Geräte sind, derzeit in Deutschland und Österreich legal in der Öffentlichkeit zu führen und stellen keine Waffen im Sinne des Waffengesetzes dar. Wer diese Geräte in Notwehr gebraucht, bewegt sich, sofern eine Notwehrsituation tatsächlich nachvollziehbar und beweisbar vorlag, völlig im legalen Rahmen.
Tierabwehrsprays gegen Angreifer aller Art(en)
Tierabwehrsprays sind „Pfeffersprays“, die per Definition zur Abwehr von Tieren, aller Art geeignet sind. Sie sind und das ist wesentlich, keine Waffen im juristischen Sinne. Im Gegensatz zum Pfefferspray, der zur Selbstverteidigung gegen Menschen entwickelt wurde.
Tierabwehrsprays lassen sich auch ohne einen kleinen Waffenschein in der Öffentlichkeit, legal führen. Sie sind in Notwehr auch gut gegen jedweden Angreifer (nicht nur Tiere) effektiv anwendbar. Wer sich als Jogger oder Fußgänger, gegen tierische Angriffe schützen möchte, findet in einem Tierabwehrspray eine zuverlässigen, legalen und kostengünstige Alternative zum Pfefferspray.
Einen Tierabwehrspray als Jogger mit sich zu führen ist naheliegend und wird von keinem (vernünftigen) Richter als auffällig bewertet werden.
Wichtig ist es, den Spray jederzeit griffbereit zu haben. In für dich subjektiv bedrohlichen Situation solltest du ihn in die Hand nehmen.
Lohnt es sich, als Jogger extra einen Selbstverteidigungskurs zu besuchen?
Grundsätzlich kann der Besuch eines Selbstverteidigungskurses und eine generelle Auseinandersetzung mit der Thematik, kein Fehler sein. Leider gibt es nicht wenige, um es vorsichtig zu formulieren, inkompetente und auch unseriöse Anbieter.
Wichtig ist, sich nach dem Besuch eines solchen Kurses richtig einzuschätzen und nicht in Selbstüberschätzung zu verfallen. Immer wieder führen solche Fälle dazu, dass sich Menschen mutwillig in Gefahren begeben, in völliger Fehleinschätzung der Gefahren und eigenen Möglichkeiten.
In einem solchen Fall, war dann der Kursbesuch nicht nur sinnlos, sondern auch noch kontraproduktiv. Wer wirklich kämpferische Fähigkeiten, die ihm auch mit guter Wahrscheinlichkeit in echten Bedrohungsszenarien weiterhelfen, erlernen möchte, sollte regelmäßig und vernünftig trainieren.
Fazit – Selbstverteidigung für Jogger und Spaziergänger
Neben, guter Ausrüstung ist eine wohlüberlegte Wahl der Lauf- oder Gehstrecke, nach den besprochenen Sicherheitskriterien, besonders wichtig. Sichtbarkeit ist in der Regel von Vorteil, kann aber in bestimmten Situationen nachteilig sein.
Zwischen gut sichtbar und bei Bedarf „unsichtbar“ wechseln zu können, ist die beste Lösung. Sie macht dich für Kriminelle und potenzielle Bedrohungen durch Menschen, weniger anfällig.
Einige kleine, kostengünstige und kompakte Gegenstände, wie Taschenlampe, Kubotan und Tierabwehrspray mit sich zu führen und schnell griffbereit zu haben ist sehr empfehlenswert.
Gefahren im Vorfeld zu vermeiden, ist die sicherste und mit Abstand erfolgversprechendste Methode, wenn es um Selbstschutz geht.
Oft gepredigt, aber nicht alle wollen es wahrhaben.
Viel Spaß beim Training!
Quelle: Statista
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