Der Boxsport, sei es nun das Amateur- oder Profiboxen, ist ein weltweit verbreiteter, populärer Sport. Der martialische Kampf, zwischen zwei Boxern, die mit aller Härte, aber unter einem sportlichen Regelwerk bis zum K.o. kämpfen, ist und bleibt, faszinierend. Was aber sind die Unterschiede zwischen den Amateuren und den Profiboxern?
Amateur- und Profiboxen unterscheiden sich, im Regelwerk, den Gewichtsklassen, der vorgeschrieben Schutzausrüstung/Kleidung, der Rundenzahl im Kampf, der Wertung von Wirkungstreffern, den Preisgeldern der Boxer. Die Charakteristik des olympischen Boxens ist schneller, da nur über 3 Runden geboxt wird.
Fast alle erfolgreichen Profiboxer haben ihre Karrieren im Amateurboxen, wie das olympische Boxen, ebenfalls genannt wird, gestartet. Neben einer guten boxerischen Grundausbildung, konnten sie so viel kämpferische Erfahrungen in Amateurboxkämpfen sammeln. Für herausragende Talente, ist der Wechsel ins Lager der Profis, dann der nächste logische Schritt.
Die Regeln im Amateur und Profiboxen
Der Amateurboxsport wird über die AIBA (Amateur International Boxing Association) geregelt. Es gelten weltweit einheitliche Sicherheitsstandards und Regeln. Das Profiboxen wird von Land zu Land unterschiedlich normiert, auch haben Management und Boxer ein gewisses Mitspracherecht bei ihren Kämpfen.
So kann, im Profiboxen, von der Größe des Boxrings, der Zahl der zu kämpfenden Runden, bis zur Spannung der Ringseile, saved by the bell (kein Anzählen nach Rundenende) und verschiedenen Niederschlagsregeln, seitens der Profiboxpromotern und Kämpfer selbst, Einfluss genommen werden.
Als Grundlage gelten die alten Queensberry Regeln.
Geschlagen darf nur mit der geschlossenen Faust werden. Trefferflächen im Boxen, sind von der Gürtellinie aufwärts, die Körperrückseite (Nieren, Nacken, Hinterkopf) ausgenommen, Oberkörper und Kopf, der Kämpfer.
Verallgemeinernd kann gesagt werden, dass das Regelwerk im Profiboxen, lockerer und weniger streng als bei den Amateuren, ausgelegt wird. So werden unsaubere Schläge mit der Innenhand und längere, unsaubere Aktionen im Clinch, bei den Profis eher toleriert.
Das Reglement zum Schutz der Boxer
Im olympischen Boxen hat der Schutz der Boxer vor Gesundheitsschäden einen wesentlich höheren Stellenwert als bei den Profis. Das zeigt sich in Unterschieden im Reglement, den verwendeten Handschuhen, dem Einschreiten der Ringrichter und den Gründen für Kampfabbrüche.
Im Boxen der Amateure werden 12 Unzen Handschuhe bei den Männern vorgeschrieben. Die größere Polsterung schützt, sowohl den Kopf und Körper des Getroffenen, als auch die schlagende Hand.
Im Profiboxen gibt es im Unterschied zu den Amateuren kein Alterslimit für die Kämpfer. Das Risiko von schweren Kopfverletzungen steigt altersbedingt und führt zu bedeutend höheren Gesundheitsrisiken älterer Kämpfer.
Im Amateurboxen gibt es die 8 Count Regel. Sie besagt, dass ein Boxer, nach Wirkungstreffern bis 8 angezählt werden muss. Nach 3-maligem Anzählen in einer Runde oder viermaligem Anzählen im Verlauf des Kampfes, wird der Kampf abgebrochen.
Amateurboxer oder Profi – wer ist besser?
Howard „Humpy“ Wheeler, US-Amateurboxer und Gewinner der Golden Gloves, mit einem Rekord von 40 Siegen, zu 2 Niederlagen, schätzt die Qualität von Amateurboxern zu Boxprofis, folgendermaßen ein.
Nach dem Golden Gloves Gewinner, sind die oberen 20 % der Amateurboxer, boxerisch besser, als die unteren 50 % der Boxprofis. Zwischen Amateuren und Profis gibt es im Spitzenfeld, aber noch erhebliche Könnensunterschiede.
Für viele erfolgreiche Amateurboxer stellt sich die Frage, ob sie wirklich zum Profi geeignet sind und das Potenzial, erfolgreich zu werden, mitbringen.
Zum erfolgreichen Profiboxer bedarf es, neben der boxerischen Fähigkeiten, gute Nehmerfähigkeiten, der Fähigkeit hart zu schlagen, einen eisernen Willen und beste Rahmenbedingungen, was Trainer, Trainingsmöglichkeiten und Management betrifft.
Trainingseinheiten von 5 bis 8 Stunden am Tag, an bis zu 6 Tagen, die Woche, sind für Profiboxer keine Seltenheit.
Der Boxer muss sich zutrauen, in die Top-Ten im Profiboxen in seiner Gewichtsklasse aufzusteigen. Er sollte sich realistisch einschätzen können und den Absprung aus dem Boxsport finden, wenn er nicht mehr leistungsfähig genug ist.
Leider gibt es jede Menge Beispiele, von Boxern, die ihre Karriere nicht rechtzeitig beendet haben und solchen, die weit nach ihrer Zeit, wieder mit dem Profiboxen begonnen haben.
Zwei diesbezüglich tragische Figuren sind Roy Jones Jr. und Muhammad Ali. Jones, einer der besten Boxer, die es jemals gegeben hat, verlor in seiner „zweiten“ Karriere, etliche Kämpfe durch K.o., was weder seiner Gesundheit noch seinem Ruf, geholfen hat.
Ausgemusterte Profiboxer, die als sogenanntes Fallobst, von Kampf zu Kampf, als Aufbaugegner für aufstrebende Talente weitergereicht werden, werden im Boxjargon als Journey Men bezeichnet. Sie sind die tragischen Figuren, des brutalen Boxsports.
Die Art der Kampfführung – Amateur- vs. Profiboxer
Das olympische Boxen wird von schnellen Aktionen bestimmt. Das liegt an der vergleichsweise kurzen Kampfzeit. Gekämpft wird ja nur über 3 Runden, zu 3 Minuten und daran, dass Wirkungstreffer werden nicht höher gewertet werden. Es geht also darum, mit klaren Treffern einen Punktevorsprung zu erzielen. Zwar gibt es K.o.s im Amateurboxsport, aber deutlich seltener als im Profiboxen.
So ist das Amateurboxen durch besonders schnelle Schläge und flinke Fußarbeit bestimmt. Der Boxer bewegt sich blitzartig in Schlagreichweite, feuert seine Kombinationen ab und zieht sich wieder in eine sichere Distanz zurück.
Beim Profiboxen, die Kämpfe dauern wesentlich länger, da über mindestens 4 Runden (maximal 12) gekämpft wird und Wirkungstreffer werden höher bewertet, bietet sich ein anderes Kampfbild als bei den Amateuren.
Profiboxer legen mehr Wert auf Wirkungstreffer, bewegen sich in der Regel, nicht ganz so flink, auf den Fußballen, wie die Amateure. So kann härter geschlagen werden. Profiboxer suchen, im Vergleich zu den Amateuren, verstärkt den Nahkampf.
Da die meisten erfolgreichen Profis aus dem Amateurboxlager kommen, Ausnahmen, gibt es, sind sie mit allen Wassern gewaschen, kennen die schmutzigen Tricks, ihres Sports und nutzen die großzügigere Auslegung der Boxregeln, im Profiboxen.
Dazu gehören auch mehr oder weniger versteckte Fouls im Clinch.
Beitrag: Der Clinch im Boxen
Taktisch unterscheiden sich das Amateur- und Profiboxen ebenfalls stark voneinander. Die Profiboxer kennen ihre Gegner und können sich, im Unterschied zu den Amateuren, über viele Wochen auf sie und ihre Stärken und Schwächen vorbereiten. Die viel längeren Kämpfe der Profis und die Art der Punktewertung, beeinflussen die Kampfvorbereitung und die Kämpfe selbst, stark.
So lange dauern Amateur- und Profiboxkämpfe
Olympische Boxer kämpfen über 3 Runden zu je 3 Minuten. Profiboxer, kämpfen über 4 bis 12 Runden zu je 3 Minuten. Die Zahl der Runden wird bei den Profis vom Management vereinbart. Für Meisterschaftskämpfe schreiben die Boxverbände die Rundenzahl vor. Weltmeisterschaften der Profis sind immer für 12 Runden veranschlagt.
Knock Outs kommen im Profiboxen wesentlich häufiger vor. Ein K.o. führt zu einem vorzeitigen, unmittelbaren Kampfabbruch.
Amateur – vs. Profiboxer, die Punktewertung
Im Amateurboxen bewerten 5 Punkterichter, mittels eines elektronischen Zählsystems, die Kämpfe. Punkte werden nur für saubere Treffer, an den Trefferflächen, im Bereich Kopf und Oberkörper, vergeben. Die Treffer müssen mit den Faustknöcheln erfolgen. Die gültige Trefferfläche ist auf den Handschuhen markiert.
Am Ende des Kampfes entscheidet die Gesamtpunktezahl über Sieg und Niederlage der Amateurboxer, nicht die Zahl der gewonnenen Runden, wie bei den Profis.
Wirkungstreffer und Aggression in der Kampfführung, werden im olympischen Boxen, nicht höher bewertet. Im Profiboxen schon.
Im Profiboxen werten 3 Kampfrichter, nach einem 10 Punktesystem, jede Runde für sich. Wer am Ende des Kampfes mehr Runden gewonnen hat, wird zum Sieger erklärt. Wirkungstreffer, aber auch Aggression, defensive Fähigkeiten und Dominanz der Kämpfer (Ringbeherrschung), fließen ebenfalls in die Wertung mit ein.
Im Profiboxen bekommt der Rundengewinner, für jede gewonnene Runde, 10 Punkte verliehen. Der Verlierer neun. Für Niederschläge wird jeweils ein weiterer Punkt abgezogen. Geht eine Runde unentschieden aus, erhalten beide Boxer, jeweils 10 Punkte.
Kam es zu Punkteabzügen durch Verwarnungen oder Tiefschläge, werden diese in die Kampfwertung miteinbezogen.
Bei einem K.o. wir unterscheiden den klassischen K.o. und den technischen K.o, gewinnt derjenige Boxer, der diesen K.o. erzielt hat. Die Punktewertung spielt dann keine Rolle mehr. Die Entscheidung des Kampfes trifft, dann alleine der Ringrichter. Den Ringarzt kann er jederzeit miteinbeziehen.
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Kleidung und Schutzausrüstung der Boxer
Der offensichtlichste Unterschied zwischen Amateuren und Profiboxern ist die Kleidung. Die Amateure müssen verpflichtend ein ärmelloses T-Shirt tragen, die Profis kämpfen mit freiem Oberkörper.
Der Tiefschutz, das Suspensorium, Bandagen der Hände, normierte Boxhandschuhe und Zahn- bzw. Mundschutz, sind, sowohl bei den Amateuren, als auch den Profiboxern, obligatorisch.
Der Deutscher Boxsport Verband e.V. (DBV) schrieb bei Wettkämpfen der Amateure bis 2013 zwingend einen Kopfschutz vor. Seit dem, wird im olympischen Boxen in Deutschland, nur mehr von Frauen und Minderjährigen zwingend ein Kopfschutz getragen. Studien der AIBA, des internationalen Amateurboxverbandes, haben ergeben, dass der Kopfschutz, die Sicherheit der Boxer nicht erhöht, da er die Sicht beeinträchtigt und so zu mehr Kopftreffern führt.
Im Profiboxen wird der Kopfschutz nur im Training verwendet, in Kämpfen ist er nicht zugelassen.
Was die Handschuhgrößen im Boxen anbelangt, sie wird in Unzen gemessen und ist ein Maß für die Polsterung, ist diese von mehreren Faktoren, abhängig. Im Amateurboxen, werden aus Sicherheitsgründen, größere Handschuhe vorgeschrieben als bei den Profis.
Im Profiboxen werden 8 Unzen schwere Boxhandschuhe, bis zum Weltergewicht und 10 Unzen schwere, ab Halbmittelgewicht vorgeschrieben.
Bei den Amateuren, den olympischen Boxern, werden Herren, 12 Unzen schwere Boxhandschuhe vorgeschrieben. Jugendliche und Damen verwenden 10 Unzen schwere Handschuhe.
Welche Alterslimits gelten für Amateure und Boxprofis?
Amateurboxen und Bestreiten von Wettkämpfen, ist im Alter von 10 Jahren, frühestens möglich. Mit der Vollendung des 39. Lebensjahres, ist der Boxer zu alt, um an Amateurboxkämpfen teilnehmen zu dürfen. Boxer über 34 Jahren müssen eine Sonderlizenz beantragen.
Die Altersgrenzen im Amateurboxsport, sind darauf ausgelegt, die Gesundheit der Kämpfer bestmöglich zu schützen.
Im Profiboxen gibt es keine Altersbeschränkungen. Sportärztliche Untersuchungen im Vorfeld des Kampfes sind aber verpflichtend. Einer der letzten und spektakulärsten Kämpfe im Profiboxen war der Fight zwischen Roy Jones Jr., mit 51 und dem drei Jahre älteren Mike Tyson, im Jahr 2020.
George Foreman wurde im Alter von 45 Jahren, sogar Schwergewichtsweltmeister, 20 Jahre, nachdem er seinen ersten Titel errungen hatte.
Der Verdienst, die Unterschiede-Boxprofis vs. Amateure
Im Profiboxen wird im Zuge der Vorverhandlungen zum Kampf, die sogenannte Kampfbörse, der Verdienst der Boxer fixiert. Die Börse kann an verschiedene Klauseln gebunden sein und ist in der Regel unabhängig, vom Ergebnis des Kampfes.
Im Amateurboxen gibt es Siegprämien, die je nach Kampfergebnis, Sieg oder Niederlage, ausgeschüttet werden. Das olympische Boxen, stellt einen rein sportlichen Wettkampf dar, während das Profiboxen, neben dem sportlichen Ereignis, immer auch eine gewisse Inszenierung, einer Show beinhaltet.
Schließlich geht es dazu, die Kämpfe zu promoten, zu bewerben und ein Maximum an Einnahmen, durch Werbeverträge, Kampfbörse und an Senderechten, zu erwirtschaften.
Selbstverständlich verdienen die Profis, verglichen mit den Amateurboxern, wesentlich mehr. Ihr Sport ist aber auch noch ein ganzes Stück härter, gesundheitsgefährdender und die aktive Zeit als Boxer, begrenzt.
Profiboxer zählen zu den best bezahlten Sportlern auf der Welt. Das gilt allerdings nur für die absolute Elite. Der durchschnittliche Profiboxer verdiente in 2018, im Durchschnitt nur 35.000 Dollar im Jahr. Bei einem Durchschnittseinkommen von 64.000 Dollar im Jahr pro Haushalt, also ein keineswegs hoher Verdienst.
Etwa ein Prozent der Profiboxer in den USA verdienen mehr als eine Million Dollar im Jahr, die unteren 10 % allerdings weniger als 20.000 Dollar im Jahr. Angesichts der hohen Risiken, die der Boxsport mit sich bringt, lohnt der Beruf Profiboxer, für die Mehrheit der Kämpfer, sich also nicht.
Die Gewichtsklassen im Amateur- vs. Profiboxen
Die Gewichtsklassen im olympischen Boxen und dem Profiboxen sind nicht ident. Die Namen der Gewichtsklassen in den Profiboxverbänden (WBO, IBF, WBC, WBA) unterscheiden sich voneinander, die Gewichtslimits selbst, sind aber gleich.
Genaue Informationen und Tabellen zu den Gewichtsklassen im Profi- und Amateurboxen, erfährst du in folgendem Beitrag: Die Gewichtsklassen im Boxen der Amateure und Profis erklärt
Fazit – die Unterschiede im Amateur- und Profiboxen
Die Unterschiede und die Anforderungen im Amateur- und Profiboxen, sind größer, als man auf den ersten Blick glauben möchte. Zwar sind die Profis nicht in jedem Fall die besseren Boxer, allerdings ist das Leistungsniveau, in der Spitzenklasse, bei den Profiboxern deutlich höher.
Auch talentierte Boxsportler sollten sich die Entscheidung ins Profilager zu wechseln gründlich überlegen. Der Profisport ist überaus hart und birgt deutlich höhere Gesundheitsrisiken in sich als das olympische Boxen.
Mit dem Einsatz, den erfolgreiche Profiboxer an Trainingsaufwand bringen müssen, lässt sich auch auf andere und gesündere Art auch Geld verdienen.
Viel Spaß beim Zusehen und Trainieren!
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